China Girls (7) ... Beginnende Canossagänge ? (fm:Verführung, 4102 Wörter) [7/25] alle Teile anzeigen | ||
Autor: Alexander vonHeron | ||
Veröffentlicht: Jun 08 2021 | Gesehen / Gelesen: 6811 / 5479 [80%] | Bewertung Teil: 9.25 (16 Stimmen) |
Sarah kann sich Richards Verhalten immer weniger erklären und Sandra unterstützt sie dabei |
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kurze Pause, um endlich auch auf sein Handy zu blicken, wo sicherlich hunderte Mails und Whatsapps und dergleichen Nachrichten schon blinken würden. Und wo sich wohl hoffentlich auch Sarah gemeldet hatte, für die er nur Gedanken aber keine weitere Zeit hatte aufbringen können.
Sarah! Mai La? Mai La! Sarah?
Was war gestern nur los gewesen. Was war in seine Frau gefahren? Und das beinahe im wahrsten Sinn des Wortes. Und falls dies auch nur wie ein Hauch einer Beschwerde geklungen hätte, oh NEIN, ganz das Gegenteil war der Fall. Er war ihr wahrlich verfallen, direkt süchtig auf sie, so wie sie gestern erstmals aus sich heraus gegangen war. Hatte sie davor getrunken oder geraucht - ganz egal, was es war.
Er müsste es nur wissen, auf dass dieses Rezept und Aphrodisiakum gar öfter bei ihr zum Einsatz käme.
Es begann schon beinahe zu dämmern, als er sodann endlich mit der ersten Welle der Ermittlungen fertig war. Bis dahin, so kam es ihm vor, hatte er weder gegessen noch getrunken und nur das Gegenteil sich gerade erlaubt. Das mit den Nicht-trinken, stimmte nicht ganz, denn das hatte er beim Händewaschen erledigt, um sein glühendes Gesicht zu kühlen und dann das kalte Nass in Unmengen in sich hinein zu schlürfen.
So, jetzt endlich Zeit für ein mehr als überfälliges Telefonat, in der Hoffnung, nun seine Sarah zu erreichen. Natürlich musste er ein schlechtes Gewissen haben, dass er sich seit dem wunderbaren Erlebnis nicht gemeldet hatte. Und beinahe wie ein Ehebrecher aus dem Bett der Geliebten, so hatte er sich aus dem eigenen Ehebett geschlichen. Er hatte Sarah nicht wecken wollen, war seine begründete Erklärung - nicht Ausrede. Und dann, das würde sie schon verstehen, war er jede einzelne Sekunde verschüttet und hatte sich nicht melden können.
Aber natürlich hatte er ein schlechtes Gewissen, als er dann endlich zu seinem Handy griff.
Wie lange können zwei oder drei Sekunden sein, bis die Verbindung endlich hergestellt wurde. Schon klar, fletschte er halb im wütenden Spaß seine Zähne. Da mussten ja noch die Verbindungen frei geschalten werden zu CND, CIA und CO aktiviert werden, wie auch immer sie hießen und was auch immer sie taten und rechtfertigten, dass sie das taten, was natürlich vehement abgestritten wurden. Mithören, aufzeichnen, aufheben und mittels Algorithmen durchsuchen lassen, big data und Co. Schade, dass er nicht den Navajo Dialekt beherrschte, alleine um damit allen einen Denkanstoß und Schuss vor den Bug zu erteilen. Das wäre für sehr viele wohl wie ein rotes Tuch gewesen, den Geheimcode im Pazifikcode den einen wieder ins Stammbuch zu schreiben oder Salz in noch immer nicht ganz verheilte offene Wunden zu gießen. Nein, die Frage war dann ganz einfach - ob Kanton oder Englisch aber ganz bewusst in jener falsch betonten und singenden Artikulation, dass die meisten native speakers dabei durchdrehten. Er und Sarah hatten sich oft genug schon daraus einen Spaß gemacht, um zwar perfekt richtiges Englisch zu sprechen, das aber durch die unglaubliche Betonung derart zu verdrehen, dass sich beim Zuhörer auch die Ganglien ebenso verhielten.
Drei lähmende Sekunden. Dann erst der erste Ton. Erste Erleichte-rung, die sich einstellte, ein Freizeichen. Das war auch deswegen nicht ganz so normal, weil sie ja oft in ihrer Arbeit das Handy weggeben musste. High Security, High Tech und dergleichen, das war schon alles nachvollziehbar. Ein zweites Freizeichen und ihm wurde langsam kalt und heiß zugleich, wie es ihm den Rücken herab rieselte.
Warum nur, verdammt, so musste er sich fragen, hatte er nicht zumindest ein kleines Zeichen geschickt, ihr ein Signal gegeben? So aber, was sollte er denn sagen, außer ... er war in Arbeit verschüttet und noch immer nicht fertig?
Ein drittes Freizeichen - das war Tortur! Warum hebst du nicht ab, presste er die Lippen fest zusammen und fluchte innerlich.
Dann endlich - ein Stein fiel ihm vom Herzen. Endlich!
"Sarah, endlich ... ich hab dich einfach nicht ... ich bin so froh ... dich zu hören ..."
Ein wenig Stille auf der anderen Seite, fast lähmende, sodass ihn nun ein groteskes schlechtes Gewissen erfasste, dass alles mögliche passiert sein konnte mit seiner Frau. Und dass es auf jeden Fall seine Schuld war, wenn dem so wäre und überhaupt.
"Sarah ... bitte ... was ist los?", würgte er über seine Lippen und fühlte sich mit einem Mal den Tränen nah. Als würde seine Kehle zugeschnürt werden und das Blut sackte ihm ab - aus ganz anderen Gründen als den sonst durchaus üblichen.
Noch einmal eine Stille, wo er im Hintergrund Geräusche vernahm, die auf eine Bar, eine Cafe oder ein Restaurant hindeuteten. Also doch nicht ein dunkles Verlies, wo seine Frau gefesselt und geknebelt sodann von diversen Agenten in die Mange genommen werden würde, um das zu gestehen, was er von ihr ja auch erfahren wollte. Wer war das, der ihr die Visitenkarte gegeben hatte. Und wie konnte sie wissen, dass dieser Mann solch eine Technologie hatte und überhaupt ... zu viele Fragen, von denen es klar war, dass er wohl keine einzige davon via Handy stellen konnte.
Noch einmal sein Flehen "Sarah ... bitte ... sag was. Ich bin's, Richard, dein Mann ... bitte ... jetzt sei doch nicht so!"
Und dann, endlich, gefühlte Ewigkeiten später einer etwas abgehetzt klingende Stimme, die er zwar nicht als jene von Sarah im ersten Moment einordnete. Aber das konnte ja sein, weil sie gelaufen war, den Entführern entronnen, den Killern entronnen ... er konnte gar nicht mehr klar denken, als er eine kurze helle Frauenstimme vernahm.
"Richard, du ...?"
* * * * * * * * * *
Sandra hatte sich schlussendlich doch erbarmt. Das Klingeln war nervig und die ersten Gäste blickten schon vorwurfsvoll zu ihr hinüber. Dabei war es ja gar nicht ihr Handy, sondern das ihrer Freundin. Vielleicht war es Sarah gar nicht aufgefallen, dass sie ihr Smartphone am Tisch zurück gelassen hatte, als sie sich für die Toilette kurz entschuldigt hatte. Wobei kurz auch in gewisser Hinsicht als relativ zu sehen war. Aber es gab immer wieder eine kleinere Schlange vor dem Damenwaschraum - und als solches waren ein paar Minuten schon keine Seltenheit, bis man dann endlich an die Reihe kam.
Ein komischer Tag, in der Tat, total verrückt begonnen, alles Hals über Kopf und dann irgendwie von einer Minute bald schon auf die andere war alles wieder anders. Wenn sie zuvor über Tom geredet hatte, dann konnte sie selbst noch immer nicht glauben, dass er heute nicht mehr da war, sondern zurück nach San Francisco geflogen war. Wie lange, das hatte er auch nicht sagen können - er wirkte ein wenig gestresst und verärgert, hatte das offenbar nicht selbst entscheiden können. Und schon gar nicht in solch einer Hast, dass er gar nicht mehr Zeit hatte, die Koffer zu packen.
"Ich hab ohnehin alles daheim - ein zweites Mal zumindest!", hatte er gemeint und war dann tief rot angelaufen. Etwas, was sehr selten bei ihm passierte. Und auch sonst etwas, was sehr selten war, dass er wirkliche Gefühle zeigte, sich von ihr zu verabschieden. Auch ihr war es keinesfalls egal, dass er nicht mehr da war, auch wenn sie sich über ihn scherzhaft beklagt hatte. Es hatte nicht nur Spaß gemacht, sondern sie hatte auch durchaus ein anderes Leben geführt, solange sie an seiner Seite war. Das heißt, wenn sie Zeit dafür hatten, um etwa in eine Kino zu gehen - wo er sie befummelte, während sie versuchte, der Handlung zu folgen. Oder tolles Essen, ganz vorzügliches, nicht schnell im Gehen und Laufen von einem Stand geholt und hinunter gewürgt, ohne am besten zu sehen, was in der Tüte da verkocht worden war. Ja ... das würde sich ändern. Wie lange? Keine Ahnung?
Er wollte sich so bald wie möglich melden.
Und was der Grund war, er konnte es nicht sagen. Er durfte es nicht sagen und er ... es war verrückt. Vielleicht wusste er es sogar selbst nicht, warum er wahrlich die nächste Maschine hatte nehmen müssen. Das war dann top secret und classified of classified, wie er scherzte.
Das war so geheim, dass es nicht einmal der Präsident wissen durfte, hatte er einst gescherzt. Jetzt war es nicht unbedingt ein Witz, denn er wusste oder sage es nicht.
"Warum darf es nicht einmal der Präsident wissen?", hatte sie sei-nerzeit naiv gefragt, nicht wissend, dass er einen Scherz machte, was bei Tom selten geschah. Nicht dass er ernst war, aber er konnte derart bluffen, dass man ihm alles oder auch nichts glauben konnte.
"Was nicht einmal der Präsident wissen darf - das ist doch klar!"
"Das soll klar sein ...?", hatte sie sich noch gewundert.
"Na ... soll er denn wirklich wissen dürfen, wer seine Frau fickt ...!"
Mit diesen und ähnlichen Scherzchen oder Wahrheiten war es vorerst einmal vorbei. Interessant war natürlich schon, warum Sarah so genau wissen wollte und in sie wahrlich bohrte, ob sie denn eine nähere Ahnung hatte, was los war. Zu dem Zeitpunkt war Tom wohl schon in den Lüften und Richard war mit ihm zum Flughafen gefahren und noch nicht zurück gekommen. Er hatte sich weder bei ihr noch bei seiner Frau gemeldet - ein wenig untypisch, aber es geschah schon, dass er vor lauter Arbeit auf quasi alles vergaß. Mitgeflogen war er ziemlich sicher nicht, denn sie hatte ja noch mitbekommen, wie er alle Hebel in Bewegung gesetzt hatte, um noch ein Ticket zu bekommen.
Das wäre ja eigentliche ihre Aufgabe gewesen, aber ... Und genau das hatte ja auch Sarah gefragt. Wie überhaupt ihre Fragen diesmal subtil in ganz eine andere Richtung gingen als zuletzt.
"Flugbuchung - die hat Richard gemacht? Echt?"
"Ja - schon ... warum denn nicht?"
"Naja - ich dachte, du bist die Sekretärin von Tom. Und das wäre dann doch deine Aufgabe ... oder? Also versteh mich nicht falsch!"
Sie hatte so fatal und frech und herausfordernd gegrinste, dass es wohl Sarah in eben jenem Moment zu dämmern begann. Und es tat gut, auch wenn sie damit gemein agierte, hier quasi der ohnehin in den Seilen taumelnden sodann einen nächsten Haken zu versetzen.
"Und wäre es dir lieber gewesen, wenn Tom es mit Richard auf seinem Schreibtisch getrieben hätte, während ich mich um die Buchung gekümmert hätte ...?"
Sarah war rot angelaufen wie eine Pute, schüttelte den Kopf und zuckte mit ihren Schultern und sah Sandra ganz groß an. Auch wenn Tom weg war, so war er immer noch ein sehr bestimmendes Thema. Sarah ging es mittlerweile aber um vieles mehr, auch zu erfahren, warum denn Tom mit einem Mal quasi geflüchtet war, aber Sandra war vorsichtig. Sie wusste es einerseits wirklich nicht und dann hatte sie sehr wohl auch gelernt, nicht immer alles zu sagen. Ähnlich wie ja Tom agierte - mit der großen Ausnahme, wenn er so richtig befriedigt im Bett lag und virtuell eine Zigarette danach paffte. Das Rauchen hatte er schon länger aufgegeben, das berühmte Gefühl aber hallte in ihm immer noch nach. Dann, ja dann, war er durchaus anfällig, das eine oder andere von sich zu geben, was ihn belastete oder ärgerte. Vielleicht oder sogar vermutlich hätte er ihr es gestanden, warum er fliegen musste, wenn es einen gebührenden Abschied gegeben hätte. Eben einen mit Verabschiedung im Bett und am nächsten Tag dann eben ab nach SF ... so aber. Innerlich ärgerte sie sich ziemlich, dass sie keine Antwort darauf geben konnte und dass Sarah aber auch nicht locker lassen wollte, da es ja Richard in gewisser Weise auch betraf.
Und wenn man es so sehen wollte, dann war sie ja auch fast verlassen worden. Zumindest hatte sich der Schuft noch immer nicht gemeldet, Originalzitat von Sarah. Seit der Früh, irgendwann aus dem Haus geschlichen, als würde er ... als wäre es ein One Night Stand gewesen. Nein, sie wollte darüber nicht ganz reden, was vorgefallen war.
"Nein! Es ist nicht so, dass er irgendetwas nimmt, also Viagra oder so. Ich habe es überprüft, es ist bei ihm offenbar ganz natürlich. Er ist einfach unersättlich. Er ist eine ... geile Bestie ... im Bett! Oder aber - naja, ich hoffe er kommt wieder ... es juckt schon gleich bei mir!"
Dann prustete sie nochmals kurz los, weil sie in dem Moment wohl an die Episode am Schreibtisch und im Büro dachte. "Also wahrlich - nicht nur im Bett. Sondern ... überall. Ja, er will es überall treiben, erschreckend und beneidenswert zugleich!"
Sarah kicherte nicht nur anhand der Vorstellung. "Ich wünschte, wir könnten ihn und Richard irgendwie statistisch mischen, Richard ist immer so müde."
Aber das Lachen der beiden war anders, komplett anders als etwa im gestrigen Gespräch. Und wenn Sandra noch von Tom schwärmte, dann doch auch deswegen, weil sie ihn bildlich gesprochen beinahe noch fühlte. Ganz so wie er gemeint hatte, dass das nun für längere Zeit reichen müsste und eben "one for the road".
Aber es war anders, da schwebte ein Damoklesschwert über zumindest den beiden und sie wussten nicht recht, wie hoch es gehängt war, wie scharf die Klinge war und wen es denn potentiell treffen würde.
Und dann schien sich das Gespräch ein wenig zu verlaufen. So recht über die Fähigkeiten von Tom im Bett zu reden, da hatte Sandra mit einem Mal aus verständlichen Gründen immer weniger Lust, weil ihr erstmals wohl so richtig bewusst wurde, dass Tom in dieser Nacht nicht ihr Bett teilen würde. Und bei Sarah stellten sich ähnliche Gefühle ein, die sie nicht so recht beurteilen und begründen konnte. Dass Richard nach Hause kommen würde, war ihr schon klar, aber dass er sich einfach nicht meldete, wollte sie nicht verstehen. Und sie hatte sich geschworen, dass sie nicht mehr noch ein zehntes oder gar zwölftes Mal ihm was schreiben oder hinauf sprechen würde. Das war sinnlos. Das war falsch und es schaukelte ihre innere Wut nur hoch. Was auch immer ihn daran hinderte, sie war sich trotz allem sehr sicher, dass er alleine sich selbst im Wege stand.
So unrecht hatte sie damit wohl nicht.
Und dann - was tat man wohl, wenn sich das Gespräch in Richtung Banalitäten aufzulösen begann, man aber nicht nach Hause gehen wollte, weil daheim nur die leere Wohnung wartete. Und eben nicht der Ehemann oder der Liebhaber?
Man musste sich die Hände waschen, die Nase pudern, nach dem richtigen Sitz des Lippenstifts sehen, gar nicht so sehr auf die Toilette gehen. Gesicht kurz ins kalte Wasser eintauchen, um eine andere Art der Munterkeit sich so zu verschaffen.
Sarah ging zuerst, ein wenig nachdenklich, ein wenig abwesend wirkte sie, wie Sandra ihr nachsah. So abwesend, dass sie sogar ihr Handy liegen ließ. Aber auf den sanften Zuruf reagierte sie nicht mehr und ihr damit nachlaufen, das wäre wohl übertrieben gewesen.
Was sollte es - die paar Minuten, da würde doch nicht ...
Wie verhext, Gedankenübertragung oder Schicksal. Sie wollte es nicht recht glauben, schüttelte den Kopf und lugte hinüber auf das gar so laut losbrüllende Smartphone. Sie ahnte sogar, wer es denn sein würde, dass dieser Anruf sogar alle Stummschaltbarrieren zu durchbrechen schien, die beim Betreten des Cafes quasi automatisch allen Handys auferlegt wurden. Anfangs hatte sie sich noch gewundert, aber ab einer nicht sichtbaren Lichtschranke, wurden die Smartphones in den Schlummermodus versetzt - und wenn gegen diese Auflage verstoßen wurde, war das peinlich. Da zählte keineswegs, wenn Sandra noch so sehr mit den Schultern zuckte und zu deuten begann, dass das ja gar nicht ihr Telefon war, das hier in einem penetranten Klingelton förmlich explodierte. Da konnte sie gar nicht anders, als das tun, was als Sakrileg galt - an ein fremdes Telefon drangehen.
Dass es ausgerechnet Richard war, schien die wahre Chuzpe zu sein. Da meldet sich dieser Sack - Originalton von Sarah - einen ganzen Tag lang nicht, lässt sie total im unklaren, was los ist ... und dann. Ausgerechnet in der einen Minute, wo sie mal pinkeln muss und rein zufällig ihr Handy liegen lässt, dann ... das darf ja nicht wahr sein.
Deswegen wohl ihr zögerlicher und verärgert klingender Ton und auch weil sich schon viele Gäste mit vorwurfsvollen Blick zu ihr hin umgedreht hatten.
"Richard, du ...?"
Ein wenig verblüfftes Schweigen, ein kurzes Durchatmen, als wäre Erleichterung zu hören und doch voller Stress und Ängstlichkeit.
"Sarah ... du ... oder, was, wer ist ...?"
"Sandra - hi Richard, Sarah ist gerade ... na für ... kleine Mädchen, du weißt schon. Wo bist du, will sie dringend wissen, wie geht es dir."
"Puh - das ist ... naja eine sehr lange Geschichte, aber ... Geht es Sarah gut? Wirklich alles ok bei ihr?"
Naja, was sollte sie sagen. Sie wollte ja nicht die Andeutung davon überbringen, dass Sarah sehr sauer auf ihn zu sprechen war. Das sollte er sich schon selbst mit seiner Ehefrau ausmachen. Und wenn er nicht total auf den Kopf gefallen war, dann musste ihm schon klar sein, dass er mindestens mit einem Strauß Blumen nach Hause kommen musste. Vollkommen egal wann und wie teuer ... und er sollte gefälligst auch die Lieblingsfarbe von ihr wissen. Gelb, falls er das nicht wusste ... hätte sie ihm am liebsten gesagt, auch eher mit nachhaltiger Empörung an der Kopf geworfen. Aber das klang dann ganz anders, wie sie dann ein wenig flötete, den typischen Sandra-Beschwichtigungston auflegend.
"Sarah - keine Sorge ... die ist schon recht ...ok!"
Woher hätte sie auch wissen sollen, was sich binnen einer Minute alles ändern konnte. Die richtige Aussage laut mathematischer Logik wäre wohl gewesen. "Vor einer Minute schien sie noch recht ok, bis auf dass sie fürchterlich angefressen ist auf dich. Und was jetzt los ist, habe ich keine Ahnung ..."
Und falsch war diese Aussage ganz sicherlich nicht.
Verdammt, so eine lange Schlange, ärgerte sich Sarah, wie sie in Richtung Toilette des Cafes ging, immer noch sehr nachdenklich und quasi träumend, wie sie die ganze Situation verarbeiten und beurteilen sollte. Na dann ruf ich eben schnell ein aller letztes Mal, aber wirklich die allerletzte Chance bei Richard an, griff sie in die Handtasche, nur um sich erneut zu ärgern. Ach nein, verdammt, das liegt ja noch am Tisch bei Sandra ... überlegte sie eine Sekunde lang, ob sie umdrehen sollte. Das mit dem Gesicht oder Hände waschen war nicht dringend und die Blase drückte schon überhaupt nicht, also eher zurück zu Sandra und dann ... auch eher ab nach Hause. Es machte keinen Sinn, quasi gegenseitig auf die Männer zu warten, wovon einer ganz sicher nicht heute zurückkehren würde, weil dieser nach ein paar Wochen wieder bei seiner Frau aufkreuzte.
Auch ohne all diese verzwickten Gedankengänge wäre sie wohl nicht viel achtsamer gewesen, denn damit konnte sie weder rechnen noch hätte sie sich das je vorgestellt. Zwar hatte sie im Cafe schon gelegentlich den dumpfen Eindruck gehabt, als würde sie jemand beobachten. Aber das geschah ja öfter, dass man vor allem auf ihren Busen lugte, das wusste sie ja. Oder ihre langen Beine, auch wenn heute der Rock wieder länger ausgefallen war, weil sie früher nach Hause wollte - Stichwort David. Dieses Gefühl der Bewunderung war es aber nicht, welches sie das eine oder andere Mal ganz leicht beunruhigt hatte. Es war wirklich so, als ob sie beobachtet werden würde, ohne dafür einen Grund oder einen Verdacht hegen zu können. Weder wer und schon gar nicht warum. Vielleicht einfach die angespannten Nerven und der Ärger über ihren Mann.
Den Hauch eines schwarzen Schattens glaubte sie noch kurz zu sehen, ehe sie vor Schreck aufschreien wollte. Aber da war es schon zu spät, wie sie in vollem Unglauben zu erkennen begann. Da hatte sich schon eine mit dunklem Leder bekleidete Hand hart über ihren Mund gelegt. Und die andere umfasste ihren Rumpf, riss sie heftig vom Fliesenboden des Gangs weg, hob sich hoch. Und selbst wenn sie zappelte und den ersten unterdrückten Schrei noch losließ und auch versuchte, zu beißen und zu treten, so war sie bereits von allem Anfang an verloren und überwältigt.
Sie hörte noch das Knarren einer aufgestoßenen Tür, vernahm den modrigen Geruch einer Abstellkammer oder eines schlecht durchlüf-teten Lagerraums, in welcher Kartons unordentlich gelagert waren und verschimmeltes Gemüse stank. Dann fühlte sie sich hart gegen die Wand gedrückt, immer noch den Mund fest verschlossen und ihre Hände wurden nach hinten auf ihren Rücken gedreht.
"Schrei nur nicht!", vernahm sie eine leise aber sehr bedrohlich zischende Stimme und etwas Hartes drückte sich in ihren verlängerten Rücken, um diese Drohung zu untermauern.
Teil 7 von 25 Teilen. | ||
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