Das Miststück (fm:Romantisch, 6974 Wörter)

Das Miststück

"An welcher Stelle meines gottverdammten Lebens habe ich eigentlich die verdammte falsche Abfahrt genommen?"

Mit diesem Gedanken stand Herr Doktor Kai Johannis am Steuer dieser wunderbaren Yacht, als er gerade auf die Hafeneinfahrt von Marbella zufuhr. Es ging ihm nicht gut und entsprechend war er auch gelaunt. Ganz selbstverständlich übergab er das Steuer an diese unglaublich anmutige blonde Frau, die ihn nur still anlächelte.

"Ein Fehler. Mein ganzes Leben ist ein einziger Fehler!"

Dachte er, während seine Aufgaben ganz automatisch ausgeführt wurden. Er hängte die Fender links und rechts an die Seitenwände und machte die Leinen bereit. Die Segel hatte er schon eingefahren und der Motor verbreitete seinen wirklich einzigartigen Blubber Rhythmus. Ganz beruhigend, mit niedriger Drehzahl blubberte er hier vor sich hin und gab dabei ganz sanfte Vibrationen an die Struktur des Bootes ab. Es war eigentlich ein Traum. Eigentlich musste er denken:

"Ja habe ich sie denn noch alle? Warum erlaube ausgerechnet ich mir zu jammern?"

Hier legten die beiden eine Yacht an, die genau betrachtet überhaupt nicht hier her passen wollte. Sie machten das in einer Professionalität und Sicherheit, die auch auf Beobachter den besten Eindruck hinterließen. Nur waren hier eben fast nur Motoryachten aller Größen zu sehen. Kai aber war mit dieser Blondine auf einer recht ansehnlichen Segelyacht unterwegs. Entsprechend viel Aufsehen erregten sie auch. Sie reisten auf einer Halberg Rassy Segelyacht. Der Name für sich war schon eine Ansage, aber die Größe von 57 Fuß war absoluter Hochadel in jedem Hafen. Ein Traum und ein Traum, der seit kurzem ihm gehörte. Unglaublich...

Sie hatten angelegt und alles gesichert. Beide hatten sich in etwas angemessenere Schale geworfen und so half er ihr gerade mit seinen Händen um ihre Taille von Bord zu hüpfen. Sie lächelte ihn sanft an und gab ihm einen zärtlichen Kuss, worauf er nur ihre Hand ergriff und sie zusammen zum Hafenbüro gingen, um ihre Liegegebühr zu bezahlen, beziehungsweise sich zu registrieren. Das war alles international immer der gleiche Ablauf. Man gewöhnte sich daran und in jedem Hafen der gleiche Ablauf. Freundlich, höflich und schnell erledigt.

So erlaubten die Zwei sich im Anschluss einen lockeren Spaziergang, um sich erst mal die wackeligen Beine zu vertreten und nach einem gemütlichen Restaurant Ausschau zu halten. Zwar war es hier, an der Promenade unglaublich teuer und versnoppt, jedoch hatten sie schon vor Ankunft entschieden, sich das heute zu gönnen. Sie entschieden sich für einen edlen Spanier, wo sie beide eine Paella Pfanne, für zwei Personen bestellten und dazu einen wirklich guten Weißwein. Ja. Zwischen all diesen Edel Restaurants, Edelboutiquen und Nobel Juwelieren kamen sogar die Beiden sich total falsch vor. So sagte Ella auch leise zu ihm:

"Das hier wäre genau das richtige für deine Frau. Nadine würde hier jeden Laden plündern!"

Mit nur gequältem Lächeln antwortete Kai:

"Deine Tochter würde hier Geld verbrennen, wie gestört, aber niemals auf der Libelle mitfahren. Weißt du nicht mehr, was sie gesagt hat, als wir sie gefragt haben?"

Libelle heißt dieses Segelboot und das war gar nichts für Nadine. Die hasste das sinnlose und unnötig teure Hobby ihrer Eltern von ganzem Herzen. Es gab so vieles, was den beiden auch hier beim leckeren Essen durch den Kopf ging. Sie waren gerne zusammen und genossen es sehr, auch ganz ohne Worte und nur im Gedanken vertieft miteinander klar zu kommen. So lief es hier auch ab. Sanfte und sehr liebevolle Lächeln und Küsschen wurden von ebensolchem Streicheln und Schmusen ergänzt.

Händchenhaltend gingen sie die Schaufenster bewundern. Wobei sie mehr die Fenster inspizierte, er die andere Seite. Die vielen tollen Yachten und Boote eben. Sie schwenkten eine Parallelstraße zur Hafenpromenade ein und sahen Schaufenster von Lamborghini, Rolls Roys und Koenigsegg,

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