Ein Herz und zwei Seelen -- Josefine Selma (fm:Romantisch, 47097 Wörter) | ||
| Autor: Sterni | ||
| Veröffentlicht: Dec 30 2025 | Gesehen / Gelesen: 863 / 727 [84%] | Bewertung Geschichte: 9.84 (25 Stimmen) |
| Selma und ihre Tochter Martas Dorf wird im 30-jährigen Krieg verwüstet. Von Hunger und Kälte bedroht, gehen sie auf eine einzigartige Reise. 382 Jahre später erreicht Selmas Seele ihr Ziel: Die junge Prostituierte Josefine. | ||

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Verzweifelt sah Marta ihre Mutter an.
"Ich weiß es nicht, Marta. Wenn wir nicht verhungern, dann werden wir erfrieren. Sie haben alle Vorräte geplündert und der Winter kommt bald. Das Buch der Heilung ist auch verbrannt."
"Aber du hast mich alles auswendig lernen lassen, Mutter. Und jetzt fällt mir ein, Urgroßmutter hat aufgeschrieben, was wir machen können."
"Ja, das hat sie. Aber das Ritual ist sehr schwierig und wir wissen nicht, ob unsere Seelen wirklich auf die Reise in einen anderen Leib gehen oder ob wir einfach nur sterben."
"Ich will es lieber versuchen, als hier zu verhungern oder zu erfrieren. Ich bin noch so jung! Ich will leben!"
Marta weinte wieder, wie so oft in den letzten Tagen. Selma nahm sie in die Arme und weinte mit ihr.
"Also, sag mir nochmal, was machst du, wenn du angekommen bist?"
"Ich beobachte erstmal, ich lerne meinen Gastgeber kennen und lerne, wie er oder sie lebt. Wenn ich das geschafft habe, dann versuche ich, mit ihm zu reden. Ich muss einfach nur meine Gedanken an ihn richten. Ich kann seinen Leib selber bewegen, aber nur, wenn er es erlaubt und solange er es erlaubt. Dazu muss ich sein Vertrauen gewinnen. Zwei Seelen in einem Herzen, aber ich bin nur Gast. Alles richtig so?"
"Ja, alles richtig. Und irgendwann finden wir uns wieder. Merk dir gut, wo wir die Flasche mit unseren Brieflein vergraben haben. Finde sie und lies mein neues Brieflein, dann weißt du, wo ich bin. Wenn sie nicht mehr da ist, leg eine neue Flasche mit einem neuen Brieflein dort ab."
"Urgroßmutters zweite Seele war über 200 Jahre unterwegs, bis sie ihren Leib gefunden hatte. Wir wissen nicht, wie lange wir unterwegs sein werden."
"Nein, das wissen wir nicht, aber ich fühle in meinem Herzen, dass wir uns wiedersehen werden."
"Ich fühle es auch, Mutter."
"Dann lass uns den Trank trinken und mit der Zeremonie beginnen."
Die beiden Frauen leerten ihren Becher mit dem Trank und setzten sich ganz nah gegenüber, das rechte Bein jeweils über das linke Bein der anderen. Ihre Hände lagen auf den Schultern der anderen. Sie sahen sich lächelnd in die Augen, dann schlossen sie sie. Den Oberkörper langsam im Kreis wiegend, summten sie eine einfache, immer wieder kehrende Melodie. Ihre Herzen begannen, im Takt zu schlagen und sie fühlten nichts als Glück. Ihre Seelen berührten einander.
Schließlich verschwanden ihre Leiber und die Kleidung fiel leer zu Boden.
Selma
Ich schwebe umgeben von bunten Farben, leise Melodien sind zu hören. Zeit und Raum haben keine Bedeutung. Ich fühle Zufriedenheit, ich bin glücklich.
Und plötzlich kann ich wieder sehen. Ich habe einen Leib! Halt, es ist nicht mein Leib, ich bin nur Gast hier. Es ist der Leib einer Frau und ich spüre, dass sie unglücklich ist. Mir ist, als ob ich auf einmal ebenfalls unglücklich bin. Die nackten Unterarme der Frau lehnen auf etwas, was sich kalt anfühlt. Ich fühle also mit ihrem Leib. Und ich sehe, was sie sieht. Ich spüre noch etwas. Irgendetwas ist in ihr, was dort nicht hinein gehört. Es muss eine Art von Gift sein. Kein tödliches Gift, aber dennoch ganz und gar nicht gut.
Es ist Nacht. Das, worauf sie sich abstützt, ist ein Loch in einer riesengroße Kiste. In der Kiste sitzt ein Mann auf einem Stuhl. Neben ihm ist noch ein Stuhl, auf dem niemand sitzt. Vor dem Mann befindet sich eine Art Rad.
"Na mein Großer, was kann ich für dich tun?" fragt die Frau, oder frage ich das?
Ich bin verwirrt. Ich spreche, obwohl ich es gar nicht will.
"Kommt drauf an, was es kostet."
"Hast du etwas bestimmtes im Sinn oder möchtest du die komplette Preisliste hören?"
"Lass mal die Preisliste hören."
"Wenn ich in dein Auto steige, bist du 10 € los für 15 Minuten. Nur quatschen ist dann kostenlos. Französisch kostet 20 extra, Zungenküsse 50, Tittenfick 30, Pussyfick 40, Kondom bekommst du von mir. Anal ist nicht im Angebot. 15 min Verlängerung kostet 40, egal was. Du kannst mich auch die ganze Nacht mit nach Hause nehmen für 500, Flatrate und all inclusive. Also, was darf's sein?"
"Ich nehme Französisch, das macht dann 30, oder?"
"Gut aufgepasst!"
"Geht auch ohne Kondom? Mit alles schlucken und so?"
"Tut mir leid, mein Großer, das ist verboten. Wenn ich erwischt werde, gibt's ein Bußgeld, dann zahl ich drauf, das lohnt sich nicht. Außerdem leg ich viel Wert auf Sauberkeit."
"Na gut, dann mit Kondom. Steig ein!"
Mir wird klar, die Frau, die meine Seele aufgenommen hat, sie ist eine Hübschlerin! Oh mein Gott!
Der Mann beugt sich über den freien Stuhl und macht etwas unter der Armlehne, wo die Frau sich abstützt. Es bewegt sich was. Es ist eine Tür! Die Frau öffnet die Tür und setzt sich in die Kiste auf den freien Stuhl. Für einen Moment kann ich den Leib sehen, in dem ich stecke. Mir fällt auf, dass ich knallrote Fingernägel habe. Ich trage ein viel zu knappes Hemdchen, meine Brüste sind groß und kaum bedeckt. Und der rote Rock, er ist viel zu kurz und gibt meine Beine frei. Ich habe Stiefel an, in denen ein langer Stock an der Ferse befestigt ist. Wie kann man denn darin laufen? Ich sehe, wie meine Hände zwei kleine Bogen Papier nehmen und in ein kleines Täschchen stecken. Das muss wohl das vereinbarte Geld sein.
"Dann fahr mal los, ich zeig dir den Weg." höre ich mich sagen.
Die Kiste bewegt sich! Mir wird schlecht in der Magengrube. Ob sie das auch spürt? Staunend sehe ich, wie wir uns auf einem harten Weg bewegen. Ein Licht beleuchtet den Weg. Und helle Laternen an großen Pfählen.
"Hier rechts und dann gleich wieder links, da ist ein kleiner Parkplatz." sagen wir.
Endlich bleibt die Kiste am selben Fleck.
"So, mein Lieber, dann mach dich mal unten frei und zeig mal, was du da hast."
Der Mann hebt seinen Hintern und zieht sich die Hose runter und... oh mein Gott!
Wir fassen das Ding an und schieben die Haut hin und her!
"Na, da hast du ja einen richtigen Prachtkerl mitgebracht. Dann wollen wir ihm mal einen schicken Anzug verpassen."
Wir nehmen etwas aus der kleinen Tasche und öffnen eine kleine Tüte. Darin ist etwas feuchtes, ob das der besagte Anzug ist? Er ist es. Mit beiden Händen rollen wir den Anzug über sein hartes... Ding.
"Passt wie angegossen!" sagen wir.
Der Mann stöhnt leise. Dann beugen wir uns nach unten, dem Ding entgegen. Wir öffnen den Mund. Sie wird doch nicht...? Wir schließen die Augen und ich spüre das Ding auf der Zunge. Immer weiter dringt es in unseren Mund ein. Das ist doch ekelhaft! Wie kann sie nur so etwas machen?
Ich spüre, wie sich Hände auf unser Haar legen. Wir lassen von ihm ab und heben den Kopf.
"Hey," sagen wir, "nicht anfassen! Wenn du mich anfassen willst, kostet es 20 € extra! Und für 40 extra kannst du meinen Kopf so tief runter schieben, wie du willst. Also, wie haben wir es jetzt?"
"Nein, nein, ist schon gut. Ich fasse dich nicht an."
"Gut!" sagen wir und beugen uns wieder runter.
Wieder nehmen wir das Ding in den Mund und lassen es rein und raus gleiten.
Erstmal beobachten und die Gastgeberin kennenlernen, hab ich Marta ermahnt. Und jetzt bin ich diejenige, der es schwerfällt, die Mahnung zu beherzigen. Es muss ein Grund geben, warum sie das macht, vielleicht ist sie auch deshalb unglücklich. Und es muss einen Grund geben, warum Gott meine Seele zu ihr geschickt hat. Ich muss herausfinden, was der Grund ist.
Widerwillig ertrage ich, was passiert, und ich spüre noch etwas. Ich spüre, dass es ihr auch keinen Spaß bringt, und dennoch macht sie es. Immer wieder senkt sie ihren Kopf nach unten, das Ding dringt in uns ein, und dann hebt sie ihren Kopf wieder und es geht wieder raus. Sie hat die Augen geschlossen, wenigstens müssen wir nicht auch noch dabei zusehen.
Dann endlich hat es ein Ende. Das Ding pulsiert und der Anzug füllt sich mit Flüssigkeit. Der Mann stöhnt. Die Flüssigkeit kenne ich, mein lieber Mann Johannes ließ sie immer raus, wenn wir nachts beieinander lagen und uns liebten. Und sie war der Samen, der unsere wundervolle Tochter Marta entstehen ließ. Das mit Johannes war aber ganz anders als das hier. Gerade jetzt in diesem Moment vermisse ich ihn ganz besonders. Ich weiß, dass ich ihn nie wiedersehen werde. Endlich hebt sie den Kopf wieder und lässt das Ding ganz raus. Ich bin erleichtert. Es scheint überstanden zu sein.
"So," sagen wir, "das ist erledigt. Ich hoffe du bist zufrieden, befriedigt bist du auf jeden Fall. Soll ich dir noch mit dem Kondom helfen?"
"Nein, das brauchst du nicht, das kann ich selber."
"Gut. Brauchst du noch ein Taschentuch zum Abwischen?"
"Das wäre nett."
Wir holen ein kleines Päckchen aus der Tasche und öffnen es. Mehrere weiße Tücher, fein säuberlich gefaltet, befinden sich darin und wir geben ihm eines davon.
"So mein Großer," höre ich uns sagen, "ich werde mich jetzt mal verabschieden. Ich geh zu Fuß zurück, brauche etwas frische Luft."
Unsere Hand greift nach einem Griff, der sich im Inneren der Tür befindet. Die Tür geht auf. Wir stehen auf und verlassen die Kiste. Dann stehen wir auf der Straße. Wir atmen tief durch und machen uns auf den Weg, dahin, wo wir hergekommen sind. Ich wundere mich, dass wir auf diesen Schuhen laufen können. Offensichtlich kann die Frau das, ich könnte es nicht.
"Was für ein Spacken!" höre ich uns sagen. Wir nehmen einen rechteckigen flachen Gegenstand aus der Tasche. Es leuchtet, ein buntes Bild ist zu sehen. Wir nehmen es in beide Hände und berühren es mehrmals hintereinander mit beiden Daumen. Zahlen und Buchstaben entstehen wie von Zauberhand. Sie sind mir nur zum Teil bekannt, ich weiß nicht, was es damit auf sich hat. Dann steckt sie das leuchtende Ding wieder in die Tasche.
Am Wegesrand stehen noch viel mehr von diesen Kisten. Sie haben Räder unten drunter. Das muss es gewesen sein, was diese Kisten bewegt. Aber welche Kraft steckt dahinter? Ich weiß es nicht, noch nicht, aber ich werde es herausfinden. Dann kommt uns eine von diesen Kisten entgegen, vorne rechts und links sind zwei Lichter. Das müssen die Dinger gewesen sein, die den Weg erhellt haben. In was für einer wundersamen Welt bin ich jetzt? Ich hoffe, das es hier keinen Krieg gibt. Wir nähern uns wieder der Stelle, wo wir in die Kiste gestiegen sind. Eine andere Frau steht in der Nähe. Sie ist ähnlich gekleidet wie wir. Sie hat weiße Stiefel an die ihr fast bis zum Po gehen. Sie hat einen genauso kurzen Rock an und ihre Bluse ist wie unsere viel zu klein, um ihre Haut zu bedecken. "Hallo Chantal!" sagen wir, "Wie läuft es so? Wie viel musst du noch?"
"Hallo Jacqueline," sagt die Angesprochene, "Zwei oder drei noch heute, dann ist Feierabend."
"Ja für mich auch!" sagen wir. "Für immer und ewig!" flüstern wir kaum hörbar dazu.
Ich bin alarmiert. Für immer und ewig? Was hat das zu bedeuten? Jetzt heißt es gut aufpassen, das könnte der Grund sein, warum Gott mich zu ihr geschickt hat.
Ich sehe, wie wieder eines dieser Räderkisten uns nähert. Drinnen sitzt ein Mann. Er sieht zu uns rüber, aber er bewegt sich vorbei. Er hält bei Chantal. Sie reden miteinander, dann steigt Chantal in die Kiste und weg ist sie. Jacqueline, das muss meine Wirtin dann wohl sein. Ich höre, wie sie seufzt. Wir müssen nicht lange warten. Da kommt schon die nächste Kiste, viel größer als die anderen. Wie von Geisterhand öffnet sich die durchsichtige Scheibe und fährt nach unten und verschwindet in der Tür. Wieder mit Mann drin, was denn sonst?
"Hallo Josefine," sagt der Mann, "hast du Zeit für mich?"
Ich bin verwirrt. Jaqueline oder Josefine? Ich beschließe, dass Josefine sich besser anhört
"Na klar," antwortet Josefine, "für dich doch immer, Johann!"
"Na dann steig mal ein!" sagt Johann.
Johann! Fast wie Johannes, mein Mann.
Wir beiden steigen ein und Josefine gibt Johann einen Kuss. Ein richtig liebevoller Kuss. Ich kann fühlen, wie unsere Zungen miteinander spielen und es fühlt sich wirklich gut an. Sie scheinen sehr vertraut miteinander zu sein. Er riecht sehr gut. Er scheint schon etwas älter zu sein, sein Haar ist teilweise grau und er hat einen kurz geschnittenen grau-schwarzen Bart. Für einen kurzen Moment kann ich in seine Augen sehen. Er ist ein guter Mensch.
Er gibt ihr das Geld in die Hand und es verschwindet sofort in der kleinen Tasche.
"Du siehst müde aus, Josefine, gehts dir gut?"
"Es war ein langer Tag, Johann. Aber jetzt bin ich bei dir und alles ist gut. Aber nun zu dir, mein Lieblingskunde: Wie immer? Zwei Stunden alles inclusive?"
"Ganz genau, mein Lieblingsmädchen."
"Na dann, husch husch, auf zu unserem Lieblingsplatz!"
Wir sind eine Weile unterwegs, dann hält der Wagen. Jaqueline hat inzwischen die Stiefel ausgezogen. Die Füße fühlen sich befreit an.
"Ab nach hinten mit dir! Ich komme gleich zu dir!"
Wir erheben uns aus dem weichen Stuhl und gehen nach hinten. Dort befindet sich ein Bett! Unglaublich! Wir werfen uns bäuchlings darauf und sehen über die Schulter zurück zu Johann. Der folgt uns sogleich und legt sich auf uns. Er fühlt sich überhaupt nicht schwer an, was wohl daran liegt, dass er sich abstützt.
Er küsst unseren Nacken. Es kitzelt und wir kichern. Wir drehen uns um und sehen ihm in die Augen.
"Und jetzt küss mich und dann mach uns beide nackig! Ich will dich fühlen, überall!"
Johann hat uns fest im Arm. Er kommt näher und wir öffnen den Mund. Ein sanfter Kuss beginnt. Erst berühren sich nur unsere Lippen und lösen sich wieder voneinander. Wie ein sanfter Tanz, es ist wunderschön. Dann kommen unsere Zungen wieder ins Spiel. Sanft kreisen sie umeinander. Ich fühle, wie uns ein Schauer über den Rücken läuft. Hab ich das gemacht oder Josefine? Und ich merke, dass unser Herz schneller schlägt, und im Bauch kribbelt es. Wie damals, als Johannes und ich uns das erste Mal küssten. Immer tiefer schieben sich Josefine und Johann gegenseitig die Zungen in den Mund. Josefine hat die Augen geschlossen und ich stelle mir vor, dass ich Johannes küsse, meinen geliebten Mann. Ich vermisse ihn und mir kommen die Tränen, als ich an ihn denke.
Johann beendet den Kuss und unsere Blicke treffen sich. Ich erkenne Liebe in seinem Blick. Er wischt die Tränen von unserem Gesicht.
"Hey, warum weinst du?" fragt er mit sanfter Stimme.
"Ich weiß nicht, es ist einfach so passiert."
Wir schlingen die Arme um seinen Nacken und dann fangen wir erst richtig an. Die Tränen rinnen in Strömen.
"Zieh mich aus! Ich brauch dich jetzt in mir, ganz tief!"
Geschickt knöpft er uns die winzige Bluse auf und wirft sie beiseite. Über den Brüsten tragen wir ein mir unbekanntes Kleidungsstück. Er löst es hinterm Rücken und streift es über unsere Arme ab. Wir sehen ihn an und lächeln, die Tränen sind versiegt. Dann löst er den Knopf vom Rock und zieht ihn runter. Nur ein winziges Höschen aus edlem Stoff haben wir noch am Leib. Er packt es rechts und links, wir heben erst den Po und winkeln dann die Beine an, während er das Höschen abstreift. Während ich erstaunt bemerke, wie feucht wir da unten sind, zieht er sich geschwind aus. Er ist ein sehr schöner Mann, wie ich finde. Er ist muskulös mit starken Armen, hat Haare auf der Brust, die teilweise grau sind. Noch mehr staune ich, als wir sehen, wie groß er da unten ist. Viel größer als der andere, den Josefine "Spacken" nannte, und auch größer, als ich es bei Johannes in Erinnerung habe. Weit, ganz weit öffnen wir Arme und Beine und langsam sinkt sein Leib dazwischen. Die beiden Leiber berühren sich. Es fühlt sich großartig an, seine Haut auf unserer zu spüren. Und er dringt langsam in uns ein. Ich spüre, wie er uns dehnt und ich höre, wie wir leise stöhnen. Wir verschränken die Füße hinter seinem Po und ziehen ihn rein, bis er ganz tief drinnen nicht mehr weiter kann. Wieder küssen wir uns, genauso unbeschreiblich schön wie vorher. Langsam zieht er sich unten zurück, ich will ihn anschreien, er soll drin bleiben, aber da kommt er auch schon wieder rein.
Wieder zieht er sich zurück, um dann gleich wieder vorzustoßen. Mein Gott, wie viele Jahre ist das her, dass ich so etwas Schönes erlebt habe. Immer schneller bewegt er sich und das Gefühl wird immer intensiver. Unser Atem wird schneller und das Herz pocht. Ich spüre ein heftiges Kribbeln da unten. Wir sehen Johann an und lächeln. Er lächelt ebenfalls, aber nur kurz. Sein Lächeln verschwindet und er stößt auf einmal viel kraftvoller zu da unten. Wir schließen die Augen und öffnen den Mund weit. Gleichzeitig zieht sich unten alles zusammen. Unsere Beine zittern und wir schreien leise, aber sehr lange. Unser Unterleib ist in Aufruhr, die Muskeln verkrampfen sich. Langsam entspannen wir uns wieder. Unsere Augen öffnen sich wieder und sehen Johann mit einem strahlenden Gesicht, der dann zu einem neuen Kuss ansetzt. Es ist ein liebevoller, leidenschaftlicher Kuss, wieder mit geschlossenen Augen. Ich weiß jetzt genau, dass dieser Mann das Mädchen liebt, das er küsst. Und Josefine liebt ihn auch, das spüre ich. Seltsam, obwohl ich ihn gar nicht kenne, fühle ich auch so etwas wie Liebe für ihn. Faszinierend, ich sehe, was sie sieht, ich höre, was sie hört und ich fühle, was sie fühlt. Und da ist noch mehr. Das, was ihre Seele fühlt, das fühlt auch meine Seele. Und dennoch scheinen wir immer noch zwei verschiedene Persönlichkeiten zu sein.
"Das war so schön!" flüstern wir, "Eigentlich müsste ich dich jetzt bezahlen und nicht du mich!"
"Oh nein! Zweihundert Euro für zwei Stunden was immer du magst, das war der Deal. Weißt du noch beim ersten Mal? Wir haben uns einfach nur nackig aneinander geschmiegt und nichts gemacht. Für mich war es der beste Sex seit langem."
"Für mich auch, Johann. Mit dir ist es immer schön und das reinste Vergnügen. Apropos Vergnügen. Ich hatte meins und jetzt bist du dran. Du bist immer noch ganz hart."
Wir bewegen unser Becken ein wenig im Kreis.
"Neunundsechzig?" fragen wir.
Ich weiß nicht, was das bedeutet.
"Neunundsechzig!" sagt Johann.
"Aber ich lieg unten, sonst läuft mir wieder alles aus dem Mund und saut dein Bett ein."
"Einverstanden."
Johann erhebt sich und es ist auf einmal unangenehm leer da unten. Aber dann taucht das, was uns eben noch ausgefüllt hat, direkt vor unserem Gesicht auf. Seltsam, vorhin beim Spacken fand ich es eklig, aber jetzt überhaupt nicht mehr. Im Gegenteil, ich finde es angenehm. Noch nie zuvor habe ich ein männliches Glied so nah vor mir gesehen. Irgendwie ist es schon schön. Wir wickeln unsere Hand fest drum herum und drücken es ein wenig. Es ist immer noch feucht von uns. Die Spitze sieht ein wenig aus wie ein Pilz und an der Unterseite befindet sich ein kleines Bändchen, das wir mit der Zungenspitze berühren. Es schmeckt salzig. Gleichzeitig merke ich, dass sich Johann unten bei uns zwischen unseren weit gespreizten Schenkeln zu schaffen macht. Ich weiß nicht, was er da macht, aber es fühlt sich himmlisch an. Langsam fahren wir mit der Zunge an seinem Glied hin und her. Und dann stülpen wir unsere Lippen über die Spitze. Wir heben unseren Kopf und lassen sie immer tiefer rein, während Johann ebenfalls mit irgendetwas die Leere ein wenig ausfüllt. Ich denke, eigentlich müssten wir jetzt würgen, aber das passiert nicht. Wir haben den Kopf in den Nacken gelegt. Wir spüren seinen Sack auf der Nase und den geschlossenen Augen und sein ich weiß nicht was in uns drinnen da unten. Noch nie im Leben habe ich so etwas erlebt. Es ist irgendwie schaurig-schön.
Es muss wohl Johanns Zunge sein, sie bewegt sich immer schneller. Wir ziehen uns zurück, atmen einmal tief aus und ein, und verschlingen sein Glied dann wieder. Das Tempo nimmt zu, sowohl bei ihm als auch bei uns. Und dann passiert es! Das Glied ist halb im Mund, als seine Ladung unseren Mund füllt. Johann stöhnt, aber gleichzeitig bearbeitet er uns weiter mit seiner Zunge. Wir schlucken mehrmals und schon fangen unsere Beine wieder an zu zittern. Unser ganzer Leib bebt jetzt. Kurz danach rühren wir uns beide nicht mehr, genießen, was gerade eben passiert ist.
Johann erhebt sich, dreht sich um und legt sich neben uns auf den Rücken. Wir drehen den Kopf zur Seite und sehen Johann an. Die beiden Leiber atmen heftig, die Herzen pochen. Zwei Hände finden sich und verschränken die Finger. Ich fühle Glück in mir, das Unglück von vorhin ist wie weg.
Wir drehen uns auf die Seite, legen den Kopf und eine Hand auf seine Brust und ein Bein angewinkelt auf seine Beine. Für eine Weile wird mit geschlossenen Augen Johanns Herz beim Klopfen zugehört, niemand sagt etwas, kein Wort ruiniert diesen schönen Augenblick.
Dann gerät wieder etwas in Bewegung, und zwar unsere Hand. Sanft krault sie die Haare auf seiner Brust, streichelt sie, während sie langsam an seinem Leib nach unten wandert. Schließlich kommt sie am vermeintlichen Ziel an, streichelt sein Glied, das schlapp auf seinem Bauch liegt. Wir greifen nach seinem Sack, der ebenfalls sanft gekrault wird. Wieder zurück zu seinem Glied, stellen wir fest, dass dieses wieder ein Stückchen größer geworden ist, und fester. Wir legen die Hand fest darum und schieben die Haut vor und zurück, während es mit jedem seiner Herzschläge weiter wächst. Unser Kopf erhebt sich und wir sehen ihn an. Er lächelt und wir auch. Wir lassen ihn da unten los und erheben uns, schieben das Bein ganz über ihn auf die andere Seite. Schließlich sitzen wir auf ihm, die Hände stützen sich auf seiner Brust. Wir sind sehr feucht und gleiten über den harten Schaft. Es ist ein wundervolles Gefühl. Wir spüren, wie er wieder in uns hinein gleitet und uns dehnt. Wir lassen ein leises Seufzen hören. Wir richten uns auf, biegen den Rücken nach hinten durch, schließen die Augen und legen den Kopf in den Nacken. Langsam lassen wir unser Becken kreisen, genießen die immer neuen Berührungen in uns drin. Dann sehen wir ihn wieder an, er hält uns seine Hände entgegen und wir stützen uns mit verschränkten Fingern darauf ab. Wir heben unser Becken und lassen es wieder fallen. Schneller, immer schneller werden wir, es kribbelt heftig in unserem Schoß. Und dann kommt es wieder, das Zucken im Bauch, das Zittern in den Beinen, ein langgezogener leiser Schrei entfährt uns. Wir spüren, wie er uns mit seiner Flüssigkeit füllt und sinken schließlich erschöpft auf seine Brust. Er schließt die Arme fest um uns. Heftig keuchend schmiegen sich die beiden Leiber aneinander.
Viel später heben wir den Kopf und sehen ihn einfach nur lächelnd an. Er hat warme und ehrliche Augen und mir ist so, als könnte ich seine Seele sehen. Es ist nicht nur so, als könnte ich sie sehen, ich kann sie sehen! Und sie kommt mir vertraut vor.
Ist das... bist du... Johannis?
Für den Hauch eines Augenblicks sehe ich ein Leuchten in seinen Augen. Ist er es wirklich? Er muss es sein, ich kann mich doch nicht so täuschen! Aber wie ist das möglich?
"Leider ist meine Zeit mit dir gleich um, Johann. Ich muss wieder zurück. Zum Glück muss ich heute nichts mehr arbeiten."
Wie es scheint, hat Josefine doch Talent darin, schöne Augenblicke zu ruinieren.
"Das ist schade, Josefine, sehen wir uns nächsten Freitag wieder?"
"Ich fürchte nein, Johann. Wie es aussieht, werde ich bald an einen anderen Ort gebracht, ich weiß nicht wohin."
"Geh nicht, Josefine! Ich nehm dich einfach mit nach Hause, da bist du sicher!"
"Nein, Johann, du weißt, das geht nicht, wir haben darüber gesprochen. Ich bin schon einmal abgehauen und Zlatko hat mich gefunden. Ich weiß nicht, wie er das gemacht hat, aber er hat mich gefunden. Und dann hat er mich brutal bestraft. Ich will das nicht nochmal erleben, oder vielleicht noch Schlimmeres. Und vor allen Dingen will ich nicht, dass er dir was antut wegen mir. Mit dieser Schuld könnte ich erst recht nicht leben."
"Josefine, ich weiß nicht, ob ich ohne dich klar komme. Du bist der Sonnenschein in meinem Leben."
"Du wirst eine andere finden, Johann. Die eine, die dir all das gibt, was ich dir nicht geben kann. Und wenn du sie gefunden hast, dann erzähl ihr von mir. Erzähl ihr von den schönen Stunden, die wir hatten. Erzähl ihr von dem Mädchen Josefine, das von der großen Liebe träumte, und die statt dessen von ihrer großen Liebe zur Straßenhure Jaqueline gemacht wurde."
"Du bist so viel mehr als das, Josefine. Du bist ein ganz wunderbarer Mensch, der wunderbarste Mensch, den ich kenne."
"Hör, auf, Johann, sonst muss ich gleich heulen, und ich will nicht, dass du mich als ein Häufchen heulendes Elend in Erinnerung behältst."
Wir stehen auf und ziehen unsere knappen Kleidungsstücke an.
Johann sitzt traurig an der Bettkante.
"Sei nicht traurig, Johann! Küss mich noch ein letztes Mal und dann muss ich los."
Johann steht auf und wir küssen uns. Es ist ein leidenschaftlicher und intensiver Kuss und ich beschließe, dass es nicht der letzte sein wird.
Ein letzter Blick, dann drehen wir uns wortlos um und verlassen Johanns bewegliches Bett.
Schnell setzen wir uns in Bewegung, die Kehle fühlt sich an wie zugeschnürt und dann brechen die Tränen in Strömen aus uns raus. Wir lassen sie einfach laufen.
"Hier ist das Geld von heute."
"Hallo Jaqueline. Ich schreib dir schnell ne Quittung aus, Moment."
Der Mann in dem Stuhl mit Rädern dran händigt uns ein Stück Papier aus.
"Alles in Ordnung mit dir, Jaqueline? Du siehst total verheult aus."
"Ernsthaft, Bernie? Ob alles in Ordnung ist mit mir? Ist es in Ordnung, dass ich mich jedenTag prostituieren muss statt zur Schule zu gehen und fürs Abitur zu lernen? Ist es in Ordnung, dass mein Körper ausgebeutet wird und ich von den 10000, die ich im Monat einnehme, gerade mal 500 für mich habe? Ist es in Ordnung, dass ich von meiner Familie und von meinen Freunden getrennt bin? Ist es in Ordnung, dass meine Träume allesamt zerplatzt sind und ich nie mehr im Leben glücklich sein darf? Ist es in Ordnung, dass ich mir jeden neunten Tag dieses Gift in den Arsch spritzen lassen muss, weil ich sonst vor Schmerzen den Verstand verliere? Sag mir, ob irgendetwas von all dem in Ordnung ist, Bernie! Sag es mir! Und dann frag mich nochmal, ob alles in Ordnung ist mit mir!"
Wieder laufen uns die Tränen runter.
"Entschuldige, Jaqueline, das war eine dumme Frage. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber das kann ich nicht."
"Ja, Bernie, eine wirklich dumme Frage. Aber ich weiß, wie du mir helfen kannst. Nimm ein langes Messer und stoss es mir mitten ins Herz! Damit würdest du mir wirklich helfen, weil dann nämlich all das Elend ein Ende hat."
Das hört sich furchtbar an. Ich schäme mich dafür, dass ich nie darüber nachgedacht habe, was eine Hübschlerin denkt oder fühlt. Nun fühle ich es selbst, fühle ihre Verzweiflung. Mir wird klar, warum Gott meine Seele zu ihr geführt hat. Es geht nicht um mich oder um Johannis' Seele, es geht um sie, und nur um sie.
Wir gehen eine Treppe hoch und sehen einen Flur mit mehreren Türen. Eine davon öffnen wir und gehen in einen kleinen Raum. Ein Bett steht darin, ein kleiner Tisch und ein Stuhl. Ein Schrank ist auch dort und noch weitere Gegenstände, die ich nicht kenne. Wir legen die Umhängetasche auf den Tisch, ziehen uns aus und ein Nachthemd wieder an. Wir holen ein paar Gegenstände und legen sie auf den Tisch. Dann nehmen wir eine Art Pfropfen von der Ecke des Bettgestells. Es ist hohl darunter und wir nehmen mehrere kleine weiße Gegenstände heraus und legen sie auf den Tisch. Mit den Daumen drücken wir an den knisternden Sachen und es fallen kleine, runde und weiße Dinger heraus, dreißig insgesamt. Dann nehmen wir einen Trinkbecher, eine Flasche Wasser und einen Löffel. Den Trinkbecher füllen wir mit Wasser und geben die dreißig Dinger da rein. Wir rühren mit dem Löffel im Becher und sehen zu, wie sich die kleinen Dinger auflösen. Als alles aufgelöst ist, starren wir noch eine Weile auf das nun trübe Wasser, das sich immer langsamer bewegt. Schließlich nehmen wir den Löffel heraus, legen ihn auf den Tisch und falten die Hände.
"Lieber Gott, ich weiß nicht, ob ich mir anmaßen darf, dir zu sagen, was ich sagen möchte. Ich habe nicht verstanden, warum du mich all das ertragen lassen hast, was ich ertragen musste. All den Schmerz, die Erniedrigungen, all die Tränen und keine Hoffnung, dass sich was ändert. Ich weiß nicht, was ich noch ertragen soll, aber ich will das alles nicht mehr. Gott, du weißt, ich habe nie etwas Böses getan. Alles, was ich wollte, war ein bisschen Liebe, wie jeder Mensch. Wie konnte ich denn wissen, dass ich mich in einen Teufel in Menschengestalt verlieben würde. Ich wollte fliehen, aber Zlatko hat mich auf der Flucht geschnappt. Als er mich danach in den Trainingsraum gesperrt hat und mich von den drei Männern stundenlang mißhandeln ließ, da ist in mir etwas zerbrochen. Das letzte Stückchen meiner Persönlichkeit war verschwunden. Ich habe mich entschlossen, all dem ein Ende zu setzen. Warst du es, der mich die Schachtel mit den Schlaftabletten finden ließ? Wolltest du mir einen Ausweg zeigen? Hast du Erbarmen mit mir? Ich weiß es nicht. Nun sitz ich hier, bereit, den Becher zu leeren. Ich werde einschlafen und nie mehr aufwachen, weil mein gebrochenes Herz für immer stehen bleibt. Ich bitte dich, nicht schlecht von mir zu denken und sei meiner Seele gnädig. Vielleicht ist ja noch ein kleines Plätzchen im Himmel frei für sie. Bitte, schick mich nicht in die Hölle, denn da bin ich schon. Oh, ich will dir noch danken, dass du Johann in mein Leben geführt hast, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Er ist ein guter Kerl, einer der wenigen, der mich als menschliches Wesen wahrgenommen haben und nicht als ein Stück Fickfleisch. Schick ihm bitte eine Frau, die er lieben kann und die ihn liebt. Und sag Mama und Papa, und meinem großen Bruder Timmi, und meiner Freundin Sina, dass auch sie mir verzeihen sollen. Sie hatten Recht, ich sollte vorsichtig sein mit Zlatko, aber das ist nicht das, was ein verliebtes Mädchen hören will. Das war glaub ich, alles, was ich dir sagen wollte. Falls du mir noch was sagen willst oder mir einen anderen Ausweg zeigen willst, als diesen hier, dann gib mir ein Zeichen. Ich warte noch ein wenig, bevor ich den Becher ausleere. Ansonsten sehen wir uns vorm jüngsten Gericht, wo ich nur um ein mildes Urteil bitten kann.
Danke fürs Zuhören.
Amen!"
Oh Gott! Deshalb hast du meine Seele zu ihr geführt! Ich bin das Zeichen! Ich bin der Ausweg! Ich muss sie davon abhalten! Aber wie? Großmutter hat aufgeschrieben, ich muss ihre Seele erreichen, muss meine Gedanken direkt an sie richten. Ich muss es schaffen!
- Mach das nicht! -
Sie hat den Becher in die Hand genommen und dreht ihn immer wieder. Sie hört mich nicht, ich muss es nochmal versuchen, lauter!
- MACH DAS NICHT! -
"Huh? Ist jemand hier?"
Wir drehen uns suchend um.
- Ich bin hier, ich heiße Selma! -
"Selma? Wo bist du? Ich kann dich nicht sehen. Und wer bist du?"
- Ich bin in dir, Josefine, meine Seele ist in deinem Leib. -
"Was? In mir? In meinem Leib? Ich versteh das nicht!"
- Du verstehst bald. Lass bitte den Becher weg, den du in der Hand hast. -
Zögerlich schieben wir ihn weg.
- Danke. Ich glaube, ich bin das Zeichen, um das du in deinem Gebet gefragt hast. -
"Und ich glaube, dass mein Verstand verrückt spielt. Du bist vielleicht nur eine Halluzination von mir."
- Ich weiß nicht, was eine Halluzination ist, das Wort ist mir nicht bekannt. Aber spielt es eine Rolle, wer oder was ich bin? Immerhin hast du das Gift beiseite geschoben. Das ist ein guter Anfang für uns beide. Du hast Gott um ein Zeichen gebeten, und hier bin ich. Und du hast Gott um einen Ausweg gebeten, lass uns gemeinsam einen finden! Lass uns gemeinsam kämpfen! Kämpfe gegen den Schmerz in dir und kämpfe gegen deinen Feind und gegen alles, was dich unglücklich macht! Hol dir dein Leben zurück! Was übrigens jetzt auch mein Leben ist. -
"Ich kann schon lange nicht mehr kämpfen. Vielleicht konnte ich es noch nie. Ich war nicht darauf vorbereitet, einen Feind zu haben. Ich wollte doch nur die Liebe finden."
- Und du hast sie gefunden, du weißt es nur nicht. -
"Was? Ich weiß nicht, was du meinst."
- Wirklich nicht? Dummchen, was hast du denn gesehen, als du Johann in die Augen gesehen hast? Hast du nicht die Wärme in seinem Blick gesehen? Ich habe sie gesehen. Hast du nicht die Leidenschaft seines Kusses gespürt? Eine Leidenschaft, die nur die Liebe hervorbringen kann? Ich habe sie gespürt! Und als du mit ihm zusammen warst, war auch ich mit ihm zusammen. Was wir in seinem Bett erlebt haben, das können nur Menschen erleben, die sich lieben. -
"Du hast das alles mitbekommen? Aber wie...?"
- Ich sehe mit deinen Augen, ich höre, was du hörst und ich fühle, was du fühlst. Wenn du liebst, dann liebe ich auch und wenn du hasst, dann hasse auch ich. Wenn du Johann in dir hast, dann spüre ich ihn auch. Ich kann sogar schmecken, was du schmeckst, zum Beispiel das Salz, als du ihn mit der Zunge da unten berührt hast. Und ich habe den Ekel empfunden, als du das gleiche bei dem gemacht hast, den du später Spacken genannt hast. -
"Wieso weißt du das alles? Seit wann bist du... in mir? Und warum? Wo kommst du her?"
- So viele Fragen. Ich werde sie dir alle beantworten, aber nicht jetzt. Das erste, was wir machen, wir werden etwas gegen das Gift machen, was in dir ist. Wenn du mir hilfst, dann können wir mit der Kraft unseres Geistes das Gift bekämpfen. Willst du das zusammen mit mir machen? -
"Woher weißt du das mit dem... Gift?"
- Du hast mit Bernie darüber gesprochen. Und ich spüre es. Erzähl mir, was für ein Gift das ist. -
"Ich weiß nicht, was für ein Gift das ist. Es ist eine Spritze, die ich alle neun Tage bekommen muss. Wenn ich sie nicht kriege, dann bekomme ich unerträgliche Unterleibsschmerzen. Was muss ich tun?"
- Wann hast du die letzte bekommen und wie lange dauert es, bis die Schmerzen einsetzen? -
"Übermorgen ist die nächste fällig. Wenn ich sie nicht bekomme, fängt es am Tag danach langsam an und wird dann immer schlimmer. Es fühlt sich an wie eine hundertfach schmerzende Regelblutung, ich hab es bisher noch nicht erleben müssen, aber ich habe davon gehört."
- Gut, dann haben wir etwas Zeit. Ich verspreche dir, wir schaffen es bis dahin und die Schmerzen kommen nicht. -
"Wirklich? Das wäre ein Traum! Woher weißt du das?"
- Ich bin eine Heilerin. Und eine Bäuerin. Lass uns gleich anfangen. Zuerst lerne, wie du mit mir sprechen kannst, ohne zu sprechen. -
"Wie mach ich das?"
- Setz dich auf dein Bett, im Schneidersitz. -
Wir sitzen auf dem Bett.
"Und jetzt?"
- Lege deine Hände gekreuzt in in der Höhe deines Herzens auf die Brust und schließ die Augen. -
Auch das geschieht.
- Atme eine Weile tief ein und aus und dann versuche, deine Gedanken an mich zu richten. Hab Geduld. Als ich es vorhin versucht habe, hat es zuerst auch nicht geklappt. Erst als ich dich in Gedanken angeschrien hab, da ging es. -
"Gut, ich versuche es."
Unser Leib macht, was ich Josefine gesagt habe. Ich warte schweigend, damit ich sie nicht störe. Ich weiß, dass sie es schaffen wird. Sie ist viel stärker, als sie glaubt. Und sie schafft es.
- Kannst du mich jetzt hören, Selma? -
- Ja das kann ich. Es fühlt sich seltsam an, nicht wahr? -
- Ja, und auch irgendwie schön. -
- Finde ich auch. Bist du bereit für den nächsten Schritt? Das wird noch seltsamer und sehr gewöhnungsbedürftig. -
- Ja, bin ich. Wie geht's weiter? -
- Erlaube mir, die Kontrolle über unseren Leib zu übernehmen. Keine Sorge, du bekommst sie zurück, wann immer du willst. -
- Du kannst unseren Körper machen lassen, was du willst? Ihn bewegen und so? -
- Ja, das kann ich, aber nur, wenn du es erlaubst. -
- Also gut, Erlaubnis erteilt. -
Ich weiß nicht genau, wie ich das machen muss, aber ich versuche es. Es ist ähnlich wie mit den Gedanken, die ich an Josefine richte. Ich finde heraus, dass ich es einfach nur bewusst wollen muss, und dann... ich bewege den Arm vors Gesicht, drehe die Hand vorm Gesicht und sehe staunend zu.
- Das ist... irre... als ob ich eine Marionette wäre, die ein Puppenspieler an unsichtbaren Fäden zieht. -
- Nicht wahr? Für mich ist es auch seltsam, gestern noch habe ich meinen eigenen Leib bewegt, und heute deinen. -
- Was ist mit deinem Leib passiert? Irgendwas schlimmes? -
- Meine Tochter Marta und ich waren in höchster Not. Ich erzähl dir meine Geschichte, wenn wir mehr Zeit haben. Lass uns jetzt anfangen, das Gift zu bekämpfen in deinem Leib, der ja irgendwie nun auch meiner ist. -
- Sehr gerne, das kannst du mir glauben. Und meinen Leib, ich teile ihn gerne mit dir, ohne dich wäre er jetzt wohl dem Tod geweiht. Betrachte ihn als unseren Leib. -
- Danke, Josefine. Ich werde jetzt dieselbe Körperhaltung einnehmen wie vorhin, als du zum ersten Mal deine Gedanken an mich gerichtet hast. Ich werde eine Weile tief und fest einatmen, unser Herz wird ruhiger schlagen. Dann werde ich eine einfache Melodie summen und den Oberkörper langsam hin und her wiegen. Wenn ich das mache, dann stell dir bitte den Bereich deines Leibes vor, wo die Schmerzen sind, wenn das Gift weniger wird. Hihi, genau da, wo Johann vorhin so schöne Gefühle gemacht hat. Stell dir vor, dass dort ein winziges Tröpfchen von dem Gift ist, das du genommen hast. Dann stell dir vor, wie du mit der Kraft deines Geistes dieses Gifttröpfchen in heilendes Wasser umwandelst. Nach einer Weile heilst du ein kleines Stück nebenan und so weiter. Arbeite dich von dort langsam zu deinen Füßen und zurück bis zu deinen Haarwurzeln durch. Ich mache das Gleiche. -
- Ich will es versuchen. Alles, damit ich dieses Zeug nicht mehr brauche. -
- Dann lass uns anfangen! -
Wir bekämpfen das Gift vom Unterleib aus nach unten und dann ganz nach oben. Schließlich höre ich auf mit dem Summen.
- Wie fühlst du dich? - frage ich.
- Es ist wunderbar. Als wenn das Zeug tatsächlich überall war und nicht nur in meinem Unterleib. Und weißt du was? Die Verzweiflung ist nicht mehr da, ich fühle Zuversicht. -
- Das freut mich. Ich spüre es übrigens genauso. Dann werden wir den nächsten Schritt machen. Wir werden von hier verschwinden. -
- Auf keinen Fall! Ich geh nicht nochmal in den Trainingsraum! -
- Wirst du auch nicht. Dieser Zlatko wird uns nicht erwischen. Erzähl mir von deiner Flucht. Lass uns herausfinden, wie er dich finden konnte. -
- Es war ein ganz normaler Tag. Das änderte sich, als ein Kunde etwas ganz besonders Widerliches von mir verlangte. In der Hoffnung, dass es ihm zu teuer wäre, verlangte ich 200 Euro extra dafür. Aber er zahlte das Geld und ich musste es tun. Nachdem er weg war, habe ich mich übergeben. Das war der Moment, als ich mich entschloss, wegzulaufen.
Erst ging ich ganz langsam. Dann kam ich dahin, wo ich eigentlich nicht mehr sein durfte. Ich mied das Licht, zog die Stiefel aus und schlich mich im Dunkeln weiter. Nach zwei Stunden Fußmarsch fand ich ein halb fertiges Industriegebäude. Dort wollte ich mich verstecken und am nächsten Tag sehen, wie ich weiter komme. Ich fand eine Lücke im Zaun und ging hinein. Drinnen fand ich eine Stelle, wo ich mich ausruhen konnte.
Es dämmerte schon, da hörte ich Zlatko, wie er den Namen rief, den er mir gegeben hatte.
"Jaqueline," rief er in singender Betonung, "ich weiß, dass du da drinnen bist! Wenn du jetzt rauskommst, dann verzeihe ich dir und wir gehen einfach nach Hause. Du hast eine Minute."
Ich zitterte vor Angst, kauerte mich in eine Ecke, die Arme um die Knie geklammert und rührte mich nicht. Dann rief er "Ich komm jetzt rein und hol dich! Eine Chance hast du noch! Komm mir entgegen!"
Ich rührte mich weiterhin nicht, hoffte, er würde mich nicht finden. Aber dann stand er direkt vor mir.
"Steh auf!" herrschte er mich an.
- Ich stand nicht auf. Dann packte er mich mit einer Hand am Hals und zog mich hoch. Ich konnte nicht atmen, dachte, dass ich sterben würde. Das machte mir nicht mal was aus. Der Tod ist besser als diese Hölle, dachte ich. Aber ich starb nicht. Er zog mich zum Ausgang und steckte mich in sein Auto. Willenlos ließ ich alles geschehen. Er brachte mich zum Trainingsraum, wo ich zur Hure ausgebildet wurde und stieß mich hinein. -
- Du musst nicht weiter erzählen, Liebes, du hast es schon in deinem Gebet erwähnt. Lass uns nochmal überlegen, wie er dich gefunden haben könnte. Hat dich vielleicht jemand verfolgt und ihn informiert? -
- Nein, ich hab mich immer wieder umgedreht, es war niemand hinter mir. -
- Oder hat dich jemand gesehen, als du in das Gebäude gegangen bist und hat dich verraten? -
- Ich glaube nicht, nein. -
- Hatte er vielleicht einen Hund dabei, der deine Spur verfolgt hat? -
- Nein, auch nicht. -
- Vielleicht hat er dir ein magisches Ding gegeben, was ihn zu dir führte. Etwas, was du immer bei dir hast? -
- Ich weiß nicht. -
- Moment mal. -
Ich nehme ihre Tasche, die sie bei sich trug, und leere alles auf den Tisch. Den rechteckigen, flachen Gegenstand, den sie vorhin benutzt hat, nehme ich in die Hand. Es fängt wieder an, in bunten Farben zu leuchten.
- Was ist das? -
- Das ist mein Handy, man kann damit telefonieren und ich muss es immer bei mir haben. Ich kann aber nur Zlatko und den Notruf anrufen, niemand sonst. -
- Ich weiß nicht, was das alles bedeutet. Aber hat er es vielleicht mit einem finsteren Fluch belegt? Der dafür sorgt, dass er weiß, wo du bist? Warum sonst sollst du es immer dabei haben? -
- Wie soll er denn... oh nein, ich bin so blöd! Natürlich hat er das! Er muss eine Ortungsapp drauf gemacht haben. So hat er mich gefunden! -
- Siehst du? Problem gelöst! Dann bleibt das Ding hier und er kann unterm Bett nach dir suchen. Hast du etwas anderes anzuziehen als... das was du vorhin anhattest? Dieses Nachthemd ist sicher auch unpraktisch. -
- Ja hab ich. Aber ich will erst duschen. Überlässt du mir bitte wieder die Kontrolle? -
- Natürlich. -
- Danke! -
Wir ziehen uns aus, nehmen ein großes flauschiges Tuch und gehen durch eine Tür in einen kleineren Raum. Der Raum hat große viereckige glatte Steine an den Wänden. Alle Steine sehen gleich aus. In einer Ecke ist eine viereckige Kiste mit durchsichtigen Wänden.
- Was ist das hier? -
- Das hier ist das Badezimmer. Zlatko besteht darauf, dass ich mich vor und nach der Arbeit sauber mache. Aber das hätte ich auch ohne seine Anordnung gemacht. Heute ist es übrigens dringend notwendig. Wie du weißt, hat Johann eine seiner Ladungen in uns hinterlassen. -
- Vielleicht hat er uns ein Kind gemacht. -
- Nein, hat er nicht. Dieses Zeug, was ich alle neun Tage bekomme, verhindert, dass ich schwanger werde. Keine Regelblutung, keine Schwangerschaft und allzeit bereit für die Sexarbeit. -
- Ich weiß schon wieder nicht, was das bedeutet, aber ich bemühe mich, es lernen. -
Wir legen den flauschigen Mantel ab und schauen in einen... Spiegel? Ich habe schon davon gehört, aber noch nie einen gesehen.
- Warte! Das ist ein Spiegel, oder? Sind wir das? Da im Spiegel? -
- Ja, das sind wir. Willst du mal übernehmen? -
- Ja, gerne, danke. -
Ich übernehme wieder die Kontrolle über unserem Leib. Langsam streiche ich mit den Fingern über unser Gesicht, erfasse die Konturen.
- Wir sind wunderschön. Braunes langes Haar, braune Augen, so rote Lippen. Ist das.. Farbe? Und die schwarzen Streifen auf den Wangen, ist das auch Farbe? -
- Ja, das ist Make-up. Die schwarzen Streifen gehören nicht so, es war Mascara, das eigentlich die Augen verschönern soll, aber unsere Tränen haben das so gemacht. Ich muss es tragen, wenn ich meinen Körper den Kunden anbiete. Zlatko will es so und deshalb hasse ich es. Wir werden es gleich unter der Dusche abspülen. Und dann darfst du uns nochmal im Spiegel betrachten. Darf ich wieder übernehmen? -
- Darfst du. Bitte schön! -
Staunend sehe ich, wie es plötzlich anfängt zu regnen und noch mehr staune ich, dass der Regen warm ist. Wir nehmen ein kleines nasses Tuch und geben etwas cremiges darauf. Dann hört der Regen wieder auf und wir waschen uns mit dem Tuch am ganzen Leib. Es duftet wie edle Seife. Als das fertig ist, nehmen wir noch etwas anderes cremiges in die Hand und waschen uns damit die langen Haare. Dann regnet es wieder, wir gehen breitbeinig in die Hocke und lassen es direkt in unsere Scheide regnen. Von unten nach oben!
- Das kitzelt! -
- Ja, schön, nicht wahr? Leider kann diese Dusche das Wasser nicht stoßweise rauslassen, aber irgendwann werde ich dir zeigen, wie sensationell sich das anfühlt. Vielleicht schaffen wir es auch mal wieder bis zum Orgasmus. -
- Orgasmus? -
- Ja, wenn der ganze Leib zittert und bebt, so wie vorhin bei Johann. -
- Das kann der Regen auch? -
- Ja, manchmal, aber wir brauchen viel Zeit dafür, die haben wir jetzt nicht. Es wird bald anfangen zu dämmern. -
Zum Schluss wird der Schaum, der überall auf dem Leib ist, abgespült.
Kurz danach stehen wir wieder vor dem Spiegel und trocknen uns mit dem großen flauschigen Tuch ab.
- Magst du wieder übernehmen? -
- Ja gern. Wir sind übrigens viel schöner ohne die Farbe. -
- Ich mag uns so auch viel lieber leiden. -
- Warum haben wir da unten und unter den Armen eigentlich keine Haare? -
- Die sind abrasiert. -
- Bist du zum Barbier gegangen? -
- Nein, das hab ich selber gemacht. Nächstes mal kannst du es mal probieren. -
- Oh nein! Ich werde mich auf keinen Fall mit einem Barbiermesser da unten zu schaffen machen! -
Wir lachen.
- Oh Selma, ich bin so froh, dass du hier bist! Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal gelacht habe. Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt umarmen und ganz fest drücken. -
- Lass uns lieber was tun, damit wir Johann umarmen und ganz fest drücken können. Zuerst einmal weg hier. Hast du was praktisches zum anziehen? Etwas, in dem wir uns gut bewegen können? -
- Bewegen? Im Moment werde ich bewegt. -
- Oh, natürlich, jetzt aber. -
Wir holen ein paar Sachen zum Anziehen, deren Namen ich nicht kenne.
- Ich muss lernen. Erzähl mir, was wir anziehen. -
- Als erstes einen Slip. Dann das hier nennt man BH, ein Sport-BH. Er verhindert, das diese beiden Püppis herum hüpfen beim Laufen und dass die empfindlichen Brustwarzen an der Kleidung scheuern. Das an den Füßen sind Socken. Und das hier ist ein grauer Jogginganzug, er ist zweiteilig. Und hier habe ich noch Schuhe, es sind Sportschuhe und ich kann richtig schnell laufen damit. -
- Gut. Gibt es irgendetwas, was du mitnehmen willst? -
- Nein. Nichts von alldem brauche ich. Ein bisschen Geld habe ich noch, das nehmen wir mit. Es reicht, um was zu essen und zu trinken zu kaufen. -
- Wie kommen wir hier raus? Der Bernie, der da unten sitzt, können wir ihm trauen? -
- Nein. Er ist zwar ein halbwegs guter Kerl, aber er bekommt als Querschnittsgelähmter nur schwer Arbeit. Er ist Zlatko dankbar für den Job und absolut loyal. Wenn er sieht, dass wir so angezogen rausgehen und nicht schnell wiederkommen, wird er Zlatko informieren und dann haben wir ihn sofort an den Hacken. Wir springen aus dem Fenster und verschwinden hinten raus. -
- Gut, dann los! -
- Warte, eins will ich noch machen, damit er sich richtig ärgert. -
Wir nehmen ein Stück Papier und einen Stift und schreiben etwas aufs Papier. Die Schriftzeichen, die Josefine verwendet, sind mir nicht vertraut, deshalb frage ich sie, was sie schreibt.
- Da steht: Ich kündige fristlos! J. -
- Und was bedeutet das? -
- Das sagt man, wenn man ein Arbeitsverhältnis sofort beenden will. -
- Ah, das ist gut. -
Wir öffnen das Fenster, klettern raus und springen. Der Boden ist weich. In gebückter Haltung schleichen wir davon.
- Wo gehen wir hin? -
- Wir gehen zu einer Spedition in der Nähe. Um diese Zeit werden da meistens irgendwelche Lkw beladen und fahren dann die Ladung weg. Wir schleichen uns in ein Fahrerhaus und verstecken uns da. Wenn der Lkw losfährt, fahren wir einfach mit, egal wo hin. Hauptsache nur weg von hier. -
Ich weiß schon wieder nicht genau, wovon Josefine spricht, aber Hauptsache weg habe ich verstanden. Obwohl sie vor einer Weile noch vollkommen hilflos war, scheint sie jetzt genau zu wissen, was zu tun ist. Also stimme ich zu.
- So machen wir das. -
Wir erreichen die Spedition, wo einige riesige bewegliche Kisten herumstehen. Wir schleichen auf eine dieser Kisten zu. Eine Tür steht offen. Wir klettern hoch und dann durch die Tür. Sofort krabbeln wir hinter ein hängendes Tuch, wo sich ein schmales Bett befindet. Wir kauern uns in eine Ecke und atmen mit heftig klopfendem Herzen tief durch.
- Was ist das hier? -
- Das ist eine Schlafkabine. Hier können sich die Fahrer ausruhen, schlafen oder sich von einer wie mir befriedigen lassen. Ich war schon in Hunderten von diesen Schlafkabinen. -
- Und jetzt? -
- Jetzt warten wir, bis der Fahrer kommt und uns nicht entdeckt. Dann fahren wir mit, wohin auch immer. -
- Diese Fahrer, sind das gute Menschen? -
- In der Regel ja. Die meisten, die ich kenne, sind einsame Männer, die keine Frau haben. Sie wollen dann einfach nur für einen Moment mit einer Frau wie mir zusammen sein. Meistens geht es ganz schnell, dann sind sie fertig. Einige haben aber auch Frauen zuhause, die nicht mit ihnen schlafen oder sie wollen mal eine Abwechslung haben. Einer hatte sogar mal seine Frau dabei und wir haben es zu dritt getrieben. Das war eigentlich gar nicht mal so schlecht. Es gibt auch Frauen, die Lkw fahren. Bei drei von denen war ich auch schon mal in der Schlafkabine. Ich mag es nicht besonders, aber es war trotzdem angenehmer als mit den meisten Kerlen. Oh, er kommt. Hoffen wir mal, dass er uns nicht entdeckt. -
Er entdeckt uns nicht und wir setzen uns in Bewegung. Wir bleiben in unserem Versteck und bei dem brummenden Geräusch schlafen wir ein.
Ziemlich unsanft werden wir geweckt. Der Fahrer schüttelt uns am Arm.
"Hey, was machst du hier? Wolltest du mich beklauen? Komm raus da und setz dich nach vorne! Und dann rede, sonst ruf ich die Polizei!"
"Nein! Wir... ich bin keine Diebin. Ich habe noch nie etwas gestohlen. Ich kann das erklären." sagen wir, während wir auf den breiten weichen Stuhl klettern.
"Na, da bin ich mal gespannt, welche Geschichte du mir jetzt auftischt! Lass mal hören!"
"Ich bin auf der Flucht! Es gibt da jemanden, dem bin ich weggelaufen. Wenn er mich erwischt, wird er mich grausam bestrafen. Bitte verraten Sie mich nicht!"
"Dein Mann?"
"Nein, er ist mein..."
Wir beißen uns auf die Lippe.
"Zuhälter?"
Wir nicken und senken den Blick.
"Okay, ich werde dich nicht verraten. Vielleicht werde ich dir sogar helfen. Aber zuerst sieh mich an und sage mir ins Gesicht, dass du keine Diebin bist und mich nicht bestehlen wirst."
- Lass mich antworten. Schnell! Ich weiß, was er sehen will. -
- Du kannst loslegen! -
Wir sehen ihm direkt in die Augen und ohne auch nur für einen Wimpernschlag den Blickkontakt zu verlieren, sage ich:
"Ich bin keine Diebin und ich werde dich nicht bestehlen."
Eine kleine Pause entsteht, in der er uns prüfend ansieht. Aber auch ich sehe, was für ein Mensch er ist.
- Wir können ihm trauen. Er gehört zu den Guten. -
- Ich hab es auch gesehen. -
"Na gut. Ich glaube dir. Ich wollte gerade rein in die Raststätte und einen Kaffee trinken, muss ne Pause machen. Kommst du mit?"
"Ja, ich bleib hier besser nicht allein."
"Oh, noch was, hast du ein Telefon?"
"Nein, das hab ich dagelassen, wahrscheinlich ist eine Ortungsapp drauf."
- Hab ich das richtig gesagt? -
- Perfekt. -
"Das ist gut, sonst hättest du es jetzt sofort stilllegen und entsorgen müssen."
- Was ist Kaffee? -
- Ein schwarzes heißes Getränk, etwas bitter. Ich trinke es immer mit etwas Milch. Es hilft, wach zu bleiben oder wach zu werden. -
- Ist es gefährlich? -
- Nein. Vielleicht, wenn man einen ganzen Eimer voll trinkt, aber eine Tasse voll tut gut. -
- Ja, manche Kräuter wirken auch so, in der richtigen Menge heilen sie, aber wenn man zu viel isst, bewirken sie das Gegenteil. -
- Darüber will ich unbedingt mehr erfahren. -
- Das bringe ich dir gerne bei. -
Der Fahrer besteht darauf, unsere Tasse Kaffee auch zu bezahlen. Wir sitzen uns eine Weile schweigend gegenüber und ich betrachte ihn eingehend. Er hat kurze braune Haare und einen ebenso braunen kurzen Vollbart. Er trägt ein ärmelloses schwarzes Hemd ohne Knöpfe. Darauf sind in weißer Farbe ein paar Bilder aufgemalt. Ganz rechts ist ein aufrecht stehender Mann von der Seite zu sehen, dahinter mehrere immer kleinere Gestalten, die Figur ganz links hat im Verhältnis zum Körper sehr lange Arme, eine seltsame Kopfform und sie hockt auf allen Vieren. Unter den Figuren sind einige Schriftzeichen angebracht, von denen mir nur wenige vertraut sind. Ich muss unbedingt lernen, was sie bedeuten. Fast gleichzeitig beginnen wir zu sprechen und stellen uns dieselbe Frage:
"Wie heißt du eigentlich?"
Wir lachen beide.
"Du zuerst!" sagt er dann.
"Ich heiße Josefine!"
"Ich heiße Jonas."
"Und was machst du so, wenn du nicht dieses große Ding da draußen fährst?"
"Dann bin ich bei meiner wundervollen Frau Lara zuhause und bestaune ihren immer größer werdenden Bauch."
"Sie bekommt ein Kind?"
"Ja, ein Junge. Noch acht Wochen, dann ist es soweit."
"Wie schön. Das ist wundervoll."
"Ja, ich bin sehr stolz auf die beiden. Heute nachmittag bin ich wieder bei ihnen. Und du? Wie kommt es, dass du das machst, was du machst? Beziehungsweise gemacht hast? Du hast es offensichtlich nicht freiwillig gemacht, sonst wärst du nicht abgehauen."
- Lass mich antworten! -
- Gut, übernimm wieder! -
"Ich war ein Mädchen wie viele andere, Oberstufengymnasiastin mit guten Noten, aber zu naiv, das Böse zu erkennen. Ich träumte von der großen Liebe und fand sie, so glaubte ich. Er war mein Traumprinz. Leider änderte er sich schon bald zum Albtraum-Dämon und machte mich zur Straßenhure. Heute Nacht wollte ich mit ner Packung Schlaftabletten alles beenden. Im letzten Moment hielt mich ein Engel davon ab und gab mir den Mut und die Kraft, lebendig aus der Hölle zu verschwinden. Das ist die Kurzfassung. Die lange Version willst du nicht hören, glaub mir."
"Es tut mir leid, was dir passiert ist."
Eine kurze Pause entsteht. Dann redet er weiter.
"Ich mach dir einen Vorschlag. Ich muss noch ein, zwei Stunden fahren bis Hannover. Dann muss ich noch entladen und danach habe ich Feierabend. Wenn du magst, nehm ich dich mit nach Hause. Vielleicht magst du mal wieder mit einer Frau sprechen, meiner Frau. Du bleibst eine Weile und dann sehen wir, wie es für dich weitergeht, einverstanden?"
Augenblicklich werden unsere Augen feucht und die Freudentränen fließen über unsere Wangen.
"Wirklich? Das würdest du tun? Du kennst mich doch gar nicht!"
Er legt seine Hand auf unsere.
"Hey, nicht weinen, alles wird gut. Ich kenne dich besser als du glaubst, seit ich dir in die Augen gesehen habe."
"Danke, Jonas. Du bist ein guter Mensch."
"Na, das hoffe ich doch."
Jonas macht seine Arbeit fertig und dann fahren wir in seinem Auto, - so heißt die rollende Kiste, wie Josefine mich gelehrt hat, - zu ihm nach Hause. Wir halten vor einem riesigen Haus mit unzähligen Fenstern. Etwas unbehaglich ist mir schon zumute und Josefine merkt es natürlich auch.
- Das ist ein Hochhaus. Viele Familien, Paare und auch Singles wohnen darin. -
- Singles? -
- Ja, das sind Menschen, die keine Liebesbeziehung haben und allein wohnen. -
- Ich möchte nicht allein wohnen. -
- So wie es aussieht werden wir vielleicht für immer zu zweit sein, auch wenn wir uns einen Körper teilen. Ich finde das toll. -
- Toll heißt gut? -
- Ja. -
- Ich finde es auch toll. -
Wir gehen in einen sehr kleinen Raum, der kein Fenster und nur eine Tür hat. Jonas hält einen Finger auf eine leuchtende 8. Die Tür schließt sich von allein und plötzlich haben wir ein flaues Gefühl im Bauch.
- Was ist das? - frage ich erschrocken.
- Hihi, das ist ein Fahrstuhl, er bringt uns nach oben. -
- Du hättest mich vorbereiten können. -
- Entschuldigung, hab nicht dran gedacht. -
Die Tür öffnet sich wieder.
"So, hier wohnen wir," sagt Jonas.
Er geht zu einer von mehreren Türen und wir folgen ihm. Die Tür geht auf und Jonas ruft:
"Ich bin wieder da, Süße, und ich hab Besuch mitgebracht."
Eine junge blonde Frau kommt auf uns zu, sie trägt ein weites Gewand und deutlich sichtbar ihren runden Bauch vor sich her.
"Oh, Besuch, wie schön. Da bin ich aber froh, dass ich nicht schon meine Dessous anhabe ,mit denen ich dich nach allen Regeln der Kunst verführen wollte." sagt Lara lachend.
Lara und Jonas küssen sich liebevoll.
"Lara, das ist Josefine. Josefine, das ist Lara."
"Hallo Josefine, herzlich willkommen in unserem bescheidenen, aber gemütlichen Heim."
Lara umarmt uns und gibt uns ein Küsschen auf die Wange, das wir gern erwidern.
"Na dann komm mal rein."
Ich lerne von Josefine, dass das, worauf wir sitzen, ein Sofa ist und dass dieses Sofa in einem Wohnzimmer steht. Wir sehen uns um und es ist wirklich schön hier. Es sind Bilder an der Wand. Sie sind schön und bunt, aber was sie darstellen sollen, sehe ich nicht. Ich merke, dass ich noch viel lernen muss über die neue Welt, in der ich nun lebe.
Lara hat einen Tee gekocht und schenkt uns eine Tasse voll ein. Sie ist neugierig.
"So mein Lieber, erzähl mir mal, warum du ein sexy Mädchen mit nach Hause bringst, obwohl du doch weißt, dass eine nicht minder sexy Frau auf dich wartet. Hast du Lust auf nen flotten Dreier?"
Lara wirkt fröhlich, als sie das sagt. Jonas grinst, als er antwortet.
"Oh, der Gedanke hat was, kein Zweifel. Aber das ist es nicht, warum ich sie mitgebracht habe. Josefine, warum erzählst du nicht, wie es kommt, dass du hier bist?"
Josefine wiederholt sinngemäß, was sie vorhin Jonas erzählt hat.
"...Dann war ich auf der Suche nach einem Lastwagen, in dessen Schlafkabine ich mich schleichen konnte. Dein Mann hat die Fahrertür offen stehen lassen, während er mit Beladen beschäftigt war. Ich wollte erstmal nur weg aus Hamburg. Naja, ich bin dann wohl eingeschlafen und irgendwann hat Jonas mich geweckt und gefragt, ob ich ihn beklauen will."
"Das ist eine traurige Geschichte. Ich wünsche dir, dass alles gut wird für dich. Auf jeden Fall kannst du erstmal hier bleiben. Du kannst hier auf der Couch schlafen."
"Ich danke dir. Bist du denn auch damit einverstanden, Jonas?"
"Klar bin ich das. Wenn jemand in Not ist, kann ich nicht einfach wegsehen. Hast du denn eine Idee, wie es für dich weitergehen soll?"
"Ja, das habe ich, aber ich traue mich nicht. Meine Familie, ich vermisse sie sehr. Ich schäme mich, ich weiß nicht, ob ich ihnen ins Gesicht sehen kann und ob sie mir verzeihen können, was ich getan habe. Als ich noch glücklich war mit Zlatko, da hat er mich überredet, für ein paar Fotos zu posieren, sehr intime Fotos. Wir waren bei Orion, da hat er mir Wäsche gekauft. Sehr freizügige Wäsche, ihr wisst schon. Zuhause hat er Bilder von mir gemacht, nur für ihn, hat er gesagt. Es waren auch Bilder dabei, die nur Erwachsene ansehen sollten. Und er hat ein paar Videos gemacht, während wir Sex hatten. Später, als mein Leben schon den Bach runter ging, da hat er mir auf einmal mein Handy gezeigt, das er mir abgenommen hatte, weil er angeblich ungestört mit mir zusammen sein wollte. Er hat mir gezeigt, dass er die Bilder und Videos per WhatsApp an meine Mama geschickt hat. "Mein neues Leben" hat er dazu geschrieben, mit nem Smiley. Und dann hat er die Antwort von Mama gezeigt. "Wenn das dein neues Leben ist, dann kannst du es gerne genießen. Du bist nicht mehr unsere Tochter, du bist für uns gestorben." Ich war am Boden zerstört. Seitdem habe ich nie wieder etwas von ihr gehört."
Eine Weile schweigen alle. Dann auf einmal nimmt Lara unsere Hand und legt sie flach auf ihren dicken Bauch.
"Spürst du das?" fragt Lara.
"Oh, es bewegt sich. Das ist schön." antworten wir lächelnd.
"Weißt du, ich trage ihn schon sieben Monate in mir. Ich freue mich riesig auf ihn. Und wenn er auf der Welt ist, dann werde ich die glücklichste Mama der Welt sein. Ich bin sicher, dass ich meinen Jungen immer lieben werde. Und genauso ist es ganz sicher auch mit deiner Mama. Sie hat dich neun Monate im Bauch gehabt, hat gefühlt, wie du strampelst und wie du immer größer wirst. Dann hat sie dich geboren und das war sicher kein Zuckerschlecken. Aber sie hat es geschafft, dann hat sie dich gestillt und sich gefreut, dass du weiter wächst.
Stell dir vor, du klingelst an ihrer Tür und sie öffnet dir. Was wird sie machen? Dich davon jagen? Mit dir schimpfen? Dir eine runterhauen? Ganz bestimmt nichts von alldem. Ihr werdet euch in die Arme fallen und dann werdet ihr beide Rotz und Wasser flennen. So machen das Mütter mit ihren Kindern, die sie lange vermissen und dann plötzlich wieder sehen."
In diesem Moment werden unsere Augen feucht und wir fangen herzzerreißend an zu weinen. Lara rückt an uns ran und nimmt uns in den Arm, hält uns fest, bis wir uns endlich wieder beruhigen.
"Also, dann haben wir jetzt einen Plan?" fragt Lara.
"Ja, nach Hause gehen und Rotz und Wasser flennen." sagen wir mit einem leisen Lachen.
"Wo ist denn dein Zuhause?" fragt Jonas.
"In einem Vorort von Celle. Altencelle heißt es"
"Ein Katzensprung von hier," meint Jonas. "ich bin hundemüde, hab die halbe Nacht gearbeitet. Ich leg mich jetzt hin. Heute Abend machen wir irgendwas lustiges. Ein Spiel oder sowas. Keine Sorge, nichts unanständiges. Wir beide spielen gern Siedler von Catan, vielleicht gefällt es dir ja auch. Zu dritt bringt es mehr Spaß als zu zweit. Und morgen am Sonntag setzen wir drei uns ins Auto und bringen dich nach Hause zu deiner Familie. Was hältst du davon?"
Wir müssen schon wieder weinen.
"Ihr seid so gut zu mir. Danke, danke, danke!"
Während Jonas schläft, reden wir mit Lara. Josefine und sie tauschen Kindheitserinnerungen aus. Es ist schön zu sehen, wie Josefine unbeschwert lachen kann. Vieles von dem verstehe ich nicht, zum Beispiel was eine Kita oder was ein Fahrrad ist. Aber ich halte mich zurück. Irgendwann werde ich diese neue Welt verstehen, in der ich jetzt lebe. Und hoffentlich auch Marta wiedersehen. Ich fühle, wie auch wir müde werden, lang war der Schlaf unterwegs ja nicht.
- Josefine, ich glaube, unser Leib braucht etwas Schlaf. Wir sollten uns etwas hinlegen. -
- Ja, du hast recht. Ich habs gar nicht bemerkt, es ist so schön mit Lara zu reden. -
"Lara, hast du was dagegen, wenn ich mich auch einen Augenblick hinlege? Mein Körper ist es gewohnt, um diese Zeit zu schlafen und so lang war die Ruhe nicht in Jonas' Kabine."
"Natürlich. Ich hole dir eine Decke und dann kannst du dich hier hinlegen. Ich geh derweil zu Jonas ins Bett und bewache seinen Schlaf. Oder... vielleicht wecke ich ihn auch ganz liebevoll. Nein, Scherz, er muss erstmal ausschlafen."
"Darf ich dich mal was fragen?"
"Na klar!"
"Habt ihr... ich meine, geht das noch mit dem Bauch?"
"Du meinst, ob wir noch Sex haben? Na klar haben wir das! Wir können beide gar nicht genug davon bekommen. Es gibt genug Stellungen, wo der Bauch nicht im Weg ist."
"Ja das stimmt. Ich dachte nur, dass es vielleicht dem Baby schadet."
"Nein, es verhält sich so wie immer, wenn wir es machen. Mal strampelt es, und mal schläft es einfach."
"Ich kann mir das gar nicht vorstellen. Irgendwann möchte ich auch mal ein Baby."
"Das wirst du auch! Und zwar mit dem Mann, den du liebst."
"Das wäre ein Traum!"
"Ich wünsche dir, dass er wahr wird."
"Vorher muss ich noch ein paar Dinge in Ordnung bringen und morgen fang ich damit an."
Nach einem schönen Abend mit Lara und Jonas fahren wir am nächsten Tag in Richtung Celle. Je näher wir kommen, desto unruhiger werden wir. Schließlich fahren wir zum Haus von Josefines Eltern.
"Kannst du bitte noch etwas hin und her fahren? Ich muss unbedingt wissen, ob irgend jemand das Haus beobachtet. Ein ganz bestimmter Jemand, dem ich ganz sicher nicht begegnen will."
"Na klar! Sicher ist sicher."
Es ist niemand zu sehen, der das Haus beobachtet. Schließlich halten wir davor.
"Na dann will ich mal! Wartet ihr noch ein paar Minuten, falls sie mich rausschmeißen?"
"Das werden sie nicht. Aber wir warten trotzdem. Und du meldest dich! Wie lautet meine Nummer?"
"Ich kenn sie auswendig, keine Sorge. Sobald ich wieder ein Telefon habe, ruf ich dich an."
Wir steigen aus dem Auto und gehen Richtung Haus.
- Selma? Sag jetzt irgendwas, was mir Mut macht bitte! -
- Ich habe dir doch erzählt, dass ich eine Tochter habe. Ich vermisse sie sehr und ich weiß nicht, ob ich sie jemals wiedersehe. Wäre ich deine Mama, ich würde dich genauso in den Arm nehmen, wie Lara gesagt hat. Oh, und wenn du gleich mit Mama Rotz und Wasser flennst, dann bin ich dabei. Was du fühlst, fühl ich auch. Auf jeden Fall bist du nicht allein, ich bin immer bei dir. -
Wir atmen tief ein und aus.
- Gut dass ich dich habe. Ohne dich wäre ich jetzt gar nicht hier, sondern im Himmel. Oder in der Hölle, wer weiß. Lass uns jetzt nach Hause kommen! -
- Wink den beiden nochmal. -
Wir drehen uns nochmal um und winken unseren Freunden. Sie winken zurück. Dann stehen wir direkt vor der Tür des Hauses und drücken mit dem Finger auf ein kleines Knöpfchen. Augenblicke später geht die Tür auf und eine Frau zeigt sich. Das muss Mama sein.
"Josefine!" ruft sie laut, halb lachend und halb weinend, wir antworten mit "Mama!".
Bevor ich sie richtig ansehen kann, verschwimmt alles vor Augen. Mama und wir fallen uns gegenseitig um den Hals und machen dieses von lautem Schluchzen begleitete Rotz-und-Wasser-Flennen, wie Lara vorhergesagt hat. Die Tränen wollen nicht aufhören zu fließen, während wir uns aneinander klammern. Ich spüre die Erleichterung und das Glück meiner Freundin Josefine und bekomme eine Vorstellung davon, wie schmerzhaft die Trennung für beide gewesen sein muss.
Dabei muss ich an meine Tochter Marta denken und ich frage mich, wie lange unsere Trennung wohl dauern würde. Obwohl es gefühlt erst ein paar Tage her ist, dass unsere Seelen sich auf die Reise gemacht haben. Doch ich bin jetzt im Jahr 2024, wie ich erfahren habe, also ist es schon über 380 Jahre her. Wie es Marta wohl ergangen ist? Hat sie ihr Leben schon gelebt? Oder hat sie es noch vor sich? Ich muss so schnell wie möglich zum Flaschenversteck und nachsehen.
Der Kloß im Hals löst sich langsam. Wir öffnen die Augen und lehnen uns etwas zurück.
"Ich hab dich so sehr vermisst, Mama!"
"Ich dich auch, meine Josefine!"
"Darf ich vielleicht auch mal unsere verschollene Prinzessin in die Armen nehmen?" fragt eine männliche Stimme.
Wir lösen uns von Mama, laufen 3 Schritte in Richtung Stimme, springen den Mann, wo sie her kommt, an und wickeln unsere Arme um ihn.
"Papa!" rufen wir laut.
"Josefine! Endlich!"
Wieder fängt ein Rotz-und-Wasser-Geflenne an. Nicht nur bei uns, auch bei Papa. Eigentlich sind es Josefines Eltern, aber für mich sind sie genauso Mama und Papa wie für sie. Bei Papa dauert die Umarmung nicht ganz so lange wie bei Mama.
Wir öffnen die Augen und sehen hinter Papa noch jemanden stehen.
"Timmi!" rufen wir, "Lass dich auch umarmen!"
Wir lösen uns von Papa und gehen zu Timmi.
"Willkommen zurück, kleine Schwester!" sagt Timmi.
Eine heftige Umarmung folgt, aber ohne Geflenne, jedenfalls nicht von Timmi. Als wir uns wieder von ihm lösen, sehen wir dennoch ein paar Tränen bei ihm. Timmi ist ein schlanker junger Mann, fast einen Kopf größer als wir. Dunkle kurze Haare, kein Bart. Er lächelt verlegen, als er sich die Tränen aus dem Gesicht wischt.
"Ich hab dich vermisst, Fine. Geh nie wieder weg ohne Bescheid zu sagen, wo du bist."
"Das mach ich auch nicht, großer Bruder. Ganz sicher nicht!"
Wir gehen wieder zu Mama. Jetzt kann ich sie ansehen. Sie ist wohl etwa in dem Alter, wie ich es war, als ich noch meinen Leib hatte. Sie hat ein freundliches Gesicht. Sie trägt ein weites rotes Gewand und eine blaue Hose.
"Mama, da ist noch was. Es frisst an mir und ich muss das jetzt wissen. Die Bilder von mir, und die Videos, ich hab sie dir nicht geschickt, Zlatko hat das gemacht. Er hat auch "Mein neues Leben" und das Smiley dazu geschrieben. Ich hab mich von ihm fotografieren und filmen lassen, weil er gesagt hat, es ist nur für uns beide. Und dann, warum hast du das geschrie..."
"Was für Bilder? Und was für Videos? Ich hab nie was bekommen. Das einzige Lebenszeichen, was wir von dir hatten, war ein "Nachricht gelöscht" in WhatsApp. Das kam ein Tag später, nachdem du nach Hamburg gefahren bist. Danach haben wir nichts mehr von dir gehört oder gesehen."
"Was? Oh mein Gott! Dieser Teufel! Verzeih mir, dass ich gedacht habe..."
Wir fallen Mama wieder um den Hals und weinen bitterlich. Nach einer Weile sagt Mama:
"Nicht weinen, Liebes. Du bist wieder da und alles wird gut. Ich hab dich lieb."
Wir lösen uns etwas von Mama und wischen uns die Tränen aus den Augen.
"Du hast recht, Mama. Ich hab schon viel zu viel geweint, während ich weg war. Ich will endlich wieder fröhlich sein und lachen, wie früher. Vielleicht kann ich all das abladen, was wie ein Felsbrocken auf mir lastet, wenn ich es euch erzähle. Ich will euch alles erzählen und dann nie wieder drüber sprechen. Wisst ihr, wie es Sina geht? Sie hab ich auch sehr vermisst."
"Wir sind in Kontakt. Ich ruf sie gleich an! Sie will bestimmt auch wissen, dass du wieder da bist."
"Oh ja, das wäre schön. Wenn sie mag und Zeit hat, dann soll sie auch herkommen und meine Geschichte anhören. Oh, wenn sie kommt, sag ihr, sie soll sich herfahren lassen. Ich will nicht, dass ihr ein gewisser Jemand unterwegs auflauert. Aber zuerst will ich duschen und mich frisch anziehen. Sind meine Sachen noch in meinem Zimmer?"
"Ja, es ist alles so, wie du es verlassen hast, Fine."
"Fine! Es tut so gut, den Namen zu hören. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gut das tut. Bevor ich gleich dusche, werfe ich alles, was ich anhabe, vor die Badezimmertür. Könnt ihr mir einen Gefallen tun und alles sofort in die Altkleider bringen? Ich will das nie wieder sehen!"
Wir gehen die Treppe hoch in Josefines Zimmer, nehmen etwas zum Anziehen aus dem Schrank und gehen ins Badezimmer unter die Dusche. Ich lerne, was ein T-Shirt ist und was eine Leggins ist und dass wir immer Unterwäsche drunter anziehen, und Socken.
Wir stehen vor einem Spiegel und bürsten unser langes, noch feuchtes Haar.
- Deine Eltern sind toll! Oder darf ich unsere Eltern sagen? -
- Natürlich, es sind unsere Eltern. Und Timmi ist unser Bruder. Und das Haus hier ist jetzt wieder unser Zuhause. Selma, ich hab furchtbare Angst, das alles zu erzählen, was mir passiert ist. So vieles, für das ich mich schämen muss. So viel Leid und Schmerz. Aber wenn ich es nicht erzähle, ist alles noch viel schlimmer. -
- Wir schaffen das, Josefine. Ich bin immer bei dir und ich helfe dir. Wenn es nicht mehr weitergeht, dann flennen wir erstmal wieder Rotz und Wasser. Das war irgendwie schon schön vorhin. Oh, wenn du nachher nicht weißt, warum wir anfangen zu flennen, dann bin ich es, die das auslöst. -
- Ach Selma, hab ich dir eigentlich schon gesagt, wie froh ich bin, dass du bei mir bist? -
- Ja, hast du. Du kannst es aber gern nochmal sagen, so oft du willst. Ich bin auch froh, dass ich bei dir sein darf. Wirst du auch von mir erzählen? -
- Natürlich! Und nicht nur das. Wenn ich alles erzählt hab, dann übergebe ich an dich und dann kannst du deine Geschichte erzählen, wenn du willst. -
- Wirklich? Das wäre schön. Ob sie mir glauben werden? Ja, das werden sie. Spätestens dann, wenn wir ihnen einen Beweis zeigen, dass ich wirklich im 17. Jahrhundert als Selma gelebt habe. -
- Es gibt einen Beweis? -
- Ja, ich hoffe, dass er die lange Zeit überstanden hat. Lass dich überraschen! -
Kurz nachdem wir fertig sind, kommt Sina. Sie hat ebenso lange Haare wie wir, aber in blond. Sie ist genauso groß wie wir und ebenso schlank. Sogar die Kleidung sieht unserer sehr ähnlich. Wir fallen uns in die Arme und noch einmal geschieht diese Rotz und Wasser Geschichte.
Schließlich sitzen wir im Wohnzimmer um einen Tisch herum. Auf dem Tisch steht ein Teller mit etwas belegtem Brot und fünf Tassen mit Tee drin. Wir nippen ein wenig an dem heißen Tee, stellen die Tasse wieder hin und sehen alle vier nacheinander kurz an. Mama und Sina sitzen rechts und links neben uns auf dem Sofa, die Männer sitzen uns gegenüber.
Wir holen tief Luft und dann fängt Josefine an zu erzählen.
"Was ich euch jetzt sagen werde, ist nicht leicht zu verdauen. Ich werde derbe Wörter aussprechen, Wörter, die ich vor einem Jahr nur vom Hörensagen kannte. Ihr werdet hören, wie eure Tochter, deine kleine Schwester, deine allerbeste Freundin Sex hatte, dazu gezwungen, aber auch freiwillig. Ich schäme mich für vieles, was ich getan habe, am Anfang hätte ich sie besser nicht getan. Später sagte mir jemand, egal, was ich getan habe, es wäre immer auf dasselbe hinausgelaufen, auf die eine oder andere Weise. Denn der Mann, den ich liebte, ist ein gnadenloser Jäger und ich war seine arglose Beute, so sagte er. Meine Geschichte erzählt von Beleidigungen, Demütigungen, Hohn und Spott, die ich erfahren habe. Sie erzählt, wie ich in einen Strudel von Gewalt, Vergewaltigungen, Prostitution, Schmerz, Angst und Hoffnungslosigkeit gezogen wurde. Wie ich schließlich von dem Strudel so weit runtergezogen wurde, dass ich mir das Leben nehmen wollte. Aber sie erzählt auch von zwei Menschen, oder besser von zwei Seelen, die mir schließlich das Leben gerettet haben und mir Hoffnung und Mut gegeben haben. Ich werde wohl immer wieder unterbrechen müssen, weil ich dann einfach nur weinen kann. Vielleicht werdet ihr auch weinen, ganz bestimmt sogar. Denn ihr seid vier Menschen mit Anteilnahme und Mitgefühl. Etwas, was mir im vergangenen Jahr kaum begegnet ist. Ich kann verstehen, wenn ihr all das lieber nicht hören wollt. Deshalb sagt mir jetzt, ob ihr lieber gehen wollt oder weiter zuhören."
"Das zu hören, ist wohl weit weniger schlimm, als es zu erleben. Ich will wissen, was passiert ist, ich halt das aus." sagt Sina.
Mama, Papa und Timmi wollen es auch wissen.
"Ich werde versuchen, das Schlimmste irgendwie zu umschreiben, ohne ins Detail zu gehen oder es wegzulassen. Ich möchte nicht, dass ihr unnötig Albträume deswegen habt.
Es begann alles am letzten Schultag vor den Sommerferien im letzten Jahr. Sina und ich waren auf dem Heimweg von der Schule. Wir hatten am Tag davor verabredet, dass wir uns an dem warmen Tag ein wenig mehr sexy anziehen wollten. Und so trugen wir beide ein bauchfreies ärmelloses Top, einen Minirock und ein paar Schuhe, die uns fast zehn Zentimeter größer machten. Wir sahen fast aus wie Zwillinge, weißt du noch, Sina?"
Wir sehen zu Sina und lächeln ihr zu. Sie lächelt ebenfalls und nimmt unsere Hand in ihre.
"Ihr glaubt nicht, wie oft ich im vergangenen Jahr bereut habe, an dem Tag so angezogen gewesen zu sein und wie oft ich mich gefragt habe, ob das alles nicht passiert wäre, wenn ich was anderes angehabt hätte.
Jedenfalls, ich war es nicht gewohnt, mit so hohen Absätzen zu laufen, ebenso wenig wie Sina. So kam es, dass ich einen Fuß nach hinten hochhob, um zu sehen, ob irgendwas mit dem Schuh nicht stimmte. Genau in dem Moment, als ich auf einem Bein stand und mich umdrehte, um nachzusehen, verlor ich das Gleichgewicht und fiel direkt in seine Arme. Zlatko. Er roch so gut, er zeigte mir ein umwerfendes Lächeln. Seine starken und tätowierten Arme hielten mich fest und ich war sofort hin und weg. Mein Verstand schmolz wie Eis in der Sonne und machte einer unbändigen Verliebtheit Platz.
,Oh, ein so schöner Engel wie du sollte wohl besser fliegen, als durch die Straßen zu stolpern."
"Da hab ich dann wohl Glück, dass es Männer gibt, die fallende Engel auffangen können." antwortete ich kess.
"Glück für mich, dass du in meine Arme gefallen bist," meinte er, "falls du mal wieder die Absicht hast zu fallen, dann ruf mich an, ich bin dann zur Stelle und fang dich auf. Ich bin nächste Woche wieder geschäftlich in Celle. Jetzt muss ich leider weiter, Termin ist Termin. Hier ist meine Karte. Oh, noch was, du siehst umwerfend sexy aus. Wie heißt du?"
"Josefine."
"Bis bald, Josefine."
Er ging, und ich sah im hinterher, bedauerte, dass er nicht blieb. Aber ich hatte ja seine Karte, ich würde ihn ganz bestimmt anrufen.
"Zlatko F. - Agentur zur Vermittlung von Dienstleistungen aller Art" stand auf der Karte, und seine Handynummer. Hätte ich damals gewusst, welcher Art die Dienstleistungen waren, die er vermittelte, dann hätte ich die Karte sofort weggeworfen. Aber ich tat es nicht. Ich war verliebt und erkannte nicht die lauernde Gefahr. Drei Tage später rief ich ihn an und tappte damit blindlings in die Falle, die er mir gestellt hatte. Er hätte übermorgen einen Geschäftstermin in Celle und würde sich freuen, wenn wir uns treffen könnten. Was ich nicht ahnte, sein Geschäftstermin war ich! Wir verabredeten uns abends vor einem vornehmen Restaurant in der Innenstadt. Er kam ein paar Minuten zu spät, legte dafür aber einen eindrucksvollen Auftritt hin, indem er in einem Porsche angefahren kam.
Er stieg aus, ging auf mich zu, nahm meine Hand und verbeugte sich, einen Handkuss andeutend.
"Entschuldigen Sie die Verspätung, schöne Frau, aber ich musste erst noch meinen Tiger wieder einfangen, der ausgebüxt war." sagte er lachend.
Das brachte mich auch zum Lachen.
Wir gingen in das Restaurant, er bestellte Steak für uns beide. Ich trank eine Cola dazu, er ein alkoholfreies Bier. Er war sehr charmant und verstand es, mich mit seinen Geschichten zu faszinieren. Mein Verstand funktionierte nicht mehr richtig, ich hatte so etwas noch nie erlebt.
Nach dem Essen, es dämmerte schon, fragte er mich, ob ich ihm nicht die Celler Altstadt zeigen könnte. Was ich nur zu gern tat. Wir gingen Arm in Arm und ich erzählte ihm alles, was ich über die alten Fachwerkhäuser wusste. Wir waren nicht lange unterwegs, da küssten wir uns auch schon. Er konnte wirklich gut küssen und ich hatte dabei die berühmten Schmetterlinge im Bauch. Wir gingen weiter und ich setzte die Stadtführung fort. Irgendwann später, es war schon dunkel, standen wir vor seinem Hotel und er bedauerte, dass der schöne Abend wohl gleich zu Ende ginge. Wieder traf ich eine Entscheidung, die ich später bitter bereute. Spontan sagte ich zu ihm, der Abend müsse ja nicht schon enden und so ergab es sich, dass ich mit ihm in sein Zimmer ging. Vorher schrieb ich dir, Mama, noch einen Text, dass ich bei Sina übernachten würde. Du weißt inzwischen sicher, dass das gelogen war.
Oben in seinem Zimmer, natürlich war es ein Doppelzimmer, küssten wir uns mit einer Leidenschaft, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Dann hob er mich hoch und trug mich zum Bett. Wir lächelten beide, als er mich komplett auszog und danach sich selbst. Was danach kam, war einfach nur berauschend. Sein Mund und seine Hände waren überall. Ich wurde so feucht da unten, wie ich es noch nie gewesen war. Dann legte er sich auf mich. Ich schlang Arme und Beine um ihn und wir liebten uns. Eine lange Nacht voller Sex hatte begonnen. Ich hab dir danach davon erzählt, weißt du noch, Sina?"
"Ja, das weiß ich noch ganz genau. Eines der letzten guten Gespräche, die wir hatten."
"Ihr müsst mir glauben, ich hatte wirklich gedacht, er liebt mich, und mir war klar, ich liebte ihn auch. Später machte ich die bittere Erfahrung, dass nie auch nur ein Funken Liebe in ihm war und niemals sein wird. Alles war nur Täuschung mit dem einzigen Ziel, mich dahin zu bringen, wo er mich hinhaben wollte.
Am nächsten Morgen frühstückten wir. Wir unterhielten uns, es war kein tiefschürfendes Gespräch, eher Smalltalk. Nach dem Frühstück verabschiedete er sich von mir, er müsse zu seinem Geschäftstermin und er würde mich anrufen. Ein letzter Kuss, und weg war er.
Drei Tage meldete er sich nicht. Ich war drauf und dran, ihn anzurufen oder ihm zu texten, aber ich riss mich zusammen. Zweifel entstanden in mir, ob ich nur ein Mädchen für eine Nacht für ihn wäre. Weißt du noch, Sina?"
Sina nickt. "Ja, ich erinnere mich gut."
"Aber dann meldete er sich. Er entschuldigte sich, er hätte viel zu tun gehabt, aber nur deshalb, um sich ein paar Tage freizuschaufeln, nur für mich. Ob ich ihn nicht in Hamburg besuchen wolle, er würde sich riesig auf mich freuen. Mein Herz machte einen Sprung, natürlich würde ich ihn besuchen. Am selben Tag noch, es war Tag Neun nach der ersten Begegnung, packte ich ein paar Sachen in meine Reisetasche, verabschiedete mich von euch und machte mich auf den Weg. Du hast mich noch ermahnt, Mama, ich soll vorsichtig sein und mich auf jeden Fall melden, ob ich gut angekommen bin und wo ich bin.
Er hat mich direkt am Bahnsteig im Hamburger Hauptbahnhof abgeholt. Als ich ihn sah, bin ich ihm um den Hals gefallen und wir haben uns heftig geküsst. Wieder hatte ich diese Schmetterlinge im Bauch. Er nahm meine Reisetasche, ich hakte mich bei ihm ein und wir gingen zu seinem Auto, dem Porsche. Wir fuhren zu ihm nach Hause. Aus der Tiefgarage fuhren wir mit dem Aufzug in den dritten Stock und gingen in seine Wohnung. Es war eine sehr schöne Wohnung mit Balkon, er zeigte mir seine große Wohnküche, sein Schlafzimmer und das Bad. Es gab noch ein Zimmer, das sei sein Arbeitszimmer, nichts Interessantes sei darin. Die ganze Wohnung war blitzblank sauber, alles aufgeräumt, nichts lag herum. Er fragte mich, ob ich vielleicht duschen wolle, ich sei sicher verschwitzt von der Reise. Nur wenn er mitkäme und mir zeigt, wie seine Dusche funktioniert, meinte ich lachend. Und so duschten wir gemeinsam. Wie von selbst ergab es sich, dass wir auch Sex unter der Dusche hatten. Es war aufregend und berauschend für mich, noch nie hatte ich so etwas erlebt. Nach dem Duschen trugen wir nur ein großes Handtuch, ich hatte meins über der Brust verknotet, er seins über den Hüften. Er forderte mich auf, ein paar Schnittchen zu machen und zeigte mir alles, was ich dafür brauchte. Als die fertig waren, setzte ich mich auf seinen Schoß und wir fütterten uns gegenseitig.
Mama, ich war so verliebt und ich fühlte mich wie im Himmel. So kam es, dass ich ihm sagte, dass ich ihn liebe. Es fiel mir damals nicht auf, aber er sagte mir nicht, dass er mich liebt. Statt dessen sagte er, dass ich ihm ja zeigen könnte, wie sehr ich ihn liebe und trug mich ins Schlafzimmer.
Er wusste ganz genau, wie er mich auf Touren bringen konnte und zeigte mir Stellen meines Körpers, die ich selbst noch nicht kannte, zum Beispiel meinen G-Punkt. Wir liebten uns mehrere Stunden. Schon bald konnte ich meine Höhepunkte nicht mehr mitzählen. Er wusste genau, was er tat. Und ich ahnte nicht, welchen perfiden Plan er verfolgte.
Abends gingen wir in einen Club. Ich war noch nie in so einem Laden. Er fragte mich, ob ich nicht tanzen wolle, er würde mir gern von der Seite aus zusehen und auf meine Sachen aufpassen. Und ob ich das wollte! Ich tanze fürs Leben gern, das wisst ihr. In einer Pause sagte er mir, ich sähe unheimlich sexy aus, vor allem wenn mein Rock hoch wippt und man etwas von meinem Höschen sehen könnte. Etwas später musste ich dann zur Toilette. Er forderte mich auf, ohne Höschen wiederzukommen, was ich dann auch mit klopfendem Herzen tat. Ich öffnete meine Handtasche, zog einen Zipfel des Höschens heraus und grinste ihn an. Er grinste ebenfalls, küsste mich und packte dabei mit der Hand meinen nackten Po. Ich fand das wahnsinnig aufregend. Dann forderte er mich auf, wieder auf die Tanzfläche zu gehen. Er würde sich freuen, wenn er ab und zu etwas von meinem Po sehen würde, grinste er. Ich hopste etwas übertrieben zur Musik, um ihm die Freude zu machen.
Als wir zurück fuhren, legte er während der Fahrt seine Hand auf meinen Schenkel und reizte mich mit seinem kleinen Finger. Ja, ich war feucht, aber das war nicht meine Absicht, es war einfach so passiert. Er fuhr auf den Parkplatz eines geschlossenen Supermarktes. Wir stiegen aus. Ich sollte mich dann breitbeinig vors Auto stellen und mich mit meinen Händen auf der Haube abstützen.
Dann nahm er mich von hinten. Ihr müsst mir glauben, ich war so erregt, in der Öffentlichkeit Sex zu haben, dass es nicht mal eine Minute dauerte, bis ich kam.
Wieder in seiner Wohnung dauerte es nicht lange, bis wir einschliefen, ich war hundemüde.
Am nächsten Morgen war ich zuerst wach. Ich stand auf, ging unter die Dusche und deckte den Frühstückstisch. Als er dann kam, freute er sich darüber und wir frühstückten.
Nach dem Frühstück nahm ich mein Telefon und wollte dir texten, Mama. Er nahm es mir aus der Hand und meinte, wenn ich mit ihm zusammen bin, möchte er, dass ich das Telefon weglege. Ich protestierte, weil ich dir ja noch schreiben wollte.
"Ich mach das für dich,", meinte er, "wie ist deine Pin?"
Mein Fehler, ich vertraute ihm und nannte ihm die Pin. Ein Fehler, der es ihm viel zu leicht machte, sein Ziel zu erreichen.
"Was soll ich schreiben und an wen?"
"An meine Mama, schreib, ich bin gut angekommen in Hamburg und bleib ein paar Tage bei Zlatko. Er wohnt, dann schreib deine Adresse und zum Schluss ich hab dich lieb."
Er schrieb alles, zeigte es mir und drückte den Pfeil zum senden. Ich sah noch, wie die beiden grauen Häkchen erschienen und war zufrieden. Er tippte dann noch etwas und legte das Telefon dann weg. Das muss dann wohl die gelöschte Nachricht gewesen sein, die du bekommen hast, Mama. Er hat sie einfach wieder gelöscht, damit ihr mich nicht findet."
Wir fangen wieder an zu weinen. Sina drückt unsere Hand etwas fester und Mama legt ihren Arm um uns. Nach einer kleinen Pause redet Josefine weiter.
"Er legte mein Telefon in eine Schublade. "Du bekommst es wieder, ganz bestimmt." beruhigte er mich. Ich bekam es wieder, aber nicht so, wie ich in dem Moment dachte.
"Wir gehen heute shoppen, was hältst du davon?" sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. Natürlich freute ich mich darüber. Wir fuhren in ein Shopping Center, wo auf drei Stockwerken jede Menge Läden waren. Auf meinen Einwand, ich hätte kaum Geld mit, sagte er nur, ums Bezahlen soll ich mir keine Gedanken machen. Also gingen wir von einem Laden zum anderen und ich probierte an, was er mir aussuchte. Wenn es ihm gefiel, dann kaufte er es mir. Es fiel mir nicht auf, da es Sommer war, aber in fast allen Sachen konnte man viel Haut von mir sehen. Kleider und Röcke, die kurz unterm Po endeten, bauch- und rückenfreie Tops, Schuhe, die nur mit nackten Füßen gut aussehen, kein Absatz kürzer als sieben Zentimeter. In mehreren Dessousläden waren wir auch. Ich bekam mehrere Outfits, in denen ich sehr sexy aussah, wie er sagte.
Anschließend fuhren wir zu einem Laden, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Es war ein Sexshop. Ich staunte über das ganze Sexspielzeug, das es dort gab. Dafür interessierte er sich aber nicht, sondern auch hier war ich diejenige, die neu eingekleidet werden sollte. Er suchte ein paar Sachen aus und dann ging es zur Umkleide. Die Verkäuferin gab mir ein Höschen und ein BH in Hautfarbe, den sollte ich drunter ziehen beim Anprobieren. Wenn wir es kaufen wollten, dann müssten wir bezahlen und könnten dann nochmal in Ruhe ohne das probieren. Dabei zwinkerte sie. Mir war klar, weswegen. Zlatko suchte ein paar Sachen aus für mich, ohne dass ich sie sah, er wollte mich überraschen. Dann ging es zur Umkleide, die war eine etwa zwei mal zwei Meter große Kabine mit Schwingtür, nach oben offen. Zlatko kam mit rein. Links war eine Bank zum Hinsetzen, die rechte Wand der Kabine war ein riesengroßer Spiegel, in dem wir uns von Kopf bis Fuß sehen konnten. Ich zog mich aus und das Hautfarben-Zeugs wieder an. Er gab mir ein schwarzes eng anliegendes Minikleid, es zeigte ziemlich viel von meiner Haut, bedeckte aber alles, was nicht jeder sehen sollte. Die Stoffteile waren mit zahlreichen Bändchen über meinem Rücken, den Hüften und über dem tiefen Ausschnitt verbunden. Er fand, ich sehe umwerfend sexy darin aus. Mir gefiel es auch. Ich sollte es wieder ausziehen. Dann gab er mir ein Body. Es gab viel Haut zu sehen, aber es bedeckte meine Brüste und meine Intimzone. Größe S sei perfekt für mich, meinte er. Auch das sollte ich wieder ausziehen, ebenso wie das Probier-Höschen und den dazu gehörigen BH.
Ich solle so bleiben, meinte er, er gehe zur Kasse und sei gleich wieder da. So stand ich dann nackt in der Umkleide und wartete auf ihn. Als er wiederkam, gab er mir ein anderes Body und bat mich, es anzuziehen. Das war genau entgegengesetzt wie das vorherige. Das schwarze Blumenmuster bedeckte alles außer meine Brüste und die Scham. Zusätzlich war ein riesengroßes Loch über den gesamten Po gelassen. Als ich es angezogen hatte, stand er hinter mir und wir betrachteten mich im Spiegel. Ich sei das schärfste Luder, dass er je gesehen hätte, meinte er. Eigentlich fühlte ich mich nicht wohl in dem Ding, aber weil es ihm gefiel, redete ich mir ein, dass es mir auch gefiel.
Dann spürte ich, wie er sich an meinen Po drängte. Mir war klar, womit er das machte. Ich drehte mich um und lächelte ihn an.
"Das schärfste Luder also, hmm? Und wie lösen wir jetzt dieses Problem hier?"
Augenblicke später fand ich mich mit dem Rücken an der Kabinenwand, ihn mit Armen und Beinen umklammernd. Im Spiegel konnte ich sehen, wie er mich an die Wand nagelte.
Als wir den Laden verließen, hatte ich einfach nur mein Kleid über dem Porno-Body angezogen. Wir fuhren zu ihm in die Wohnung, aßen eine Kleinigkeit und fuhren dann zu einem anderen Club als am Vortag. Ich war bekleidet nur mit dem eng anliegenden Bändchen-Kleid und Highheels. Wer genau hinsah, konnte sehen, dass ich nichts drunter anhatte. Es war aufregend für mich, aber auch irgendwie peinlich. Dennoch hielt ich mich meist auf der Tanzfläche auf, während er zusah. Er würde aufpassen, dass mich niemand befummelt, so sagte er. Das tat auch niemand.
Wieder in seiner Wohnung, hatten wir erneut wundervollen Sex.
Am Sonntagmorgen frühstückten wir gemeinsam.
Danach sollte ich ihm alles nochmal vorführen, was er mir gekauft hatte. Also zog ich alles nacheinander an und er machte Fotos von mir. Nur für uns, behauptete er, und mit meinem Handy, dann hätte ich die volle Kontrolle darüber. Ich ließ mich darauf ein. Er ermunterte mich, in allen möglichen Positionen auch mal meine Intimzone zu zeigen und machte dann diese Fotos, von denen ich vorhin gesprochen habe.
Den Nachmittag verbrachten wir im Bett. Er verlor keine Zeit, schon fügte er das nächste Puzzleteil in seinen Plan ein. Wäre ich bloß nicht so vertrauensselig gewesen. Er kam an mit zwei kleinen Fläschchen und zwei Einwegspritzen. Er bequatschte mich, dass das Zeugs den ultimativen Kick beim Sex geben würde. Er zog einfach zwei Spritzen auf, ließ mich eine von denen aussuchen. Dann sollte ich ihm das in den Gesäßmuskel spritzen. Es sei vollkommen harmlos und zum Beweis nähme er selbst auch was. Also ließ ich mich darauf ein, verabreichte ihm die Spritze, danach bekam ich die andere von ihm. Es tat kaum weh. Danach liebten wir uns, aber der angekündigte Kick blieb aus. Später erfuhr ich, was es wirklich damit auf sich hatte.
Während wir Sex hatten, nahm er wieder mein Handy und filmte uns dabei. Es entstanden kurze Pornofilmchen mit mir als Hauptdarstellerin, die wir uns danach gemeinsam ansahen. Ich beschloss, dass die niemals jemand außer uns beiden zu sehen bekommen würde.
Der nächste Tag, Montag, drei Tage, nachdem ich mit den Zug nach Hamburg gefahren war. Der Tag, an dem mein bisheriges Leben aufhörte und der Tag, an dem mein fast ein Jahr andauernder Albtraum begann.
Es war ein warmer Abend, und Zlatko meinte, dass wir was Aufregendes machen sollten. Er hatte dieses Bändchenkleid auch noch in rot gekauft, das sollte ich anziehen, dazu rote Highheels, sonst nichts. Ich dachte, er wollte wieder in einen Club fahren, aber er fuhr mit mir zum Stadtpark. Was wir denn hier wollen, fragte ich ihn. Er sagte nur, lass dich überraschen. Wir gingen einfach nur spazieren, ich hatte mich bei ihm eingehakt. Ich fand es schön und freute mich auf die versprochene Überraschung. Es dämmerte schon, da führte er mich zu einer etwas abgelegenen Parkbank. Wir stellten uns daneben und küssten uns. Dann sagte er, "lass uns ficken!" "Hier?" fragte ich. "Warum nicht?"
"Weil man uns hier beobachten kann!" protestierte ich.
"Ich hatte dir doch was Aufregendes versprochen!" meinte er. "Stell dich hinter die Parkbank und stütz dich auf der Lehne ab!"
Mir war etwas unwohl dabei, aber ich machte es. Augenblicke später schob er mein Kleid hoch und nahm mich von hinten. Die ganze Situation war total absurd, aber ich beschloss, es zu genießen. Ein paar Minuten später hatte ich einen Höhepunkt. Ich war noch außer Atem, da sagte er zu mir:
"Wie es scheint, haben wir Publikum!"
Erschrocken sah ich mich um. Ein Mann stand etwa 10 Meter neben uns und onanierte mit heruntergelassener Hose. Ich war wie gelähmt vor Schreck.
"Willst du ihn auch mal ficken?" fragte Zlatko.
Natürlich wollte ich nicht, aber was erwartete Zlatko von mir? Wollte er mir damit eine Freude machen? War das das Aufregende, wovon er gesprochen hatte? Wir liebten uns doch, dachte ich. Wieso macht er das? Ich war total überfordert. Ich weiß, ich hätte nein sagen sollen, aber ich sagte nur: "Ich weiß nicht."
"Verstehe." sagte Zlatko.
"Hey!" sprach er den Mann an, "Bist du nur ein Wichser oder willst du ficken?"
"Ich will ficken!" sagte der Mann.
"Dann komm her und fick meine Freundin, sie will mal nen anderen Schwanz. Aber nur mit Kondom!"
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Weglaufen wäre wohl das einzig richtige gewesen, aber ich konnte nicht.
Wieder sollte ich mich so hinstellen wie vorher. Und dann drang der Mann in mich ein. Ich war immer noch feucht von Zlatko, also hatte er leichtes Spiel. Ich schloss die Augen und wünschte mir, es sollte schnell vorbei sein. Aber der Mann hatte Ausdauer. Ihr müsst mir glauben, ich wollte das nicht, aber mein Körper hatte seinen eigenen Willen. Es gelang dem Mann, mich zum Höhepunkt zu treiben und gleichzeitig mit mir kam er auch.
Er zog sich zurück und ich öffnete wieder die Augen. Ich sah Zlatko an und erschrak. Er sah mich mit eiskaltem Blick an und ich bekam richtig Angst vor ihm.
"Zlatko, ich..." sagte ich, aber er unterbrach mich.
"Sei still! Wir reden zuhause!" sagte er kalt und zu dem Mann: "Und du, verpfeif dich!"
Wir gingen wortlos zu seinem Auto und fuhren zurück zu seiner Wohnung. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, schrie er mich an: ,Du Schlampe!"
Mama, du weißt, ich bin noch nie geschlagen worden. Er schlug mir rechts und links heftig ins Gesicht, ich stürzte und ich sah Blut. Meine Nase..."
Ich höre Josefine die ganze Zeit zu. An dieser Stelle schnürt es uns die Kehle zu und die Tränen fangen an zu laufen. Zu hören, dass sie geschlagen wurde, macht mich traurig, aber auch wütend. Mama und Sina nehmen uns in den Arm und weinen mit uns.
- Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Josefine. -
- Du bist wütend, oder? Ich spüre es. -
- Ja, das bin ich. Wütend auf diesen Zlatko, er hätte dich nicht schlagen dürfen. -
- Nein, das durfte er nicht. Du wirst gleich noch viel wütender werden, wenn ich weiter erzähle. -
- Oh nein. Es wird noch schlimmer? -
- Ja, das wird es. Versuch bitte, ruhig zu bleiben. Ich weiß nicht, ob ich all das erzählen kann, wenn wir diese Wut im Leib haben. -
- Ich versuche es. -
Wir beruhigen uns wieder.
"Ich versuche mal, weiter zu erzählen. Vielleicht werde ich gleich wieder weinen, aber ich versuche es.
Ich kniete also am Boden und sah, wie mir das Blut aus der Nase lief. Er schrie mich an.
"Wie eine läufige Hündin hast du dich von dem nächstbesten Kerl ficken lassen! Du hast mich aussehen lassen wie einen impotenten Idioten, der seine Freundin nicht befriedigen kann! Ich hab gedacht, du bist etwas Besonderes, aber du bist nichts weiter als eine..."
Als was er mich bezeichnete, werde ich jetzt nur ein einziges Mal sagen, ich hasse diese Worte, aber sie kommen in meiner Geschichte immer wieder vor, deshalb werde ich sie später mit SGF oder nur S, G oder nur F abkürzen. Er sagte zu mir:
"Du bist nichts weiter als eine schwanzgeile Fotze, wie alle anderen Weiber! Aber keine Sorge, du darfst deine Löcher mit so vielen S stopfen, wie du es brauchst! Jetzt zieh das Kleid aus, bevor du es noch mehr mit Blut besudelst!"
Ich zitterte am ganzen Leib, aber irgendwie gelang es mir, das Kleid auszuziehen. Ich wollte ihn nicht noch wütender machen. Leider nützte das nichts. Es schloss den Raum auf, der angeblich sein Arbeitszimmer sein sollte. Dann packte er mich hart am Arm und stieß mich hinein. Mitten im Raum stand ein großes Bett. Er nahm etwas von der Wand und zeigte es mir, fragte mich, was das wäre. Ich konnte nicht antworten vor Angst.
"Das ist eine Gerte, du blöde Kuh! Damit werden ungehorsame Stuten gezüchtigt, damit sie tun, was man von ihnen erwartet. Ich zeig dir gleich mal, wie das geht."
Er packte mich am Handgelenk, drehte mir den Arm auf den Rücken und drückte mich bäuchlings aufs Bett. Dann hat er mich wieder geschlagen, mit der Gerte auf den nackten Po. Es tat höllisch weh und ich schrie. Aber er schlug weiter, immer wieder. Als er endlich aufhörte damit, schmerzte mein Po wie Hölle. Und dann, dann hat er mich brutal vergewaltigt..."
Wir müssen wieder heftig weinen, ein dicker Kloß sitzt uns im Hals. Es dauert lange, bis wir uns endlich beruhigen.
"Die Nacht verbrachte ich allein in dem Raum, allein mit meinem Schmerz, schlaflos und immer wieder weinend. Ich verstand nicht, warum er so gemein zu mir war. Ich hatte ihn doch geliebt, aber davon war nichts mehr übrig. Menschen, die sich lieben, tun so etwas einander nicht an. Ich war verzweifelt, wusste nicht, was ich tun sollte.
Am nächsten Morgen, es war Dienstag, der vierte Tag in Hamburg, kam er wieder ins Zimmer. Sein Ton war wieder normal und Hoffnung keimte in mir, es würde alles wieder gut werden. Aber er sagte nur, ich soll duschen gehen und das hier anziehen. Dazu warf er mir etwas aufs Bett.
Ich wollte nicht riskieren, dass er wieder die Gerte nahm, also nahm ich das Zeug und ging duschen. Dann zog ich das an, was er mir gegeben hatte. Es war ein kurzes schwarzes Kleidchen. So kurz, dass es nicht mal meinen Po ganz bedeckte. Der Ausschnitt war so tief, dass das Kleid gerade eben meine Brustwarzen bedeckte. Dabei war auch eine kleine weiße Schürze, ein Häubchen fürs Haar und weiße halbdurchsichtige Strümpfe, die eine Handbreit unterm Po endeten. Dazu hatte ich schwarze hochhackige Schuhe anzuziehen.
"Gut siehst du aus!" sagte er, als ich aus dem Badezimmer kam.
Über das Kompliment konnte ich mich wirklich nicht freuen.
"Mach Frühstück, ich hab Hunger!" befahl er.
Also machte ich Frühstück und deckte für zwei, so wie die Tage vorher.
"Wer hat gesagt, dass du mitessen sollst?" fuhr er mich an. "Räum das weg, du darfst nachher essen, wenn ich weg bin!"
Ich räumte mein Gedeck wieder in den Schrank und er setzte sich an den Tisch. Ich sollte mich neben den Tisch stellen, die Beine dabei leicht spreizen, die Hände hinterm Po, und die Brust vorstrecken. Ich kam seinem Befehl nach, dabei rutschte das Kleid runter und gab meine Brustwarzen frei. Er grinste nur.
Während er aß, gab er mir Anweisungen, was ich tun sollte, während er weg wäre. Ich sollte den Boden putzen, insbesondere mein Blut wegmachen. Dann sollte ich meine schmutzigen Sachen waschen und trocknen, die Betten neu beziehen und das Bettzeug ebenfalls waschen und trocknen. Dazu Küche und Bad putzen, bis alles blinkt, befahl er.
"Zlatko, bitte lass mich gehen," flehte ich, "ich will das alles nicht. Ich will wieder nach Hause. Bitte lass mich nach Hause gehen."
Er lachte nur hämisch.
"Was du willst oder was du nicht willst, interessiert niemanden. Denn ich werde ab jetzt bestimmen, was du willst. Ich weiß, dass SGF wie du viele verschiedene Männer-S wollen, also werde ich dir zu deinem Glück verhelfen. Eines Tages wirst du mir dankbar dafür sein. Aber ich weiß auch, dass F wie du eine harte Hand brauchen, um glücklich zu werden. Wenn du also nicht tust, was ich sage, dann werde ich mit der Gerte nachhelfen. Oh, apropos nach Hause, da fällt mir ein, deine Mama hat geantwortet, auf deinen letzten Post. Sieh mal hier:"
Er zog mein Telefon aus der Tasche, öffnete WhatsApp und dann den Chat mit dir, Mama. Es sah alles echt aus und ich glaubte wirklich, dass du es warst, die geantwortet hatte. Erst seit heute weiß ich, dass alles Fake war. Entsetzt sah ich, wie er die intimen Bilder von mir an dich gesendet hatte. Dazu noch kurze Filmchen, in denen ich Sex mit ihm hatte. Dazu hatte er "Mein neues geiles Leben." geschrieben, mit nem Smiley dazu. Und dann gab er mir die Antwort zu lesen, die du mir angeblich geschrieben hattest. Mama, es war, als hätte er mir ein glühendes Messer mitten ins Herz gestoßen. Der Schmerz war unbeschreiblich, viel größer als bei all den Schlägen, die ich von ihm bekommen hatte. Mama, da stand, "Wenn das dein neues Leben ist, dann genieße es. Aber hier brauchst du nicht mehr herzukommen, du bist nicht mehr unsere To...""
Wir schlingen die Arme um Mama und fangen so heftig an zu weinen wie noch nie, seit meine Seele bei Josefine ist. Ich spüre einen großen Schmerz im Herzen, genau wie Josefine es beschrieben hat. Es scheint, als ob sie jenen Augenblick noch einmal durchlebt. Ich merke auch, wie sehr sie diesen Zlatko hasst, denn auch ich hasse ihn. Wir müssen daran etwas ändern, denn sonst zerfrisst es uns irgendwann. Es dauert sehr lange, bevor sie weiter sprechen kann.
"Willst du eine Pause machen?" fragt Mama besorgt.
Wir schütteln den Kopf.
"Nein, ich will weiter erzählen, es geht schon wieder."
Wir müssen erstmal schlucken, bevor wir wieder ordentlich sprechen können.
"Als er das sagte, versagten mir die Beine. Ich sank auf die Knie, kauerte mich hin und weinte etwa so, wie ich gerade eben geweint habe. Als ich endlich wieder ruhiger wurde, war ich allein in der Wohnung. Raus konnte ich nicht, die Tür war verschlossen und aus einem Fenster im dritten Stock zu springen erschien mir unvernünftig. Ich erinnerte mich an das, was er mir aufgetragen hatte und machte mich an die Arbeit. Er hätte ja jederzeit wiederkommen können und ich wollte nicht schon wieder mit der Gerte geschlagen werden.
Spätabends kam er wieder. Ich stand in der Küche und wartete auf ihn. Er kontrollierte, ob ich alles erledigt hatte, was er gesagt hatte. Schließlich zeigte er sich zufrieden und lobte mich. Ich musste ihm noch eine Kleinigkeit zu essen machen. Nach dem Essen befahl er mir, zu duschen und mich nackt in sein Bett zu legen. Etwas später kam er ebenfalls frisch geduscht und legte sich nackt neben mich. Ich hatte die ganze Zeit nicht ein einziges Wort zu ihm gesagt. Er fragte mich, ob ich ficken will. Ich antwortete ihm kalt, er hätte doch gesagt, es interessiere niemanden, was ich will.
"Stimmt," meinte er, "Ich wollte auch nur wissen, ob du es behalten hast. Ich entscheide, dass du jetzt ficken willst." Dann verlangte er, dass ich ihn mit dem Mund steif mache, ihm ein Kondom und Gleitcreme drauf mache und mich mit gespreizten Beinen auf den Rücken lege. Er legte sich auf mich und vergewaltigte mich, bis er befriedigt war. Ja, es war eine Vergewaltigung, auch wenn er keine körperliche Gewalt anwendete und ich mich nicht dagegen wehrte. Er machte es ohne mein Einverständnis und die Drohung, mich mit der Gerte zu schlagen, stand immer im Raum. Ich empfand nichts dabei, weder Lust noch Abscheu. Ich sagte nichts und ließ es einfach geschehen, ließ ihn meinen Körper benutzen. Als er fertig war, rollte er sich neben mich und befahl mir, das Kondom zu entsorgen und ihn mit dem Mund zu reinigen. Danach schlief er ein. Ich drehte ihm den Rücken zu und lag noch lange wach, still liefen mir die Tränen übers Gesicht auf das frisch bezogene Kissen."
Josefine macht wieder eine Pause und wischt sich mit einem Tuch die Tränen ab. Mama, Sina und die beiden Männer haben ebenfalls nasse Augen. Nach einer Weile erzählt sie weiter.
"Am nächsten Morgen war er schon aufgestanden, als ich wach wurde. Ich stand ebenfalls auf, duschte, und zog dasselbe Zeug an, was ich am Vortag angehabt hatte. Ohne, dass er mich aufforderte, machte ich Frühstück und deckte nur für ihn. Er sagte, ich soll auch für mich decken und mich zu ihm setzen. Wir aßen wortlos. Ich deckte ab und machte alles sauber.
Dann erklärte er mir, ich solle mich hübsch schminken, weil wir Besuch bekämen. Auch das tat ich. Knallrote Lippen, Mascara um die Augen.
Etwas später kam der Besuch. Ich musste ihm die Tür öffnen. Grell geschminkt, meine Brüste, meine Scham und mein Po kaum bedeckt, ohne Unterwäsche. Der Besuch stellte sich vor als "Keule", meinte, ich sähe heiß aus. Höflich stellte ich mich als Josefine vor.
Keule war ebenso groß und kräftig wie Zlatko, hatte eine sportliche Figur und auch Tattoos an den Armen.
Zlatko und Keule setzten sich an den Tisch, ich musste ihnen was zu trinken servieren. Dann sollte ich mich nützlich machen und mit einem Staubtuch die Möbel reinigen, während sie sich unterhielten. Sie redeten über ihre Autos und wie sie sie noch besser tunen könnten. Dann trugen sie mir auf, ich solle ihnen ein Omelett machen, sie hätten Hunger. Also ging ich in die Küche und machte das. Aber ich passte nicht richtig auf, es wurde auf einer Seite dunkelbraun, einige verkohlte Flecken waren auch zu sehen. Als ich es servierte, schrie Zlatko mich an, wer den Mist denn essen soll. Er hob den Arm und es sah aus, als wollte er mich schlagen. Instinktiv hob ich die Arme, um meinen Kopf zu schützen, aber er schlug mich nicht. Stattdessen schimpfte er, ich soll das wegschmeißen und ich sei wirklich nur zum Ficken zu gebrauchen. Ich wollte schreien, dass ich fließend Englisch und Französisch kann und dass ich Differentialgleichungen lösen kann, aber wahrscheinlich hätten sie mich nur ausgelacht, also schwieg ich und war erleichtert, dass er mich nicht schlug. Er bestellte telefonisch zwei Pizzen.
Als der Pizzabote an der Tür klingelte, musste ich öffnen. Der Bote war ein junger hagerer Mann. Er gab mir die Pizza und stammelte etwas von 34,80 Euro, während er mich mit den Augen verschlang. Ich spürte förmlich seinen Blick auf meinem Hintern, als ich die Pizza zum Tisch brachte. Als ich Zlatko den Preis sagte, zog er ein Bündel Geldscheine aus der Hosentasche, nahm 35 Euro davon und gab es mir.
"Oh," meinte er, "jetzt hab ich gar nicht genug Geld dabei, um den Mann sein verdientes Trinkgeld zu geben. Josefine, entschuldige dich dafür bei dem Mann, und sag ihm, dass du ihm zur Entschädigung einen blasen wirst."
Geschockt sah ich Zlatko an. Er hätte doch genug Geld gehabt.
"Na los, lass den Mann nicht warten, seine anderen Kunden wollen auch heiße Pizza!" blaffte er mich an.
Es war beschämend. Ich ging also zum Pizzaboten, gab ihm das Geld, entschuldigte mich bei ihm und bot ihm die Entschädigung an. Er nahm das Geld, öffnete seine Hose und ließ sie zu Boden fallen. Ich ging in die Hocke und fing an mit der Entschädigung. Es dauerte nicht mal eine Minute, bis er fertig war. Ich war nicht darauf gefasst, dass es so schnell ging. So kam es, dass er mich vollsaute. Es war im Gesicht, in meinem Ausschnitt und auf dem Kleid. Angeekelt stand ich wieder auf, schob ihn raus und schloss die Tür.
Zlatko lästerte über mich, wie ich denn aussähe, ich hätte doch wissen müssen, dass ich dem Kerl ein Kondom drüber ziehen müsste. Er schickte mich duschen und das Kleid sollte ich in die Waschmaschine geben. Innerhalb von zehn Minuten sollte ich wieder da sein, dann nur noch mit Strümpfen und Schuhen bekleidet.
Ich schämte mich dafür, dass ich mich so präsentieren musste, aber das kümmerte die beiden nicht. Es kam noch schlimmer. Ich sollte unter den Tisch kriechen und dem Gast zeigen, dass ich es besser konnte als bei dem Pizzaboten, so befahl es Zlatko. Dabei hielt er drohend die Gerte in der Hand. Also hockte ich mich unterm Tisch auf den Knien vor Keule hin, öffnete seine Hose und bemühte mich, dem Befehl nachzukommen, diesmal mit Kondom. Aber so sehr ich mich auch abmühte, es kam nicht zum gewünschten Abschluss. Schließlich erlöste mich Keule, sagte, dass er gerade nicht so in Stimmung wäre, ich könnte das später nachholen. Mit schmerzenden Knien krabbelte ich wieder unterm Tisch vor.
Dann fiel Zlatko ein, dass eine SGF, wie ich es sei, auf keinen Fall Josefine heißen kann und verpasste mir den Namen Jaqueline. Er zwang mich zu sagen, dass ich Jaqueline heiße und dass ich eine SGF sei. Danach ließen sich sie beiden immer neue Demütigungen, Beleidigungen und Erniedrigungen einfallen, die ich alle ertragen musste. Zum Schluss musste ich ein Kleid anziehen, meine Toilettensachen packen und ich erfuhr, dass Keule mich zum Trainingsraum bringen würde, wo er mich zur professionellen Hure ausbilden würde. Ich wollte das alles nicht und weinte, aber sie hatten nur Gelächter für mich übrig.
Die Fahrt zum Trainingsraum dauerte nicht lange. Wir erreichten ein Gebäude in einem Gewerbegebiet. Keule öffnete die Tür und führte mich hinein. Gleich hinterm Eingang gab es eine Treppe, die nach oben und nach unten führte. Wir gingen nach unten, dann durch einen Korridor bis zu einer Stahltür, die er aufschloss. Dort musste ich hineingehen. Er sagte noch zu mir, ich soll morgen um 9 Uhr nackt auf dem Bett liegen und auf ihn warten. Dann war ich allein, die Tür war verschlossen. Ich sah mich um in dem Raum. Die Wände waren aus weiß gestrichenem Beton, ebenso wie die Decke. Der Fußboden bestand aus quadratischen Bodenplatten, es schien hohl darunter zu sein. Es gab keine Fenster und kein Tageslicht, dafür aber eine Klimaanlage, die auf 21° eingestellt war. Mitten im Raum stand ein riesiges Bett mit mehreren Kissen und Decken, die mit bunt gemusterter Bettwäsche bezogen war. Neben dem Bett stand ein flacher Tisch mit einer großen Schüssel, die mit Kondomen und Gleitgel gefüllt war. Ein Radiowecker stand auch darauf, er zeigte halb sechs abends. In einer Ecke war eine große Duschkabine, daneben eine Toilette, ein Pissoir, ein Bidet und ein Waschbecken, alles frei einzusehen. An einer anderen Wand war eine Küchenzeile mit Herd, Kühlschrank, Spülbecken und mehreren Küchenschränken. Kisten mit Getränken standen daneben an der Wand. An der Wand gegenüber stand ein großer Kleiderschrank, daneben eine Kommode mit reichlich sauberen Handtüchern. Zwischen Kommode und Dusche stand noch ein großer Schminktisch mit Spiegel. Ein Tisch mit vier Stühlen stand auch noch im Raum.
Da stand ich nun, allein in einem verschlossenen Raum, einer Komfort-Gefängniszelle sozusagen. Ich versuchte, die Tränen zu unterdrücken, aber es gelang mir nicht. Warum passierte mir das alles? Ich hatte niemandem etwas getan, hatte mir nichts zuschulden kommen lassen. Dass ich das mit dem Mann im Park zugelassen hatte? Aber dafür hatte ich doch nicht so eine harte Strafe verdient, das war ungerecht. Keine Frau hat es verdient, geschlagen und vergewaltigt zu werden und jetzt sollte ich auch noch zur Prostitution gezwungen werden. Genau zwei Wochen war es her, als ich noch ein glückliches Mädchen war. Ein Mädchen mit dem Traum von der großen Liebe, dem Traum, Abitur zu machen und zu studieren, irgendwann mal Kinder zu bekommen. All das war wie weggewischt. Ich fiel auf die Knie und betete zu Gott, flehte um Hilfe und fragte ihn nach dem Warum, aber ich bekam keine Antwort.
Später machte ich mir was zu essen, ging duschen und legte mich ins Bett, hörte Musik aus dem Radiowecker. Die Zeit verging langsam, aber irgendwann schlief ich ein.
Der Wecker weckte mich um halb acht, ich aß, trank und duschte nochmal. Kurz vor Neun legte ich mich nackt aufs Bett, wie von Keule verlangt. Aber er kam nicht.
Ich muss wohl wieder eingeschlafen sein, als ich ihn hörte. Er sagte guten Morgen, aber ich antwortete nicht. Ich lag auf dem Bauch, als er mir in lautem Befehlston sagte, ich soll mich umdrehen, und die Beine breit machen, er will ficken. Ich war starr vor Angst und konnte mich nicht rühren. Dann schrie ich auf, als ich einen heftigen Schmerz am Po spürte. Ich beeilte mich, seinem Befehl nachzukommen. Ich sah, wie er nackt am Fußende des Bettes stand, seinen Gürtel in der Hand.
"Na, also, warum nicht gleich so?" sagte er grinsend und legte den Gürtel weg. Er rollte sich ein Kondom über sein steifes Glied und verteilte Gleitgel darauf. Dann legte er sich schwer auf mich und drang ohne Umschweife in mich ein. Er fickte mich eine Weile heftig, dann befahl er:
"Küss mich!"
Ich schüttelte entsetzt den Kopf.
"Entweder du küsst mich bevor ich dir noch eine mit dem Gürtel überziehe oder danach!"
Ich entschied mich für die Variante ohne Gürtel. Er schob mir seine Zunge tief in den Mund, löste sich wieder von mir und befahl, ich solle meine Zunge bewegen. Auch das tat ich, wenn auch widerwillig.
Dann befahl er: "Jetzt sag Ich liebe dich zu mir!"
Das war zu viel. Diese Worte sind mir fast heilig und ich sage sie nur, wenn ich es auch wirklich meine. Ich schrie ihn an:
"Ich hasse dich! Und ich hasse Zlatko! Ihr gottverdammten Bastarde! Ihr könnt mich vergewaltigen und schlagen und ihr könnt meinen Körper missbrauchen für eure perversen Spielchen! Ihr könnt mir alles nehmen und ihr könnt mich auch totschlagen! Aber meine Seele, die bekommt ihr nicht! Ihr Teufel!"
Von da an schrie ich nur noch, immer und immer wieder."
Wir müssen wieder weinen und ich weiß nicht mal, ob Josefine oder ich das ausgelöst haben, oder wir beide. Wir umklammern Mama und Mama hält uns fest. Später geht es dann wieder, Josefine erzählt weiter.
"Das nächste, was ich wahrnahm, ich lag zusammengekauert auf der Seite und Keule hatte den Arm um mich gelegt, die Hand auf meinem Rücken. Entsetzt stieß ich mich von ihm ab. Aber er hielt mich fest und sagte nur:
"Ruhig, Kleine, bleib liegen, ich tu dir nichts!"
Es war ein wenig bizarr. Der Mann, der mir eins mit dem Gürtel übergezogen und mich vergewaltigt hatte und den ich gerade noch angeschrien hatte, dass ich ihn hasse, gab mir irgendwie ein Gefühl von Geborgenheit. Ich legte mich also wieder hin und ließ zu, dass wir uns berührten. Er wartete geduldig, bis mein Schluchzen endlich aufhörte. Dann begann er leise, in freundlichem Ton zu sprechen.
"Hey Mädchen. Glaub mir, das wollte ich nicht. Ich hatte gedacht, du lügst mir vor, dass du mich liebst, nur damit ich dich nicht weiter schlage. Aber ich hab mich getäuscht. Du hast mehr Mumm in den Knochen als die meisten Leute, die ich kenne, mich selbst eingeschlossen. Du hast dir meinen Respekt verdient und das meine ich ehrlich, obwohl dir das wahrscheinlich am Arsch vorbeigeht. Ich würde gern nochmal von vorne anfangen und zwar ganz ohne Gürtel. Und ich will dir was erzählen, wenn du mir zuhören magst. Über Zlatko, über mich, wie wir beide zueinander stehen und was das mit dir und deiner Situation zu tun hat. Magst du das hören?"
"Ja bitte!" antworte ich in ebenso freundlichem Ton.
"Gut. Wollen wir uns dafür an den Tisch setzen oder willst du hier liegen bleiben?"
"Lass uns am Tisch sitzen."
Wir setzten uns.
"Was ich dir jetzt erzähle, darfst du Zlatko auf keinen Fall erzählen, sonst bin ich am Arsch. Und du vielleicht auch. Okay?"
"Ja."
"Zuerst einmal, ich bin ein gottverdammter Bastard, da hast du Recht, aber ich bin kein Teufel. Wenn jemand ein Teufel ist, dann ist es Zlatko, und ich sag dir auch warum. Und nicht nur das, Zlatko ist ein Psychopath. Er ist unfähig, Mitgefühl zu zeigen und andere Menschen bedeuten ihm nichts. Jeden, den er kennt, nutzt er auf irgendeine Weise aus, auch mich. Und er ist brutal, wenn er seine Ziele durchsetzt. Ich war dabei, wie er einem Typen, der ihm in die Suppe spucken wollte, mit den Fäusten das Gesicht blutig geschlagen hat. Er hätte noch weitergemacht, hätte ich nicht seinen Arm festgehalten und ihn beruhigt.
Ich kenne Zlatko noch aus unseren Kindertagen. Wir waren Freunde und haben viel Unsinn gemacht, und es hat Spaß gebracht. Zlatko hat sich stark verändert, als er dreizehn oder vierzehn war. Er wurde aggressiv und Mädchen gegenüber verhielt er sich wie ein Arschloch. Aber wir waren Freunde und ich hielt zu ihm. Als wir schon erwachsen waren, da hat er mir nach ein paar Bier erzählt, dass seine Mutter eine Drecksau und eine SGF ist. Genauso, wie er dich betitelt hat. Er hat ein paar Andeutungen gemacht und wenn ich es richtig verstanden habe, wurde er von seiner Mutter missbraucht. Das würde auch sein früheres Verhalten erklären.
Mal eine Frage: Hast du ihn geliebt?"
"Ja, das habe ich, aber jetzt hasse ich ihn."
"Hast du ihm gesagt, dass du ihn liebst?"
"Ja."
"Hat er dir auch gesagt, dass er dich liebt?"
"Jetzt, wo du es sagst... nein, hat er nicht."
"Und das wird er auch nicht, niemals, er kann nicht lieben. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, dass du ihm auf den Leim gehst, aber er hat es geschafft und hier bist du nun. Von Anfang an hatte er nur das eine Ziel, nämlich dich dazu zu bringen, dass du für ihn auf den Strich gehst. Er wird dich nicht mehr vom Haken lassen, egal, was du tust. Er hat dir eine Spritze gegeben, richtig?"
"Was? Die Spritze? Ja, er hat mir eine gegeben, in den Po. Vorher hab ich ihm eine gegeben, auch in den Po. Er hat gesagt, der Sex wäre danach ganz besonders intensiv, aber das war nicht so. Was ist damit? Wieso weißt du davon?"
"Es ist jetzt fünf Jahre her, da hat er sich an meine kleine Schwester rangemacht, ich habs nicht gemerkt. Sie war verliebt in ihn, ein Fehler, wie sie heute weiß. Und bei ihr hat er die Spritze ausprobiert. Für Kerle ist das Zeugs übrigens vollkommen wirkungslos, also konnte er sich das ohne Bedenken selber geben. Ich weiß nicht, wo er das her hat, wahrscheinlich irgendwo im Darknet bestellt oder so. Vielleicht wurde es als Verhütungsmittel in irgendeinem chinesischen Hinterhoflabor entwickelt, ich weiß es nicht. Es funktioniert auch so, aber es hat eine fatale Nebenwirkung. Zehn Tage, nachdem du es genommen hast, bekommst du Schmerzen im Unterleib. Erst ganz leicht, aber die Schmerzen nehmen jeden Tag zu. Meine Schwester hat es erlebt, am Tag 13 nach der Spritze hat sie sich gekrümmt vor Schmerzen, kein Arzt konnte ihr helfen. Da kam Zlatko grinsend um die Ecke und meinte, dass er ihr helfen kann. Sie braucht nur nochmal die Spritze bekommen, dann würden die Schmerzen aufhören. Er gab ihr dann persönlich die Spritze, die Schmerzen waren innerhalb von zwei Sunden verschwunden, meiner Schwester ging es wieder gut. Dann sagte er, dass sie alle neun Tage eine bekommen müsste, sonst kämen die Schmerzen zurück. Und wenn ich will, dass sie sie bekommt, müsste ich ihm für jede Spritze einen Gefallen tun, wenn er es von mir verlangt. Ich schäumte vor Wut und hätte ihm am liebsten sein dämliches Grinsen zu Brei geschlagen, aber was wäre dann aus meiner Schwester geworden? Also fügte ich mich und tat, was er wollte.
Er kam dann auf die Idee, Mädchen mit der Spritze von sich abhängig zu machen und auf den Strich zu schicken. Das erste Mädchen, das er dazu ausgewählt hatte, konnte er nicht ohne weiteres dazu bringen, er hat einfach nicht das Talent dafür. Dann kam ich ins Spiel. Er verlangte von mir, sie auf den Straßenstrich vorzubereiten. Das tat ich dann, irgendwie brachte es mir sogar Spaß. Das Mädchen geht heute noch für ihn anschaffen. So wie sechs weitere und du sollst die Nr. 8 sein.
Ich weiß, du willst das nicht, keine von den sieben anderen Mädchen wollte das, dennoch machen sie es und du wirst es auch machen.
Was und nun zu uns beiden bringt. Zlatko verlangt von mir, dass ich dich zur fertig ausgebildeten Sexarbeiterin mache, bevor die Schmerzen einsetzen. Das gibt uns noch eine knappe Woche Zeit. Ich mache dir ein Angebot. Es wird sich anhören wie die Wahl zwischen Pest und Cholera, aber ein anderes Angebot kann ich dir nicht machen. Entweder du arbeitest mit, lässt dir völlig ohne Gewalt alles von mir zeigen und beweist am Ende, dass du es verstanden hast, oder ich muss es in dir rein prügeln, aber am Ende kommt es auf das gleiche hinaus."
Mir standen wieder die Tränen in den Augen, das konnte doch nicht mein Schicksal sein? Ich nickte kaum merklich.
"Ich will nicht mehr geschlagen werden, ich werde mitarbeiten."
"Ich bin froh, dass du das sagst. Richtig froh, ehrlich!"
"Und wie geht es jetzt weiter?"
"Als erstes zeige ich dir, dass du auch guten Sex haben kannst mit jemandem, den du hasst. Guter Sex hat nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun."
Dann sah ich ihn zum allerersten Mal lächeln.
"Und eine kleine Wette: Wenn ich es hinkriege, dir innerhalb der nächsten Stunde mindestens drei Orgasmen zu verschaffen, dann gibst du mir einen Fake-Kuss, der sich anfühlt wie ein echter. Und wenn ich es nicht schaffe, dann darfst du mir einmal mit dem Gürtel auf den nackten Arsch hauen, so wie ich es vorhin bei dir gemacht habe. Deal?"
Da musste ich auch kurz lächeln und ich sagte: "Deal!"
"Gut. Dann leg dich aufs Bett und mach die Beine breit!"
Das machte ich dann, zwar mit Unbehagen, aber ohne Angst. Er kam dann zu mir, aber statt sich wie beim letzten Mal auf mich zu legen, legte er sich zwischen meine Beine mit dem Gesicht direkt in meinem Schoß. Ohne Umschweife versenkte er seine Zunge in meiner Spalte. Was soll ich sagen, ich wollte es nicht, aber mein Körper hatte ein Eigenleben. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich die Wette zu einem Drittel verloren.
Während ich noch nach Luft rang, hatte er ein Kondom aufgezogen. Diesmal brauchte er kein Gleitgel. Ohne Widerstand war er in mir drin. Er begann ganz langsam. Ich dachte, wie kann das sein, ich mochte es, es fühlte sich gut an. Er wurde schneller und fordernder, instinktiv stemmte ich mein Becken ihm entgegen und fühlte schon bald ein Ziehen im Bauch. Als ob er es gemerkt hatte, packte er meine Beine und bog sie ganz nach oben, so dass meine Knie fast auf meinen Schultern lagen. So fühlte er sich noch größer an. Und dann, es war wohl nicht mal eine viertel Stunde vergangen, da hatte ich den ersten Mehrfachorgasmus meines Lebens. Er hatte die Wette gewonnen. Als er auch seinen Höhepunkt hatte, gab er meine Beine frei und rollte sich von mir runter. Keuchend lagen wir nebeneinander. Als wir uns beruhigt hatten, sahen wir uns an. Er lächelte, oder war es ein Grinsen? Ich musste auch lächeln.
"Ich muss leider zugeben, dass du die Wette gewonnen hast. Und ich weiß jetzt, dass guter Sex ohne Emotionen möglich ist. Bevor ich nun meine Wettschulden begleiche, will ich dir noch sagen, dass ich dich nicht mehr hasse. Aber bilde dir nicht ein, dass dich jemals lieben werde. Eher friert die Hölle ein. Und nun, der Fake-Kuss, der sich hoffentlich anfühlt wie ein echter."
Ich stieg über ihn drüber, die Knie rechts und links neben seinen Lenden. Mit meinen Händen hielt ich seine Unterarme fest, die neben seinem Kopf lagen. Er grinste, aber ich fühlte mich für einen Moment wie die Siegerin. Dann gab ich ihm den Kuss, geschäftsmäßig professionell und mit Zunge, eine Minute lang. Dann war ich es, die sich runterrollte und wir lagen wieder nebeneinander.
"Der war gut," meinte er, "genau wie ich es mir vorgestellt habe."
"Danke für das Lob, aber weißt du, was jetzt noch das Sahnehäubchen wäre?"
"Was denn?"
"Wenn ich dir jetzt trotzdem eins mit dem Gürtel auf den nackten Arsch verpassen dürfte."
Er lachte herzlich.
"Du bist unglaublich, ich wünschte, ich hätte dich unter anderen Umständen kennengelernt. Weißt du, die anderen sieben Mädchen, die ich für Zlatko ausgebildet habe, das waren mehr oder weniger Dummbratzen. Sie verstanden nur die harte Hand. Aber du bist ganz anders. Schlau und mit Mumm in den Knochen. Pass auf! Ich leg mich jetzt auf den Bauch. Dann holst du den Gürtel und ziehst mir eins drüber. Danach sind wir quitt und legen das Ding für immer weg, okay?"
"Wirklich? Hätte nicht gedacht, dass du das machst. Aber gut, es wird mir ein Fest sein."
"Autsch!" sagte er nur, nachdem ich ihm den Schlag mit dem Gürtel verpasste.
"Das zwiebelt ganz schön, hätte ich nicht gedacht! Wie war"s für dich? Vielleicht schlummert ja eine Domina in dir?"
"War eine nette Erfahrung, aber nochmal brauche ich das nicht. Was machen wir jetzt?"
"Wow, du hältst Wort! Du willst wirklich mitarbeiten! Zieh dir was an! Genau sieben Kleidungsstücke. Ich zieh genauso viel an und dann spielen wir ein Spiel. Lass dich überraschen."
Nachdem wir angezogen waren, holte er ein Brettspiel aus dem Schrank. Im Laufe des Spiels zogen wir uns wieder aus und hatten Sex nach Anweisung des Spiels. Ich muss gestehen, ich hatte Spaß daran. Danach machten wir eine Pause. Wir aßen eine Kleinigkeit und dann war harte Arbeit angesagt. Unter vollem Körpereinsatz sollte ich ihm in vielen verschiedenen Stellungen Befriedigung verschaffen. Das war ziemlich anstrengend, Sexarbeit eben.
Aber er war zufrieden mit mir und zur Belohnung zeigte er mir nochmal, wozu seine Zunge imstande war.
In der Nacht war ich wieder allein. Ich betete wieder, das Beten wurde sowieso ein tägliches Ritual. So hatte ich jemandem zum Reden, auch wenn ich keine Antwort bekam. Es gab mir ein bisschen Hoffnung, wenn auch nicht viel.
Am nächsten Tag ging die Ausbildung weiter. Nach stundenlanger harter Sexarbeit hatte ich am Abend einen Großteil der von mir erwarteten Dienstleitungen gelernt und er war zufrieden. Es wäre vielleicht auch alles schneller gegangen, aber er schien es zu genießen und ließ sich Zeit.
Am dritten Ausbildungstag brachte er Natascha mit. Sie war eines der Mädchen, die für Zlatko anschaffen gehen mussten. Von ihr lernte ich, wie ich mich für die Arbeit zu schminken hatte und in welcher Kleidung ich mich auf der Straße zu präsentieren hatte. Und dass Zlatko verlangte, dass ich vor und nach der Arbeit dusche. Er würde ziemlich ungemütlich, wenn er merkt, dass ich unsauber bin. Sauberkeit und Hygiene stünden an oberster Stelle für ihn. Er würde mich auch einmal im Monat zum Frauenarzt bringen. Ein ganz spezielles Erlebnis, meinte sie grinsend.
Danach ging es zur Sache. Ich erfuhr, was ich zu tun hatte, wenn ich mal eine Frau als Kunden haben würde. Und ich lernte, wofür ein Lecktuch gebraucht wird. Schließlich war Keule wieder dabei, damit sie ausführlich demonstrieren konnte, wie sie tiefen Oralsex ohne Würgen und ohne Kotzen meisterte. Sie gab nicht eher Ruhe, bis ich es auch konnte. Sie verriet mir ihre Tricks für möglichst stressfreien Analsex, die ich ebenfalls erlernen musste. Ich hatte ja versprochen, dass ich mitarbeite, also musste ich da durch.
Am späten Nachmittag dann lernte ich, wie ich ein Paar zufrieden stellen konnte. Natürlich lag die Hauptarbeit wieder bei mir.
So anstrengend es tagsüber auch war, hatte ich wenigstens keine Zeit zum Grübeln. Das holte ich dann abends nach, meist mit Tränen in den Augen.
Am vierten Ausbildungstag sollte ich mich so anziehen, wie ich mich an die Straße stellen sollte. Dann durfte ich endlich wieder Tageslicht sehen und den Raum verlassen. Keule fuhr mit mir aus der Stadt zu einem neu erschlossenen Gewerbegebiet, wo aber noch keine Betriebe vorhanden waren. Er ließ mich raus, fuhr eine Runde und tat so, als wenn er ein Kunde ist. Ich sollte dann zeigen, wie ich mit den Kunden umgehen würde, die bei mir hielten. Zuerst fand er das nicht so toll, aber dann war er mit meinen Ansprachen zufrieden. Danach war Praxis angesagt. Sex im Auto, vor dem Auto, neben dem Auto. Teilweise war es echte Akrobatik für mich. Es machte ihm nichts aus, wenn Spaziergänger manchmal direkt am Auto vorbeigingen, während wir es drinnen am helllichten Tag trieben. Mir war es anfangs peinlich, später nicht mehr.
Ein paar Stunden später hielt er bei McDonalds. Er gab mir Geld, ich musste das Essen bestellen und an den Tisch bringen. Ich hatte das Gefühl, jeder konnte an meinem Outfit erkennen, dass ich eine Sexarbeiterin bin. Manche zogen mich mit den Augen aus, andere schauten mit abschätzigen Blick. Als ich am Tisch saß, meinte Keule, ich soll mich besser daran gewöhnen.
Schließlich fuhren wir zurück in die Stadt und er meinte, ich wäre nun fertig ausgebildet. Er sagte auch, dass ich nicht wie die anderen Mädchen wäre und wenn es nach ihm ginge, würde ich das nicht machen müssen, wozu Zlatko mich auserkoren hatte. Er würde aber mit ihm reden und ihm vorschlagen, mich nicht so Scheiße zu behandeln wie die anderen.
Bevor er mich an Zlatko übergab, meinte er noch, er würde mir sofort Bescheid geben, wenn er herausfindet, was Zlatko seiner Schwester alle neun Tage in den Hintern spritzt.
Und dann war ich wieder bei dem, den ich mal liebte und der sich als mein schlimmster Albtraum entpuppt hatte.
Zlatko nahm mich mit in seine Wohnung und ich musste ihm demonstrieren, was ich gelernt hatte. Ich muss gestehen, es kostete mich viel Überwindung, Sex mit ihm zu haben, aber ich wusste, wenn ich all das irgendwie überstehen wollte, dann musste ich mich anpassen. Er drohte mir nicht, war sogar freundlich und meine anfängliche Angst, ihm zu begegnen, zerstreute sich. Schließlich lobte er mich, meinte, Keule hätte recht, ich sei etwas Besonderes, aber das hätte er schon von Anfang an gewusst.
Am Abend fuhr er mit mir zu einer Autobahnraststätte. Wir gingen rein und er holte zwei Cappuccino.
"Ich will dir einen Vorschlag machen," begann er, "eigentlich sage ich meinen Mädchen ganz genau, wo es lang geht und helfe nach mit der Gerte, wenn es nicht funktioniert. Keule sagte, du funktionierst aber ohne Gerte besser und du bist in der Lage, selbständig zu arbeiten. Ich will herausfinden, ob er recht hat. Wenn du gleich den Cappuccino ausgetrunken hast, machen wir einen Test. Du gehst da raus und verdienst mindestens 100 Euro. Was du dafür tust und mit wem, das bleibt dir überlassen, aber ich werde dich im Auge behalten. Falls jemand dir an die Wäsche will, ohne zu bezahlen, dann wehr dich, notfalls ruf mich, dann helfe ich dir. Du hast zwei Stunden Zeit dafür."
"Und wenn ich es schaffe? Was dann?"
"Dann bekommst du ein paar Freiheiten, die die anderen Mädchen nicht haben. Was genau, sag ich dir dann."
"Okay." sagte ich nur, trank den Cappuccino aus und ging raus. Eineinhalb Stunden später kam ich wieder rein und legte ihm 110 Euro auf den Tisch.
"Interessante Strategie," meinte er, "ich nehme mal an, die LKW Fahrer hatten nicht genug Kohle oder wollten dich verarschen. Dann die Fahrer von hochwertigen Pkw anzuquatschen zeugt schon von gutem Geschäftssinn. Alle Achtung, gut gemacht."
"Danke!" sagte ich nur. Es machte mir Angst, dass ich stolz auf mich selbst war.
"Keule hat erzählt, dass du Anal überhaupt nicht magst, ist das so?"
"Ja, es ist sehr unangenehm und ich finde es eklig."
"Dann hast du dir mit dieser Aktion die Freiheit verdient, es nicht anzubieten und Anfragen dazu abzulehnen. Und ich habe eine Idee, was du hier noch tun kannst. Dreh dich jetzt nicht um. Ein paar Tische weiter sitzt ein Typ, der vorhin schon hier war. Er ist dir nach draußen gefolgt und hat beobachtet, was du tust. Jetzt beobachtet er dich wieder. Geh zu ihm und bring ihn dazu, dir 50 Euro fürs Ficken zu zahlen. Falls er nicht genug Kohle hat, sag ihm, dass da hinten ein Geldautomat ist."
"Und wenn ich es schaffe?"
"Jedes Mädchen hat mindestens einmal gespürt, was es heißt, wenn sie die Spritze nicht rechtzeitig bekommt. Das kannst du dir damit ersparen."
Das war Motivation genug. Ich ging zu dem Kerl und überzeugte ihn. Er holte sich Geld am Automaten und ich zeigte ihm in seinem Auto, dass es sich für ihn lohnte. Auf dem Rückweg wurde mir klar, dass ich nun eine richtige Hure war. Ich gab Zlatko das Geld. Insgesamt hatte ich von vier verschiedenen Männern für viermal Sexarbeit 160 Euro bekommen. Mein erster Tag als Sexarbeiterin. Der erste von 330 Tagen. Die ersten vier Männer von insgesamt 2138 verschiedenen Männern und 37 Frauen, mit denen ich 2631 mal Sex gegen Bezahlung hatte. Die ersten 160 Euro von insgesamt 112040. Jetzt habe ich fast nichts mehr davon. Die 50, die ich noch habe, will ich spenden. Ich will sie nicht mehr."
Josefine unterbricht, weil wir schon wieder weinen müssen. Etwas später erzählt sie weiter.
"Er lobte mich für die 160 Euro und fuhr mit mir zu seiner Wohnung. Die Nacht verbrachte ich zusammen mit ihm in seinem Bett.
Das war Tag Nummer neun nach der Bahnfahrt nach Hamburg.
Am Morgen frühstückten wir, danach gab er mir mein Telefon zurück.
"Die Pin ist dieselbe." meinte er grinsend.
Als ich das Menü öffnete, war ich entsetzt und mir standen die Tränen in den Augen. All meine Kontakte, die Bilder, die ich gemacht hatte, nichts war mehr da. Ich würde zu niemandem Kontakt aufnehmen können, denn ich kannte keine einzige Telefonnummer auswendig. Alles war in dem Telefon gespeichert und wohl für immer verloren.
Er erklärte mir, dass es von nun an nur zwei Kontakte für mich gäbe. Ich könnte nur noch ihn anrufen und SMS zu einer weiteren Nummer schicken. Außerdem bräuchte ich die alten Kontakte nicht mehr, da ich ja nun jede Menge neue Leute kennenlernen würde, meinte er zynisch. Fotos könnte ich mir neue machen. Internet Zugang hatte ich auch nicht mehr.
Er sagte mir, dass ich nach jedem Einsatz eine SMS senden müsste, in der steht, wieviel ich kassiert und was ich dafür getan habe. Das Telefon hätte ich rund um die Uhr bei mir zu haben, damit er mich und ich ihn erreichen könnte.
Ich sollte alle meine Sachen, die ich noch bei ihm hatte, in meine Reisetasche packen. Wir fuhren wieder zum Trainingsraum, gingen aber nicht da runter, sondern zu einer Wohnung im Erdgeschoss. Er stellte mich dem Bewohner vor. Der hieß Bernie, saß querschnittsgelähmt im Rollstuhl und arbeitete für Zlatko. Bei Bernie sollte ich jede Nacht mein eingenommenes Geld gegen Quittung abliefern und er würde mir auch alle neun Tage die Spritze verabreichen.
Dann führte er mich in den ersten Stock, wo im Korridor sechs Räume waren. Eine der Türen war mit Jaqueline beschriftet. Er schloss auf, reichte mir den Schlüssel und sagte, das sei nun mein neues Zuhause. Im Zimmer stand ein Bett, ein Tisch, zwei Stühle, ein Kleiderschrank und ein Schminktisch. Es gab einen Fernseher an der Wand und ein Radio. Rechts neben der Eingangstür war eine Nasszelle aus Kunststoff eingebaut, in der sich Waschbecken, Dusche, Toilette und ein Bidet befanden. Gegenüber der Tür war ein Fenster. Ich sollte meine Reisetasche erstmal stehen lassen. Dann ging es weiter. Vier der anderen Türen waren mit Frauennamen beschriftet, die sechste mit Küche. Die könnte ich benutzen, um mir was zu Essen zu machen. Er zeigte mir auch den zweiten Stock, wo weitere sechs Räume waren, aber nur zwei mit Namen beschriftet. Ich erinnerte mich, dass Keule sagte, ich sei die Nr. 8. Aber nur 7 Türen waren mit Namen beschriftet. Ich hoffte für die Eine, dass ihr die Flucht gelungen war. Zum Schluss gingen wir nochmal ins Untergeschoss. Neben dem Trainingsraum gab es noch einen weiteren Raum mit Waschmaschinen und Trocknern.
Danach verließen wir das Gebäude, ich merkte mir, dass meine neue Unterkunft in der Wendenstraße war. Wir machten einen langen Spaziergang, auf dem er mir zeigte, bis wohin ich mich bewegen darf. Ich bekäme später noch eine Karte, auf der mein erlaubtes Gebiet markiert ist, sagte er. Er zeigte mir mögliche Parkplätze, wo ich meine Arbeit in den Autos der Kunden erledigen konnte. Die Kunden sollte ich ermahnen, nicht zu weit mit mir zu fahren. Ich müsste ja zu Fuß gehen, wenn sie mich nicht zurückbrächten. Es gab auch einen Edeka, wo ich Lebensmittel und Artikel für den persönlichen Bedarf einkaufen konnte. Und einen Imbiss, wo ich mal Pause machen konnte. Zum Schluss zeigte er mir den Straßenabschnitt in der Süderstraße, wo ich arbeiten sollte.
"Dann gehen wir jetzt zu Bernie, er hat die Verträge vorbereitet, die du unterschreiben musst." sagte er.
"Was für Verträge denn?"
"Na den Darlehnsvertrag über die 30000 Euro, die die Agentur in dich und deine Ausbildung investiert hat. Die musst du zurückzahlen, mit Zinsen natürlich. Dann deinen Arbeitsvertrag, in dem du dich verpflichtest, die vereinbarte Leistung zu erbringen und das Geld dafür abzuliefern, und den Mietvertrag für dein Zimmer, das 1500 Euro im Monat kostet."
Er grinste fies und ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
"Und wenn ich nicht unterschreibe?" fragte ich kleinlaut.
"Na dann verbringst du die nächsten Tage im Trainingsraum und wartest darauf, was die Spritze mit dir macht, wenn du sie nicht bekommst. Spätestens in einer Woche wirst du unterschreiben, falls du es dann vor lauter Schmerzen noch schaffst."
Mir liefen wieder die Tränen, aber das kümmerte ihn nicht.
Bei Bernie dann wurden mir die Verträge vorgelegt. Zuerst musste ich den Kreditvertrag unterschreiben, dann den Mietvertrag. Wenigstens waren alle Nebenkosten mit drin für die 1500 Euro.
Dann legte er mir zwei verschiedene Arbeitsverträge vor, die ich beide lesen sollte. Der eine war der Standardvertrag, den die anderen Mädchen hatten. Darin war alles ganz genau geregelt. Die Arbeitszeiten, sechs mal sechs Stunden in der Woche, die Mindesteinnahmen von 9000 Euro im Monat, 70% für die Agentur und 30% für die Mädchen. Welche Dienstleistungen angeboten werden müssen und was dafür mindestens zu kassieren ist. Außerdem der erlaubte Aufenthaltsbereich, Vertragsstrafen und nicht näher bezeichnete Disziplinarmaßnahmen bei Verstößen gegen den Vertrag.
Der zweite Arbeitsvertrag sei für exklusiv für mich, weil ich bewiesen hätte, dass ich besser bin als die anderen, sagte er.
Dort stand drin, dass ich 10000 Euro im Monat anschaffen muss, dafür dürfte ich aber frei entscheiden über meine Arbeitszeiten und darüber, welche Dienstleistungen ich anbiete. Es galt ebenfalls 70% für die Agentur und 30% für mich. Alles, was ich über 10000 Euro einnehme, war zu 100% meins. Arbeitskleidung und Arbeitsmittel wie Kosmetik und Kondome wurden von der Agentur gestellt. Ich war verpflichtet, vor und nach der Arbeit zu duschen. Ein Betriebsarzt, der mich regelmäßig untersuchen sollte, war für meine Gesundheit zuständig. Ein Zettel mit einer Straßenkarte war dabei, auf dem mein erlaubter Aufenthaltsbereich markiert war. Den Bereich durfte ich auch in meiner Freizeit nicht verlassen, außer mit Genehmigung der Agentur. Bei Vertragsverletzungen war die Agentur berechtigt, Vertragsstrafen zu verhängen und wie auch im Standardvertrag Disziplinarmaßnahmen zu ergreifen.
Ich fragte, was denn das für Disziplinarmaßnahmen wären. Zlatko grinste und meinte, dass die ziemlich schmerzhaft sein können. Damit war mir klar, dass er die Gerte oder noch schlimmeres meinte. Er erklärte mir noch, dass ich die 10000 leicht zusammen bekommen könnte, wenn ich montags frei habe und von Dienstag bis Donnerstag 300 und von Freitag bis Sonntag 500 Euro pro Tag einnehmen würde und dass die bisher verdienten 160 Euro mir schon angerechnet würden.
Das war es dann also. 3000 Euro für mich, davon 1500 Euro Miete und 1000 Euro Tilgung des Kredits, also hätte ich 500 Euro, von denen ich Lebensmittel und Hygienebedarf kaufen kann.
Ich fragte, ob man noch etwas ändern könnte, es würde auch nichts kosten. Was das denn sei, fragte Zlatko. Ich sagte ihm, dass ich einen Kirchturm gesehen habe, und dass die Kirche in mein erlaubtes Gebiet mit eingeschlossen werden soll, damit ich dahin gehen kann. Er lachte, aber er ging auf meine Bedingung ein.
Also unterschrieb ich und war damit eine Sklavin der Agentur.
Am Dienstag Abend erschien ich dann pünktlich an dem mir zugewiesenen Platz. Grell geschminkt, Stiefel bis zum Knie, Netzstrumpfhose Ouvert mit String Tanga drüber. Minirock bis knapp unterm Po, bauchfreie Bluse mit halbdurchsichtigem schwarzem BH drunter, dazu ein rotes Jäckchen mit reichlich Glitzer dran. Jeder, der mich sah, wusste sofort, was ich bin. Ich hatte Hemmungen, mich so zu präsentieren und tat mich schwer, sie abzulegen. Ich stand eine halbe Stunde, da hatte ich den ersten Kunden und eine Viertelstunde später 30 Euro eingenommen. Wenn das so weiterging, würde ich erst am frühen Morgen die 300 Euro zusammen haben. Aber um viertel nach zwei hatte ich sie zusammen und ging zu meiner Unterkunft. Ich gab das Geld bei Bernie ab und erhielt meine Quittung.
Nach dem Duschen legte ich mich ins Bett, aber ich konnte nicht schlafen. Neun verschiedene Männer, neun verschiedene S. Hatte Zlatko recht? War ich wirklich die SGF, wie er es sagte? Mir kamen die Tränen. Was war nur aus mir geworden? Hätte ich mehr kämpfen müssen? Und warum ist mir das alles passiert? Er hatte mir alles genommen, ich hatte nichts mehr. Keine Familie, keine Freunde, keine Selbstachtung, ich hatte nicht mal mehr meinen Namen. Das fröhliche Mädchen Josefine, es war verschwunden. Aus ihr war die Hure Jaqueline geworden. Ich weinte und weinte, bis ich irgendwann einschlief."
Wieder schnürt es uns die Kehle zu und wir müssen weinen. Mama und Sina halten uns und weinen mit uns.
"Lass uns eine Pause machen!" sagt Papa schließlich. "Wenn ihr Lust habt, dann gehen wir eine Weile draußen spazieren, alle zusammen, dann kann dir nichts passieren. Okay?"
Alle stimmen zu und wir gehen raus. Schweigend machen wir den Spaziergang.
- Josefine? -
- Ja, Selma? -
- Dieser Zlatko, was er gemacht hat, es macht mich zornig. -
- Ich weiß, ich spüre unseren Zorn. -
- Ich will Gerechtigkeit für dich. Er muss für seine Taten bezahlen. -
- Ich will das auch, aber er ist bewaffnet und gefährlich. Ich habe immer noch Angst vor ihm. -
- Wir werden einen Weg finden. Und weißt du was? Deine, ich meine unsere Familie ist großartig, ebenso wie unsere Freundin. Ich liebe sie alle vier. -
- Ich auch, Selma. Und dich liebe ich auch. -
- Und schon wieder Rotz und Wasser, es ist wirklich schlimm mit uns beiden. Darf ich mal übernehmen? -
- Ja, darfst du. -
Ich bleibe stehen.
"Ich will euch alle einmal ganz lange und ganz herzlich drücken. Später sag ich euch, warum ich das will. Darf ich das? Wer mag zuerst?"
"Ich!" sagt Sina und schon liegen wir uns in den Armen. Danach folgen Mama, Papa und Timmi.
Wir gehen weiter und Josefine übernimmt wieder.
"Ich hab nicht nur schlimme Sachen erlebt," sagt sie, "deshalb will ich euch zwischendurch mal was Schönes erzählen. Naja, schön ist relativ, aber wesentlich schöner als die meisten anderen Sachen, die ich erlebt habe. Es ist die Geschichte von Christine und Robert.
Es begann genau drei Wochen nach meinem ersten Tag als Sexarbeiterin. Kurz nach acht Uhr, es war noch hell, und ich stand noch nicht lange an meinem Platz. Da kam ein Mercedes SUV vorbei, am Steuer eine Frau und als Beifahrer ein Mann. Sie guckten zu mir und ich winkte kurz, aber sie fuhren vorbei. Ein paar Minuten später kamen sie wieder und hielten bei mir. Das Fenster ging runter und ich wollte gerade was sagen, da gab mir der Mann Geld und sagte:
"Hier sind 200 Euro. Steig hinten ein und zieh dich aus!"
Ich war etwas erstaunt, denn so eine Ansage hatte mir noch keiner gemacht. Aber ich nahm das Geld und tat, was er wollte. Während ich mich auszog, fuhren sie ins Gewerbegebiet und hielten da. Die Frau stieg aus und setzte sich zu mir nach hinten, der Mann drehte sich den Rückspiegel so, dass er mich sehen konnte. Ohne ein Wort griff die Frau nach meinen Brüsten und knetete sie.
"Du hast die Wette gewonnen," sagte sie zu dem Mann, "sie sind echt!"
Ich staunte noch mehr. 200 Euro, nur um zu fühlen, ob meine Brüste echt sind?
"C-Cup?" fragte die Frau, was ich bestätigte.
"75C?" wollte sie wissen.
"Ja." antwortete ich.
"Fein. Genau dieselbe Größe, die ich hatte, als ich meinen Mann kennenlernte. Kleidergröße S, nehme ich mal an. Welche Schuhgröße?"
"39"
"Okay. Zeig mal deine Arme!"
Sie untersuchte meine Arme, besonders in der Armbeuge.
"Jetzt deine Füße!"
Auch die untersuchte sie.
"Sehr schön! Ein Junkie scheinst du nicht zu sein. Nimmst du Drogen?"
"Nein, ich nehme keine Drogen, trinke keinen Alkohol und rauche nicht." antwortete ich.
"Irgendwelche Medikamente?"
"Auch nicht." log ich. Ich fand, das mit der Spritze ging sie nichts an.
"Du sagst mir nicht die Wahrheit! Welches Medikament nimmst du? Sieh mich an, wenn du antwortest!"
Ich erschrak und schämte mich für meine Lüge, sagte ihr dann die Wahrheit.
"Ich bekomme alle neun Tage eine Spritze. Sie soll verhindern, dass ich schwanger werde und dass ich meine Regelblutung habe. Und wenn ich die Spritze nicht bekomme, dann setzen heftige Unterleibsschmerzen ein. Welches Medikament darin ist, weiß ich nicht."
Meine Augen wurden feucht und sie gab mir ein Taschentuch.
"Das tut mir leid," sagte sie mitfühlend, "das erklärt, warum du da an der Straße stehst. Hör zu, wir können nichts daran ändern, aber vielleicht, wenn du gut bist, haben wir ein Angebot für dich, das dir hin und wieder ein paar Stunden an der Straße stehen erspart. Bist du interessiert?"
Ich nickte.
"Vorher noch ein paar Fragen. Sprichst du außer deutsch noch eine andere Sprache?"
"Ja, fließend englisch und ganz gut französisch, außerdem kann ich lateinische Texte übersetzen."
"Sehr gut," sagte sie dann auf französisch, "welches Buch hast du zuletzt gelesen?"
"Ich habe hier leider nur Zugang zu mehr oder weniger Trivialliteratur," antwortete ich ebenfalls auf französisch, "das letzte gute Buch, dass ich gelesen habe, war von Bonnie Garmus und heißt Eine Frage der Chemie."
"Je suis surpris, Mädchen, wirklich überrascht. Ich kenne das Buch und ich hätte niemals vermutet, dass du so etwas liest."
Ich lächelte verlegen.
"Gut, gut. Jetzt zeig meinem Mann, was du alles für 200 Euro zu bieten hast."
Sie stieg aus und setzte sich wieder nach vorne. Der Mann kam nach hinten, zog sich Schuhe, Socken und Hose aus uns wies mich an, ihn ganz zu entkleiden. Das tat ich dann. Ich sah ihn mir genauer an. Er war glattrasiert, hatte dunkle kurze Haare und eine sportliche Figur. Er wirkte sehr gepflegt und roch sehr gut.
"Magst du oral?" fragte ich, was er bejahte.
"Küssen auch? Ich gebe aber nur Fake-Küsse. Manche sagen, sie fühlen sich echt an."
"Ja, mag ich auch. Aber nur eins von beiden. Entweder küssen oder oral."
"Oral ist mit Kondom, das ist Vorschrift."
"Trotzdem, nur eins von beiden."
Dann setzte ich mich auf ihn, die Knie rechts und links neben seinem Hintern. Ich küsste ihn, rein technisch, ohne Gefühl. Mit der Hand brachte ich sein bestes Stück in Form. Dann bekam er ein Kondom drauf und ich setzte mich richtig auf ihn. Ich strengte mich mächtig an und gab alles, was mir möglich war. Es gefiel mir sogar selbst so gut, dass ich gemeinsam mit ihm einen Höhepunkt hatte. Danach legte ich die Hände auf seine Schultern und wir sahen uns an.
"Wie heißt du?" fragte er.
"Ich soll sagen, dass ich Jaqueline heiße, aber ich will euch nicht schon wieder belügen. Mein richtiger Name ist Josefine."
"Okay, Josefine. Ich bin Robert und meine Frau heißt Christine. Du bist gut mit dem, was du tust und ich mag dich. Und Christine mag dich auch, stimmt"s?"
"Ja, ich mag dich auch, Josefine."
"Dann passt ja alles. Sag mir, Josefine, wieviel verdienst du an einem Samstagabend?"
"500 Euro, wenn"s gut läuft, auch mal 600."
"Okay, ich zahl dir das Doppelte. 1200 Euro für insgesamt 8 Stunden deiner Zeit."
"Das ist sehr großzügig, was muss ich dafür tun?"
"Wir beide werden in einen Swingerclub fahren, dort musst du mit mir und mindestens 3 weiteren Männern Sex haben. Du darfst niemandem sagen, dass ich dich dafür bezahle. Wenn jemand fragt, dann bist du eine Studentin und meine Freundin. Und es gibt noch eine Option. Für jede weitere Person, mit der du dort in meinem Beisein Sex hast, egal, ob männlich oder weiblich, bezahle ich dir 50 Euro zusätzlich. Wir werden bis zu fünf Stunden dableiben, die Fahrt hin und zurück dauert je eineinhalb Stunden. Ich hol dich um halb acht ab und bring dich spätestens um halb vier nachts zurück. Was hältst du davon?"
"Das mach ich gern, aber ich muss meinen... Chef... um Erlaubnis fragen."
"Dann ruf ihn gleich an. Diesen Sonnabend geht es los."
Ich rief Zlatko an und er war einverstanden.
"Was du anziehst, ist egal. Du wirst von uns komplett neu eingekleidet und kannst dich unterwegs umziehen. Ich besorge das. Schmink dich etwas dezenter. Und warte noch, bevor du dich jetzt anziehst." sagte Christine.
Robert zog sich an und setzte sich wieder nach vorne. Dann kam Christine wieder nach hinten, setzte sich neben mich. Sie sah mich an und lächelte. Dann küsste sie mich, während sie wieder meine Brust knetete. Und was sie anging, hatte ich nicht das Gefühl, dass es ein Fake-Kuss war.
"Jetzt kannst du dich wieder anziehen!" sagte sie lächelnd und setzte sich wieder nach vorne.
Während ich mich anzog, sah ich, wie sich die beiden küssten, sehr intensiv und sehr leidenschaftlich.
Ich freute mich wirklich auf den Samstag und konnte es kaum erwarten, bis es soweit war.
Pünktlich um halb acht war er zur Stelle und holte mich ab. Er gab mir das Geld und sagte, ich soll hinten einsteigen und mich umziehen. Sie hatten nicht gespart. BH und Slip aus dunkelrotem Satin, meine Haut schimmerte überall durch. Farblich passende Satinstrümpfe bis zum Oberschenkel, ein raffiniertes Sexy Kleid in schwarz, viel edler als alles was ich hatte. Dazu Pumps in schwarz. Christine hatte wirklich einen guten Geschmack. Ich zog alles an, es passte perfekt.
Als ich fertig war, hielt Robert an und ich stieg vorne ein. Er machte mir Komplimente, sagte, ich sähe sexy aus und ich wäre ganz sicher die Attraktion des Abends. Unterwegs erzählte er mir, wie es in so einem Swinger Club zugeht. Alle wären dort nett und ich müsste nichts machen, was mir nicht gefällt, außer eben mit ihm und drei weiteren Männern intim zu sein.
Als wir ankamen, war es das einzige Gebäude, was ich sehen konnte, mitten im nirgendwo. Es war ziemlich groß, ein Dutzend Autos standen davor. Zuerst wurde geduscht. Nach dem Duschen sollte ich alles wieder anziehen außer dem Kleid. Meine Sachen konnte ich in einem verschließbaren Spind verstauen.
Robert trug ein Herren Tank Top und einen Slip.
Wir gingen erstmal an die Bar, ich bekam einen alkoholfreien Cocktail. Ich hielt mich weitgehend zurück und beobachtete, während Robert mit anderen Besuchern sprach. Ich stellte fest, dass ich mit Abstand die Jüngste dort war. Nach einiger Zeit hatte er drei andere Paare gefunden, mit denen wir uns an einen Tisch setzten, zum Beschnuppern, wie er sagte. Ich fand die drei Männer und Frauen durchaus sympathisch, auf jeden Fall mit Abstand sympathischer als die meisten Männer, mit denen ich es sonst zu tun hatte. Sie behandelten mich wie ihresgleichen, auf Augenhöhe sozusagen. Ich konnte sogar ein paarmal lachen und vergaß ganz, warum ich dort war.
Und dann gingen wir acht in einen anderen Raum. Dort stand ein riesiges Bett und wir nahmen darauf Platz. Nun ja, es dauerte nicht lange, dann machte ich das, wofür Robert mich bezahlte. Erst mit ihm, dann mit den anderen Männern. Später wollten die anderen drei Frauen noch einen Frauen-Vierer machen, ich willigte ein und bekam am Ende 150 Euro extra.
Bitte denkt nicht schlecht über mich, und ich sollte mich eigentlich dafür schämen, aber ich fand das alles gar nicht so übel. Es war auf jeden Fall viel besser als sich an der Straße die Beine in den Bauch zu stehen und zu immer anderen Männern ins Auto oder in den Lkw zu steigen.
Als wir zurückfuhren, sagte Robert, es habe ihm sehr gefallen und er würde sich freuen, wenn wir das alle 14 Tage machen könnten. Ich sagte ohne zu überlegen zu. Und er hatte noch eine Überraschung für mich.
"Mach mal das Handschuhfach auf, da ist etwas für dich drin."
Ich öffnete es und fand zwei Bücher. Das eine war die Originalausgabe in Englisch "Faithful and Virtuous Night" von Louise Glück und das andere war "Menschen lesen" von Joe Navarro.
"Die sind von Christine," sagte er, "sie meinte, du würdest dich darüber freuen, wenn du mal wieder etwas Anspruchsvolles lesen kannst. Du weißt sicher noch, sie hat herausgefunden, dass du bezüglich der Medikamente nicht die Wahrheit gesagt hast. In dem einen Buch steht, wie sie das gemacht hat. Und das andere ist von Louise Glück, einer Literaturnobelpreisträgerin. Letzteres ist eine Leihgabe, du kannst es bis zum nächsten Mal lesen, dann bekommst du zwei andere gute Bücher geliehen. Das Buch "Menschen lesen" ist ein Geschenk, das kannst du behalten."
Ich war sehr glücklich über die Bücher. Zum Abschied bedankte ich mich mit einem Kuss und bat ihn, den an Christine weiterzugeben.
So kam es, dass ich alle 14 Tage mit Robert einen Ausflug in diesen Swingerclub machte, insgesamt 23 mal. Die Bücher, die sie mir liehen, habe ich immer mehrmals verschlungen. Und eins wurde mir klar. Hätte ich das Buch "Menschen lesen" vorher gekannt, wäre ich niemals auf Zlatko hereingefallen. Aber das Buch half mir bei meiner Arbeit. Ich konnte meine potentiellen Kunden besser einschätzen und fand heraus, zu wem ich besser nicht ins Auto steigen sollte. Das ersparte mir möglicherweise Gewalterfahrungen mit Kunden. Gestern wäre übrigens der nächste Termin für den Swingerclub gewesen, aber ich werde nie wieder einen betreten.
Letztendlich bin ich Christine und Robert irgendwie ein wenig dankbar. Ich hatte etwas, auf das ich mich freuen konnte in meinem traurigen Alltag und ich hatte Beschäftigung mit anspruchsvollen Büchern. So anspruchsvoll, dass ich sie manchmal erst nach dem dritten Lesen verstanden habe.
So, das war mal etwas relativ angenehmes zwischendurch. Wenn ich gleich weiter erzähle, dann wird es teilweise richtig übel, aber ich muss das mal erzählen, ich kann das nicht mit mir herumtragen, ohne es rauszulassen. Aber wenn meine Geschichte an den Punkt kommt, wo eine gute Seele mir das Leben rettet, dann wird es schön. Überraschend schön.
Gehen wir wieder nach Hause? Dann erzähl ich, wie es nach meinem ersten Tag weiterging."
- Eine gute Seele... das hast du schön gesagt, Schwester. -
- Und doch bist du so viel mehr für mich, Schwester. -
Wir müssen lächeln und ich fühle, dass wir beide glücklich sind.
Nachdem Mama nochmal Tee gemacht hat, sitzen wir wieder auf dem Sofa. Wir holen tief Luft, dann erzählt Josefine weiter.
"Nachdem ich der ersten Tag überstanden hatte, ging es so ähnlich weiter, Tag für Tag. Ich musste irgendetwas tun, damit meine Seele nicht verloren ging. Mama, Papa, ihr wisst, nach meiner Konfirmation war ich vielleicht zehn, fünfzehn mal in der Kirche. Der Kirchturm, den ich gesehen hatte, gehörte zur Dreifaltigkeitskirche in Hamburg-Hamm. Ich war jeden Tag mindestens einmal da, die Tür war immer offen, außer nachts. Und ich besuchte jeden Gottesdienst, ließ keinen aus. Es war wie ein kleiner Urlaub für mich, der Wechsel von einer Welt in eine komplett andere.
Gute Bücher, Kirchenbesuche, man könnte meinen, dass ich einigermaßen zurecht kam. So war das aber nicht. Ich vermisste euch, ich vermisste mein altes Leben, die Schule, Freunde, den Sportverein. Jeder Mann, mit dem ich mich abgeben musste, nahm mir ein kleines Stück weg von meiner Persönlichkeit. Von meiner Selbstachtung war sowieso nicht viel übrig. Ich bin keine Psychologin, aber ich wusste, meine Psyche war nicht mehr in Ordnung. Irgendwas ist damit passiert, seit ich dort im Trainingsraum den Nervenzusammenbruch hatte. Ich glaube, dass ich depressiv wurde.
Von dem im Arbeitsvertrag erwähnten Betriebsarzt will ich euch noch erzählen. Einmal im Monat fuhr Zlatko mich da hin. Es war eine Frauenarztpraxis, die schon bessere Tage gesehen hatte. Wir besuchten ihn immer am Wochenende, wenn eigentlich geschlossen war. Der Arzt war nicht mehr der Jüngste und er roch immer nach Alkohol. Ob er wirklich Arzt war, weiß ich nicht. Ich musste mich auf diesen Stuhl setzen, ihr wisst schon. Bei jeder Untersuchung fummelte er an mir herum, wie es ein Arzt eigentlich nicht tun sollte. Und zum Schluss ließ er seine Hose runter und missbrauchte mich. Ich müsse es schon ihm überlassen, wie er mich untersucht, sagte er, als ich protestierte. Als ich es Zlatko erzählte, grinste der nur und meinte, ich soll mich dran gewöhnen. Ein wirklich widerlicher Typ.
Als es kälter wurde draußen, musste ich nicht mehr so viel Haut zeigen. War ja auch vernünftig, mit einer Erkältung hätte ich wohl kaum Kundschaft gehabt. Dann kam die Adventszeit. Ihr wisst, ich habe mich immer auf Weihnachten gefreut. Ich kaufte mir ein kleines Adventsgesteck, aber wirklich daran erfreuen konnte ich mich nicht. Anders war es, wenn ich in der Kirche war. Ein wenig weihnachtliche Stimmung gab es da schon. Über Weihnachten hatte ich frei, es wäre sowieso kaum jemand zum Strich gekommen. Die Fahrer waren zuhause und die anderen meist bei ihren Familien.
Ich war sehr traurig und sehnte mich nach den Weihnachtsfesten, die wir gemeinsam gefeiert hatte. Wie wir uns beschenkten und gemeinsam sangen. Ich ging zur Christvesper und blieb einfach da bis zur Christnacht. Zwischen den Gottesdiensten waren nur wenige Menschen da. Eine Frau sah, dass ich weinte und setzte sich zu mir, sie hieß Thea. Ich schüttete ihr mein Herz aus und erzählte alles. Ich erzählte von euch und wie schön es immer war, wenn wir Weihnachten feierten und ich erzählte von all dem Unglück, das mir passiert war. Sie wollte mir helfen, aber ich sagte ihr, dass sie in großer Gefahr ist, wenn sie das macht. Sie blieb bei mir, bis die Christnacht vorbei war und wir verabredeten, zukünftig bei den Gottesdiensten immer nebeneinander zu sitzen, was wir dann auch machten. Ich hoffe, dass ich sie irgendwann mal wiedersehen kann.
Naja, Weihnachten war vorbei, aber meine Traurigkeit blieb. Im Winter auf der Straße arbeiten ist hart, sehr hart.
Und dann passierte es. Es war die Nacht vom 22. auf den 23. März. Ich war wohl schon etwas müde und unaufmerksam und ich habe mir den Kunden nicht genau angesehen. Er wollte etwas ganz besonders Widerliches von mir, aber statt nein zu sagen, sagte ich, das kostet 200 Euro extra. Ich war mir sicher, dass es ihm zu teuer wäre. War es aber nicht. Er zahlte und ich musste das machen. Ich sag euch lieber nicht, was es war. Nachdem er weg war, musste ich mich erstmal übergeben und dann fasste ich ganz spontan den Entschluss, wegzulaufen. Ich ging in Richtung Kirche, und dann immer weiter und weiter, stundenlang. Schließlich fand ich ein halbfertiges Industriegebäude. Ich konnte mich durch den Bauzaun zwängen und setzte mich drinnen in eine Ecke, versteckt hinter irgendwelchem Baumaterial. Dann wartete ich, bei Tageslicht wollte ich weiter. Aber dazu kam es nicht. Als es dämmerte, hörte ich Zlatko, wie er mich rief. Ich war starr vor Angst und kauerte mich in die Ecke, hoffte, er würde mich nicht finden. Aber dann stand er direkt vor mir. Er packte mich am Hals und zog mich hoch. Ich bekam keine Luft mehr, aber ich dachte, wenn er jetzt zudrückt, dann ist mein Elend ein für alle mal vorbei. Das war der Moment, als ich den Entschluss fasste, dass ich sterben will. Aber er ließ mich wieder los. Was er zu mir sagte, weiß ich nicht mehr, es war so etwas wie ein Blackout. Er zerrte mich zum Auto, fuhr mit mir zur Unterkunft und sperrte mich in den Trainingsraum. Er würde wiederkommen und dann würde ich erfahren, wie er mich bestraft, meinte er nur. Danach war ich allein.
Es war vollkommen leer in mir, ich dachte nichts, ich lag einfach nur auf dem Bett und starrte an die Decke. Ich muss dann wohl eingeschlafen sein.
Am Morgen stand ich auf, ging unter die Dusche und machte mir Frühstück. Danach spülte ich ab und legte mich wieder hin. Gegen Mittag kam er dann. Er befahl mir, mich auszuziehen und stellte ein Stativ auf, an dem er einen Camcorder befestigte, der aufs Bett gerichtet war. Aha, dachte ich, jetzt will er mich vor laufender Kamera vergewaltigen.
Dann zog er eine Schusswaffe aus der Hose und zeigte sie mir.
"Weißt du, was das ist?" fragte er mich.
"Eine Pistole." sagte ich regungslos.
"Es ist ein Revolver. Das besondere daran ist, er hat eine Trommel, in die sechs Patronen passen. Hier, nimm sie, und betätige den Abzug, damit du ein Gefühl dafür bekommst. Keine Sorge, er ist nicht geladen."
Ich nahm den Revolver in die Hand und betätigte den Abzug. Es ging ganz leicht. Es machte Klick und die Trommel drehte sich ein Stück. Dann nahm er mir den Revolver wieder weg.
"Pass auf," meinte er böse grinsend, "wir spielen ein Spiel, es heißt Russisches Roulette. Kennst du das?"
Ich hatte davon gehört, aber ich schüttelte leicht den Kopf.
"Dann erkläre ich es dir. Ich stecke eine Patrone in die Trommel. Dann drehe ich sie und die Patrone bleibt an einer zufälligen Position stehen. Wenn man dann den Abzug betätigt, macht es mit einer Wahrscheinlichkeit von eins zu sechs Peng! Und die Kugel kommt raus. Beim Russischen Roulette hält man sich den Lauf an die Schläfe, betätigt den Abzug und stirbt mit der gleichen Wahrscheinlichkeit. Normalerweise spielt man das Spiel zu sechst. Die Trommel wird gedreht, man hält sich das Ding an den Kopf, drückt ab und überlebt oder stirbt. Dann wird wieder gedreht und der Nächste ist dran. Dummerweise bist du aber heute die einzige Spielerin. Deshalb wirst du alleine spielen. Du drückst ab und wenn du überlebst, drehe ich die Trommel wieder und du drückst nochmal ab, insgesamt sechs mal. Du kannst dir ja mal ausrechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass du danach noch lebst."
Er redete noch irgendwas, aber ich hörte ihm nicht zu, sondern rechnete. Ich merkte, wie er mich am Arm packte und verärgert fragte, ob ich ihm überhaupt zuhöre.
"Dreiunddreißig Komma Fünf Prozent." antwortete ich.
"Was?" fragte er irritiert. Offensichtlich hatte ich ihn aus dem Konzept gebracht.
"Die Wahrscheinlichkeit, dass ich nach dem sechsten Schuss noch lebe, beträgt Dreiunddreißig Komma Fünf Prozent."
"Wie auch immer," brummte er, noch ärgerlicher.
Offensichtlich hatte er erwartet, dass ich um mein Leben betteln würde, was ich aber nicht tat.
"Wir fangen jetzt an. Knie dich auf den Boden und sieh in die Kamera!"
Das tat ich, während er die Patrone reinsteckte und die Trommel drehte. Dann gab er mir den Revolver in die Hand.
"Halt ihn an den Kopf für den Schuss Nummer Eins und drück ab!" befahl er.
Ich wollte sterben, deshalb beschloss ich, meine Überlebenschance auf Null zu senken. Ich hielt den Revolver an den Kopf, sah in die Kamera und drückte sechsmal hintereinander ab. Es machte sechsmal Klick. Enttäuscht, dass ich noch am Leben war, nahm ich ihn runter, guckte erst auf das Ding, dann guckte ich Zlatko an und sagte etwas vollkommen Irres.
"Er scheint kaputt zu sein, kannst du ihn reparieren?"
Für einen Moment sah ich ungläubiges Staunen in seinem Gesicht. Dann grinste er und brach in schallendes Gelächter aus. Nachdem er sich wieder beruhigt hatte sagte er:
"Mädchen, jetzt hast du mich überrascht. Du hast ja größere Eier im Sack als jeder Kerl, den ich kenne. Respekt! Woher hast du gewusst, dass die Patrone Fake ist?"
Wusste ich nicht. Sack und Eier hatte ich auch nicht, jedenfalls nicht so, wie er es sagte.
"Weibliche Intuition." murmelte ich nur.
"Wie auch immer," meinte er. "meinen Respekt hast du, aber Strafe muss trotzdem sein. Ich kann nicht dulden, dass du mir abhaust. Du bist schließlich mein bestes Pferd im Stall. Ich werde mir was für dich ausdenken."
Dann war ich wieder allein bis zum nächsten Nachmittag, ein Sonntag.
Er kam grinsend rein und eröffnete mir, dass er mir etwas Arbeit mitgebracht hat, harte Arbeit, wie er sagte.
"Draußen warten drei Männer, die eine ganze Menge Geld bezahlt haben. Jeder 333 Euro für zwei Stunden. Dazu eine Kaution über weitere 200 Euro. Die sind dafür, wenn sie verlängern wollen, für jede angefangene Stunde 100 Euro. Insgesamt kannst du also gleich 1600 Euro verdienen, aber einfach wird das nicht. Ich hab ihnen gesagt, dass du eine Herausforderung suchst und dass du mal drei Kerle brauchst, die es dir mal so richtig besorgen, möglichst gleichzeitig. Wenn du es schaffst, ihnen die Kaution aus dem Kreuz zu leiern, soll es dein Schaden nicht sein. Dann gibt es eine Belohnung."
Ich bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend, mir wurde schlecht.
"Ich hab dazu ein paar Regeln aufgestellt und gesagt, es wären deine Regeln. Wenn sie gleich reinkommen, werd ich die Regeln nochmal wiederholen, damit du sie auch kennst. Ich wünsch denen dann viel Spaß und ich will, dass du ihnen auch viel Spaß wünscht. Ach ja, wenn du nicht mitmachst, bekommst du eine Tracht Prügel, die du dein Leben lang nicht vergessen wirst, alles klar?"
Ich hatte fürchterliche Angst und ich nickte nur. Dann holte er die drei rein. Ich hatte Tränen in den Augen und Mühe, sie anzusehen.
"Hier also nochmal Jaquelines Regeln. Als erstes, es wird immer ein Kondom benutzt, egal, ob im Arsch, in der F oder im Mund. Kondome, die im Arsch waren, werden nirgendwo anders reingesteckt. Ihr nehmt dann ein neues, es sind reichlich da. Erfahre ich, dass ihr euch nicht daran haltet, gibt"s Ärger, aber richtig. Spart nicht mit Gleitcreme, sie möchte keine inneren Verletzungen, das ist schlecht für die Arbeit. Schläge sind erlaubt, aber nur mit der flachen Hand und auf keinen Fall ins Gesicht oder an den Kopf. Blaue Flecken sind nicht erwünscht, sind auch schlecht für die Arbeit. Ach ja, eine besondere Herausforderung wäre es, wenn ihr ihr alle drei Löcher gleichzeitig stopft, falls ihr euch traut. Und noch etwas. Länger als dreißig Sekunden kann sie nicht die Luft anhalten, also gebt ihr Zeit zum Atmen."
Das flaue Gefühl in der Magengegend wurde noch stärker und mir wurde Angst und Bange. Was für eine Teufelei hatte er sich da nur ausgedacht?"
Wie befohlen wünschte ich den Dreien viel Spaß, Zlatko ging, und sie verloren keine Zeit.
Stundenlang vergewaltigten und schlugen sie mich immer wieder. Mama, es war das Schlimmste, was ich je erlebt habe. Ich flehte um Gnade, aber sie lachten nur, verspotteten mich und machten immer weiter."
Josefine kann nicht mehr weiter erzählen. Wieder schnürt es uns die Kehle zu und die Tränen strömen über unsere Wangen. Es dauert wieder lange, bevor es weitergeht.
"Irgendwann spürte ich nichts mehr. Mir war, als würde ich über meinem Körper schweben und zusehen, wie sie mich missbrauchten. Da dachte ich, meine Seele hat meinen Körper verlassen und so ist es also, wenn man stirbt. Aber ich lebte weiter. Mir wurde schwarz vor Augen und ich wurde ohnmächtig.
Als ich wieder wach wurde, tat mein ganzer Körper weh, ich stöhnte leise.
Ich war nicht mehr im Trainingsraum, sondern lag in Zlatkos Bett in seiner Wohnung. Er lag neben mir und grinste mich an.
"Na sieh mal, wer da wach wird!" meinte er grinsend. "Sechzehn Stunden hast du geschlafen, kein Wunder nach der harten Arbeit! Dreieinhalb Stunden hast du durchgehalten und du hast wirklich meinen Respekt verdient. Die Jungs waren voll begeistert und haben gefragt, ob du bald mal wieder Lust dazu hast."
Ich stöhnte und wusste nicht, ob ich mich darüber freuen oder davor grausen sollte.
"Ruh dich noch aus, heute und morgen brauchst du nicht zu arbeiten."
Er ging und ich schlief wieder ein bis zum Abend.
"Ich hab mir was überlegt," sagte er abends. "Da du so gut gearbeitet hast, werde ich darauf verzichten, dir zu zeigen, was es heißt, drei Tage lang die Spritze nicht zu bekommen. Und du darfst die 600 Euro, die du extra verdient hast, behalten. Kauf dir was schönes dafür."
Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Den einen Tag war er brutal und rücksichtslos, den anderen Tag fürsorglich und nachgiebig. Aber ich wusste von dem Tag an, dass ich meinem Leben ein Ende setzen würde, bald schon.
Der 19. April, mein 19. Geburtstag, näherte sich und ich beschloss, dass ich den noch erleben wollte. Ich dachte, es wird ein trauriger Tag, weil mir niemand gratulieren würde. Es gab ja auch keinen Grund, mir zu gratulieren in meiner Situation. Ich hatte die 600 Euro noch nicht ausgegeben und wollte mir selbst ein Geburtstagsgeschenk davon machen. Also ging ich damit an meinem Geburtstag zum Edeka und sah mich um. Aber nichts schien mir geeignet, mich selbst zu beschenken und außerdem würde mich das Geschenk immer daran erinnern, warum ich das Geld bekommen hatte. Also machte ich mir kein Geschenk - dachte ich. Als ich an der Kasse wartete, stand vor mir eine alte Frau, die ihren Einkauf bezahlen sollte. Sie war klein, ging in gebeugter Haltung und brauchte einen Gehwagen. Sie hatte nicht genug Geld dabei und sollte etwas zurücklegen, damit sie den Rest begleichen kann. Sie weinte und sagte, dass sie doch alles brauchen würde und sie wusste nicht, was sie dalassen sollte. Da nahm ich die 600 Euro und gab sie ihr. Sie weinte vor Freude, bedankte sich mehrmals und sagte:
"Du musst ein Engel sein."
Da wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte mit dem Geld und ich hatte mich selbst viel mehr beschenkt als die alte Frau.
Nachdem die Frau bezahlt hatte und auf dem Weg nach draußen war, bezahlte ich meinen Einkauf.
"Ich hätte nicht gedacht, dass eine wie du so ein großes Herz haben kann." sagte die Kassiererin.
"Weil Huren keine menschlichen Wesen sind?"
"So war das doch nicht gemeint."
"Ich weiß, wie es gemeint war, aber ich wünsche dir trotzdem, dass dir nicht passiert, was mir passiert ist. Drum pass gut auf, in wen du dich verliebst."
"Ich wusste ja nicht..."
"Lass stecken, Mädchen. Hab ein schönes Leben!"
"Entschuldigung." hörte ich noch, dann ging ich raus.
Draußen sah ich noch die alte Frau, wie sie langsam mit ihrem Gehwagen fortging. Ich freute mich für sie und lächelte. Zufrieden ging ich in Richtung Unterkunft.
Und da sah ich auf dem Gehweg eine kleine weiße Schachtel liegen. Ich hob sie auf, wahrscheinlich hatte sie jemand verloren. Es war eine Medikamentenschachtel mit 30 Schlaftabletten. Ich steckte sie ein und wusste nun, wie ich meinem Leben ein Ende setzen konnte. Ich konnte einfach alle auf einmal einnehmen und würde für immer einschlafen.
Seltsam, oder? Hatte Gott nur darauf gewartet, dass ich etwas Gutes tue, um mir dann den Ausweg aus meiner Hölle zu zeigen? Ich dachte nach. War es wirklich Gott, der mich die Tabletten finden ließ? Oder nur ein seltsamer Zufall? Vielleicht komme ich ja auch nur von einer Hölle in die andere, dachte ich. Ich musste mir erst klar werden darüber, bevor ich die Tabletten nahm. Und dann passierte noch etwas an diesem Tag, etwas Wundervolles und völlig Unerwartetes.
Es war abends gegen 22 Uhr, als ein Wohnmobil bei mir hielt. Der Fahrer ließ die Scheibe runter und bevor ich ihn fragen konnte, was ich für ihn tun kann, fragte er:
"Reichen 200 Euro für zwei Stunden?"
Ein kurzer Blick sagte mir, dass er zu den Guten gehörte. In seinem kurzen dunklen Haar waren auch einige graue Haare zu sehen. Er hatte einen kurzen, gepflegten Bart und ein freundliches Gesicht.
"Ja, natürlich!"
"Dann steig ein!"
Er gab mir das Geld und fuhr zu einem geeigneten Parkplatz.
"Das Geld reicht für alles, was ich im Angebot habe. Was möchtest du denn?" sagte ich, nachdem er angehalten war. Er sah mich an und unsere Blicke trafen sich. Mein Herz machte einen Sprung und ich hatte sofort ein Kribbeln im Bauch. Er war vollkommen anders als alle Männer, zu denen ich bisher ins Auto gestiegen war.
"Mach einfach das, was du gerne mal machen möchtest. Die einzige Bedingung ist, dass du zwei Stunden mit mir verbringst."
"Und wenn überhaupt kein Sex dabei ist? Was hast du dann davon?"
"Das sage ich dir in zwei Stunden."
"Okay!" sagte ich langsam. "Hast du da hinten ein Bett?"
"Na klar, es ist ein Wohnmobil."
"Dann lass uns nach hinten gehen und uns beide ausziehen."
"Ganz ausziehen?"
"Ja."
Als wir beide nackt waren, legten wir uns hin. Er lag auf dem Rücken und ich schmiegte mich an ihn, legte meinen Kopf auf die Herzseite seiner Brust und eine Hand auf die andere Seite. Mein Bein winkelte ich an und legte es auf seine. Er hatte seine Hand auf meine Schulter gelegt und drückte mich sanft an sich. Dann hörte ich einfach seinem Herzen zu. Es schlug sehr schnell und da merkte ich, dass meins ebenso schnell schlug. Wir sagten beide nichts, aber dennoch war mir so, als ob wir uns unterhielten. Und da war noch mehr. Es war, als ob sich unsere Seelen berührten, als ob unsere Seelen miteinander Sex hatten. Nie zuvor hatte ich so ein schönes Gefühl gehabt. Fast die ganzen zwei Stunden lagen wir so da. Zum Schluss legte ich mich auf ihn, nahm seine Wangen in beide Hände und für einen Moment sahen wir uns in die Augen. Dann küssten wir uns. Es war kein Fake-Kuss, der war echt. So echt, wie ein Kuss nur sein kann.
"Danke," flüsterte ich nach dem Kuss, "danke für all das hier. Das war wunderschön. Das Geld bekommst du natürlich zurück."
Er lächelte.
"Auf keinen Fall nehme ich das zurück! Was du gemacht hast, war genau das, was ich wollte. Und es war jeden einzelnen Cent wert!"
"Wirklich? Du bist wirklich zufrieden mit mir?" fragte ich ungläubig.
"Zufrieden ist wohl das falsche Wort. Ich bin begeistert! So begeistert, dass ich nächsten Freitag um zehn wiederkommen werde. Ich hoffe, du hast dann Zeit für mich."
"Ja, ich werde Freitag um 10 für dich da sein, ganz sicher."
Bevor ich wieder ausstieg, küssten wir uns nochmal. Wieder in echt.
Da ich am nächsten Tag wieder den einträglichen Swingerclub Termin hatte, verzichtete ich auf weitere Kundschaft an meinem Geburtstag beziehungsweise die Nacht danach.
Ich ging in meine Wuchermiete-Unterkunft und ließ den Tag nochmal an mir vorbeiziehen.
War diese eine gute Tat an der Edeka-Kasse der Auslöser für den Tablettenfund und die Begegnung mit Johann? Ich wusste da noch nicht einmal, dass er Johann heißt. Hatte Gott auf meine gute Tat gewartet, um mir mit den Tabletten einen Ausweg aus meiner Hölle zu zeigen? Und wenn ich in der Hölle war, warum hatte ich dann die Begegnung mit diesem wundervollen Mann? Solche Dinge passieren nicht in der Hölle.
Ich wusste nicht, was das alles bedeutet."
- Ich schon, Josefine. Ich sag's dir nachher, wenn ich meine Geschichte erzähle. -
- Oh, noch eine Überraschung? -
- Ja, ich war selbst überrascht. Warte bis nachher. -
- Das wird schwierig. -
Wir müssen lächeln.
"Von da an verging die Zeit ganz langsam, weil es einfach nicht Freitag werden wollte. Ich freute mich riesig und ich wollte ihn unbedingt wiedersehen. Und er kam wieder. Ich konnte meine Freude nicht verbergen, als er anhielt, und strahlte übers ganze Gesicht. Er lächelte ebenso.
Ich stieg ein und bevor er losfuhr, gab ich ihm erstmal einen richtig guten Kuss. Als er am Parkplatz ankam, gingen wir nach hinten und machten da weiter, wo wir an meinem Geburtstag aufgehört hatten.
"Mein Name ist Josefine." sagte ich ihm.
"Ein sehr schöner Name," antwortete er, "ich heiße Johann."
"Auch ein schöner Name, und beide Namen haben etwas gemeinsam."
"Sie fangen mit J an."
"Gefolgt von einem o."
Wir lachten. Es tat so gut, mal wieder lachen zu können.
Wenn ich mit Johann zusammen war, dachte ich nicht daran, was ich war. Es war wie eine Liebesbeziehung. Alles fühlte sich echt an, echte Küsse, echte Leidenschaft. Der Sex, den wir hatten, war keine Sexarbeit für mich, es war... wie soll ich es ausdrücken? Es war Liebemachen. Aber ich fürchtete mich davor, mich zu verlieben. Natürlich wusste ich, dass mir mit Johann nicht das gleiche passieren würde wie mit Zlatko, aber irgendetwas in mir verhinderte, dass ich Johann sagen konnte, dass ich ihn liebe.
Wir redeten viel mehr miteinander, als an meinem Geburtstag. Es war das vierte Mal, dass wir zusammen waren, da fragte er mich, ob ich nicht aufhören könnte mit dem, was ich mache. Ich weinte und sagte, dass ich das gerne tun würde, dass es aber nicht ginge. Ich erzählte ihm von der Spritze, von deren Verabreichung ich abhängig war. Er war sehr betroffen. Er versprach, dass er sich schlau machen wollte. Er wollte herausfinden, was das für ein Medikament sein könnte und wie man davon loskommt. Aber er schaffte es nicht. Ein kleiner Hoffnungsschimmer war in mir, aber er verschwand wieder. Und dann grübelte ich wieder über mein Schicksal. Da waren die Tabletten und da war Johann. Mir wurde klar, dass ich niemals ein glückliches Leben führen kann mit Johann und dass ich Johann mit runterziehen würde. Er würde genauso unglücklich werden wie ich. Das musste ich verhindern. Wenn ich nicht mehr da bin, so sagte ich mir, dann findet er eine andere Frau, mit der er glücklich werden kann. Und meine Qualen und mein Elend würden ein Ende haben. Keine ständig neuen Männer mehr und keine Schmerzen, wenn ich die Spritze nicht bekäme. So stand mein Entschluss fest. Ich nahm mir vor, dass Johann der allerletzte Mann sein wird, mit dem ich zusammen sein würde.
Vorgestern war es soweit. Wir hatten die letzten zwei Stunden Beisammensein und es war wunderschön. Zum Schluss verabschiedete ich mich von ihm. Sagte ihm, dass ich woanders hin muss und dass wir uns nicht mehr wiedersehen können. Sagte ihm, dass er eine andere Frau finden würde, die ihm das gibt, was ich ihm nicht geben kann und dass er ihr von mir erzählen soll. Dann ging ich zu meiner Unterkunft, ich heulte ununterbrochen, war am Boden zerstört.
Als ich da war, ging alles ganz mechanisch, wie wenn ich ein Roboter wäre. Ich zog ein Nachthemd an, füllte ein Glas mit Wasser, drückte die Tabletten aus der Verpackung und löste sie im Wasser auf. Ich rührte mit dem Löffel viel länger, als eigentlich notwendig gewesen wäre. Aber schließlich hörte ich auf damit. Ich sprach ein letztes Gebet. Ich bat Gott darum, mir ein Zeichen zu geben, wenn er nicht wollte, dass ich meinem Leben ein Ende setze. Und ich bat ihn um einen Ausweg.
Dann wartete ich, drehte das Glas immer wieder um sich selbst. Und gerade als ich das Glas anheben wollte, da hörte ich eine Stimme, eine sehr laute weibliche Stimme. Sie rief:
"Mach das nicht!"
Ich erschrak und sah mich um, aber es war niemand zu sehen.
"Ich bin hier, ich heiße Selma!" sagte die Stimme, "Ich bin in dir, Josefine, meine Seele ist in deinem Leib."
Es war vollkommen verrückt und ich zweifelte an meinem Verstand. Aber hatte ich nicht Gott um ein Zeichen gebeten? Selma musste das Zeichen sein. Sie brachte mich dazu, das Glas mit den Tabletten wegzuschieben. Und dann redete sie mit mir. Sie forderte mich auf, zu kämpfen.
Sie machte mir klar, dass ich Johann liebe. Nannte mich ein Dummchen, weil ich es nicht gemerkt habe. Sie erzählte mir, dass sie schon bei mir war, als ich mit Johann zusammen war und dass sie fühlt, was ich fühle, sieht, was ich sehe. Und dass sie auch liebt, wenn ich liebe und deswegen liebt sie Johann auch.
Dann brachte sie mir bei, mit ihr zu sprechen, ohne dass ich es laut sage. Wir sprechen miteinander, indem wir unsere Gedanken an uns richten. Aber wir können auch denken, ohne dass es die andere hört. Und es kam noch besser. Sie fragte mich, ob ich ihr erlauben würde, die Kontrolle über meinen Körper zu übernehmen. Ich erlaubte es ihr. Nach einer Weile gelang es ihr und das fühlte sich wirklich verrückt an. Mein Körper bewegte sich, ohne dass ich es wollte. Sehen, hören, fühlen, alles war ganz normal, außer dass ich nicht bestimmte, wo ich hinsah.
Und dann sagte sie mir, dass sie eine Heilerin ist und dass sie mir helfen könnte, das Gift in meinem Körper zu bekämpfen und zu zerstören, so dass es mir nichts mehr anhaben kann.
Ja, ihr Lieben, an dieser Stelle möchte ich meine Geschichte beenden und an Selma übergeben. Sie möchte euch ihre Geschichte erzählen. Ihr müsst mir versprechen, dass ihr offen seid für das, was Selma zu sagen hat und dass ihr glaubt, was ihr hört. Ohne Selma säße ich jetzt nicht hier, sie hat mir das Leben gerettet und mir neuen Lebensmut gegeben. Selma und Johann, das sind die beiden Seelen, von denen ich anfangs berichtet habe. Und jetzt, hört Selma selbst. Ich übergebe jetzt die Kontrolle an sie."
Wir sehen in erstaunte Gesichter.
"Warte!" sagt Timmi, "du willst uns sagen, dass du ab jetzt nicht du bist, sondern dass du jetzt Selma bist? Das ist total verrückt!"
Ich lächle.
"Ja, Timmi, das ist es. Zuerst möchte ich euch alle grüßen, wie es bei uns üblich war: got grueze euch! Bitte lauft nicht weg, ihr müsst keine Angst vor mir haben. Ich bin nur eine einfache Bäuerin und nebenbei eine Heilerin.
Ich wurde geboren im Ostermond 1607. Seltsam, oder? Derselbe Monat, in dem auch Josefine auf die Welt gekommen ist. Ich hatte eine glückliche Kindheit. Mutter und Großmutter waren Bäuerinnen und Heilerinnen, deshalb war es keine Frage, dass ich später auch eine wurde. Sie brachten mir lesen, schreiben und rechnen bei und ich lernte alles, was im Buch der Heilung stand. Großmutter hat es angefangen zu schreiben. Sie hat alles aufgeschrieben, was sie über die Heilkräfte der Natur wusste. Und auch, was sie über die Heilkraft des Geistes wusste. Mutter hat es weitergeschrieben und ich habe es immer wieder gelesen, bis ich alles auswendig konnte.
Als ich sechzehn war, wurde ich verheiratet. Ich lernte meinen Mann Johannes erst kurz vor der Hochzeit kennen. Vielleicht fragt ihr euch, wie kann das funktionieren? Aber wir haben uns ineinander verliebt. Unsere Seelen passten einfach zueinander, wir waren perfekt füreinander gemacht. Passenderweise heirateten wir in der St.-Johannis-Kirche, wo wir auch beide getauft wurden. Ich zog zu ihm nach Grünhagen, wo er als Bauer und Zimmermann lebte. Er war wirklich geschickt bei der Arbeit mit Holz, er konnte wunderbare Dinge zaubern wie zum Beispiel eine Wiege, die wir ein Jahr nach der Hochzeit für unsere kleine Tochter Marta brauchten.
Wir haben nicht mitbekommen, dass Krieg war. Das änderte sich erst an jenem schicksalhaften Tag im Gilbhart 1631. Reiter des Fürsten kamen ins Dorf und haben alle Männer über 16 Jahren abgeholt zum Kriegsdienst. Es war das letzte Mal, dass ich meinen geliebten Johannes gesehen habe. Ich hab nie wieder etwas von ihm..."
Jetzt müssen wir wieder weinen, diesmal bin ich es, die das auslöst. Mama und Sina sind uns ganz nah und halten uns fest. Es dauert eine Weile, bis ich weiter erzählen kann.
"Marta war also 7 Jahre alt und wuchs fortan ohne Vater auf. Wir Frauen im Dorf hielten zusammen, wir organisierten die Arbeit auf den Feldern, lernten mit den Booten auf der Elba zu fahren und zu fischen. Wir reparierten die Häuser, wenn mal wieder ein Sturm wütete. Wenn jemand krank war, konnte ich meist helfen, oft auch mit Hilfe der anderen Frauen. Wir waren eine starke Gemeinschaft.
Und dann kam der schrecklichste Tag in meinem ganzen Leben. Es war Gilbhart 1642, offensichtlich passieren schreckliche Dinge immer im Gilbhart. Marta, inzwischen 18 Jahre alt und eine junge Frau, und ich, waren aus dem Dorf gegangen, um Pilze und Kräuter zu sammeln und um nach den Fallen zu sehen, mit denen wir Hasen und Kaninchen fingen. Plötzlich hörten wir Schüsse aus Richtung Dorf. Wir liefen so schnell wir konnten zum Waldrand und dann sahen wir den Rauch aufsteigen. Das Dorf brannte. Marta wollte weiterlaufen und löschen helfen, aber ich hielt sie zurück, denn sie wäre direkt in den Tod gerannt. Wir versteckten uns im Wald und erst am übernächsten Tag, als nichts mehr zu hören war, gingen wir in Richtung Dorf. Es war ein Anblick des Grauens. Alle waren tot und zum Teil verbrannt, zwölf Frauen und vierzehn Kinder, ich werde das nie vergessen können."
Ich muss wieder weinen. Obwohl 382 Jahre vergangen sind, ist es in meiner Erinnerung erst ein paar Tage her.
"Marta und ich fanden Werkzeugreste, mit denen wir 26 Gräber aushoben. Wir arbeiteten bis zur totalen Erschöpfung und bestatteten die Toten. Für jeden dieser lieben Menschen sprachen wir ein letztes Gebet.
Danach überlegten wir verzweifelt, was wir tun konnten. Sie hatten alle Vorräte mitgenommen, das Vieh war weg, sogar die Boote waren nicht mehr da. Wir hatten nichts zu essen und kein Dach überm Kopf, der Winter würde bald da sein. Wir würden entweder verhungern oder erfrieren oder beides.
Wir wussten beide, welchen Ausweg es gab, und Marta sprach es zuerst aus. Es stand im Buch der Heilung, das Marta auch auswendig kannte. Meine Großmutter, also Martas Urgroßmutter, hatte es durchgemacht. Sie kannte ein Ritual, das sie in dem Buch aufgeschrieben hatte. Großmutter hatte zwei Seelen in ihrem Leib. Die eine Seele war schon immer in ihr und eines Tages kam ihre zweite Seele dazu.
Marta und ich wussten, dass dieses Ritual der einzige Ausweg war, wenn wir überleben wollten, wir wussten aber nicht, ob es uns gelingen würde oder ob wir einfach nur sterben oder ob rein gar nichts passiert. Wir bereiteten uns vor. Mein Kräutergarten war nicht verwüstet, dort fanden wir die Kräuter, die wir brauchten. Es fehlte noch ein bestimmter Pilz, den gab es im Wald.
In den Trümmern des Dorfes gab es noch eine Flasche, die nicht zersprungen war. Etwas angekohltes Papier gab es auch noch. Wir schrieben beide eine Nachricht, die wir in die Flasche steckten. Danach versiegelten wir die Flasche mit Wachs. Ein Loch wurde gegraben, das wir mit großen Steinen sicherten. Mitten rein steckten wir die Flasche und füllten die Hohlräume mit Sand. Dann schütteten wir das Loch wieder zu und merkten uns genau, wo es ist. So können wir uns wiederfinden, wenn wir getrennt würden, dachten wir.
Dann begannen wir mit dem Ritual, der Ablauf war genau beschrieben im Buch der Heilung.
Am Ende würden unsere Seelen losgelöst von unseren Leibern auf die Reise gehen und einen neuen Leib finden. So war es auch bei Großmutter. Großmutters zweite Seele war um die 200 Jahre unterwegs, also wussten wir nicht, wie lange unsere Seelen unterwegs sein würden und ob wir uns jemals wiedersehen würden.
Am Ende muss es wohl gelungen sein. Ich fühlte mich frei und als ob ich schwebe, bunte Lichter sah ich und ich fühlte Frieden, nichts als Frieden.
Die Reise meiner Seele dauerte nur ein paar Augenblicke, dann war ich wieder in einem Leib. Josefines Leib. Das erste, was ich sah, waren ihre nackten Arme, die auf irgendeinem Kasten lehnten, in dem ein Mann saß. Es war ein Auto, wie ich inzwischen gelernt habe. Ich hörte, was Josefine mit dem Mann besprach und dann war ich entsetzt. Ich war im Leib einer Hübschlerin! Ich bin nie einer begegnet, aber ich weiß, was Hübschlerinnen machen und genau das war es, was Josefine machte. Ich hörte, wie sie und der Mann irgendwas von Oral redeten. Ich wusste nicht, was das bedeutet. Aber als wir dann im Auto des Mannes saßen und er seine Hose runterließ... ich war noch mehr entsetzt und ich habe mich geekelt. Ich konnte es kaum ertragen und war froh, als es vorbei war. Als wir endlich wieder an der frischen Luft waren, sagte Josefine "So ein Spacken!" und wir gingen wieder zurück dahin, wo wir ins Auto eingestiegen waren. Und dann kam Johann! Es war vollkommen anders, als wir zu ihm einstiegen. Inzwischen habe ich gelernt, dass es ein Wohnmobil ist. Es war irgendwie magisch, ich merkte sofort, dass Josefine tiefe Zuneigung für ihn empfand und es war eigenartig, ich fühlte dasselbe. Wir küssten uns und ich merkte sofort, dass so ein Kuss nur möglich ist, wenn man sich liebt. Wenig später passierte das, was Josefine "Liebemachen" nannte. Es war so wundervoll, so schön! Etwas so Schönes habe ich nicht mehr erlebt, seit Johannes von mir weggenommen wurde. Als die beiden Neunundsechzig sagten, wusste ich nicht, was das bedeutet. Und dann machte Josefine bei ihm das, was sie beim Spacken gemacht hat. Es war vollkommen anders, ich empfand überhaupt keinen Ekel, im Gegenteil, es war schön. Und noch viel schöner war das, was Johann bei uns da unten gemacht hat. Hätte ich damals schon gewusst, wie schön das ist, dann hätte ich Johannis das auch machen lassen.
Später, als wir uns auf Johann gesetzt haben und noch mehr Liebe gemacht haben, da haben wir uns auch wieder geküsst. Und dann passierte etwas, was ich immer noch kaum glauben kann. Josefine und Johann sahen sich in die Augen. Weil ich dasselbe sehe wie Josefine, sah auch ich Johann in die Augen. Vielleicht glaubt ihr, ich bin etwas seltsam oder die lange Reise ist meinem Geist nicht gut bekommen, aber ich bin sicher, dass ich Johanns Seele sehen konnte. Und mir war so, als ob Johanns Seele dieselbe war, die einst in meinem geliebten Ehemann Johannis war. Ich fragte in Gedanken: "Johannis, bist du das?" Und dann sah ich ein kurzes, kaum wahrnehmbares Leuchten in Johanns Augen.
Ja, Josefine, das ist die Überraschung, die ich dir vorhin versprochen habe.
Ich fragte mich, ob das der Grund war, warum Gott meine Seele zu Josefine geschickt hatte, aber wie ihr wisst, war es ein ganz anderer Grund. Jetzt schäme ich mich dafür, dass ich so selbstsüchtig nur an mich dachte.
Der Abschied von Johann war bitter.
Als Josefine dann das Getränk mit den Schlaftabletten machte und das Gebet sprach, da wusste ich, warum Gott meine Seele zu ihr geführt hatte. Ich sollte verhindern, das sie sich umbringt, ich war das Zeichen, um das Josefine Gott gebeten hat und ich musste auch der Ausweg sein, den sie finden wollte. Ich sagte zu ihr: "Mach das nicht.", aber sie hörte mich nicht. Ich versuchte, alle Kraft meines Geistes zu nutzen und ich schrie sie an: "Mach das nicht!" Da endlich hörte sie mich, ich war erleichtert.
Ich hab mit ihr geredet. Ich zu ihr in Gedanken, die ich an sie richtete, und sie redete laut mit dem Mund. Ich brachte ihr bei, wie sie ihre Gedanken an mich richten kann. Sie lernte schnell. Und dann fragte ich sie um Erlaubnis, ihren Leib zu übernehmen, als ob es meiner wäre. Sie erlaubte es und ich musste erstmal herausfinden, wie das geht. Es ging ganz leicht, als ich herausfand, wie.
Ich hatte mitbekommen, dass Josefine ein ganz bestimmtes Gift immer wieder nehmen musste, damit sie keine Schmerzen bekommt. Ich besann mich, was in dem Buch stand. Ich musste nur ihren Geist und meinen gemeinsam kämpfen lassen. Mit Hilfe eines kleinen Rituals vereinigten wir unsere Kräfte und bekämpften jedes kleine Gift-Tröpfchen in unserem nun gemeinsamen Leib. Wir wandelten das Gift einfach in Wasser um, damit es keinen Schaden mehr anrichten kann.
Wenn ihr mögt, dann machen wir es nachher noch einmal, wir alle sechs zusammen. Dann sind wir dreimal so stark und vielleicht können wir das Gift ein für alle mal aus unserem Körper verbannen.
Gut, der nächste Schritt war die Flucht. Wir mussten da weg. Weg von dem bösen Mann, der Josefine so schrecklich zusetzte. Weg von diesem Zlatko. Sie hatte Angst. Angst, dass er sie wieder finden würde und sie wer weiß was für Qualen erleiden musste. Also fragte ich sie, wie er sie gefunden haben könnte. Ob sie jemand verraten hatte, oder ob ihr jemand gefolgt ist oder ob er einen Hund dabei hatte, der ihre Spur erschnüffelt hat. Das alles war nicht der Fall. Schließlich fragte ich sie, ob er ihr einen magischen Gegenstand gegeben hat, der ihm mit Hilfe eines Zaubers verriet, wo sie ist. Dann fiel ihr ein, dass er genau das getan hat. Sie sagte, es muss eine Ortungsapp sein, die er auf ihr Telefon gemacht hat. Also beschlossen wir, das Ding dazulassen.
Oh, und dann gingen wir unter die Dusche. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erstaunt ich war, dass warmer Regen aus dem Ding raus kam. Und es konnte sogar von unten nach oben regnen, als Josefine uns da unten sauber machte. Ich staunte über fast alles, was ich sah, ich war in einer ganz anderen Welt, alles war anders. Und doch gab es etwas, was gleich war und ist, und das ist die Liebe. Josefines Liebe zu Johann und meine Liebe zu Johannis. Vielleicht ist es auf wundersame Weise dieselbe Liebe. Und deshalb, Josefine, ich habs dir noch nicht gesagt, aber wir müssen Johann unbedingt wiedersehen, möglichst schnell. Wir müssen ihn finden.
Aber ich will jetzt erzählen, wie es weiterging. Wir beschlossen, aus dem Fenster zu springen. Josefine war vollkommen anders geworden. Sie war voller Mut, wusste genau was sie tat. Wir liefen zu einer Spedition, um uns dort in einer Schlafkabine des Lkw zu verstecken, damit uns der Fahrer aus der Stadt bringt. Alles klappte wie geplant, aber wir schliefen in der Kabine ein.
Der Fahrer weckte uns und fragte böse, ob wir ihn bestehlen wollten. Wir versicherten ihm, dass wir das nicht wollten und er glaubte uns. Dann gingen wir in eine Raststätte und tranken einen Kaffee. Das ist ein seltsames Getränk, ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen kann.
Aber zurück zur Flucht. Josefine vertraute sich dem Fahrer an und erzählte, warum wir auf der Flucht sind.
Ich lernte wieder ein neues Wort, es heißt Zuhälter.
Der Fahrer war ein wundervoller Mensch. Er nahm uns mit zu sich nach Hause. Es war ein riesiges Haus, wo er wohnte. Ich lernte, was ein Aufzug ist und was der im Bauch anrichten kann, wenn er nach oben steigt.
Der Fahrer, er heißt Jonas, stellte uns seine Frau Lara vor. Sie ist ein ebenso wundervoller Mensch und sie ist schwanger. In zwei Monaten ungefähr werden die beiden zu dritt sein, sie bekommen einen Sohn. Josefine hat ihr erzählt, dass sie sich davor fürchtet, nach Hause zu kommen, weil ja das mit den Bildern war. Aber Lara machte etwas ganz wunderbares. Sie nahm einfach unsere Hand und legte sie sich auf den Bauch. Wir konnten fühlen, wie sich der Junge darin bewegt. Und dann sagte sie, dass sie ihren Sohn niemals verstoßen würde, egal, was er macht. Und sie sagte, dass du, Mama und du, Papa, uns in die Arme schließen werdet und dass wir dann alle Rotz und Wasser flennen werden. Genauso ist es gekommen. Und hier sind wir nun. Josefine und Selma, ein Herz und zwei Seelen. Ich bin Josefine wirklich unendlich dankbar, dass sie meine Seele bei sich aufgenommen hat. Wir haben beschlossen, dass wir fortan Schwestern sein wollen.
Und noch was. Vorhin, als wir alle draußen spazieren waren, da war ich es, die euch alle einmal herzlich drücken wollte. Josefine hatte an mich übergeben. Ich wollte euch einfach nur mal wissen lassen, wie sehr ich euch mag."
Da unterbricht mich Mama, indem sie mich ganz herzlich umarmt.
"Herzlich willkommen in unserer Familie, Selma! Vielen, vielen Dank für alles, was du für Josefine getan hast. Auch wenn du selber eine Tochter hast, die fast so alt ist wie Josefine, ich würde mich freuen, wenn du auch meine Tochter sein magst."
Uns laufen die Tränen vor Freude.
"Ja das mag ich. Danke, Mama!"
Nachdem wir reihum alle geknuddelt haben, spreche ich weiter.
"Ich habe Josefine vorhin gesagt, dass ich beweisen kann, dass es mich wirklich gibt und dass ich keine Einbildung für sie bin. Wisst ihr, mein größter Wunsch ist es, Marta wiederzusehen oder zu erfahren, was aus ihr geworden ist. Und deshalb habe ich eine Riesenbitte an euch. Bitte fahrt mit mir nach Grünhagen, damit ich nachsehen kann, ob Marta eine Nachricht in der Flasche hinterlassen hat. Und wenn nicht, dann möchte ich ihr eine Nachricht hinterlassen, wie sie mich finden kann. Wenn ihr die Flasche seht, dann ist das der Beweis, dass alles wirklich so ist, wie ich es gesagt habe."
"Wir finden heraus, wo Grünhagen ist und dann fahren wir da hin. Du sagtest ja, du hast in der Elba gefischt. Jetzt wird sie Elbe genannt und so weit kann es von hier aus nicht sein. Wir können heute noch da sein, wenn du magst." sagt Papa.
"Das ist lieb von dir, Papa. Aber wir müssen jetzt noch etwas ganz Wichtiges machen. Unser Leib hat wohl immer noch etwas von dem Gift in sich, fürchte ich. Heute sollte Josefine die nächste Spritze bekommen. Das heißt, morgen kann es sehr schmerzhaft für uns werden. Deshalb möchte ich euch bitten, dass wir alle sechs die Kraft unserer Geister vereinen und das Gift in unserem Leib zerstören."
"Dabei helfen wir gern," sagt Mama, "was sollen wir machen?"
"Setzt euch alle im Kreis auf den Boden und dann halten wir mit unseren Nachbarn die Hände. Denkt dann an Josefines, also unseren Leib. Stellt euch vor, ihr findet mit eurem Geist ein winziges Tröpfchen von dem Gift. Lasst das Tröpfchen aus unserem Leib schweben und verwandelt es einfach zu Wasser. Ich werde dazu eine Melodie summen und den Oberkörper langsam hin und her wiegen. Versucht, meinen Bewegungen zu folgen und ihr könnt auch mitsummen. Gemeinsam haben wir dreimal so viel Kraft wie Josefine und ich allein. Macht ihr mit?"
Alle machen mit und am Ende ist das Gift besiegt, das spüren wir. Wir werden keine Schmerzen bekommen. Wir bleiben einfach auf dem Boden sitzen.
"Ich muss euch noch was sagen. Ich habe vorhin auch zum ersten Mal Josefines Geschichte gehört und während sie erzählt hat, habe ich Wut bekommen. Ich bin sehr wütend auf diesen Zlatko und ich finde, er muss dafür bestraft werden, was er Josefine angetan hat. Ich weiß aber nicht, wie. Danke, dass ihr meine Geschichte angehört habt und dass ihr mir glaubt. Ich übergebe jetzt wieder an Josefine."
"Ich glaube, wir sind alle sehr wütend. Er muss zur Rechenschaft gezogen werden." sagt Papa.
"Und ich weiß auch schon wie." sagt Timmi, "Er wird alles abstreiten, wenn wir ihn wegen Zuhälterei anzeigen, er hat ja die Verträge und wird behaupten, Fine hätte alles freiwillig gemacht. Auch die Vergewaltigungen, die schweren und gefährlichen Verletzungen, alles wird er abstreiten, dann steht Aussage gegen Aussage und er lacht sich ins Fäustchen, weil er ungeschoren davonkommt. Deshalb werden wir andere Verbrechen erfinden, die wir ihm in die Schuhe schieben.
Er mag stark sein, er mag seine Fäuste gut gebrauchen können und er mag Waffen besitzen, und wahrscheinlich hält er sich sogar für schlau. Aber was kann er ausrichten, wenn 25 viel schlauere Leute ihre Waffen auf ihn richten. Waffen, die er nicht mal sehen kann, nicht hören kann, wenn sie abgefeuert werden. Denn diese 25 Leute kämpfen nicht mit ihren Muskeln, sondern mit ihrem Verstand. Und ihre Waffen heißen Computer.
Ich glaube, ich muss euch etwas über mich erzählen. Ihr wisst nicht, was ich da mache, wenn ich stundenlang in meinem Zimmer vor dem Monitor sitze. Ich muss euch gestehen, ich bin Mitglied im CCC, dem Crazy Computer Club. Wir sind 25 Leute hauptsächlich in Deutschland, aber auch im Ausland. Unser Hobby ist es, Schwachstellen in Firmennetzwerken zu finden. Wir sind Hacker, wenn ihr es so ausdrücken wollt. Wenn wir Schwachstellen gefunden haben, dann dringen wir in die Netzwerke ein. Wir stehlen nichts, wir machen nichts kaputt, wir erpressen niemanden. Das einzige, was wir machen, wir informieren den Chef, dass wir sein Firmennetzwerk gehackt haben und wie er verhindern kann, dass das irgendwelche Bösewichte auch tun. Im Gegenzug bitten wir um eine freiwillige Spende. Mit den Spenden finanzieren wir neue Hard- und Software.
Jetzt mein Plan: Wir hacken Zlatkos Computer und sein Smartphone, vielleicht auch den von diesem Bernie. Wenn er irgendwo auf der Welt Geld versteckt hat, finden wir das. Dann bereiten wir alles vor, um sein mit seinen Verbrechen erlangtes Vermögen abzuziehen. Einfach alles, was er besitzt. Gleichzeitig erfinden wir jede Menge Geldwäschegeschäfte und Steuerhinterziehungen, die wir ihm unterschieben. Und wenn auf seinem Computer auch noch ein paar Leichen versteckt sind, dann finden wir auch die. Sobald wir ihm das Geld weggenommen und in ein sicheres Versteck verschoben haben, wird Zoll und Staatsanwaltschaft informiert und er geht hoffentlich für lange Zeit in den Knast. Er wird nicht wissen, wie ihm geschieht und er wird schon gar nicht wissen, wer dafür verantwortlich ist. Fine, bist du damit einverstanden, dass wir das Geld abholen, für das du so schwer geschuftet hast? Möchtest du Schadenersatz für mehr als 11 Monate entgangenes Lebensglück? Willst du Schmerzensgeld für all die Gewalt, die dir angetan wurde? Ein einfaches Ja reicht und wir legen heute noch los!"
Timmi sieht uns fragend an.
"Ja, das will ich!" sagen wir grimmig.
"Sehr gut. Dann gib mir alles, was du über ihn weißt. Adresse, Kfz-Kennzeichen, Schuhgröße, einfach alles. Schreib mir jedes Detail auf, alles kann wichtig sein, um ihn zur Strecke zu bringen."
"Das mach ich!" sagen wir. "Aber ich habe Sorge, dass er mich hier sucht und vielleicht entführt oder wer weiß was für eine Teufelei für mich ausheckt. Solange er auf freiem Fuß ist, will ich nicht allein vor die Tür gehen. Ich kann nichts dafür, aber ich hab große Angst vor ihm."
"Da weiß ich was," sagt Sina, "wir haben doch eine Ferienwohnung in Sierksdorf an der Ostsee. Die nutzen wir nur ab und zu am Wochenende. Da können wir beide unterkommen, bis dein Feind aus dem Verkehr gezogen ist. Natürlich nur, wenn du magst."
"Das wäre toll, danke Sina! Lass uns da hinfahren, damit ich auch mal an die frische Luft gehen kann. Oh, und Timmi? Ich hab ja mein Telefon dagelassen. Hast du vielleicht noch ein altes, gebrauchtes übrig? Ich hab Lara versprochen, dass ich sie anrufe, sobald ich ein Telefon habe. Ihre Nummer kann ich auswendig. Ich werde alle Telefonnummern auswendig lernen von allen, die mir wichtig sind."
"Na klar, ich hab noch ein gebrauchtes iPhone 11 liegen, ist zwar schon ein paar Jahre alt, aber wie neu. Eine unbenutzte SIM Karte hab ich auch noch. Ich mach dir alles fertig."
"Danke, Timmi! Vielen Dank an euch alle, es tut so gut, wieder bei euch zu sein, bei meiner Familie und bei meiner allerbesten Freundin. Jetzt, da ich euch alles erzählt habe, geht es mir wirklich besser!"
- Auch wenn ich kaum etwas verstehe von dem, was geredet wird, aber eines verstehe ich. Diese vier Menschen, die uns gegenübersitzen, sie lieben uns. Ich bin richtig froh, bei dir sein zu dürfen, Josefine. Auch wenn ich im ersten Moment entsetzt war, als mir gewahr wurde, dass du eine Hübschlerin warst. -
- Eine Hübschlerin werde ich nie wieder sein, Selma, ganz sicher nicht. -
- Das weiß ich. -
- Weißt du, was wir als nächstes machen? -
- Was denn? -
- Wir fahren nach Grünhagen und finden die alte Flasche und vielleicht auch Marta. -
- Das wäre ein Traum! -
Uns kommen die Tränen.
"Nicht weinen, Fine, alles wird gut!" sagt Mama.
"Das bin ich ich, Mama. Selma weint, sie freut sich so sehr, weil ich ihr gesagt habe, wir fahren heute noch nach Grünhagen."
"Ja, das machen wir," sagt Papa, "lass uns herausfinden, wo es ist!"
Wir stehen alle auf.
"Wart mal," sagt Sina, "Ich frag mal Google, ob irgendwas über Grünhagen bekannt ist."
Sina tippt in atemberaubender Geschwindigkeit mit ihren Fingern auf ihrem Telefon herum.
"Ich hab was! In Wikipedia ist ein Eintrag über Grünhagen. Hier steht, es war ein Dorf 2,5 Kilometer südöstlich von Wietzetze, einem Ortsteil von Hitzacker. Es gab dort vier Hufen und es wurde im Dreißigjährigen Krieg verwüstet."
- Das muss es sein! Darf ich übernehmen? -
- Natürlich, Selma. -
"Hier ist wieder Selma. Das muss es sein, Sina. Eine der Hufen gehörte uns, wir haben darin gelebt. Mein Gott, dreißig Jahre hat der Krieg gedauert, das ist entsetzlich."
"Na, dann los! Ich pack Schaufel und Spaten ein. Und nehmt eine leere Flasche, Zettel und Schreiber mit, damit wir eine Nachricht für Marta hinterlassen können, wenn nötig."
"Ich komm nicht mit, Papa. Ich nehm Kontakt auf zum CCC und fang schon mal an. Fine, schreib mir schnell alles auf, was du weißt!"
Ich übergebe wieder an Josefine und sie schreibt auf, was sie über ihren Peiniger weiß. Die meisten Schriftzeichen, die sie verwendet, sind mir immer noch fremd, obwohl ich schon einige davon erlernt habe. Ich will sie alle lernen und ich will lernen, wie man Google fragt, Grünheide zu finden. Aber eigentlich bin ich viel zu aufgeregt dazu. Aufgeregt deswegen, wieder dahin zu kommen, wo in meiner Erinnerung vor ein paar Tagen mein Zuhause war.
"Timmi?"
"Ja, Fine?"
"Wenn ich dir das Kennzeichen von Johanns Wohnmobil aufschreibe, kannst du dann herausfinden, wie er mit Nachnamen heißt und wo er wohnt?"
"Na klar, aber erst morgen, weil die Rechner in den Zulassungsstellen am Wochenende wahrscheinlich ausgeschaltet sind."
"Das reicht vollkommen, ich danke dir!"
"Da nicht für, kleine Schwester."
Wenig später sitzen Papa, Mama, Sina und wir in einem Auto und fahren Richtung Grünhagen. Sina sitzt hinten neben uns und erzählt , was in der Zeit passiert ist, als Josefine weg war. Ich versuche so gut es geht zu verstehen, aber sie erzählt von vielen Dingen, die ich nicht kenne. Ich bin aber zuversichtlich, dass ich bald alles verstehen werde.
Wir erreichen Wietzetze.
"Von hier aus 2,5 km Richtung Südosten, dann fahren wir am besten in Richtung Hitzacker und halten nach 2,5 km an." sagt Papa.
Als wir anhalten, steigen wir aus, ich habe die Kontrolle. Wenn das der Ort ist, wo Grünhagen gewesen ist, dann erkenne ich ihn nicht wieder. Ich gehe herum und sehe mich um. In einiger Entfernung, mitten auf einer Weide, fällt mir eine riesige Eiche auf. In der Nähe meines Kräutergartens stand eine junge Eiche, kaum doppelt so hoch wie ich. Ob das dieselbe ist? Wir klettern über den Zaun, gehen darauf zu und berühren sie. Die anderen drei folgen uns.
"Bist du die Eiche von damals? Erkennst du mich?"
Natürlich antwortet sie nicht. Ich sehe auf den Boden und staune. Es ist viel Gras gewachsen, aber zwischen den Gräsern sehe ich verschiedene Kräuter.
"Seht ihr die Kräuter hier? Sie sind überall! Seht her! Kamille, Salbei, Schafgarbe, Minze! Und hier! Lavendel und Thymian! All diese Kräuter hatte ich in meinem Kräutergarten. Und neben dem Garten stand eine kleine Eiche. Wie riesig sie geworden ist! Sie hat die 382 Jahre überlebt! Und die Kräuter auch! Hier sind wir richtig. Hier war Grünhagen, mein Zuhause!"
Ich freue mich wirklich, dass ich den Ort wiedergefunden habe, der fast 20 Jahre meine Heimat war. Es gibt etwas sehr Wichtiges zu erledigen.
"Ihr wisst, in meiner Erinnerung ist es erst ein paar Tage her, dass ich hier war. Marta und ich haben die wundervollen Menschen begraben, die bei dem Überfall getötet wurden. Ich will zu den Gräbern und für die Toten nochmal ein Gebet sprechen. Kommt ihr mit?"
Alle drei kommen mit zu dem Gräberfeld mit, von dem nichts mehr als solches erkennbar ist. Ich spreche ein Gebet, nenne alle 26 Namen und wünsche allen 26 Seelen, dass sie ihre ewige Ruhe gefunden haben. Wieder kommen ein paar Tränen, aber es ist nicht mehr Trauer, sondern ich weiß, dass es allen 26 Seelen, genau wir mir, gut geht auf die eine oder andere Weise.
Nun ist es Zeit, nach der Flasche zu sehen.
"Ich danke euch, dass ihr zusammen mit mir gebetet habt. Habt ihr jetzt Lust, mir zu helfen, die Flasche zu finden?"
"Das machen wir. Wo müssen wir hin?"
"Marta und ich haben einen Geländepunkt gewählt, der auch in hunderten von Jahren noch wiederzuerkennen ist. Wir müssen in Richtung Elba. Da gibt es eine Erhebung, von wo aus man weit sehen kann. Vom höchsten Punkt aus haben wir uns Schrittzahl und Richtung gemerkt, wo wir die Flasche vergraben haben."
"Wartet mal," sagt Sina, "ich guck nochmal in Google Maps, ob so etwas drin ist."
Sina lässt wieder die Finger über ihr Telefon fliegen.
"Da ist was!" sagt sie, "Aussichtsturm Kniepenberg, knapp zwei Kilometer nördlich von hier. Wollen wir laufen? Wir können aber auch mit dem mit dem Auto hinfahren, dann müssen wir nicht über so viele Zäune klettern."
Sina zeigt in Richtung Kniepenberg. Der Name ist mir nicht vertraut, dennoch könnte es die Stelle sein.
"Die Richtung stimmt!" sage ich, "lass uns mit dem Auto hinfahren, dann können wir uns dort umsehen."
Wir fahren dort hin und gehen zum hölzernen Aussichtsturm, der an der höchsten Stelle aufgestellt ist. Wir klettern hoch und sehen uns um.
"Hier ist es! Von hier aus müssen wir 200 Schritte genau in Richtung Elba, dort ist die Flasche vergraben."
"Na dann, ich hole Schaufel und Spaten aus dem Auto und dann werden wir zu Schatzsuchern." Papa lacht und macht sich auf den Weg, um die Sachen zu holen. Als er wieder da ist, gehen wir gemeinsam, alle zählen ihre eigenen Schritte und wir legen ein Gebiet fest, wo wir graben. Beim zweiten Versuch haben wir Glück und stoßen auf einen der oberen Abdecksteine. Vorsichtig legen wir alle Steine frei, unser Herz pocht heftig vor Aufregung. Papa nimmt die oberen Steine hoch und legt den Steinring darunter frei. Mit der Hand nehme ich vorsichtig den Sand beiseite und dann berühre ich die Flasche. Sie ist noch intakt. Mit zitternden Fingern nehmen wir sie hoch. Das Siegel ist brüchig und zerfällt. Als Marta und ich die Flasche vergraben hatten, war das braune Glas klar und durchsichtig, aber jetzt ist es trübe, scheinbar hat es sich verändert im Laufe der Zeit. Aber was ist mit dem Papier darin?
"Wie kommen wir an die Brieflein, ohne die Flasche kaputt zu machen? Wir müssen nachsehen, ob Marta ein weiteres Brieflein reingesteckt hat, vielleicht schon vor langer Zeit."
Mama lacht.
"Da ist er, der Moment, in dem ich die Pinzette brauche, die ich, wer weiß warum, ständig in meiner Handtasche herumschleppe."
Mama holt das Ding raus, das sie Pinzette nennt.
"Weißt du, wie man das benutzt?"
Wir schütteln den Kopf. Mama zeigt es mir, aber ich bin zu aufgeregt, um es hinzubekommen. Da übernimmt Mama wieder. Mit viel Geschick zieht sie die Brieflein aus der Flasche. Sie sind nahezu unversehrt, wenn man von den verkohlten Rändern absieht.
"Mehr ist nicht drin." sagt Mama.
"Seht, diesen Brief hat Marta geschrieben, den anderen ich."
"Seltsame Schrift," sagt Sina, "habt ihr so geschrieben damals?"
"Ja, für dich sieht es wohl ebenso seltsam aus wie für mich, wenn du etwas schreibst. Ich schreib ein neues Brieflein, dann stecken wir alle drei wieder in die Flasche und vergraben sie wieder, damit Marta sie finden kann und letztendlich uns finden kann, falls wir dann noch leben."
"Lass uns aber die neue Flasche nehmen," sagt Papa, "wer weiß, ob die alte nochmal so lange hält. Und da passt auch der Korken."
"Ja, die alte Flasche legen wir einfach leer daneben. Was soll ich denn schreiben? Ich meine, was kann ich schreiben, damit Marta uns findet?"
"Schreib einfach Josefines Adresse. Sie lautet Josefine Bergmann, Alte Dorfstraße 69, Altencelle, 29227 Celle. Dann findet sie uns. Ich ruf mal schnell Timmi an, vielleicht hat er schon die Telefonnummer von der SIM Karte."
Wir schreiben unseren lieben Gruß an Marta, Josefines Adresse, die Telefonnummer und das heutige Datum auf das Papier. Erst ich in der altdeutschen Schrift, dann Josefine in der neuen Schrift. Danach werden die Flaschen wieder vorsichtig mit der Öffnung nach unten zwischen die Steine gesteckt, mit feinem Sand gesichert, abgedeckt und schließlich wird das Erdloch wieder zugeschüttet.
Ich umarme meine Lieben und bedanke mich, dass sie mit mir hierher gekommen sind.
"Habt ihr noch ein wenig Geduld mit mir?" frage ich.
"Natürlich!"
"Würdet ihr mit mir zur St. Johannis Kirche fahren? Dort bin ich getauft worden und dort möchte ich Gott danken, dass ich hier sein darf und dass er meine Seele zu Josefine geführt hat."
"Das machen wir!" sagt Papa und schon sind wir unterwegs.
Wir kommen dort an und ich bin überwältigt.
"Seht nur!" rufe ich den anderen zu. "Sie sieht nicht mehr so aus wie damals, aber sie ist wunderschön geworden! Ein neuer Turm, ein neues Dach, die Mauern schön getüncht! Kommt schnell, ich muss sie unbedingt von innen sehen!"
Die Tür ist offen und wir gehen rein. Gehen ist untertrieben, eigentlich rennen wir fast. Wir sehen uns um und ich bin total aufgeregt.
"Die Bilder in den Fenstern sind neu, sie sind wunderschön! Überhaupt ist alles neu hier drinnen. Die Stühle, die Orgel, der Altar und das Taufbecken!"
Ich gehe bis vorne vor den Altar.
"Genau an dieser Stelle sind Johannis und ich getraut worden. Hier haben wir den Segen bekommen."
Ich knie mich vor den Altar und spreche leise ein Gebet, danach betet Josefine auch noch.
Danach umarme ich die drei anderen und danke ihnen, dass sie mit mir hierher gekommen sind.
Wir fahren wieder nach Hause.
- Ich muss immer wieder an Marta denken, Josefine. -
- Sie wird uns finden, Selma, ganz sicher. -
- Ja, das wäre schön. Und wenn sie irgendwann in der Zukunft ankommt und wir nicht mehr sind, dann wird sie wissen, dass es uns gegeben hat. -
- Ich habe das komische Gefühl, dass wir das noch erleben werden, bald schon. -
- Weißt du, was schön ist, Josefine? -
- Was meinst du, Selma? -
- Vorgestern warst du noch völlig verzweifelt und jetzt bist du so voller Leben, so voller Zuversicht. Das ist wirklich wunderbar. -
- Das hab ich nur dir zu verdanken, Selma. -
- Oh nein, ich hab nur einen ganz kleinen Teil dazu beigetragen. Das meiste hast du ganz allein geschafft. -
Am Abend sind wir zu Hause und Timmi berichtet von den ersten Aktivitäten des CCC. Alle machen eifrig mit und wollen für Gerechtigkeit für Josefine sorgen. Er erzählt irgendwas, was ich nicht verstehe, es geht um Fischen oder so und dass sie dem Zlatko einen Köder ausgeworfen und ihn wohl bald am Haken haben werden. Dann überreicht er unser Telefon.
Als erstes wird Lara angerufen und sie bekommt Bericht vom Rotz-und-Wasser-Geflenne. Wir beschließen, dass wir in Kontakt bleiben und versprechen, sie zu besuchen, sobald das Baby da ist.
Am Abend wird viel über das gesprochen, was in der Zeit passiert ist, als Josefine weg war. Ich halte mich zurück, höre zu und lerne.
Am Ende ist es Zeit, ins Bett zu gehen.
"Sina, magst du heute Nacht hierbleiben? Ich möchte nicht alleine schlafen."
"Das mach ich gern, Fine."
Wir machen uns fertig für die Nacht. Mit einem dünnen Nachthemd bekleidet gehen wir zusammen mit Sina in Josefines Bett. Wir geben uns ein Gute-Nacht-Küsschen auf den Mund, dann legen wir uns eng umschlungen hin. Ich spüre, wie glücklich und zufrieden Josefine ist, deshalb bin ich es auch. Es dauert nur ein paar Augenblicke, bis wir einschlafen.
Am nächsten Tag, es ist Montag, frühstücken wir alle zusammen. Papa und Mama haben sich beide eine Woche frei genommen von der Arbeit. Wegen einer dringenden Familienangelegenheit, so sagten sie und so ist es ja auch. Timmi muss nach dem Frühstück erstmal los, verspricht aber, dass er früher von der Arbeit kommen wird.
Mama, Papa, Sina und wir besprachen dann, was wir für unseren Aufenthalt in Sierksdorf vorbereiten müssen. Wir fahren in die Stadt, um Kleidung für Sport und Strand zu besorgen. Ich erfahre, wozu Sonnencreme nützlich ist und was Badelatschen, Bikini und Strandkleid sind.
Mama hat heute zufällig einen Termin beim Frauenarzt und es wird beschlossen, dass wir stattdessen dorthin gehen. Unser Leib wird gründlich untersucht und für gesund befunden. Über das Ergebnis der Blutuntersuchung werden wir nur unterrichtet, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist.
Mittags lasse ich mich in die Geheimnisse einer Küche einweihen und helfe beim Kochen. Ich lerne viel.
Nach dem Essen zeigen mir Josefine und Sina, welche Schrift heutzutage benutzt wird. Ich finde es einfach und kann sehr schnell alles lesen. Danach lerne ich, was man mit einem Telefon alles machen kann und auch, was man besser nicht tun sollte. Dann übergebe ich erstmal wieder an Josefine, damit sie sich mit Sina austauschen kann und damit ich mich ein wenig erholen kann von den vielen neuen Eindrücken.
Am späten Nachmittag fahren wir zu Sinas Eltern, von denen wir sehr herzlich begrüßt werden. Sina erzählt ihnen ganz kurz, was Josefine in den letzten 11 Monaten passiert ist und dass wir uns einige Zeit in Sierksdorf verstecken wollen. Sinas Eltern sind einverstanden, allerdings unter der Bedingung, dass sie auch mal am Wochenende hinkommen dürfen.
Sina packt ein paar Sachen zusammen, die sie so braucht an der Ostsee, und dann geht es wieder nach Hause.
Timmi hat Neuigkeiten zu Johann.
"Wir haben Johann gefunden," sagt er, "er heißt Heidemann mit Nachnamen und wohnt in Hamburg Bergstedt im Lottbeker Weg. Und etwas sehr Überraschendes haben wir auch herausgefunden. Selma, du hast erzählt, dass dein Mann Johannis und Johann vielleicht dieselbe Seele sind, richtig?"
"Ja, das ist richtig." antworte ich.
"Und Johannis war Zimmermann, auch richtig?"
"Ja, das war er."
"Was glaubst du, welchen Beruf hat Johann?"
Unser Herz beginnt heftig zu pochen und uns stockt der Atem.
"Zimmermann...?"
"Genau! Johann ist Zimmerermeister und hat eine eigene Zimmerei mit 5 Gesellen und zwei Lehrlingen! Irre, oder?"
Wir sehen Timmi ungläubig an.
"Ja, Selma, so langsam glaube ich wirklich, dass alles auf irgendeine Weise zusammenhängt. So viele Zufälle auf einmal gibt es gar nicht. Ich hab euch beiden alles aufgeschrieben, was ihr daraus macht, bleibt euch überlassen."
Josefine übernimmt wieder und umarmt unseren großen Bruder.
"Timmi, du bist der beste große Bruder, den es gibt!"
"Und ihr beide seid die beste kleine Schwester, die es gibt!"
Am Abend sitzen wir mit unser wundervollen Familie zusammen. Wir erzählen, wir lachen und ich merke, dass ich wieder ein Zuhause gefunden habe.
Am nächsten Tag bringen uns Mama und Papa nach Sierksdorf. Sie bleiben eine Nacht, dann fahren sie wieder nach Hause. Sina und wir bleiben und warten auf das, was der CCC machen will.
Und wir beschließen, Johann einen Brief zu schreiben.
"Lieber Johann,
jeden Tag muss ich an die wundervollen Stunden denken, die wir gemeinsam verbracht haben. Letzte Woche Freitag haben wir uns das letzte Mal gesehen. Als ich aus deinem Wohnmobil raus war, habe ich Rotz und Wasser geflennt. Ich war verzweifelt. Ich habe dir gesagt, dass ich an einen anderen Ort gebracht werde und ich weiß nicht, wohin. Bitte verzeih mir, das ist nicht die Wahrheit gewesen. Die Wahrheit ist, ich wollte mir das Leben nehmen. Ich hatte keinen Ausweg mehr gesehen und ich wollte dich da nicht mit hineinziehen. Deshalb habe ich mich von dir verabschiedet, für immer, so dachte ich. Doch kurz bevor ich das tödliche Getränk zu mir nehmen wollte, da sprach eine innere Stimme zu mir. Diese Stimme gehört zu einer wundervollen guten Seele und diese Seele heißt Selma. Selma verhinderte, dass ich mich umbrachte. Mehr noch, Selma ist eine Heilerin und sie hat es geschafft, dass ich keine Schmerzen habe, wenn ich diese teuflische Spritze nicht bekomme. Und sie hat mir geholfen, meinem Peiniger zu entfliehen. Ich bin jetzt wieder bei meiner Familie und in Sicherheit. Aber ich muss mich noch verstecken, solange Z auf freiem Fuß ist. Freunde helfen mir, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Jaqueline gibt es nicht mehr, sie ist für immer verschwunden, aber erst wenn alles erledigt ist, dann bin ich wirklich frei und kann wieder die Josefine sein, die ich vor einem Jahr war.
Und dann kann mein größter Wunsch wahr werden, nämlich dass wir uns wiedersehen.
Weißt du, Selma war schon bei mir, als wir uns am Freitag so leidenschaftlich geliebt haben. Sie sieht, was ich sehe, sie hört, was ich höre und vor allem, sie fühlt, was ich fühle. Und sie machte mir klar, was ich mir selbst nicht eingestehen wollte. Sie machte mir klar, dass ich dich liebe, von ganzem Herzen liebe.
Weißt du noch, als wir das allererste Mal zwei Stunden miteinander verbracht haben? Es war an meinem Geburtstag und es war das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich je bekommen habe. Ich habe deinem Herzen zugehört und mir war, als ob unsere Seelen einander berührten.
Ich wünsche mir, dass sich unsere Seelen wieder berühren und wenn das passiert, dann wird noch eine dritte Seele dabei sein, Selmas Seele. Sie ist in mir und ich hoffe, dass es für immer ist.
Johann, bitte warte auf mich. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, aber wenn mein Feind endgültig besiegt ist, dann werde ich an deiner Tür klopfen und hoffen, dass du mich nicht wegschickst.
In Liebe,
Josefine und Selma
Ein Herz - zwei Seelen"
"Das ist ein wunderschöner Brief." sagt Sina.
Sofort wird er abgeschickt.
Ich lerne unheimlich viel. Wie man ein Notebook bedient, wie man das Internet nutzt und ich lerne Englisch. Außerdem bringen mir Sina und Josefine bei, ordentlich zu schwimmen. Stand-up-Paddling bringt Riesenspaß, ebenso ein paar aufregende Besuche im Hansa-Park. Drei Wochen sind wir in Sierksdorf, dann passiert etwas.
"Sina, ich konnte mir nie vorstellen, dass ich das einmal sagen würde, aber ich bin richtig froh und glücklich, dass ich meine Regel wieder habe!"
Sina lacht und wir umarmen uns.
Nach weiteren drei Wochen kommen Mama, Papa und Timmi. Timmi hat etwas mitgebracht.
"Fine, es ist alles vorbereitet. Du glaubst nicht, was wir entdeckt haben. Es gab einen verschlüsselten Dateiordner auf Zlatkos Notebook. Natürlich war es kein Problem, den zu knacken. Aber was wir darin gefunden haben, ist wirklich entsetzlich. Zu jedem seiner Mädchen, die für ihn anschaffen mussten, gibt es einen eigenen Ordner, auch zu dir. In deinem Ordner haben wir den Inhalt deines alten Handys gefunden, die Bilder und die Videos, die er von dir gemacht hat, alles fein säuberlich abgespeichert. Auch das Video von dem perversen Russisch Roulette Spiel ist darauf. Es ist alles genauso zu sehen, wie du es beschrieben hast. Aber das ist noch nicht einmal das Schlimmste. Es gibt auch einen Ordner zu seiner Mutter. Darin ist ein Tagebuch, in dem er beschreibt, wie sie ihn als Kind missbraucht hat. Und wie er sie erwürgt hat, als er 18 Jahre als war. Er hat sogar den Ort aufgeschrieben, wo er ihre Leiche verscharrt hat. Und es kommt noch schlimmer. Etwas, was nur schwer zu ertragen ist. Ein Ordner von einem der Mädchen zeigt ebenfalls ein Russisch Roulette, das er mit ihr gespielt hat. Es ist zu sehen und zu hören, wie sie um ihr Leben gefleht hat, sie wollte nicht abdrücken. Aber er hat sie dazu gezwungen. Gleich der erste Schuss hat ihr Leben beendet. Die Bilder davon habe ich noch nicht verarbeitet. Er hat sie neben seiner Mutter verscharrt.
Zlatko ist ein eiskalter Mörder und gehört für immer weggesperrt. Wenn wir der Staatsanwaltschaft Zugang zu seinem Notebook geben, wird das hoffentlich auch passieren. Zur Sicherheit haben wir aber trotzdem zahlreiche Geldwäschegeschäfte erfunden, die wir ihm untergeschoben haben. Und wir haben sein Geld gefunden. Es ist auf mehreren Konten und Wertpapierdepots verteilt. Auch eine halb abbezahlte Immobilie haben wir gefunden. Insgesamt weit über eine Million Euro. An sein Bargeld kommen wir natürlich nicht ran. Wir haben auch herausgefunden, wo er das Zeug herbekommt, das er dir ständig gespritzt hat. Wir wissen, was es ist und haben den Chefarzt der Gynäkologie am UKE Hamburg um Rat gefragt. Er weiß, wie er die Mädchen behandeln muss, damit sie keine Schmerzen bekommen. Die Mädchen und auch die Schwester von Keule, der heißt übrigens Korbinian, werden dann benachrichtigt, wie ihnen geholfen werden kann."
Timmi öffnet sein Notebook und zeigt uns eine App darauf.
"Siehst du das hier? Es heißt Fines Rache. In der Mitte siehst du ein Bild von Zlatko und es sieht so aus, als wenn du einen Revolver auf ihn richtest. Wenn du darauf klickst, passiert folgendes: Alle seine Konten und Depots werden geleert. Das Geld wird in Kryptowährung umgetauscht und in mehreren Wallets zwischengelagert. Die Wallets kann niemand finden, der nicht weiß, wo sie sind. Du kannst später entscheiden, was damit geschieht. Sogar für die Immobilie wird eine zusätzliche Hypothek kreiert und das Geld abgezogen. Wenn das erledigt ist, wird die Staatsanwaltschaft Hamburg informiert und erhält Zugang zu seinem Notebook und zu seinem Smartphone, ebenso bekommen sie Zugang zum Notebook seines Helfers, diesem Bernie. Ich hoffe, das Zlatko dann schnell festgenommen und angeklagt wird. Die Frauen bekommen eine SMS, in der steht, wie ihnen geholfen werden kann.
In Fines Rache haben wir noch eine Option eingebaut, die du auswählen kannst. Du kannst entweder alle Daten, die dich betreffen, sichern oder du kannst alle Daten sichern und auf allen seinen Datenträgern löschen.
Wir haben alles so gemacht, dass du nur den virtuellen Abzug betätigen musst. Einfach den Revolver anklicken, du entscheidest."
Wir fallen Timmi um den Hals und weinen vor Freude.
"Danke, danke, danke an alle, die das möglich gemacht haben. Und jetzt, ich kann es kaum erwarten, den Verbrecher abzuschießen."
Zitternde Finger fahren über das Mousepad und wählen die Option Fines Daten sichern und löschen. Dann klicken wir den Revolver an. Ein Knall ist aus dem Notebook zu hören und das Bild von Zlatko kippt nach hinten weg. Dann sagt eine weibliche Stimme aus dem Notebook: "Yippie-ya-yay, Schweinebacke!" Timmi applaudiert und die anderen auch. Wir strahlen übers ganze Gesicht.
"Jetzt heißt es ein paar Tage warten und sobald wir erfahren, dass Zlatko in Untersuchungshaft sitzt, kannst du wieder nach Hause."
Sieben Monate später
Wir sind bekleidet mit einem dunkelblauen Hosenanzug, darunter ein T-Shirt mit der Aufschrift "Soul Sisters". Unsere Füße stecken in weißen Sportschuhen, unser Gesicht ist ungeschminkt und unser rotbraun gefärbtes Haar zu einem Dutt hochgesteckt. Dazu tragen wir eine Handtasche und eine dunkel getönte modische Brille. Man könnte uns für eine erfolgreiche Geschäftsfrau halten.
Wir stehen vor einem von großen Mauern umgebenen, riesigem Gebäudekomplex. Stacheldraht ist auf den Mauern befestigt.
- Das ist es also, das berühmte Santa Fu. Seltsamer Name für ein Gefängnis. -
- Ja, offiziell heißt es Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, hier kommen nur Schwerverbrecher hin. -
- Solche wie die Schweinebacke. Bereit fürs große Finale? -
- Aber sowas von. Wie abgemacht, du erzählst die Geschichte und übergibst dann an mich, bevor wir uns zu erkennen geben. -
- Na dann los! -
Wir melden uns am Besuchereingang, stellen uns mit Selma von Grünhagen vor und sagen, dass wir einen Besuchstermin haben. Wir müssen durch eine Sicherheitsschleuse und alles, was wir dabei haben, in einem Schließfach verstauen. Um die getönte Brille zu behalten, legen wir zusammen mit dem exzellent gefälschten Ausweis ein ebenso gefälschtes Attest vor, das bescheinigt, dass wir die Brille aus gesundheitlichen Gründen tragen müssen.
Dann werden wir in den Besucherraum geführt. Man bittet uns, an einem Tisch Platz zu nehmen. Einen Augenblick später wird er reingeführt. Zlatko. Josefine verursacht einen Anstieg unserer Herzfrequenz.
- Ruhig, Süße. Wir schaffen das! Wir sind vorbereitet! -
- Ich bin froh, dass du erstmal online bist. Ich allein würde das nicht schaffen. -
"So, du bist also Selma von Grünhagen. Was für ein bescheuerter Name! Und was willst du von mir?"
- Es hat geklappt! Sieh nur die Einstichstelle mit dem großen blauen Fleck in seiner Armbeuge! -
- Hihi, sieht richtig fies aus. -
"Zuerst einmal, mein Name ist vollkommen nebensächlich. Ich möchte auch darum bitten, dass Sie mich siezen. Wir kennen uns nicht und ich habe auch nicht die Absicht, Sie näher kennenzulernen. Mein Auftraggeber schickt mich, Ihnen ein attraktives Angebot zu machen. Wenn Sie interessiert sind, dann reden Sie respektvoll mit mir, sonst gehe ich wieder und Sie werden nicht erfahren, was mein Auftraggeber anzubieten hat. Also, wie haben wir es?"
"Okay, okay, Frau von Grünhagen! Was haben Sie für mich?"
"Mein Auftraggeber weiß, wem Sie Ihre, sagen wir mal, etwas unkomfortable Lage zu verdanken haben und ist bereit, dieses Wissen mit Ihnen zu teilen. Außerdem bietet er Ihnen eine Möglichkeit an, dieses Etablissement zu verlassen. Ich nehme an, dass ich Ihr Interesse geweckt habe?"
"Das ist doch Bullshit! Warum sollte irgendjemand so etwas tun?"
"Über die Beweggründe meines Auftraggebers weiß ich nichts. Ich bin aber angewiesen, Ihnen vor dem Angebot eine Geschichte zu erzählen. Wenn Sie also gerade keine wichtigen Termine haben, könnte es für Sie nützlich sein, sich das anzuhören."
"Erzählen Sie schon die dämliche Geschichte, wenn's nicht ewig dauert!"
"Es dauert so lange wie es dauert. Es ist die Geschichte vom Mädchen und dem bösen Mann. Man sagte mir, es ist eine fiktive Geschichte, frei erfunden also. Man sagte mir auch, dass Ähnlichkeiten zu tatsächlich lebenden Personen und Ereignissen nicht ausgeschlossen sind.
Hier also die Geschichte:
Es begab sich, dass ein Mädchen sich in einen Mann verliebte. Sie liebte diesen Mann sehr und sie vertraute ihm. Sie fuhr zu ihm in die große Stadt, um bei ihm zu sein und eine schöne Zeit zu verbringen. Das Mädchen war jung und unerfahren und sie war noch nie einem bösen Mann begegnet, also konnte sie nicht erkennen, dass der Mann, den sie liebte, böse war. Der böse Mann wiederum liebte das Mädchen nicht. Er konnte überhaupt niemanden lieben, außer vielleicht sich selbst. Er wollte das naive Mädchen dazu bringen, für ihn auf den Strich zu gehen. Sie war nicht die erste, die er dazu bringen wollte, es gab schon ein paar andere Mädchen, die er dazu gezwungen hatte.
Der böse Mann ging sehr zielstrebig vor. Zuerst nahm er dem Mädchen das Handy weg, damit sie niemanden zu Hilfe rufen konnte. Dann gab er ihr eine Spritze, damit sie von ihm abhängig wird. Er gaukelte ihr vor, dass ihre Familie mit ihr gebrochen hätte. Und er schlug und vergewaltigte sie. Die Liebe des Mädchens zu dem bösen Mann starb und machte großer Angst Platz. Sie fügte sich in ihr Schicksal, denn der böse Mann drohte mit Gewalt und Schmerzen.
Das arme Mädchen musste mit zahlreichen anderen Männern Sex haben und sich dafür bezahlen lassen. Bis auf einen kleinen Teil musste sie all das Geld dem bösen Mann geben. Sie wurde immer trauriger und wollte schließlich lieber sterben, als dieses traurige Leben zu führen. Da bot sich ihr die Gelegenheit, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Der böse Mann wollte sie für einen Fluchtversuch bestrafen und spielte Russisch Roulette mit ihr. Aber als sie sechsmal hintereinander den Revolver abdrückte, lebte sie immer noch. Der böse Mann hatte sie schon wieder belogen und eine Fake-Patrone in den Revolver gesteckt. Als die Strafe nicht funktionierte, ersann er einen perfiden Plan. Er ließ das arme Mädchen stundenlang von drei Männern vergewaltigen. Auch das überlebte das Mädchen.
Aber ein Vierteljahr später konnte sie ihren Plan in die Tat umsetzen. Sie mixte sich ein tödliches Getränk. Doch kurz bevor sie es trank, hielt eine gute Seele sie davon ab. Die gute Seele konnte sie auch von dem Gift befreien, dass ihr ständig gespritzt wurde. Und die gute Seele half dem Mädchen bei der Flucht vor dem bösen Mann.
Endlich war das Mädchen wieder bei ihrer Familie. Sie war sehr glücklich. Aber sie wollte Gerechtigkeit für sich, der böse Mann sollte für seine Verbrechen bezahlen.
Sie fand Freunde, mächtige Freunde. Ihre Freunde boten an, gemeinsam mit ihr gegen den bösen Mann zu kämpfen. Und das taten sie. Sie kämpften nicht mit Fäusten oder mit Revolvern. Sie kämpften mit ihrem Verstand und mit viel gefährlicheren Waffen. Ihre Waffen waren ihre Computer. Sie richteten ihre Waffen auf den bösen Mann und der hat es nicht mal bemerkt. Sie schickten ihm ein email mit dem Titel "Neue Ware, interessiert?". Natürlich war der böse Mann interessiert, denn in der email war ein kleines Bild einer halbnackten Frau zu sehen. Darunter stand "klick mich". Das tat der böse Mann. Zu seiner Enttäuschung passierte nichts. So dachte er jedenfalls. In Wirklichkeit aber hatte er einem Trojaner Zugang zu seinem Computer verschafft.
Die Freunde des Mädchens machten sich an die Arbeit. Sie fanden heraus, wo der böse Mann sein Geld hat und bereiteten alles vor, es ihm wegzunehmen. Sie erfanden Verbrechen und schoben sie dem bösen Mann unter. Geldwäsche in Millionenhöhe, Steuerhinterziehung und Drogenhandel.
Die Freunde des Mädchens fanden auch heraus, was der böse Mann ihr ständig von seinem Gehilfen in den Hintern Spritzen ließ.
Und sie stießen auf einen verschlüsselten Datenordner, welcher ganz besonders ihre Neugier weckte. Natürlich haben sie ihn schnell entschlüsselt, denn sie sind Hacker. Sie fanden darin Ungeheuerliches. Der böse Mann hatte ein Tagebuch geschrieben. Es ging um seine Mutter. Er hatte darin beschrieben, was sie ihm angetan hatte und wie er sie dafür mit seinen eigenen Händen erwürgt hat. Er hat sogar aufgeschrieben, wo er ihre Leiche vergraben hatte. Und nicht nur das. Das Mädchen war nicht die einzige, mit der er Russisch Roulette gespielt hat. Vorher hatte er das schon mit einem anderen Mädchen gespielt. Die hat aber nicht überlebt. Sie starb beim ersten Schuss. Er begrub sie neben seiner Mutter.
Schließlich war alles vorbereitet. Die Waffen der Freunde waren allesamt auf den bösen Mann gerichtet. Und das Mädchen durfte höchstpersönlich den Abzug betätigen. Und das tat sie mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen. Sie klickte auf einen virtuellen Revolver auf einem Notebook. Der Revolver schoss auf ein Bild des bösen Mannes und aus dem Notebook kam die Stimme des Mädchens. Die Stimme sagte: "Yippie-ya-yay, Schweinebacke!"
Dann lief alles so, wie es die Freunde geplant hatten. Die Konten des bösen Mannes wurden innerhalb von wenigen Minuten geleert und das Geld wurde versteckt. Die Staatsanwaltschaft wurde über die Verbrechen des bösen Mannes informiert, ließ den bösen Mann festnehmen und klagte ihn an. Später wurde der böse Mann zu lebenslanger Haft verurteilt. Die besondere Schwere der Schuld wurde festgestellt und anschließende Sicherheitsverwahrung angeordnet.
Sie kennen die Geschichte?"
"Erzähl ruhig weiter. Ich höre zu."
- Er kocht innerlich. Natürlich weiß er, dass er der böse Mann ist. Er weiß auch, wer das Mädchen ist. -
- Er wird explodieren, wenn wir uns zu erkennen geben. -
- Soll er ruhig. Wir sind vorbereitet. -
"Während der böse Mann vor Gericht stand, entschied das Mädchen, was mit dem Geld geschehen sollte, dass er erpresst hatte. Sie entschied, dass das Geld, was sie eingenommen hatte, ihr zu einhundert Prozent zustand. Also nahm sie sich 112040 Euro. Und sie entschied, dass ihr eine Entschädigung in Höhe von zweihundert Prozent für 11 Monate gestohlenes Lebensglück zustand. Dafür nahm sie sich weitere 224080 Euro. Und Schmerzensgeld für alle erlittenen Schläge, Vergewaltigungen, Demütigungen, Beleidigungen und Ekel stand ihr auch zu. Dreihundert Prozent, also weitere 336120 Euro fand sie angemessen. Insgesamt nahm sie sich 672240 Euro.
Obwohl sie mit dem Urteil gegen den bösen Mann durchaus zufrieden war, legte sie sich noch weitere 30000 Euro zurück, für eine ganz persönliche Vergeltung. Den Rest des Geldes ließ sie an die anderen Mädchen, die für den bösen Mann menschenunwürdige Sklavenarbeit verrichten mussten, verteilen.
Die 30000 Euro nutzte das Mädchen für einen ganz speziellen Auftrag. Sie fand, dass der böse Mann am eigenen Leib spüren sollte, wenn er abhängig ist von der regelmäßigen Vergabe einer Spritze. Also ließ sie nach drei kräftigen Mithäftlingen suchen, die sich jeder gern 10000 Euro verdienen wollten. Sie beauftragte die drei, dem bösen Mann Heroin in die Vene zu spritzen, was sie dann auch machten. Aber dann bekam das Mädchen ein schlechtes Gewissen. Wie sollte denn der böse Mann im Gefängnis all das Geld verdienen, um die nächste Spritze zu bezahlen? Sie hatte eine Idee. Ein Werbevideo musste her! Also ließ sie eines anfertigen. Das Video zeigt einen Mann, wie er genüsslich einem anderen Mann den Schwanz lutscht. Eine zweite Szene zeigt dann den ersten Mann, wie er es voller Leidenschaft genießt, von dem zweiten Mann in den Arsch gefickt zu werden. Und man muss sich schon wundern, was künstliche Intelligenz alles kann. Das Gesicht des ersten Mannes wurde so verändert, dass es dem bösen Mann zum verwechseln ähnlich sieht."
- Jetzt bist du dran, Josefine! Ich übergebe an dich. -
- Du hast es perfekt gemacht! Danke! -
"Und jetzt in diesem Moment wird es gerade an alle Smartphones verteilt, die meine Freunde hier drin gefunden haben. In rosa Schrift ist dazu geschrieben: "Zlatko, die Pussy für wenig Geld exklusiv nur hier in Santa Fu!""
Wir öffnen den Dutt, lassen unser Haar fallen, nehmen die Brille ab und grinsen breit.
"Na, Zlatko? Erkennst du das Mädchen? Das Mädchen, das fristlos gekündigt hat?"
"Du dreckige Fotze! Ich mach dich platt!"
Zlatko springt wütend von seinem Stuhl auf, Sekundenbruchteile später stehen wir auch. Er stürmt am Tisch vorbei auf uns zu und rennt mit seinem Kinn direkt in unseren vorschnellenden Handballen. Unsere Finger verkrallen sich in seinen Augenhöhlen und reißen seinen Kopf runter und mit der Nase direkt auf unser Knie. Als er sich wieder aufrappeln will, haben zwei Justizvollzugsbeamte ihn schon fest im Griff, seine Nase blutet.
"Hey, junge Dame," sagt der eine grinsend, "sowas hab ich ja noch nie gesehen! Danke für die Show! Die Jungs da drinnen werden begeistert sein, wenn ich davon erzähle. Aber Sie sollten jetzt besser gehen, ich weiß nicht, wie lange wir ihn noch halten können."
Im gleichen Moment klicken die Handschellen.
"Das war Krav Maga," erklärt Josefine, "leicht zu lernen und sehr effektiv.
Eins noch, Zlatko, wir hatten dir ja einen Weg hier raus versprochen. Der geht so: Arbeite fleißig in deinem neuen Job und spare für den goldenen Schuss! Den setzt du dir und dann kommst du hier raus, mit den Füßen voran.
So, wir sind hier jetzt fertig! Tschüss!"
"Ich krieg dich, Schlampe, und dann mach ich dich kalt!"
"In deinen Träumen, Zlatko, in deinen Träumen!"
Dann sind wir raus aus dem Besucherraum.
- Das war sowas von befriedigend! Fast wie ein Orgasmus! Danke, Selma, ohne dich hätte ich das nicht geschafft! -
Wir lachen leise.
- Doch, das hättest du. Du bist viel stärker, als du glaubst! -
- Fühl dich umarmt, Schwesterherz! -
- Du dich auch! Aber jetzt erstmal raus hier! -
Wir holen unsere Sachen aus dem Schließfach, verlassen Santa Fu und laufen zum Auto.
- Ich fahre! -
- Auf keinen Fall! Ich lass doch nicht unseren nagelneuen Mini von einer über 400 Jahre alten Bäuerin aus dem Mittelalter durch den chaotischen Verkehr eine Millionenstadt des 21. Jahrhunderts fahren! -
- Haha, sagt das Nervenbündel, das eben diese Bäuerin die ganze praktische Fahrprüfung allein hat fahren lassen! -
- Das kannst du nicht vergleichen, die Prüfungsfahrt war in einer Kleinstadt! -
- Umso schlimmer! Außerdem bist zu viel zu aufgeregt, also fahr ich! -
- Du bist ebenso aufgeregt wie ich. Was ich fühle, fühlst auch du! -
- Ja, schon. Aber es ist erwiesen, dass ich die coolere von uns beiden bin, also ist es nur logisch, dass ich fahre. -
- Gar nichts ist erwiesen! Aber bitte, fahr du, bevor du mich die ganze Zeit nervst. Den letzten Kilometer fahr ich aber. -
- Einverstanden. -
Wir setzen uns ins Auto und geben die Adresse in den Navi ein.
- Hamburg, Lottbeker Weg 195. -
Ich setze das Auto mit dem Elektroantrieb in Bewegung. Autofahren bringt mir Riesenspaß. Josefine auch, aber nicht so viel wie mir.
Ein dreiviertel Jahr sind Josefine und ich nun schon ein Herz und zwei Seelen. In dieser Zeit habe ich viel mehr gelernt als in den 35 Jahren meines alten Lebens.
Josefine hat zwar beschlossen, die Schule nicht fortzusetzen, aber gelernt haben wir beide dennoch. Ich kann fast so gut Englisch wie Josefine und auch ein bisschen Französisch. Naturwissenschaften, insbesondere Biologie, und Mathematik interessieren uns beide sehr. Vor einem Jahr habe ich nicht gewusst, dass Differentialgleichungen existieren, heute kann ich sie lösen. Und noch etwas interessiert mich brennend: Geschichte. Ich glaube, ich bin zu einer Geschichtsexpertin geworden, wenn es um den 30-jährigen Krieg geht. Hat er doch das Schicksal meiner Familie maßgeblich beeinflusst.
Das Buch der Heilkunde habe ich neu aufgeschrieben. Dazu haben wir extra ein Buch mit leeren Blättern und edlem Ledereinband besorgt. Josefine kann es auch auswendig. Und wir haben beschlossen, unsere Gabe und unser Talent zu nutzen. Wir machen eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und zur Physiotherapeutin. Wenn alles gutgeht, dann haben wir in ein paar Jahren unsere eigene Praxis und können unseren Lebensunterhalt mit dem verdienen, was uns richtig viel Spaß bringt.
Und ich bin überglücklich, dass Marta und ich uns wiedergefunden haben. Wir treffen uns regelmäßig.
Heute, an unserem 20. Geburtstag, sehen wir nach achteinhalb Monaten endlich den Mann wieder, den wir beide lieben. Johann!
Wir hatten den Besuchstermin im Knast extra für heute beantragt, weil Josefine sich genau an diesem Tag endgültig von dem Psychopathen befreien wollte. Das ist nun passiert und deshalb können wir uns unbeschwert um unser Glück kümmern, genau ein Jahr nach der ersten Begegnung zwischen Josefine und Johann.
Lächelnd steuere ich das Auto in Richtung Hamburg-Bergstedt. Noch fünf Kilometer.
- Manchmal wünschte ich, ich könnte deine Gedanken lesen. Du denkst an was schönes, oder? Jedenfalls lässt mich unser Lächeln das vermuten. -
- Ja, ich denke daran, dass wir beide jetzt ein wirklich schönes Leben haben und ich freue mich auf Johann. -
- Ich freue mich auch auf ihn. Hoffentlich hat er sich in der Zwischenzeit nicht eine Andere gesucht. -
- Hat er nicht. Da bin ich ganz sicher. -
- Was macht dich so sicher? -
- Das kurze Leuchten in seinen Augen, als ich ihn gefragt habe, ob er Johannis ist. -
- Ich wünsche wirklich, dass du recht damit hast. -
- Wir werden es bald wissen. -
- Hey, noch ein Kilometer, ich bin wieder dran. -
- Oh ja, tatsächlich. Bitte schön! -
- Danke! Seltsam hier, oder? Obwohl wir in Hamburg sind, könnte man meinen, wir sind in irgendeinem Dorf. -
- Mir gefällt es. -
- Mir auch. Hausnummer 185, ein paar Häuser weiter noch. -
- Da ist es! Da neben dem Haus, das ist sein Wohnmobil! Und da, ein Pritschenwagen mit der Aufschrift seiner Zimmerei! Es sieht so aus, als ob er zuhause ist! -
- Unser Herz pocht ganz heftig! -
- Ich wage mal die Prophezeiung, dass es bald noch viel heftiger pochen wird. -
- Da ist Platz zum Parken. Ich halt mal an. -
Wir steigen aus unserem weiterhin vollkommen unbeschädigten "nagelneuen Mini", wie Josefine ihn nannte, und gehen Richtung Johanns Haus. Wir gehen drei Stufen vor der Eingangstür hoch, atmen tief durch und halten unseren Finger auf den Klingelknopf, der mit J. Heidemann beschriftet ist.
- Die Klingel funktioniert schon mal. Und unser Herz klopft noch heftiger, wie du vorausgesagt hast. -
Dann ist es soweit. Die Tür öffnet sich nach innen und wir sehen ihn. Er ist bekleidet mit einer Zimmermanns-Kluft, allerdings ohne Hut. Innerhalb einer halben Sekunde nimmt ein strahlendes Lächeln von seinem Gesicht Besitz.
"Josefine! Endlich!" ruft er und breitet seine Arme aus.
"Johann!" rufen wir mit sich überschlagender Stimme.
Wir springen ihn regelrecht an, schlingen unsere Arme um seinen Hals und die Beine um seinen Leib. Augenblicklich fließen die Freudentränen.
"Ich hab dich so vermisst!"
Bevor er antworten kann, verschließen wir seinen Mund mit einem wirklich leidenschaftlichen Kuss, den er ebenso leidenschaftlich erwidert. Nach dieser ausgiebigen Begrüßung stellen wir uns wieder auf den Boden, beenden den Kuss und sehen ihm freudestrahlend in die Augen.
"Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!" sagt Johann.
"Danke, du hast daran gedacht?"
"Ich denke jeden Tag und jede Nacht an dich!"
"Ich hab auch ständig an dich gedacht! Entschuldige, dass ich nicht eher gekommen bin, aber ich musste erst noch ein unerfreuliches Kapitel meines Lebens endgültig abschließen. Und das ist vor etwa einer Stunde passiert. Jetzt bin ich endlich frei. Für den Mann, den ich liebe und der mich endlich wieder in seinen Armen hält!"
"Komm doch erstmal rein, du kannst mir später alles erzählen, wenn du magst."
Wir gehen in Johanns Haus. Es ist geschmackvoll eingerichtet. Die Wände sind hell, die Möbel modern. Das Wohnzimmer ist mit geschmackvollen Fliesen ausgelegt. An einer Wand steht ein riesiges Sofa, davor ein flauschiger Teppich mit einem niedrigen Tisch. Gegenüber ist ein Riesenfernseher an der Wand. Es ist nicht nur ein Wohnzimmer, sondern auch ein Esszimmer und eine mit allem ausgestattete Küche.
- Er sieht nicht nur nackig richtig gut aus, sondern auch in seiner Kluft! -
- Selma! -
- Was denn? Die meiste Zeit, die ich mit ihm zusammen war, war er nackt! Wir auch, übrigens! -
- Jetzt, da du es so sagst... auch bevor du bei mir warst, waren wir fast immer nackt. -
"Entschuldige, ich rieche bestimmt nicht gut. Ich bin gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen und wollte gerade duschen. Ich mach schnell und bin dann gleich wieder da. Magst du in der Zwischenzeit was trinken?"
"Ist in deiner Dusche Platz für zwei?"
Wir sehen ihn verführerisch an. Er lächelt, nimmt unsere Hand und führt uns zum Bad. Wir sehen eine wirklich große Dusche.
"Groß genug?"
"Wenn wir zusammenrücken, wird's schon gehen." sagen wir lachend.
Wir sehen ihm beim Ausziehen zu, während wir uns selbst auch ausziehen. Dann kommt er auf uns zu und streicht mit dem Finger über die Haut oberhalb unserer Brüste.
"Ein neues Tattoo? "Ein Herz - zwei Seelen", genau das, was du mir in deinem Brief geschrieben hast. Josefine und Selma... ich hab immer wieder versucht, mir das vorzustellen. Ein Herz, das steht für diesen wunderschönen Körper, den ich vor mir sehe, richtig?"
"Ganz genau! Und wie stellst du dir das mit den zwei Seelen vor?"
"Das ist etwas, was ich mir nur schwer vorstellen kann. Ich hab immer geglaubt, dass in jedem Menschen genau eine Seele wohnt. Vielleicht kannst du mir helfen, das zu verstehen?"
"Hast du Lust auf ein kleines Experiment?"
"Na klar, wenn es um dich geht, hab ich auf alles Lust!"
"Dann pass gut auf!"
Wir schlingen unsere Arme um seinen Nacken und ziehen ihn sanft zu uns heran. Wir schließen die Augen und küssen ihn leidenschaftlich-liebevoll. Danach sehen wir uns lächelnd an.
- Jetzt bist du dran! -
- Was? Ich? Es ist schon viele Jahre her, dass ich Johannis geküsst habe. Außerdem hat er mich geküsst, nicht ich ihn! -
- Los jetzt! Keine Ausflüchte! Du kannst es! -
- Okay, okay! -
Ich übernehme die Kontrolle und sehe ihm noch kurz in die Augen, dann schließe ich unsere. Zaghaft nähere ich mich mit unseren Lippen den seinen. Ganz sanft berühren sich unsere Münder. Sanft umschließe ich seine Unterlippe, um mich gleich darauf wieder zurückzuziehen. Das Gleiche mache ich nochmal und nochmal und nochmal. Es scheint ihm zu gefallen, das ermuntert mich, einen Schritt weiter zu gehen. Sanft schiebe ich unsere Zungenspitze zwischen seine Lippen, die er bereitwillig öffnet. Dann treffen sich unsere Zungen. Ich erinnere mich, wie Josefine unsere Zunge bewegt hat und versuche es nachzumachen. Ich werde mutiger. Immer weiter dringt unsere Zunge vor, ebenso wie seine. Es zu erleben, wie Josefine es macht, ist das eine, aber es selbst zu machen, ist sensationell. Der Kuss geht weiter, während ich unsere Arme von seinem Nacken löse und meine Hände auf seinen Rücken lege. Ich fühle seine Haut auf unserer und ich rieche ihn. Er riecht nach Schweiß, aber es ist nicht unangenehm, im Gegenteil. Ich beende den Kuss und sehe ihm in die Augen.
"Das war wunderschön. Ich liebe dich, Johann!"
"Ich liebe dich auch, Josefine!"
Ich sehe ihn glücklich lächelnd an.
"Unser Experiment ist vorerst mal beendet. Hast du herausgefunden, worum es ging?"
"Ich bin mir nicht sicher. Irgendwas ist jetzt gerade anders als vorher. Hat es etwas mit den zwei Seelen zu tun?"
"Hmm, du hast ein feines Gespür. Ja, es stimmt, es hat etwas mit unseren zwei Seelen zu tun. Der erste Kuss war von Josefine und der zweite war von mir. Ich bin Selma."
Ich sehe in ein wirklich erstauntes Gesicht.
"Mein Verstand sagt mir, dass du komplett verrückt bist. Aber mein Gefühl sagt mir etwas anderes, deshalb glaube ich dir. Wie...? Also, wie weiß ich, wer du gerade bist? "
"Der Leib, den du gerade so liebevoll an dich gedrückt hältst, der ist immer derselbe. Und unsere Seelen sind auch immer dieselben. Wir sind eins, aber doch zu zweit. Wir können entscheiden, wer von uns beiden unseren Leib bewegt, aber wir können es nicht beide gleichzeitig tun. Wenn eine von uns ihn bewegt, dann wird die andere bewegt sozusagen. Aber wir beide sehen, hören, riechen, schmecken und vor allem fühlen genau dasselbe. Egal, wer von uns beiden aktiv ist oder wer passiv ist. Und wenn die eine von uns liebt, dann liebt auch die andere. Deshalb lieben wir dich beide. Damit die, die uns kennen, uns leichter unterscheiden können, haben wir uns angewöhnt, mit verschieden hoher Stimme zu sprechen. Wenn Josefine spricht, klingt es etwa eine halbe Oktave höher, als wenn ich spreche. Was du noch wissen solltest: wir können uns miteinander unterhalten, ohne dass es jemand hört."
"Das ist... faszinierend. Komplett verrückt eben. Aber irgendetwas in mir sagt mir, dass es ganz genau so ist, wie du es gesagt hast. Und dieses irgendetwas in mir sagt mir, dass ich dich auch liebe, Selma!"
Ich sehe ihn freudestrahlend an.
"Ich glaube, ich weiß, was dieses "irgendetwas" in dir ist, Johann. Aber lass es uns später herausfinden. Und bevor ich gleich wieder an Josefine übergebe, möchte ich noch einen Kuss von dir."
Und dann küsst er mich... uns. Sein Kuss ist sogar noch schöner, als der, den ich ihm gegeben habe.
- Jetzt bist du wieder dran! -
- Danke! -
Johann nimmt unsere Hand und führt uns direkt unter die Dusche. Mit der anderen Hand stellt er das Wasser an und lässt es warm auf uns regnen. Seine Hände streichen langsam über unseren Rücken und unsere schlingen sich um seinen Nacken. Sanft fangen sich mehrmals unsere Lippen ein, um sich dann gleich wieder loszulassen. Wir legen den Kopf in den Nacken, dann wandert sein Mund küssend über unseren Hals. Obwohl das Wasser angenehm warm ist, fährt ein Schauer über unseren Rücken. Wir lösen uns von ihm und drehen ihm den Rücken zu. Seine Hände streicheln unseren Bauch, dann auf einmal hat er beide Brüste in den Händen und drückt sie ganz sanft. Wieder küsst er unseren Hals, während unsere Hand seine Wange streichelt. Dann ist seine Hand auf einmal ganz tief auf unserem Bauch. Kurz danach taucht ein Finger zärtlich durch unsere Spalte. Wir lassen ein Seufzen hören. Unsere Hand greift hinter uns und bekommt sein steifes Glied zu fassen. Wir massieren es vorsichtig. Dann drehen wir uns wieder um. Erneut spielen unsere Lippen Fangen miteinander. Seine Hand wird frecher. Abwechselnd reizt er mit den Fingern unsere kleine Perle und fährt dann durch unsere Spalte.
Wir drängen uns fest an ihn und streicheln seinen Rücken, dann hat er mit beiden Händen unsere Pobacken zu fassen und knetet sie. Wir lösen uns etwas von ihm und streichen mit den Händen über seine Brust. Danach küssen wir seine Brust, gehen langsam in die Knie und bewegen uns küssend nach unten. Schließlich knien wir vor im, den Po auf den Hacken gestützt. Wir packen fest sein Glied und sehen lächelnd nach oben. Gleich darauf stülpen wir die Lippen über seine Spitze. Johann steht mit hängenden Armen da und sieht uns lächelnd zu. Wir entlassen die Spitze wieder aus dem Mund und lecken mehrmals mit der Zunge über die gesamte Länge seines Gliedes. Dann nehmen wir ihn wieder in dem Mund und legen beide Hände auf seine kraftvollen Schenkel. Erst langsam, dann immer schneller bewegen wir den Kopf vor und zurück und nehmen ihn immer wieder tief bis in die Kehle in uns auf. Nach etwa einer Minute entlassen wir ihn wieder und richten uns auf. Wir schlingen die Arme um seinen Nacken und küssen ihn liebevoll. Dann lösen wir uns von ihm, drehen ihm den Rücken zu, beugen uns leicht nach vorn und stützen uns an der Wand ab. Er küsst von hinten unseren Hals, knetet einen Moment unsere Brüste und schon ist seine Hand zwischen unseren Beinen. Von hinten drängt sich sein steifes Glied dazu. Unsere Hand hilft ihm, langsam in uns einzudringen. Wir strecken den Hintern noch ein wenig nach hinten und dann ist er ganz tief in uns drin. Er fackelt nicht lange und beginnt mit festen Stößen, uns zu ficken. Alles in uns ist in Aufruhr, es kribbelt überall heftig. Wir müssen stöhnen. Auf einmal stehen wir auf einem Bein, das andere hat er hochgehoben und das Gefühl wird noch intensiver. Wir helfen ein wenig nach, indem wir mit unseren Fingern die kleine Perle reizen.
Und dann, ganz plötzlich, ist es soweit. Unsere Beine zucken und zittern, Blitze durchzucken unseren Unterleib. Ein heftiger Orgasmus überrollt uns wie ein Tsunami, wir schreien unsere Lust hinaus. Johann hält inne und presst uns fest an ihn, bis der Höhepunkt langsam abklingt.
Dann drehen wir uns um und küssen ihn leidenschaftlich.
- Das war der beste Orgasmus, den ich je hatte. -
- Dann sag es ihm! -
- Geht grad nicht, du bist noch dran. -
- Oh ja, stimmt. Jetzt aber! -
Ich beende den Kuss und strahle Johann an.
"Das war der beste Sex und der schönste Orgasmus, den ich in meinem ganzen Leben je hatte. Und das, obwohl Josefine bis gerade eben aktiv war. Ich liebe dich, Johann!"
"Ich liebe euch beide, Selma und Josefine! Auch wenn ich mich erst daran gewöhnen muss, dass zwei wundervolle Frauen in diesem wunderschönen, unwiderstehlichen, unglaublich sexyen Körper sind."
"Die beide diesen wundervoll kräftigen und unglaublich liebevoll-leidenschaftlichen sexy Mann nie mehr missen wollen. Übrigens, das Wasser läuft immer noch, du bist noch gar nicht fertig geduscht. Darf ich dich einseifen? Das würde mir einen Riesenspaß bringen."
"Wie könnte ich da nein sagen?"
Ich lächle und mache mich ans Werk. Ich finde sein Duschgel, gebe mir reichlich davon auf die Hand und fange mit seiner Brust an. Danach ist sein Rücken dran.
- Er ist wunderschön, oder? Diese Muskeln überall und kein Gramm überflüssiger Speck. Ich könnte stundenlang so weitermachen. -
- Das sei dir gegönnt. Ja, er fühlt sich gut an. Du machst das übrigens sehr schön. Wenn man ihn von vorn betrachtet, kann man es deutlich sehen, hihi. -
- Darum kümmere ich mich zum Schluss. -
- Ich freu mich drauf. -
Ich stehe hinter ihm. Inzwischen habe ich seine Arme eingeseift. Nun sind seine Beine dran, dafür gehe ich in die Hocke. Als die fertig sind, gehe ich wieder um ihn rum und mache vorne weiter. Sein Gesicht, die Ohren. Die Augen natürlich nicht. Danach gehe ich wieder in die Hocke und wasche sorgfältig sein steifes Glied mitsamt seinem Hodensack.
Ich erhebe mich wieder.
"Fertig!"
"Dann bin ich jetzt dran! Ich hab aber leider kein Duschgel für Frauen da."
"Das macht nichts. Deins riecht wirklich gut."
Und dann seift er unseren Körper ein. Von oben bis unten, überall. Für unsere Brüste nimmt er sich viel mehr Zeit als notwendig, aber es fühlt sich wundervoll an. Auch er geht in die Hocke, um unsere Beine liebevoll einzuseifen. Noch liebevoller kümmert er sich um den Bereich dazwischen.
Zum Schluss führt er uns unter die Regenbrause und wir werden vom Schaum befreit.
Er stellt das Wasser ab, nimmt ein riesiges Handtuch und trocknet uns sorgfältig ab. Danach nehmen wir eins und erwidern den Gefallen.
Dann nimmt er uns einfach auf den Arm. Wir schlingen die Arme um seinen Hals und er trägt uns schnurstracks in sein Schlafzimmer. Ein Doppelbett steht darin, aber nur einmal Kissen und Decke. Er legt uns hinein und legt sich lächelnd neben uns. Er liegt auf der Seite und ich ziehe ihn zu uns für einen wundervollen Kuss.
"Josefine hat mir erzählt, wie euer allererstes Treffen war vor genau einem Jahr. Sie hat gesagt, ihr habt fast die ganze Zeit einfach nur so dagelegen und sie hat deinem Herzen beim Schlagen zugehört. Und sie hat noch etwas erzählt. Für sie war es so, als ob eure Seelen sich berührt haben. Sie sagte, ihr hattet keinen Sex, aber es war so, als ob eure Seelen miteinander Sex hatten."
"Für mich war es ähnlich. Ich hab mich unheimlich wohl gefühlt. Du warst vor einem Jahr noch nicht in diesem sexy Körper?"
"Nein, ich kam zu ihr, kurz bevor du das letzte Mal mit uns zusammen warst. Was wir dann in deinem Wohnmobil gemacht haben, was seit langem das Schönste, was ich erlebt habe."
Dann erzähle ich von Grünhagen, von Johannis und von Marta. Was Marta und ich erleben mussten, kurz bevor wir auf die Reise gingen.
"...Und dann war ich plötzlich in Josefines Leib. Ich war entsetzt, als ich feststellte, dass ich im Leib einer Hübschlerin war. Und noch entsetzter war ich, als ich miterleben musste, was sie kurz darauf gemacht hat. Zum Glück war ich nur ein einziges mal dabei und danach nie wieder. Denn danach waren wir mit dir zusammen in deinem Wohnmobil. Es war vollkommen anders als mit dem Mann vorher. Und eines muss ich dir noch sagen: Kurz bevor Josefine gegangen ist, da hat sie dir in die Augen gesehen. Da ich genau dasselbe sehe wie sie, habe ich dir auch in die Augen gesehen. Ich weiß nicht wie, aber ich habe deine Seele gesehen. Und sie kam mir bekannt vor. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass du, Johann, dieselbe Seele bist wie einst Johannis, mein geliebter Mann. Ich habe dich in Gedanken gefragt: "Bist du das, Johannis?" Du hast nicht geantwortet, aber ich habe es in deinen Augen kurz aufleuchten gesehen. Halt mich für verrückt, aber ich muss unbedingt herausfinden, ob du wirklich dieselbe Seele bist wie Johannis."
Johann sieht uns an und lächelt.
"Und wie finden wir das heraus?"
"Ich hab da eine Idee. Kannst du zeichnen?"
"Natürlich. Ich kann Zeichnungen lesen und umsetzen und ich kann auch selbst zeichnen. Das gehört zu meinem Beruf."
"Sehr gut. Ich sag dir nachher, was ich im Sinn habe. Aber jetzt..., weißt du noch, was Josefine und du vor 290 Tagen zuletzt gemacht haben in deinem Wohnmobil?"
"Ja, das weiß ich noch ganz genau."
"Sehr schön. Wenn du magst, würde ich das gern wiederholen, aber diesmal möchte ich die Aktive sein, und Josefine die Passive."
"Du hättest nicht fragen müssen, ob ich das mag."
Ich grinse ihn an.
"Ich weiß. Oh, und noch was. Wir verhüten nicht, aber an diesem Wochenende können wir nicht schwanger werden."
Im gleichen Moment bringe ich unsere Knie rechts und links von ihm in Position, schwinge unser langes Haar zur Seite und gebe ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Die Scheu von vorhin, ihn zu küssen, ist verschwunden. Im Gegenteil, ich kann gar nicht genug davon bekommen.
Während wir uns küssen, lässt er seine Hände über unser Haar, Rücken und Po gleiten. Faszinierend, wie zärtlich seine Hände sein können, obwohl sie bei der Arbeit fest zupacken. Ich merke, wie unser Leib reagiert. Es kribbelt überall, besonders im Unterleib. Johanns Leib reagiert ebenfalls. Ich bewege unseren Unterleib vor und zurück und spüre, wie er hart an unserer mehr als feuchten Spalte reibt. Und dann ist er nicht ganz unerwartet in uns drin. Ein wahnsinnig schönes Gefühl! Ich beende den Kuss und sehe ihn begeistert an. Dann richte ich unseren Oberkörper auf und stütze mich mit ausgestreckten Armen auf seiner Brust ab. Seine Hände nehmen unsere Brüste und kneten sie sanft. Ich lasse unser Becken langsam kreisen. Unsere Blicke treffen sich, wir lächeln.
Ich lege los. Erst langsam, dann immer schneller hebe ich unser Becken und lasse es dann wieder fallen. Es ist wunderschön. Ich richte mich weiter auf, strecke die Brust vor und stütze mich mit den Händen auf seinen Oberschenkeln ab. Mit aller Leidenschaft, die unser gut trainierter Leib hergibt, reite ich ihn. Seine Hände halten nun unsere Taille. Ich spüre, wie sich unser Höhepunkt anbahnt und lege noch etwas zu.
Dann ist es soweit. Als wenn wilde Blitze durch unseren Leib fahren. Ich verliere die Kontrolle. Bein- und Bauchmuskeln machen, was sie wollen, ein langgezogener Schrei ist zu hören. Nicht nur von uns, auch von Johann.
Heftig keuchend sinken wir auf Johanns Brust.
- Wow, Selma, das war richtig gut! Hätte ich nicht besser gekonnt. -
- Hab einiges gelernt von dir, nicht wahr? Beim letzten Mal vor 400 Jahren habe ich Johannis alles machen lassen. Es war wirklich nicht schlecht damals, aber selbst aktiv zu sein, ist etwas ganz anderes. Und überaus befriedigend. -
- Fragt sich, wie lange die Befriedigung andauert. Armer Johann! Das ist sicher nicht das letzte Mal gewesen, dass er heute ran muss. -
- Hihi, ich glaube nicht, dass ihn das zu einem "armen" Johann macht. -
Es dauert noch eine ganze Weile, bis die beiden erhitzten Leiber sich wieder beruhigt haben.
"Das war gigantisch, Selma!"
"Finde ich auch. Genauso wie Josefine. Wir haben festgestellt, das wir beide sehr befriedigt sind. Deshalb können wir gern auch was anderes machen... erstmal."
"Das trifft sich gut. Ich habe nämlich einen Bärenhunger."
Später sitzen wir am Esstisch. Johann hat uns eines seiner Oberhemden geliehen. Mit aufgekrempelten Ärmeln passt es wie ein weites, bequemes Minikleid. Er selbst hat eine bequeme kurze Freizeithose und ein T-Shirt angezogen.
Er hat uns am Herd eine Gemüsepfanne gezaubert, die wir gerade mit großem Appetit verspeisen.
Johann hatte gefragt, ob wir Rotwein mögen. Weil wir keinen Alkohol wollen, gibt es jetzt roten Traubensaft dazu.
"Wenn du nicht Zimmerer geworden wärest, hättest du auch gut als Koch dein Geld verdienen können." lobe ich ihn.
"Vielleicht. Aber Zimmerer war schon als kleiner Junge mein Traumberuf. Im Grundschulalter habe ich schon Seifenkisten, Kaninchenställe, Holzschlitten und Skateboards gebaut. Natürlich mit ein wenig Hilfe von Papa. Der ist Bauingenieur. Einige von den Sachen kannst du in meiner Werkstatt besichtigen."
"Hast du schon mal eine Wiege gebaut?"
"Nein. Der Bedarf war noch nicht da. Vielleicht baue ich eine, wenn ich Vater werde."
"Würdest du dann eine Bauanleitung zu Hilfe nehmen oder würdest du selbst eine entwerfen?"
"Ich würde mir selbst etwas einfallen lassen. Etwas ganz Individuelles für mein Kind, einmalig auf der Welt."
"Genau das habe ich erwartet. Stell dir vor, du wirst Vater und willst eine Wiege bauen. Du hast aber nur Werkzeug aus dem 17. Jahrhundert zur Verfügung, keine Maschinen. Könntest du aufzeichnen, wie sie aussehen soll?"
"Ah, jetzt weiß ich, warum du mich vorhin gefragt hast, ob ich zeichnen kann. Hatte Johannis eine Wiege für Marta gebaut?"
"Ja, das hat er. Wenn du gleich zeichnest, wie du vor 400 Jahren eine Wiege gebaut hättest, dann zeichne ich gleichzeitig die Wiege, die Johannes damals gebaut hat. Wenn wir fertig sind, vergleichen wir die Zeichnungen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt."
"Ja, das machen wir. Darauf bin ich ebenfalls gespannt."
- Eine richtig gute Idee, Selma! -
- Ja, ist mir vorhin eingefallen. Ich kann es kaum abwarten, bis unsere Zeichnungen fertig sind. -
- Erstmal wird aufgegessen. Wir sind noch nicht satt. Und es ist überaus lecker. -
"Josefine sagt, das Essen ist überaus lecker. Was ich nur bestätigen kann."
"Danke. Ich koche ganz gern, auch für mich alleine. Für euch zu kochen, bringt natürlich noch viel mehr Spaß."
Nach dem Essen geht es los. Johann stellt einen flachen Karton zwischen uns aufrecht in die Tischmitte. Papier und Bleistift, dann zeichne ich und Johann auch. Er ist nach einer Viertelstunde fertig, ich brauche etwas länger. Mit klopfendem Herzen hebe ich den Karton und wir schieben unsere Zeichnungen nebeneinander. Johann hat die Wiege aus einem anderen Blickwinkel gezeichnet als ich, aber es ist dieselbe Wiege, die wir gezeichnet haben.
Staunend sehen wir uns an, dann lächeln wir.
"Jetzt habe ich keinen Zweifel mehr. Du, Johann, bist dieselbe Seele wie Johannis! Gott hat uns wieder zusammengeführt."
"Das glaube ich inzwischen auch, Selma Josefine."
Ich stehe auf, setze mich breitbeinig auf seinen Schoß und schlinge die Hände um seinen Nacken. Wir sehen uns einen Moment in die Augen, dann küssen wir uns liebevoll, währenddessen ich wieder an Josefine übergebe.
"Josefine Selma, so steht es jetzt in unserem Ausweis und in unserem Führerschein." sagt Josefine dann.
"Und an der Stimme erkenne ich, dass Josefine wieder spricht."
"Ganz genau! Das mit der Stimme war eine Idee von unserer Freundin Sina. Am Anfang haben wir mit derselben Stimmhöhe gesprochen."
"Gute Idee! Jetzt kann ich euch unterscheiden, wenn wir uns küssen und wenn ihr sprecht. Aber euch beim Liebemachen zu unterscheiden, da brauche ich sicher noch viel Übung. Ganz viel Übung!"
"Oh, ist das so? Dann nochmal zur Orientierung: Vorhin beim letzten Mal war Selma aktiv. Und jetzt bin ich es."
Wir stellen uns auf die Füße und ziehen an seiner Hose. Er hebt kurz den Hintern und die Hose ist unten. Wir setzen uns wieder, nicht ohne das, was nun frei ist, zum Ziel zu führen.
Wir schlingen wieder die Hände um seinen Nacken und grinsen ihn an.
"Ich hoffe, dass diese Übung hilfreich ist."
"Unbedingt! Sehr sogar!"
Johann fährt mit seinen Händen unter unserem Hemd über Hüften und Taille bis zu den Schultern und zurück. Uns fährt ein Schauer über den Rücken. Mit unserer Beckenbodenmuskulatur bekommt Johann eine liebevolle Massage und mit unserem Mund einen ebenso liebevollen Kuss.
Dann sehen wir ihm in seine tiefblauen Augen.
- Ich finde, jetzt ist ein guter Augenblick, ihm zu sagen, dass wir ihn lieben. -
- Finde ich auch. -
"Wir lieben dich, Johann."
"Ich liebe euch auch, Josefine und Selma."
Langsam öffnet er von oben nach unten die Knöpfe seines Oberhemds, das wir tragen. Wir helfen ihm, aus den Ärmeln zu schlüpfen, danach fällt es zu Boden. Einen Augenblick später ziehen wir ihm sein T-Shirt über den Kopf.
Offensichtlich genießt er unsere immer noch andauernde Beckenbodengymnastik, denn er bemüht sich, es uns gleichzutun. Das fühlt sich wundervoll an. Josefine beschließt, etwas mehr zu bewegen als nur den Beckenboden. Mit den Zehenspitzen berühren wir den Boden und heben unseren Leib wenige Millimeter an. Danach lassen wir ihn wieder runter. Und wieder hoch. Und runter. Mit jedem Mal einen Millimeter mehr und ein paar Millisekunden schneller. Ein paar Minuten später wird daraus ein wilder Ritt, der mit einem unglaublich schönen gemeinsamen Höhepunkt endet.
Begeistert sehen wir uns an und küssen uns leidenschaftlich.
Später, mal wieder frisch geduscht und mit einem Handtuch bekleidet sitzt Johann auf dem Sofa und wir liegen mit dem Kopf auf seinem Schoß.
"Sag mal, Johann, heute vor einem Jahr, warum hast du von all den Mädchen, die da an der Straße standen, ausgerechnet mich in dein Wohnmobil eingeladen?"
"Dass ich bei dir angehalten habe, war kein Zufall, jedenfalls nicht an dem Tag. Drei Tage vorher war es vielleicht Zufall, was ich aber nicht glaube. Zu magisch war der Moment, in dem ich dich das erste Mal sah. Ich hatte eine Baustelle in der Nähe der Süderstraße und wir waren fast fertig damit. Damit wir nicht nochmal hin mussten, hatte ich zwei meiner Gesellen gebeten, ein paar Überstunden zu machen, damit ich den Auftrag abschließen konnte. Es wurde zwar spät, aber wir sind fertig geworden. Dann wollten sie unbedingt den Rückweg durch die Süderstraße fahren, sie wollten wissen, wie es so ist, wenn die Sexarbeiterinnen an der Straße stehen. Sie benutzten einen anderen Ausdruck als Sexarbeiterin, aber das ist nicht mein Stil. Dennoch tat ich ihnen den Gefallen.
Als ich bei dir vorbei fuhr, geschah etwas unglaublich Schönes. Ich fuhr nicht schnell, aber ich wäre wohl innerhalb von wenigen Augenblicken an dir vorbei gewesen. Aber dann trafen sich unsere Blicke und mir war so, als ob die Zeit auf einmal stillsteht. Wir sahen uns gefühlt eine Minute lang an, für mich ein magischer Moment. Nie zuvor hatte ich so etwas erlebt. Ich war fasziniert von dir und von da an musste ich Tag und Nacht an dich denken. Dann hatte ich eine Idee. So kam es, dass ich an dem Freitag bei dir anhielt. Meine Idee war, wenn ich nichts von dir fordere und dich einfach machen lasse, was du möchtest, dann kann ich dich am besten kennenlernen. Und was du dann gemacht hast, hätte ich nie für möglich gehalten. Von da an wusste ich, dass du ein ganz besonderer Mensch bist."
"Mir ging es ähnlich, als ich halb auf dir lag und deinem Herzen beim Schlagen zuhörte. Jetzt, ein Jahr später, scheint mir nichts von alldem Zufall zu sein, sondern irgendwie gelenkt, vielleicht von Gott? Überleg mal! Du, der du einmal Johannis, Selmas Ehemann warst, erlebst einen magischen Moment, als du mich siehst? Und nach 382 Jahren findet Selmas Seele ausgerechnet zu mir? Und sie ist das Zeichen, um das ich Gott in meinem vermeintlich letzten Gebet gefragt habe? Ich glaube, das war alles kein Zufall. Vielleicht habe ich die Packung Schlaftabletten auch nicht zufällig gefunden, sondern nur, damit Selma mich retten konnte? Ich habe Gott in meinem vermeintlich letzten Gebet gesagt, dass ich nicht verstanden habe, warum er mich all das ertragen lassen hat, was ich ertragen musste. Ich glaube, ich verstehe es jetzt. Ich musste da durch, damit wir drei zusammen finden konnten. Ich weiß nicht, ob es Gott war, der das gelenkt hat. Oder vielleicht ein Engel? Glaubst du an Gott, Johann?"
"Ja, das tu ich. Jedes Mal, wenn ich beim Richtfest im Dachstuhl eines Hauses stehe und den Richtspruch spreche, bitte ich um Gottes Segen für das Haus. Ich hoffe sehr, dass Gott den Segen gewährt, denn ich meine es absolut ehrlich, wenn ich das sage.
Und wie sagt der Pastor, wenn er ein Paar vorm Altar traut? "Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen!" Ich glaube auch, Gott hat uns drei zusammengefügt. Nichts war Zufall.
Es tut mir wirklich sehr leid, dass du leiden musstest, Josefine. Deshalb werde ich nicht zulassen, dass so etwas wieder passiert. Denn was mich angeht, ich habe nicht die Absicht, uns zu trennen."
"Wir auch nicht, Johann! Aber ich habe ein wenig Sorge, dass meine Vergangenheit uns einholt. Weißt du, Huren haben nicht gerade hohes Ansehen in unserer Gesellschaft. Was ist, wenn du mich deinen Freunden vorstellst? Angenommen, einer deiner Freunde oder einer deiner Gesellen war schon mal bei mir und erkennt mich wieder. Dein Ansehen wäre beschädigt, wenn jeder weiß, was ich gewesen bin."
"Das mag sein, Josefine, aber ich fürchte mich nicht davor. Ich werde nicht damit hausieren gehen, aber wenn es herauskommt, dann stehe ich dazu. Ich werde mich für nichts rechtfertigen und auch nicht zulassen, dass irgendjemand dich oder mich beleidigt oder in irgendeiner Weise herabsetzt."
Uns werden die Augen feucht.
"So schön hast du noch nie "ich liebe dich" gesagt, ohne "ich liebe dich" zu sagen."
"Ja, ich liebe dich, Josefine. Und ich liebe dich, Selma. Und dass die beiden Seelen, die ich liebe, in diesem unglaublich sexy Körper wohnen, setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf."
"Hihi, das ist witzig. Genau das hätte ich auch sagen können. Denn die Seele, die wir lieben, ist in einem ebenso sexy Körper verpackt. Auch wenn du... also das mit dem grauen Haar... ich hab meinem Papa erzählt, dass du vielleicht älter bist als er. Obwohl ich dich nie gefragt habe, wie alt du eigentlich bist. Andererseits, du hast da ein unglaublich munteres Kerlchen zwischen den Beinen, was wiederum überhaupt nicht darauf schließen lässt, dass du älter bist als Papa. Obwohl, ich hab Mama nie gefragt, wie munter Papa... entschuldige, ich quassel ein Haufen dummes Zeug. Es spielt überhaupt keine Rolle, wie alt du bist..."
Johann fängt an, herzlich zu lachen. Es ist ansteckend und wir müssen auch lachen.
"Ich bin dreißig. Mach dir nichts draus, kaum jemand kann mein richtiges Alter schätzen. Das mit den grauen Haaren ist genetisch bedingt. Aber ich färbe mein Haar nicht. Das Grau gehört eben zu mir. Und wie alt bist du heute geworden?"
"Ich bin zwanzig geworden. Und unsere wundervolle Selma ist diesen Monat 36 geworden, wenn man von den 382 Jahren absieht, die für sie nur ein kurzer Augenblick waren. Wahrscheinlich kam sie am 13. auf die Welt, aber genau wissen wir es nicht. Wir haben beschlossen, dass sie auch heute Geburtstag hat. Das macht uns übrigens im Schnitt zu einer 28-Jährigen, somit sind wir also nur 2 Jahre auseinander."
Wieder lacht Johann und steckt uns mit seinem Lachen an.
Wir bleiben nur mit Handtuch bekleidet auf der Couch und erzählen uns aus unserem Leben. Über die schlimmste Zeit will Josefine vorerst nichts erzählen. Das verschieben wir auf ein anderes Mal. Wir erfahren viel über Johann und er erfährt viel über uns. Ein paar Monate bevor er Josefine zum ersten Mal sah, zerbrach eine langjährige Beziehung, was ihm damals schwer zu schaffen machte.
Wir erzählen ihm, dass wir eine Ausbildung zur Heilpraktikerin und Physiotherapeutin machen und dass wir von einer eigenen Praxis träumen. Und dass wir später irgendwann mal eine Familie mit zwei bis fünf Kindern haben wollen. Was auch Johann sehr gefallen würde.
Später ziehen wir uns an und machen einen langen Spaziergang, Arm in Arm. Johann genießt hohes Ansehen in der Gegend. Fast jeder grüßt uns und wir grüßen natürlich zurück oder umgekehrt. Er ist in der freiwilligen Feuerwehr und im Fußballverein, deshalb kennen ihn viele Leute. Sie scheinen sich für ihn zu freuen, wenn sie uns an seiner Seite sehen. Und wir sind sehr glücklich.
Schon längst ist klar, dass wir das ganze Wochenende bis Montag morgen um 6 Uhr bei ihm bleiben. Spätestens dann müssen wir los, um rechtzeitig in der Heilpraktiker-Schule zu sein.
Als wir wieder zu seinem Haus kommen, hat Josefine eine Bitte.
"Johann? Weißt du noch, was wir heute vor einem Jahr gemacht haben?"
"Natürlich weiß ich das. Wir lagen zwei Stunden im Wohnmobil und haben einfach nur gekuschelt. Und zum Schluss gabs den bis dahin schönsten Kuss meines Lebens."
"Würdest du das nochmal machen mit uns? Das war so schön und ich möchte, dass Selma das auch erlebt."
"Ja, gern! Warte, ich mach die Heizung an im Wohnmobil und zieh die Gardinen zu. Dann können wir in zehn Minuten da rein."
Eine Viertelstunde später liegen wir nackt auf dem Bett im Wohnmobil. Josefine hat die Kontrolle. Johann liegt auf dem Rücken und wir schmiegen uns auf der Seite liegend an ihn. Ein wundervolles Gefühl und wir fühlen uns richtig wohl. Während wir da so liegen, stelle ich mir vor, wie Johann uns leidenschaftlich liebt.
- Selma? -
- Ja, Josefine? -
- Warum sind wir da unten pitschnass und kurz vorm auslaufen? -
- Das ist wohl dem Film geschuldet, der gerade in meinem Kopfkino abgelaufen ist. -
- Erzähl mir davon! -
- Das ist peinlich! -
- Ist es nicht! Ich will das sofort wissen! -
- Ich habe mir vorgestellt, Johann hätte mit uns gewettet, dass er uns innerhalb einer Stunde dreimal zum Orgasmus bringen kann. -
- Von so einer Wette hab ich schon mal gehört. -
- Ich weiß. -
- Was war der Wetteinsatz? -
- Die Verliererin muss den Gewinner morgen früh mit Oralsex wecken. -
- Die Verliererin? Nicht der Verlierer? -
- Wir haben die Wette verloren. -
- Wie hat er das geschafft? -
- Du willst aber auch alles ganz genau wissen. -
- Erzähl schon! -
- Zuerst mussten wir uns mit dem Bauch aufs Laken legen und dann den Po so hoch strecken, wie wir können. Sofort hat er sein hartes Glied in uns reingesteckt und unermüdlich heftig zugestoßen. Dabei hat er uns mit seinen kräftigen Händen an der Hüfte gehalten. Es hat nicht lange gedauert, und wir hatten Orgasmus Nr. 1. Dann hat er uns auf die Seite gelegt, ein Bein ganz hoch gehoben und uns von hinten mit aller Kraft zu Orgasmus Nr. 2 gestoßen. Wir hatten den noch nicht ganz verarbeitet, da lagen wir auch schon auf dem Rücken. Wir sahen uns in die Augen und er zeigte uns mit seinen blendend weißen Zähnen sein wildestes Lächeln, während er wieder langsam in uns eindrang. Als er drin war, bog er unsere Beine weit nach oben und rieb mit seiner harten Eichel immer wieder an unserem G-Punkt entlang, bis er schließlich mit Nr. 3 die Wette gewonnen hat. -
- Also wirklich, Selma! Kein Wunder, dass wir da unten triefen. Jetzt lass dir mal was einfallen, wie wir das Problem lösen! -
- Hab ich schon. Wir wetten mit ihm! Wetteinsatz Wecken mit Oralsex. -
- Gute Idee! Soll ich oder willst du? -
- Ich nehme die Wette an! - hören wir Johanns Stimme.
Wir schießen hoch und sehen Johann erstaunt an.
- Du kannst uns hören? -
Johann grinst breit.
- Ihr mich offensichtlich jetzt auch. -
- Seit wann? -
- Du, Josefine, hast Selma gefragt, warum ihr da unten so pitschnass seid. -
Nach einem leidenschaftlichen Kuss kümmert sich Johann liebevoll um unser Feuchtgebiet.
Morgens um sieben löse ich unsere verlorene Wette ein.
Und weil Johann(es) der Mann ist, den wir über alles lieben, mach ich das sehr sorgfältig.
Unsere Blicke treffen sich. Ich weiß, es gehört sich nicht, mit vollem Mund zu sprechen, aber ich habe gestern Abend und heute Nacht so viele Dinge getan, die sich angeblich nicht gehören, dass es darauf nun wirklich nicht ankommt. Außerdem weiß ich, dass Johann mich auch mit vollem Mund ganz deutlich verstehen wird.
- Guten Morgen, Johann. -
- Guten Morgen, Selma. Guten Morgen, Josefine. So wundervoll bin ich noch nie geweckt worden. Ich will mich gern erkenntlich zeigen, Neunundsechzig?-
- Neunundsechzig! -
Inzwischen weiß ich natürlich, was das bedeutet und ohne den Kontakt zu verlieren, bringe ich uns in Position.
"Hmmmm!"
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