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WIEN BEI NACHT - Kapitel 3: Zöpfchen und Zahnspange (fm:Schlampen, 2186 Wörter) [3/8] alle Teile anzeigen

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Veröffentlicht: Jan 20 2021 Gesehen / Gelesen: 7691 / 5709 [74%] Bewertung Teil: 8.45 (11 Stimmen)
Der Herr Doktor und sein Freund Roland beschließen, die Nacht im Nachtklub zu durchtauchen. Das weibliche Publikum erregt Gefallen. Doch wird man angesichts des eklatanten Altersunterschieds einen "Stich" machen können?

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WIEN BEI NACHT

Kapitel 3: Zöpfchen und Zahnspange

Weil die Schuhe sind das allerwichtigste. Beim Fortgehen. Wenn man wo reingelassen werden will. Das schärfen die Clubveranstalter ihren Türstehern immer ein, schauts auf die Schuhe, auf die Schuhe müssts schaun, da sieht man, wer ein Niveau hat, und wer nur ein abgesandelter Schnorrer ist, der den Weibern aufs Duttel glotzen will drei Stunden lang bei einem Mineralwasser. Besonders heikel ist die Gesichtskontrolle, wenn du ein junger Bursch bist. Pickelig und ohne weibliche Begleitung, da bist du nicht gefragt. Und später im Leben, bei der Talfahrt, da ists auch schwer. Dazwischen liegt das Fenster wo du Chancen hast. Aber da sind wir schon vorbei, der Roland und ich. Vor uns und hinter uns in der Schlange lauter hotte Boys und sexy Girls, zum schauen gibt es einiges.

"Seid ihr sicher, dass ihr hier reinwollts? Es ist schon nach der Zeit Im Bild", sagt der glatzköpfige Schließmuskel am Einlass, der Roland schaut steinern geradeaus.

"Schau, Leute wie wir sichern dir hier die Existenz", blaffe ich zum Schließmuskel und bürste mit dem Handrücken über die Stelle auf meinem Sakko wo er mich angetippt hat, "Wir haben ja schließlich Geld zum-"

"Jaja schon gut, rein mit euch, aber ich hab kein gutes Gefühl bei euch Burschen, das sag ich gleich!".

"Pass auf Roland, wenn wir hier einen Stich machen wollen, dann musst du mir jetzt kurz hier das Ruder überlassen!".

Wir haben den Hauptraum mit der Tanzfläche betreten. Die schiere Wucht der Eindrücke muss verarbeitet werden. Eben noch waren wir bei einem Nachtmahl in gedämpfter Stimmung unter gesetzten Erwachsenen - Mehr oder weniger. Und jetzt diese Faustwatsche aus dichter elektronischer Tanzmusik, Menschenlauten und Menschendunst. Ich wende mich wieder zum Roland, ich muss ihm beinahe ins Ohr schreien:

"Vergleich einmal unsere Sackgesichter mit dem Altersdurchschnitt hier drinnen. Da ist bedachtes Handeln gefragt. Schau bitte zum Beispiel nicht ganz so desorientiert drein! Weil nämlich erste Regel, du musst absolute Sicherheit ausstrahlen. Dir gehört nämlich jetzt die Hütte hier, das musst du glaubhaft vertreten! Schau. Wir werden jetzt eins von diesen Stehtischchen besetzen. Und von dort werden wir nicht wegrücken. Der Berg wird zu den Propheten kommen, wirst sehen!

Weil nämlich zweite Regel, überlass den grünen Scheinen das Reden! Wir holen uns eine Flasche Wodka, einen Kübel Eis, Sekt, und zehn red Bull, damit bauen wir eine schöne Alkfestung um uns. Und dritte Regel, auch wenn's komisch klingt: Quatsch zuerst einmal die Typen an. Such dir die jungen lässigen raus, die vernetzt aussehenden, wink ihnen mit dem Flascherl, jeder lässt sich gern einladen. Die fühlen sich bestätigt, wenn ihnen einer von weiter oben in der Hierarchie auf Augenhöhe begegnet. Sag ihnen, sie können gerne ihre Leute dazu holen, da machen wir dann alle Party miteinander. Und im Nu hast du den Tisch voller Hasen, pass nur auf! Du bist dann der Fixstern, um den sich alles dreht, selbst wenn du völlig stumm bist. Hauptsache du schaust wichtig. Und schenkst laufend Wodka aus. Der Alk darf nicht aufhören zu fließen, verstehst du? Und dann brauchst du nurmehr die Augen offenhalten. Weil irgendwann taucht ein scheues Rehlein auf der Bildfläche auf, dem du ein bisschen ihren Papakomplex füttern kannst".

Dass das zumindest im Ansatz genauso klappt, wie ich es dem Roland vollmundig prophezeit habe, ganz ehrlich, das überrascht mich genauso wie dich jetzt. Ein bisschen war ja mein Vortrag auch sowas wie Selbsthypnose gewesen. Eigenblutdoping, wenn du willst. So hab ich mich dermaßen in einen Strudel geredet, dass ich es dann durchziehen musste. Konsequent. Also zumindest Action ist jetzt bei unserem kleinen Stehtisch zur Genüge. Und Action gebiert mehr Action, das hat eine gewisse Eigendynamik. Ein quirliges Grüppchen smarter Jungs und aufgebrezelter Mädels gravitiert jetzt um unseren selbstgezimmerten Alkstern. Dafür hab ich meine Kreditkarte mit zweihundert Euro belastet. Die Typen, alle in leicht vornübergebeugter Haltung, trinken wässriges Heineken in kleinen Flaschen, die Mädels nuckeln an ihren Wodka Red Bulls und streichen sich durchs Haar. Sogar der Roland macht

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