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Krieg und Liebe: Fernöstliche Liebe (fm:Romantisch, 15536 Wörter)

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Veröffentlicht: May 19 2024 Gesehen / Gelesen: 9880 / 8600 [87%] Bewertung Geschichte: 9.80 (425 Stimmen)
WW2: Ein deutscher U-Boot-Offizier wird in Penang (Malaysia) stationiert und erfährt die Liebe zweier Chinesinnen, die ihm bei Kriegsende das Leben und die Freiheit retten.

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der Seefahrtstradition der Hansestadt in Bremen besonders stark war. Den zweimal wöchentlichen Pflichtdiensten am Mittwochnachmittag mit allgemeiner und politischer Schulung und am Samstag mit sehr viel Sport sowie den kameradschaftsorientierten Wanderungen, Kanufahrten und sonstigen Ereignissen folgte ich durchweg positiv gestimmt. Wir wurden mit großem Geschick auf allen drei Lebensebenen, dem Elternhaus, der Schule und der HJ zu 'guten', folgsamen und gläubigen Nationalsozialisten erzogen.

Bei Kriegsausbruch am 1. September 1939 besuchte ich die Obersekunda, war ein leidlich guter Schüler (Ausnahme schriftliches Deutsch, was meinen Deutschlehrer fast zum Wahnsinn trieb) und sah meine Zukunft nach dem Abitur in der Deutschen Kriegsmarine, was durch die unglaubliche Heldenverehrung der ersten, erfolgreichen U-Boot-Kapitäne wie Günter Priem zusätzlich Motivation erfuhr.

Genauso kam es. Mit dem Abitur meldete ich mich als Kriegsfreiwilliger bei der Kriegsmarine und wurde sofort als Offiziersanwärter eingestuft. Grundausbildung, dann Spezialausbildung mit Dienst an der U-Boot-Schule in Pillau; ein Jahr später ging es am 1. April 1943 zur Marineschule in Mürwick, bis dahin ein kriegsfernes, von vielen Geschichten und Heldentaten der Kriegsmarine und der deutschen U-Boote geprägtes Umfeld, in dem auch das 'Absaufen' der U-Boote der ersten 'Weltkriegshelden' Günter Prien oder Joachim Schepke nur unzureichend in unsere Gedankenwelt vordrang.

Eine Woche vor dem offiziellen Lehrgangsende, mein Ausbildungszug und ich bereiteten uns bereits auf die Versetzung zur U-Boot-Schule in Pillau vor, wo wir auf die in Ausbildung befindlichen U-Boote zur Vorbereitung auf unseren zukünftigen Kampfeinsatz verteilt werden sollten, wurde ich plötzlich aus dem Unterricht heraus in das Büro von Kapitän zur See Hellmich, dem für Personalfragen zuständigen Offizier beim Befehlshaber der U-Boote, bestellt.

"Fähnrich zur See Nordmann", meldete ich mich ordnungsgemäß.

"Rühren Sie und nehmen Sie Platz." Kapitän Hellmich wies mit der Hand auf den vor seinem Schreibtisch stehenden Stuhl. Er hatte vor sich eine aufgeschlagene Personalakte liegen - meine.

Mir schossen tausend Gedanken auf einmal durch den Kopf. Warum hatte man mich zum Stab des BdU gerufen? Mir war nicht bewusst, dass ich irgendetwas ausgefressen hatte.

"Sie haben eine sehr gute Beurteilung hier auf der Marineschule erfahren", begann Kapitän Hellmich das Gespräch und sah mich unmilitärisch freundlich an, fast wie ein wohlwollender Großvater.

"Danke Herr Kapitän."

Er blätterte ein Blatt in der Akte um, studierte einige Eintragungen und schaute mich dann wieder an. "Nach Ihrer Akte sind Sie wahrhaftig ein sprachgewaltiger junger Offizier. Sprechen Sie all die hier aufgeführten Sprachen fließend?"

"Weitgehend, Herr Kapitän. Englisch und Latein sind weitestgehend fließend. Ich bin bis zum zehnten Lebensjahr in eine englische Schule gegangen."

"Und Ihr Chinesisch?"

Ich zuckte mit meinen Schultern. "Als wir aus Shanghai nach Bremen kamen, war ich sicherlich fließend. Jetzt ist es vermutlich etwas eingerostet, ich habe es eine Zeitlang nicht mehr genutzt."

"Wir haben nicht viele Marineoffiziere, die fließend Chinesisch sprechen", kam Kapitän Hellmich auf den Punkt. "Die Kriegsmarine baut in Zusammenarbeit mit unseren japanischen Verbündeten einen eigenen Stützpunkt in Südostasien auf, um von dort Feindeinsätze im Indischen Ozean und in der Arabischen See zu fahren. Der erste Standortkommandant, der zuvor eines unserer U-Boote an die Japaner überführt hat, hat dringend um Unterstützung durch Offiziere mit fernöstlicher Erfahrung und Sprachkenntnissen gebeten." Er schaute mich jetzt direkt und durchdringend an. "Sie beenden heute Nachmittag hier in Mürwik Ihren Lehrgang." Er griff zu einer weiteren Mappe, die auf seinem Schreibtisch lag und entnahm ihr ein Blatt. "Stehen Sie auf und nehmen Haltung an." Ich folgte seinem Befehl, er erhob sich gleichzeitig. "Fähnrich Nordmann. Auf Befehl des Befehlshabers der U-Boote ernenne ich Sie hiermit zum Oberfähnrich zur See. Meinen Glückwunsch, Herr Oberfähnrich. Rührt Euch. Und nehmen Sie wieder Platz."

Kapitän Hellmich entnahm der Mappe ein weiteres Schriftstück und reichte es mir. "Dies ist Ihr Marschbefehl zum U-Boot-Stützpunkt in Lorient. Melden Sie sich am 1. Juli bei Korvettenkapitän Junker auf U-532. Das U-Boot läuft wenige Tage später mit mehreren Einheiten zu unserem neuen Standort auf der malaysischen Halbinsel aus. Sie dienen auf dieser Fahrt als dritter WO und melden sich dann nach Ankunft beim Standortkommandanten für Ihre weitere Verwendung. Gute Reise."

Ich packte umgehend meine Ausrüstung zusammen und nahm noch am Nachmittag den Zug von Flensburg nach Bremen. Ich hatte einen Tag Zeit, mich von meinen Eltern zu verabschieden.

Korvettenkapitän Ottoheinrich Junker hatte mit U-532 bereits eine ausgedehnte Feindfahrt im Nordatlantik absolviert und war zuvor einer der Torpedoexperten der Kriegsmarine gewesen. Er feierte neun Tage nach dem Auslaufen an Bord seinen achtundzwanzigsten Geburtstag und zählte damit zu den älteren und umsichtigen U-Boot-Kommandanten.

Ende August hatte Junker sein Boot und seine Crew umsichtig und vorsichtig durch die gefährliche Passage im Mittel- und Südatlantik geführt, ohne ein einziges Mal einen aktiven Angriff ausgeführt zu haben. Zu stark und gefährlich war die Luftüberwachung durch Engländer und Amerikaner insbesondere von der Insel Ascension, die wie ein unversenkbarer Flugzeugträger auf halbem Weg zwischen Afrika und Südamerika lag. Das Kap der Guten Hoffnung wurde mit weitem Abstand passiert. Im Indischen Ozean setzte das Boot zunächst seine Fahrt bis zum Treffpunkt mit dem Tankschiff Brake östlich von Madagaskar fort, tankte dort auf, versorgte sich mit zusätzlichem Proviant und fuhr dann in sein erstes Einsatzgebiet an der Südspitze Indiens und um die Insel Ceylon herum. Dort angekommen begann das Boot die Suche nach Angriffsobjekten und versenkte innerhalb von zwanzig Tagen drei allein fahrende Frachtschiffe und unternahm einen erfolgreichen Torpedoangriff auf einen gesicherten Konvoi, was der Besatzung zum ersten Mal die beängstigende Erfahrung eines Gegenangriffs mit Wasserbomben bescherte. Der letzte Angriff auf einen Tanker erzeugte zwar ein gigantisches Feuer, aber die Engländer waren in der Lage, das schwer beschädigte Schiff in einen indischen Hafen zu manövrieren.

Nahezu ohne Torpedos und mit reduzierten Treibstoffmengen lief U-532 am 30. Oktober 1943 an seinem Zielort in Penang ein.

Ein deutscher Kriegsmarinestützpunkt in Fernost

Gemäß meines Marschbefehls, den Korvettenkapitän Junker natürlich bestens kannte, meldete ich mich bei ihm zügig nach dem Einlaufen ab und meldete mich beim deutschen Dienststellenleiter Kapitänleutnant Grützmacher. Dieser war kein U-Bootfahrer, sondern war als Kommandant des Hilfskreuzers Michel nach Penang gekommen, dessen Mannschaft zusammen mit der Crew von U-511, dem U-Boot-Geschenk an die japanische Marine, die wesentliche Besatzung des Marinestandortes darstellte.

"So, Sie sind der versprochene Wunderoffizier, der fließend Chinesisch spricht?" begrüßte mich der KaLeu frohgestimmt. "Warum beherrschen Sie die Sprache?"

"Ich bin in Shanghai als hanseatischer Kaufmannssohn geboren und dort meine ersten zehn Lebensjahre aufgewachsen."

"Sehr gut. Das heißt, dass Sie gewöhnliches Alltags-Chinesisch verstehen und sprechen?"

"Ja. Ist zwar bestimmt etwas eingerostet. Aber ich habe mich nach unser Rückkehr immer mit unserer Köchin und unserem Hausmädchen, die meine Mutter von Shanghai nach Bremen mitgenommen hatte, auf Chinesisch unterhalten."

"Sehr gut!" klatschte der KaLeu in seine Hände. "Wirklich sehr gut."

"Darf ich fragen, warum Sie ausgerechnet nach einem Marineoffizier mit Chinesisch-Kenntnisse gefragt haben?"

Kapitänleutnant Grützmacher wurde ernster und beugte sich über beide Ellenbogen auf seinem Schreibtisch nach vorn. "Weil wir unser Schicksal und unsere Arbeit hier in Penang in unsere eigene Hände nehmen müssen. Dies war bis 1941 ein englischer Marinehafen, eine Festung sogar, genannt George Town; die Japaner haben den Ort in Tojo-To umgetauft als die ganze malaysische Halbinsel und Singapur erobert haben. Sie werden die japanische Offiziere beim Begrüßungsbankett noch kennenlernen. Sehr gute Kameraden, aber eben Japaner, also die neuen Herren. Wir werden von ihnen versorgt, angesichts der offensichtlichen Versorgungsprobleme der Bevölkerung hier sogar gut versorgt. Aber um unsere Boote wieder einsatzfähig zu machen, fehlt es praktisch an allem, außer Treibstoff. Hier auf der Insel Penang, aber auch auf der anderen Seite des Festlandes sind Handel und Gewerbe fest in chinesischer Hand. Seit Jahrhunderten. Und daran haben auch die ethnischen Restrukturierungsmaßnahmen, die die Japaner nach der Eroberung vorgenommen haben, wenig geändert. Die Malaien stellten drüben auf dem Festland die Oberschicht, das war das Sultanat Kedah, bevor die Briten die Region zur Kronkolonie gemacht haben."

Ich muss den Kapitänleutnant etwas ungläubig angeschaut haben, denn plötzlich reagierte er etwas unwirsch. "Man hat Ihnen anscheinend bei ihrem Marschbefehl nichts darüber gesagt, was Sie hier tun sollen, wie?"

"Ehrlich gesagt, nein. Man hat mich auf der Marineschule in Mürwik plötzlich aus dem Unterricht geholt, meinen Lehrgang für "erfolgreich beendet" erklärt und mir mitgeteilt, dass ich mich eine Woche später in Lorient an Bord von U-532 zu melden habe, um nach Penang abzureisen. Das ist eigentlich alles, was ich weiß."

"Großartig, wirklich großartig." Kapitänleutnant Grützmacher lachte laut auf. "Unsere Marinekriegsführung handelt immer überlegt und mit guter Vorbereitung." Er lachte weiter. "Genau das ist der Grund, warum wir einen Mann wie Sie hier so dringend brauchen. Für die Zusammenarbeit mit den Japanern haben wir ganz ordentliche Dolmetscher. Aber wenn wir versuchen, über unsere Verbündeten beispielsweise etwas in einer chinesischen Werkstatt herstellen zu lassen, weil wir dies Ersatzteil nicht auf Lager haben", er lachte wieder laut, "und das ist bei vielen Teilen der Fall, dann kann man das vergessen. Der passive Widerstand unter Nutzung der Sprachbarriere ist gewaltig. Für einen japanischen Offizier ist es unter seiner Würde, Chinesisch zu sprechen. Und mit Repression und Gewalt bewegt man gar nichts. Mein Plan ist, dass wir uns in Zukunft für alles was wir brauchen, selber kümmern können. Und das wird Ihre Aufgabe sein: Beschaffung von allem und jedem, was wir benötigen." Er deutete mit dem Zeigefinger auf mich. "Bauen sie uns ein Beziehungsnetz zu den chinesischen Manufakturen und Händlern auf und besorgen Sie uns, was wir für unsere Boote und ihre Crews benötigen. Wenn sie so wollen: von aus dem Vollen gedrehte oder gefeilte Teile für unsere Schiffsdiesel bis hin zu freundlichen asiatischen Mädchen, die wir für unsere jungen Crews bei ihrem mehr oder weniger kurzen Landurlaub benötigen. Verstanden?"

Ich nickte. "Und wie?"

"Sie gehören ab sofort zu meinem Stab und beziehen ihr Büro direkt auf der anderen Seite vom Korridor." Er lachte mich an. "Und dann kann ich Ihnen versichern, dass ihre Arbeit sich schneller auf ihrem Schreibtisch stapelt als sie sich vorstellen können."

"Gut. Ich werde tun, was ich kann." Kapitänleutnant Grützmacher drückte einen Knopf und es erschien sein Adjutant. "Zeigen Sie bitte Oberfähnrich Nordmann sein Quartier, damit er seine Ausrüstung von Bord holen kann." Er schaute mich an. "Und Sie sehe ich in zwei Stunden zum Dienstantritt."

Damit war mein Stellungswechsel vom aktiven Marineoffizier zur See in die Verwaltung eines Marinestützpunktes besiegelt.

Das Begrüßungsbankett für die Mannschaft von U-532 war in der Tat freundschaftlich-kameradschaftlich mit reichhaltigem Essen und genügend Bier und Schnaps. Dies war insbesondere für unsere Crew nach mehr als 120 Tagen auf hoher See ziemlich herausfordernd. Trotzdem zog ein nicht kleiner Teil der Mannschaft unter japanischer Führung in die etablierten Freudenhäuser von George Town, die die japanische Armee für ihre sogenannten 'Comfort Women' eingerichtet hatten.

"Sind diese Bordelle tatsächlich von der Imperial Army organisiert?" fragte ich einen jungen Leutnant zur See des ehemaligen Hilfskreuzers Michel, der unter dem Kommando von Kapitänleutnant Grützmacher mit in Penang geblieben war.

"Und wie", lachte Leutnant Victor Hageboom mich an. "Militärisch organisiert und überwacht. Soll das Risiko von Spionage, ungebührlichem Verhalten von Soldaten gegenüber Zivilisten sowie Krankheiten vermindern. Das heißt, dass die japanischen Feldärzte die Frauen häufig kontrollieren. Zudem organisiert die Armee den ständigen Zustrom an frischen Damen."

An diesem Abend sollte ich noch viel über die Organisation unseres japanischen Verbündeten lernen. Wir waren nach dem Bankett gemäß unseren Dienstgraden in drei Gruppen aufgeteilt worden: Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften. Genauso waren auch die Comfort-Women-Häuser aufgeteilt - als Oberfähnrich zur See war ich als unterster Dienstgrad im Offiziershaus zugelassen. Unerfahren wie ich war, blieb ich zunächst in einer passiv-beobachtenden Haltung und registrierte verblüfft, dass sowohl die japanischen Offiziere als auch die deutschen Offizierskameraden, die anscheinend schon länger die 'Spielregeln' in Penang kannten, sehr schnell aus dem Angebot von unterschiedlichen asiatischen Frauentypen auswählten. Es gab im Grundsatz drei Frauentypen: Chinesinnen, die ich sofort anhand ihrer Sprache identifizierte, malaysische Frauen, die problemlos an ihrer dunkleren Hautfarbe identifizierbar waren und andere Asiatinnen, die ich nicht näher zuordnen konnte.

Ich war jetzt gerade zwanzig Jahre alt, hatte einen 'Erfahrungsschatz' von gerade zwei Besuchen in Hafenbars und Bordellen in meinen deutschen Standorten hinter mir und war nun inmitten eines professionell organisierten Bordellbetriebs, der mich in diesem Moment absolut überwältigte. Aber wir waren von unseren japanischen Alliierten eingeladen und niemand, erst recht nicht ich als jüngster Offizier, konnte sich dieser Einladung entziehen. Irgendwann schaltete sich mein Gehirn mehr oder weniger aus und genoss die anziehenden und anmachenden Berührungen zweier junger Chinesinnen, die sich rechts und links von mir platziert hatten.

Inmitten dieses Bordelltrubels hatte ich plötzlich einen irgendwie erleuchtenden Bewusstseinsblitz als sich die beiden mich umschmeichelnden Frauen mit wenigen Worten kurz unterhielten. "Ich verstehe ja, was sie miteinander sprechen!"

"So ein feiner, junger Deutscher", hatte die eine Frau zur anderen gesagt. "Ob der ein richtig guter Liebhaber sein wird?"

"Wäre schön. Die Japaner behandeln mich immer wie ein Stück Fleisch."

Jeder Außenstehende hätte diese leise gesprochenen Sätze nicht verstanden, weder sprachlich noch inhaltlich. Aber ich erahnte zum ersten Mal meinen ungeheuren Vorteil, von Kindesbeinen an mit dieser Sprache vertraut zu sein.

Ich war der letzte Verbliebene unserer Gruppe von insgesamt zwölf Offizieren, der den Weg vom allgemeinen Kontaktraum in ein räumlich sehr begrenztes Separee mit einer auf dem Boden liegenden Matratze antrat. Aber ich hatte den 'Vorteil', dass beide Chinesinnen mit mir mitgingen. Es war ein merkwürdiges Erlebnis, dass ich erst im Laufe der kommenden Jahre verstehen sollte. Die japanischen Soldaten - egal welchen Dienstgrades - behandelten die Comfort-Women fast immer wie Fickfleisch. Vergewaltigungsartiger, dominant-beherrschender Sex mit Schlägen und offener Brutalität waren häufig die Norm, insbesondere wenn es sich bei den Frauen um Chinesinnen oder Koreanerinnen handelte. Und ich unerfahrener, jungenhafter Deutscher wollte nun erotisch stimuliert und verführt werden. Das ging gehörig daneben, denn meine beiden Begleiterinnen wussten nicht so richtig, was sie mit mir anfangen sollten.

Immerhin ließen die sinnliche Stimulation, der Geruch und die körperliche, massierende Berührung durch meine beiden Comfort-Damen meine jugendliche Männlichkeit so weit empor kommen, dass sich die beiden Frauen lobend und anerkennend über meinen harten Schwanz ausließen.

"Wie groß der wird", freuten sie sich gegenseitig und sprachen sich dann ab, wer zuerst das gute Stück in sich aufnehmen sollte. Die etwas größere Chinesin hatte wohl den Vorrang, jedenfalls legte sie sich irgendwann herausfordernd neben mich, öffnete ihre Beine und forderte mich auf, mich auf sie zu legen und mich in ihr zu versenken. Ich nahm die Aufforderung an, aber ausgehungert von der langen Reise war der nun beginnende Fick alles andere als eine fantasievolle, erotische Vorstellung. Nach wenigen Minuten spritzte ich eine lang aufgestaute Ladung tief in sie hinein.

Kurze Zeit später saß ich wieder in dem großen Kontaktraum, die meisten Offiziere unserer Gruppe waren ebenfalls schon zurückgekehrt und tranken noch ein Bier. Manch prahlerisches Wort über ihre sexuellen Heldentaten und die Künste ihrer asiatischen Geliebten der Nacht flog hin und her. Meine Ohren jedoch erhaschten aber auch die Worte zwischen den Frauen, die augenscheinlich von mir als einzigem verstanden wurden. Und diese Kommentare waren deutlich weniger schmeichelhaft.

Ich arbeite mich schnell in den Führungsstab des improvisierten U-Boot-Stützpunktes ein. Von den vier Booten der ersten Monsun-Welle, die es bis Penang geschafft hatten, war mit U-183 bereits eins nach Singapur weitergefahren. Aber die Leitenden Ingenieure und Obermaschinisten der drei verbliebenen Boote hatten eine lange Liste von Ersatzteilwünschen, die sie mir und Martin Haack, dem vormaligen Maschinenoffizier des Hilfskreuzers Michel, in die Hand drückten und die wir nun fern der Heimat ohne Hoffnung auf schnelle Ersatzteillieferungen abarbeiten sollten.

Nach Rücksprachen mit den verbliebenen japanischen Maschinenoffizieren in Penang, die wenig ergiebig waren, saßen Martin und ich einen ganzen Tag in unserem schwül-warmen Büro und machten uns unseren eigenen 'Schlachtplan'.

"Wir brauchen Kontakte zu Maschinenbetrieben, mechanischen Werkstätten und Eisen- beziehungsweise Kupferlegierungsgießereien", schrieb Martin als höchste Priorität auf unsere Liste.

"Ich vermute mal, das Gewerbe ist fest in chinesischer Hand", dachte ich laut nach.

"Soweit ich das nach meinen wenigen Wochen hier beurteilen kann, ja." Martin Haack hob hilflos seine Arme. "Aber ich kann kein Chinesisch und unsere Dolmetscher können keine Maschinensprache übersetzen.

"Deshalb bin ich ja hierher kommandiert worden. Bin zwar auch kein Maschinenbauer, aber wenn man mir auf Deutsch erklärt, was wir genau brauchen, denke ich, dass ich etwas bewegen kann."

"Da musst Du aber vorsichtig sein. George Town alias Tojo-To ist vermutlich voller Spione. Die Engländer waren lang genug hier, um unter den Chinesen und Malaien genügend Freunde zu haben. Wir mussten in den ersten Wochen sogar in Zivilkleidung herumlaufen, um unsere Aktivitäten zum Aufbau eines deutschen Stützpunktes zu tarnen. Mit der Ankunft der ersten Boote ist dies nun auch für den blindesten Spion offenkundig geworden, deshalb dürfen wir jetzt unsere Tropenuniform tragen."

In den kommenden drei Herbstwochen war Oberfähnrich zur See KaWe Nordmann täglich auf Erkundungstour durch das chinesische Handwerker- und Wohnviertel, lediglich begleitet von einem Fahrer und einem Matrosenobergefreiten, der wegen einer Erkrankung U-183 verlassen hatte und nun im Stab arbeitete. Zu Beginn der zweiten Woche fand ich das, was ich suchte: einen geradezu idealen Maschinen- und Werkstattbetrieb mit kleiner Eisengießerei. Es kam noch besser: der chinesische Besitzer des Familienbetriebes, der mir zunächst sehr vorsichtig gegenübergetreten war und sich zurückhaltend als 'Liang Jin' vorgestellt hatte, taute schnell auf, als ich ihn auf Chinesisch ansprach.

"Unser Betrieb ist von meinem Großvater gegründet und von meinem Vater ausgebaut worden", erläuterte Liang Jin während des Werksrundgangs stolz. "Wir hatten sogar zwanzig Jahre lang eine kleine Werft unten im Hafen. Deshalb verstehen wir etwas von Schiffen und Booten. Die Werft haben die Japaner konfisziert und nutzen sie jetzt selbst."

Ich lernte bei dem Rundgang ebenfalls die drei Söhne des Besitzers kennen, die allesamt wie Schichtmeister die verschiedenen Produktionsbereiche führten.

"Die Engländer haben uns ziemlich schmählich im Stich gelassen", gab sich Liang Jin erstaunlich offen, nachdem wir sein Büro erreicht hatten und Tee serviert bekommen hatten. "Innerhalb von wenigen Tagen waren sie alle weg und wir konnten zusehen, wie wir uns mit unseren neuen Herren arrangieren." Er holte tief Luft und stöhnte etwas. "War und ist wirklich nicht einfach. Wir Chinesen stehen im japanischen Ansehen nur knapp oberhalb von Nutzvieh; unsere Frauen manchmal sogar auf derselben Stufe." Diese schon erstaunlich mutigen Bemerkungen waren aber die einzigen privaten Ausführungen des Werksbesitzers.

In technischer Hinsicht wurde ich mir mit Liang Jin schnell einig. Eine ganze Reihe von Positionen auf der Maschinisten-Wunschliste konnte der Betrieb nach entsprechenden Vorgaben oder Modellstücken herstellen. "Wenn Sie wollen, können wir auch Kleinserien produzieren", erläuterte Liang Jin. "Das füllt Ihr Vorratslager auf und wir können effektiver arbeiten."

In den darauffolgenden zwei Wochen fuhr ich mit diversen Musterstücken und bemaßten Zeichnungen jeden zweiten Tag zum Betrieb der Familie Liang. Die drei im Hafen liegenden U-Boote sollten alle Anfang Januar wieder auslaufen und mussten bis dahin von ihren Mannschaften mit Bordmitteln ertüchtigt und vorbereitet werden.

Anfang Dezember rief Kapitänleutnant Grützmacher seinen kleinen Offiziersstab zu einer Sonderbesprechung zusammen. "In drei Wochen ist Weihnachten und wir haben neben unserer eigenen kleinen Einheit rund 150 Marinesoldaten in unserem Stützpunkt. Organisieren Sie für uns alle ein ordentliches Weihnachtsfest. Ist für viele vermutlich einmalig, Weihnachten in den Tropen bei feucht-warmer Luft und mehr als 30°C zu feiern. Aber auf Wachskerzen am Weihnachtsbaum müssen wir wohl nicht achtgeben. Es gibt hier keine." Der Standortkommandant verteilte nun eine Vielzahl von Einzelaufgaben. Allein das gemeinsame Weihnachtsessen von rund 200 Mann war eine logistische Herausforderung; dazu kamen kühn kalkulierte 600 Liter Bier und ausreichende Möglichkeiten zur weiblichen Entspannung. Bei den beiden letzten Positionen zeigten sich unsere japanischen Alliierten sehr kooperationsbereit. Sie hatten natürlich keine Weihnachtsvorbereitungen zu treffen und wir konnten diese Kooperationsbereitschaft durch Einladungen an wichtige und entscheidende Offiziere belohnen.

Unsere Weihnachtsfeier unter ungewöhnlichen tropischen Umständen war zunächst sehr deutsch mit gemeinsamen Weihnachtsliedern, die von zwei Akkordeon begleitet wurden, einem guten dreigängigen Essen und reichlich Bier. Wären nicht alle Anwesenden in korrekter Tropen-Uniform gewesen, hätte man die Gesellschaft auch für einen großen Männergesangsverein in einer äquatornahe Kolonie halten können. Mit zunehmendem Alkoholspiegel wurde die rein männliche Weihnachtsgesellschaft langsam zunehmend lockerer und undisziplinierter, insbesondere weil die Marinesoldaten der drei deutschen U-Boote wussten, dass sie in wenigen Tagen wieder für teilweise sehr lange Reisen auslaufen würden. Die Japaner hatten vorgesorgt und zum Anlass des deutschen Weihnachtsfestes ihre Freudenhäuser für ihre Alliierten quasi reserviert. So fand auch ich mich in Begleitung der meisten deutschen Offiziere und unserer japanischen Festgäste zur späteren Stunde im Freudenhaus der Offiziere mit ihren ausgesuchten Komfortdamen wieder.

Meine beiden Liebespartnerin meines ersten, etwas frustrierend schnellen Besuchs und ich erkannten uns sofort wieder. Es reichte ein längerer Blickkontakt und ein leichtes Nicken und beide Chinesinnen saßen nach wenigen Augenblicken auf den Seitenlehnen des Sessels, in dem ich Platz genommen hatten. Nach einigen anschmiegsamen, körperlichen Schmeicheleien versorgte mich die kleinere Frau mit einem erstaunlich kühlen und erfrischenden Bier, während die größere Frau mir chinesische Worte ins Ohr flüsterte.

"Wie wunderbar, dass mein schöner, junger deutsche Offizier wieder zu mir gekommen ist", schmeichelte sie mir, ohne zu wissen, dass ich jedes ihrer Worte verstand. Noch wollte ich mich nicht zu erkennen geben. "Ob er heute ein wirklich guter Liebhaber sein wird?" Diese Frage war jetzt für mich schon etwas peinlich, erinnerte sie sich anscheinend so gut wie ich selbst an meinen schnellspritzenden Besuch des letzten Mal.

Auch ihre Freundin erzählte mir fröhlich Liebeleien ins andere Ohr. Die beiden Frauen hatten wirklich keine Ahnung, dass unter ihren ausländischen Offiziersgästen tatsächlich ein Mann mit Sprachkenntnissen saß. Wie üblich sorgten zwei deutlich ältere Frauen für die Organisation und übersetzten dort, wo notwendig, Japanisch ins Chinesische oder Malaiische. Wir hatten unseren japanisch-deutschen Dolmetscher dabei, der dann mehr schlecht als recht weiterhalf. Für die meisten Anwesenden war dies aber auch nicht weiter notwendig. Es war schnell klar, wer was von welcher Frau wollte und so leerte sich der zu einer Terrasse hin offene Kontaktsalon zügig.

Auch ich hatte mich bis dahin mit meinen beiden Damen nur pantomimisch verständigt. Als wir uns aber in dem Separee vor der auf dem Boden liegenden Matratze liebkosten, die Frauen entkleideten mich von meinen wenigen Uniformstücken mit viel Geschick bevor sie sich selbst freimachten, konnte ich nicht umhin, eine erste Frage auf Chinesisch zu stellen:

"Ich bin KaWe. Und wie heißt ihr beide?"

Die beiden Frauen schauten mich zunächst erschrocken und ungläubig an. "Du sprichst Chinesisch? Ein Deutscher spricht Chinesisch? Wieviel verstehst Du?"

Ich grinste verschmitzt. "Alles. Ich bin in Shanghai aufgewachsen."

"Oh." Die beiden Frauen schlugen sich ihre Hände vor den Mund. Zunächst war jede erotisch-sexuelle Atmosphäre verpufft, aber dann kam die größere Frau wieder zu mir und schmiegte sich regelrecht an, während sie mit geübtem Griff nach meiner halbsteifen Männlichkeit griff. "Ich bin Lian und das ist meine Kusine Chen. Es ist schön, einmal mit einem unserer Besucher auch sprechen zu können." Dabei küsste sie mir auf den Mund, was beide Frauen bisher vermieden hatten.

Die nächste knappe Stunde sprachen wir trotzdem nur sehr wenig miteinander. Dazu waren wir viel zu sehr mit uns selbst beschäftigt. Nach wenigen erläuternden Worten gönnten Lian und Chen mir abwechselnd ein asiatische Vollkörpermassage, die mich massiv anregte und erregte. Mein bestes Stück stand in aller Pracht aufrecht empor und warte nur darauf, jetzt zum Zentrum der weiblichen Behandlung zu werden. Deshalb übernahm ich jetzt ganz direkt und für die beiden Frauen in überraschender Weise das Kommando.

"Ich möchte, dass ihr wie bei Eurer Massage auf mir bleibt und auf meinem Schwanz und meinem Mund und meiner Zunge reitet." Ich hatte die Erinnerung an meine einzige Doppelnummer in französischer Liebe und konnte mir jetzt gut vorstellen, dass dies mit Lian und Chen noch erheblich mehr Spaß machen könnte.

Genauso kam es. Ich hielt diesmal erheblich länger durch und spürte, dass es den beiden Chinesinnen begann, ebenfalls Spaß zu machen. Jedenfalls wurden sie beide zunehmend beredter und lauter; Lian, die nun mit Schwung auf meinem Schwanz auf und ab turnte, quiekte regelrecht und begann, mit ihren Kontraktionen mein bestes Stück regelrecht zu melken. Da auch Chen die Pussybehandlung mit Mund, Zunge und Nase spür- und hörbar genoss, waren wir drei jetzt an dem Punkt angekommen, einfach wild Liebe miteinander zu machen. Wir erreichten alle drei kurz hintereinander unseren Höhepunkt, bei mir ganz sicher, weil ich Lian mit einer gewaltigen Spermamenge regelrecht vollfüllte. Und Chen hatte mir eine Menge von ihrem Liebessaft kredenzt, so dass ich überzeugt war, diesmal beide Frauen ebenfalls ordentlich bedient zu haben.

Zu guter Letzt lagen wir sicherlich noch zehn Minuten schweißnass und eng umschlungen auf der Matratze und kühlten, so gut es ging, uns auf streichelnde Weise ab.

"Kommst Du wieder?" flüsterte mir Lian zum Abschied ins Ohr, nachdem die älteren Offiziere in Kontaktsalon das Kommando zum Aufbruch gaben.

"Wenn ich es einrichten kann, gerne", antwortete ich. "Ich bin jetzt hier stationiert und fahre nicht mit den Booten wieder fort."

"Das ist schön", hauchte mir Lian noch einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Ich warte auf Dich."

Dann war dies ungewöhnlichste Weihnachtsfest meines bisherigen Lebens zu Ende.

Hatte das Weihnachtsfest schon den Charakter eines fernöstlichen Gelages gehabt, konnte man den Verlauf des Silvesterabends eigentlich nur mit dem Begriffen 'zügellos' und 'orgiastisch' beschreiben. Die Bootsbesatzungen von U532 und U188 wussten bereits, dass sie wenige Tage nach dem Neujahrsfest wieder zu sehr langen Fahrten aufbrechen würden. Ihre Boote waren maschinentechnisch vorbereitet und wurden gerade mit Torpedos, allem Proviant und im Falle von U188 mit kriegswichtigen Rohstoffen - Zinn, Wolfram, Kobalt usw. - bis an die soeben noch akzeptable Traglastgrenze beladen. Somit war für diese Besatzung klar, dass es neben einer Jagd auf Frachtschiffe in Indischen Ozean auf eine sehr lange und gefährliche Rückreise zurück nach Europa gehen würde.

Ich hatte am Silvestertag zusammen mit Martin Haack und den Leitenden Ingenieuren der beiden U-Boote so viel Arbeit zu erledigen, dass wir nach einem schnell im Stehen vertilgten Abendessen noch bis tief in den Abend arbeiteten. In der Zwischenzeit hatte sich der größte Teil der deutsche Marinesoldaten bis an den Stehkragen betrunken und war - sofern überhaupt noch 'einsatzfähig' - unter Begleitung unserer ebenfalls stark angetrunkenen Alliierten in die Freudenhäuser abgezogen. So saßen wir zusammen mit unserem Standortkommandanten, Kapitänleutnant Grützmacher, um 23 Uhr in kleiner Runde auf der Terrasse unseres improvisierten Casinos und genossen ein leidlich kühles Bier.

"Unsere japanischen Freunde haben uns drei ehemals englische Kaufmannsvillen als standesgemäßes Quartier für die Offiziere der Standortführung angeboten", berichtete Grützmacher der Runde. "Ich habe das Angebot bereits angenommen, damit wir unser Leben hier in Penang endlich ordentlich organisieren können."

"Sehr schön", war unsere wie im Chor kommende Antwort. "Richtige Betten und ein geordneter Haushalt ist für die kommenden Monate extrem wünschenswert."

"Sehe ich genauso", nickte Grützmacher. "Auf Dauer geht einem so ein improvisiertes Feldlager auf den Geist. Erst recht bei diesem tropischen Dauerklima." Er schaute ruhig in die Runde. "Ich habe mir das wie folgt gedacht: ein Haus für die jüngeren Offiziere, also Oberleutnant Haack, Leutnant Hageboom, Oberfähnrich Nordmann, ein Haus für die älteren Offiziere und ein Haus, in dem ich Quartier nehmen werde und das gegebenenfalls auch unser Gästehaus für Kommandanten und höherrangige Offiziere wird."

"Und wie organisieren wir die Häuser hinsichtlich Hauswirtschaft und so weiter? Wir verfügen hier ja über keine Mannschaftsdienstgrade als Ordonnanzen." Martin Haack dachte wie immer ganz pragmatisch.

"Ganz einfach. Genauso wie es unsere japanischen Freunde machen. Die haben chinesische oder malaiische Frauen für die Küche, die Hauswirtschaft und andere Dienstleistungen, die man von Frauen erwartet."

"Und wie beschaffen wir die Frauen?" Ich erwartete instinktiv, dass diese Aufgabe wie so viele andere Beschaffungsaufgaben wieder mir zufallen würde."

Ich hatte richtig geraten. "Die richtige Frage von richtigen Mann." Grützmacher grinste. "Herr Oberfähnrich, ganz einfach. Sie gehen übermorgen zu Oberstleutnant Suzuki, melden unseren Personalbedarf an und wählen dann mit ihm zusammen das Personal aus." Er nickte mir freundlich zu. "Wir können die drei Häuser ab übermorgen in unseren Besitz nehmen, dann überprüfen Sie, was an Einrichtung fehlt und kümmern sich neben dem Personalbedarf um diese Gegenstände. Wir wollen spätestens eine Woche später einziehen, wenn es geht früher. Ist vermutlich auch in ihrem eigenen Interesse."

Damit waren die Hausaufgaben verteilt. Der Rest des Abends ging mit ein paar Bier mehr zu Ende. Um zwölf Uhr beglückwünschten wir uns reihum.

"Ich glaube, wir haben einen der interessantesten Dienstplätze der Kriegsmarine und hoffe, dass diese Runde hier auch am Ende des gerade beginnenden Jahres wieder gesund und munter zusammenkommt", brachte der Standortkommandant einen Toast aus. Dann ließ die Runde die Reichsführung hoch leben und sang das Deutschland- und das Horst-Wessel-Lied.

Zwei Tage später lernte ich im Eiltempo, wie unsere japanischen Alliierten ihr dauerhaftes Alltagsleben in den eroberten Gebieten Südostasiens organisiert hatten. Oberstleutnant Suzuki holte nach einer kurzen Begrüßung Oberfeldwebel Kobayashi zum Gespräch hinzu, von dem ich bereits wusste, dass dieser bereits ältere Stabsunteroffizier in Praxis alle Beschaffungsbeziehungen der Japaner in Penang in seinen Händen hielt. Mit Hilfe unseres Dolmetschers arbeiteten wir unsere Personal- und Sachwunschliste durch, was im Allgemeinen mit dem Kommentar "kein Problem" versehen wurde.

"Hinsichtlich des Haus- und Küchenpersonals werden wir Ihnen die gewünschte Anzahl an Bediensteten in drei Tagen überbringen" kündigte der Oberfeldwebel an. "Sagen wir um 10 Uhr in dem zukünftigen Sitz Ihres Standortkommandanten. Dort können Sie dann die Verteilung auf Ihre Offiziershäuser selbst vornehmen." Dann schaute er noch einmal auf die Liste. "Hinsichtlich der gewünschten Komfort- und Gesellschaftsfrauen schlage ich vor, dass Sie und Ihre Offizierskollegen unter den Frauen unserer beiden Offiziershäuser selbst auswählen und mir in drei Tagen eine Namensliste geben. Ich organisiere dann alles." Er grinste. "Wir haben keine Nachschubprobleme, die dann fehlende Zahl an Frauen wieder aufzufüllen."

"Ihr Personal wird dann die Bedienstetenquartiere der englischen Hausangestellten bewohnen", ergänzte Oberstleutnant Suzuki. "Sie sind dann dafür verantwortlich, dass Ihnen niemand abhanden kommt." Er schaute mich durch seine kleine, runde Brille durchdringend an. "Wir wollen keine Unordnung haben."

Ich hatte verstanden. Direkt danach gab ich meinen Bericht über das Gespräch bei Kapitänleutnant Grützmacher ab.

"Ausgezeichnet mein lieber Oberfähnrich. Sie haben diplomatisches Geschick. Versorgungsgespräche mit unseren Verbündeten sind zumeist langwierig und kompliziert. Sie sind schneller zu einem tragbaren Ergebnis gekommen als ich erwartet hatte. Ich werde mir das für künftige Gespräche und Aufgaben merken."

Zwei Tage später, am 4. Januar, lief mit U-532 das erste unserer U-Boote Richtung Singapur und der Inselwelt Südostasiens aus. Am selben Abend besuchten wir Offiziere der Standortstammmannschaft das uns mittlerweile bekannte Freudenhaus für Offiziere, um endgültig unsere Personalauswahl für unsere Haushalte zu treffen.

Ich hatte mir bereits fest vorgenommen, wen ich für meinen Haushalt und letztendlich für mich selbst nominieren wollte. Aber ich hatte nur halbes Glück, denn von meinen beiden Lieblingsfrauen war lediglich Lian anwesend und kümmerte sich nach einem kurzen Wink meinerseits besonders liebevoll um mich. Diesmal zählten wir zu den ersten Paaren, die sich in die Separees begaben.

"Wir müssen etwas Dringendes bereden", erläuterte ich meiner Wusch-Geliebten, die sich bereits daran gemacht hatte, mich im Stehen liebevoll auf Touren zu bringen.

Sie trat einen Schritt zurück und schaute mich zweifelnd an. "Fährst Du wieder fort?"

"Nein. Im Gegenteil." Ich nahm sie mit beiden Händen an den Unterarmen. "Ich bleibe auf lange Zeit in Penang und richte mir deshalb zusammen mit zwei Kameraden ein eigenes Zuhause ein."

"Oh, wie schön." Liang wollte mich bereits wieder umarmen, ich hielt sie jedoch auf Distanz.

"Ich habe eine sehr wichtige Frage an Dich. Willst Du von hier fort und fortan in unserem Haushalt leben."

Lian bekam riesige Augen und schaute mich total verblüfft an. "Fort von hier und bei Dir leben?"

Ich nickte.

"Was muss ich dafür tun?"

"Nichts weiter. Ich brauche Deinen vollständigen Namen und fordere Dich an. Allerdings will ich Deine Zustimmung dafür."

Lian ließ sich nicht mehr auf Abstand halten, umarmte mich stürmisch und küsste mich mitten auf den Mund, etwas, was sie bis dahin ganz bewusst vermieden hatte. "Ich hätte keinen größeren Wunsch als diesem Haus entkommen zu können. Ohne Angst haben zu müssen, dafür erschossen zu werden." Sie gab mir einen zweiten Kuss. "Ich bin Liang Lian, um Dir meinen vollständigen Namen zu geben. Aber bei aller Freude über diese Möglichkeit habe ich eine Bedingung!"

"Und die wäre?"

"Chen, mit vollständigem Namen Cheng Chen, ist meine Kusine. Unsere Mütter sind Schwestern. Unsere Familien mussten uns beide als Komfort-Damen für die japanischen Offiziere ausliefern, um nach der Besetzung Penang unbeschadet weiter leben und arbeiten zu können. Die Engländer hatten uns schmählich in Stich gelassen und unsere Familien mussten einen Weg finden, unter den neuen Herren zu überleben. Chen und ich waren der Preis." Ich registrierte, dass ihr eine Träne aus einem Augenwinkel herausdrückte und wischte die mit einer flüchtigen Bewegung beiseite. "Ich gehe nur, wenn Chen auch mit in Dein Haus umsiedeln kann. Uns gibt es nur zu zweit." Lians Stimme war wieder fest und entschlossen geworden. Und so schaute sie mich jetzt auch an.

"Versprochen. Dann setzte ich Euch beide auf unsere Liste. Irgendwie wird das schon gelingen."

Jetzt wurde Lian richtig aufgeregt und euphorisch. In wenigen Augenblicken waren wir beide nackt und lagen engumschlungen auf der Bodenmatratze. Lian bearbeitete mich und mein bestes Stück nach allen Regeln ostasiatischer Liebeskunst, was den gewünschten harten und aufragenden Effekt zur Folge hatte. Dann sattelte sie auf, senkte sich bis zum Anschlag auf mich herab, beugte sich dann aber vor, so dass ihr Oberkörper und ihre kleinen, schraffen Brüste auf mir zu liegen kamen. Dann begann sie ganz langsam mit einem nur aus dem Unterleib und den Oberschenkeln herauskommenden Ritt, den sie kunstvoll immer dann unterbrach, wenn sie spürte, dass ich unmittelbar vor der Explosion stand. Ich verlor jegliches Zeitgefühl und meine Geliebte schaffte es, mich weit länger als eine halbe Stunde liebes- und einsatzfähig zu halten, bevor wir beide in einem wilden Schlussspurt zum Orgasmus kamen.

"Wann werden Chen und ich von Euch abgeholt?" war Lians letzte Frage, bevor wir wieder in den Kontaktsalon zurückgingen.

"Vermutlich in drei Tagen. Ich stelle morgen unsere Anforderungsliste an die japanische Kommandantur zusammen. Und Ende der Woche beziehen wir unsere neuen Häuser."

"Ich freue mich drauf. Und Du wirst es nie vergessen, dass Du Chen und mich aus diesen Diensten hier befreit hast." Dann gingen wir ohne weitere Liebesbekundungen zurück und verabschiedeten uns sehr distanziert, ganz so wie es zwischen 'normalen' Besuchern und Komfortdamen sonst zuging.

Es ging tatsächlich alles planmäßig. Ich überstellte am darauffolgenden Tag unsere Personal-Wunschliste an die japanische Kommandantur, die dafür sorgte, dass unser gesamtes chinesisches beziehungsweise malaiisches Personal für Haushalt, Küche und Bett mit ihrer geringfügigen Habe pünktlich zu unseren drei vormals englischen Kaufmannsvillen gebracht wurde. Niemand auf japanischer oder deutscher Seite hatte auch nur eine einzige Rückfrage gestellt, warum es eine rechnerische Abweichung gegenüber dem ursprünglichen Bedarf gab.

Unser neues Zuhause war eine typisch britische Kolonialvilla, zweigeschossig mit umlaufenden Veranden, deren Dachüberstand die Fenster abschattete und zugleich als Regenschutz diente. Im Erdgeschoss waren die Wohn- und Esszimmer, dazu eine komplette Bibliothek mit englisch- und chinesischsprachigen Büchern, die wir drei deutschen Offiziere als Gemeinschaftssalon nutzten; natürlich auch die Küche und die Wirtschaftsräume, da unser Haus praktisch kein Kellergeschoss besaß. Im ersten Stock lagen die Schlafzimmer, dazu kamen die spartanischen Bedienstetenzimmer im Dachgeschoss. Wir Stammoffiziere des neuen deutschen fernöstlichen Marinestandortes waren zu einer Art Kolonialherren aufgestiegen.

Auf eine Lebensweise hatten wir drei Marineoffiziere uns bereits am ersten Tag verständigt: wir nahmen unsere ausgewählten Geliebten mit in unsere Schlafzimmer. Und so teilten sich Lian, Chen und ich uns vom ersten Tag an ein echtes englisches Doppelbett, für uns drei in vielfältiger Form ein absolut ungewohntes Nachtgefühl, dem wir aber sehr schnell nur positive Seiten abgewinnen konnten.

Meine Arbeit in der Standortkommandantur wechselte ansatzlos von totaler Langeweile zu totaler Hektik. U-168 verließ Ende Januar als vorletztes deutsches U-Boot unseren neuen Stützpunkt, während wir sehnsüchtig auf die angekündigte zwei Welle von Monsun-U-Boote aus den französischen und deutschen Standorten warteten, die unsere lange Wunschliste an Ersatzteilen und neuen Torpedos erfüllen sollten. Die in Penang eingelagerten Torpedos hatten sich in der Tat als das größte Problem entpuppt. Sie waren nicht sonderlich geschützt gegen tropische Klimaeinwirkungen gelagert worden, die Konsequenz zeigte sich kurz darauf. Am 4. Februar, nur acht Tage nach seinem Auslaufen, erreicht U-168 wieder unseren Stützpunkt. Das Boot hatte kaum festgemacht, als Kapitänleutnant Pich wutentbrannt an Land und direkt zum Standortkommandant marschierte.

"Was für eine scheiß Versorgung ist das hier?" baute er sich in Grützmachers Büro auf, der ihn nur ratlos anschaute. "Wir haben zwei wunderbare Ziele gehabt! Und was passiert? Vier Torpedos genau aufs Ziel angesetzt! Und alle vier Torpedos sind Versager!"

Grützmacher murmelte etwas, dann wurde er deutlich. "Und was unser Standort damit zu tun?"

"Sind alles Torpedos gewesen, die wir hier geladen haben. Ich gehe davon aus, dass die anderen an Bord auch nur Platzpatronen sind. Ich will eine komplett neue Ladung bunkern. Und ich will die Torpedos selbst in ihrem Lager aussuchen. So ein Mist passiert kein zweites Mal!"

Die beiden Kapitänleutnante waren auch die drei darauffolgenden Tage sehr schlecht aufeinander zu sprechen, während am Kai die an Bord befindlichen Torpedos mühsam entladen und neue verladen wurden. Dann ging U-168 wieder auf Feindfahrt.

Unser letztes Boot in unserem Standort, U-183, hatte natürlich die Auseinandersetzungen mitbekommen und inspizierte seine neuen Torpedos mit Argusaugen. Sie wollten nicht dasselbe gefährliche wie niederschmetternde Erlebnis auf hoher See haben. Als dies Boot am 10. Februar als letztes Penang verließ, ordnete Grützmacher eine Generalüberholung aller verbliebenen Torpedos im Lager an, obwohl er sich bewusst war, dass dies mit unseren Bordmitteln relativ aussichtslos war.

So saßen wir in der Kommandantur und warteten sehnsüchtig auf die Ankunft der Boote der angekündigten zweiten Welle, Tag für Tag. Wir wussten, dass die ersten Boote der sogenannten zweiten Welle bereits im November ausgelaufen waren, aber wir hatten nichts über ihren Verbleib gehört. Mit jedem verstreichenden Tag fürchteten wir mehr um den Verbleib der Boote, ihrer Besatzungen und unserer Versorgungsgüter. Immerhin wusste jeder von uns, dass von den elf Booten der ersten Monsun-Welle lediglich vier ihr Ziel in Penang erreicht hatten.

Ich kümmerte mich parallel um die Direktanfertigung weiterer Ersatzteile für unser Lager und führte darüber hinaus ein fast bürgerliches Leben mit pünktlichem Arbeitsbeginn und -ende und einem geradezu perfekten Haushalt, quasi mit zwei "Ehefrauen" und fleißigem Dienstpersonal. Anfang März war immer noch kein Boot im Hafen von Penang angekommen, weder die Anfang des Jahres auf Feindfahrt ausgelaufenen noch irgendwelche Verstärkungen aus der Heimat.

Kapitänleutnant Grützmacher hatte seine Einschätzung in unserer wöchentlichen Dienstbesprechung unmissverständlich kundgetan. "Wir sind mehr denn je auf uns selbst angewiesen, meine Herren", fasste er unsere Position nachdenklich zusammen. "Die Versorgung aus der Heimat funktioniert nicht wie man es uns zugesagt hat; die Versorgung durch unsere japanischen Alliierten funktioniert hinsichtlich unserer Lebensumstände ganz ordentlich, aber in militärischen Nachschubfragen ernten wir meist freundliches Achselzucken. Nach meiner Einschätzung und Beobachtung ist das kein böser Wille der hiesigen Kommandantur, der Nachschub aus Japan klappt genauso wenig, wie bei uns. Die Japaner haben in ihrem Krieg der tausend Inseln gegen die Amerikaner andere Nachschubprioritäten als ausgerechnet das verhältnismäßig ruhige Malaysia." Er schaute bewusst langsam in die Runde seiner sechs Standortoffiziere. "Was können, was müssen wir tun, um hier noch mehr auf eigenen Füßen zu stehen?"

Nach einer kurzen, wahnsinnig stillen Pause meldet sich zuerst Martin Haack, der bereits mit Kapitänleutnant Grützmacher auf dem Hilfskreuzer Michel zur See gefahren war und ihn deshalb am besten kannte. "Wir dürfen einfach nicht verzagen. Wir haben einen klaren Auftrag, diesen Standort unter deutscher Führung funktionsfähig zu halten und auf alles vorbereitet zu sein. Und wenn die Boote hier wieder ankommen, müssen wir alles unternehmen, um sie möglichst schnell und gut versorgt wieder einsatzfähig zu machen." Martins Stellungnahme klang trotzig und entschlossen.

"Wenn die Boote hier wieder ankommen", wiederholte Leutnant Hageboom murmelnd, der nach den zwei Monaten Wohngemeinschaft mittlerweile eng mit Martin und mir befreundet war. "Ich würde mich über nichts mehr freuen als über einlaufende deutsche U-Boote und die daraus entstehende Arbeit. Die Stille hier im Hafen macht einen ein wenig verrückt.

Grützmacher nickte verständnisvoll. "Geht uns wohl allen so." Dann schaute er mich an. "Was machen Ihre Kontakte zu den Werkstätten und der Gießerei, Herr Oberfähnrich?"

"Alles gut, Herr Kapitänleutnant. Ich bin eingeladen, morgen einen interessanten Guss in der Messinggießerei zu beobachten. Die Gießerei produziert auf japanischen Auftrag hin zwei neue Schiffsschrauben für U-511, das Boot, dass wir ihnen geschenkt haben. Wenn der Guss gelingt, können die dieselbe Formvorlage auch für mögliche Ersatzschrauben für unsere Boote nutzen. Allerdings geht der Wechsel der Antriebsschrauben nur in Singapur, da wir hier kein Trockendock haben."

"Trotzdem ein guter Fortschritt", nickte Grützmacher zustimmend. "Schon erstaunlich, was so eine chinesische Gießerei alles hinbekommt."

"Die besaßen hier früher eine eigene Werft, die die Japaner nach der Besetzung requiriert haben. Deshalb haben die solche Fähigkeiten."

"Dann berichten sie mir mal nach dem Besuch von dem Ergebnis ihrer Beobachtungen."

Der Besuch in der Gießerei am darauffolgenden Tag war in der Tat spektakulär. Ich hatte in meinem bisherigen Leben noch nie so etwas erlebt. Das flüssige Messing war aus dem Schmelzofen in eine Pfanne geflossen und wurde dann über eine Art Trichter in eine Sandform gegossen, in der die Schiffsschraube als Form ausgehöhlt worden war. Die Hitze der Schmelze, der Sandstaub, die geruchsvollen Dämpfe und die vielen Arbeiter formten eine für mich besonders faszinierende Atmosphäre. Liang Jins Sohn Kim, der die Gießerei als Vorarbeiter lautstark leitete, nahm sich zweimal die Zeit, mir verschiedene Arbeitsschritte zu erklären. "Wir schlagen nach einer Abkühlzeit die Gussform vom Werkstück und schaben dann den Formsand ab. Wenn der Guss ohne sichtbare Schäden gelungen ist, wird die Oberfläche des Gussteil anschließend geschliffen und ist dann einbaufähig."

"Und auf dieselbe Weise könnt ihr jetzt mehr Schiffsschrauben gießen?"

Kim nickte. "Da wir einmal das Formstück angefertigt haben, können wir diesen Guss beliebig oft wiederholen. Auch für Euch." Er grinste mich an. "Wenn ihr wieder Boote zu reparieren habt." Auch die Zivilbevölkerung von George Town hatte mitbekommen, dass die deutsche Kriegsmarine derzeit nicht ein Boot im Hafen hatte.

Noch mehr durchgeschwitzt als sonst und von Kopf bis Fuß vom Gießereistaub verdreckt, kam ich am Nachmittag in mein Zuhause und ließ mir von Lian und Chen in der übernommenen englischen Badewanne ein Bad herrichten.

"Wo bist Du gewesen, dass Du so dreckig geworden bist?" fragte Lian neugierig, während sie mir die Haare wusch.

Ich hatte bis dahin meinen beiden "Ehefrauen" wie militärisch angeordnet sehr wenig über meine Tätigkeit erzählt. Selbst wenn sie in unserem Haus praktisch kaserniert waren und kaum in Kontakt zur Außenwelt kamen, galt die soldatische Verschwiegenheitspflicht. In diesem Moment erzählte ich Lian aber wahrheitsgemäß, wo ich an diesem Tag gewesen war. "Ich war in einer Eisen- und Messinggießerei zwischen George Town und dem Hafen und habe den Guss von neuen Schiffsschrauben beobachtet."

Da ich die Augen geschlossen hatte, um keine Seife hinein zu bekommen, bekam ich nicht mit, dass Lian auf diese Information geradezu hektisch reagierte. "Eine Gießerei? Weißt Du vielleicht, wem die gehört?"

"Natürlich. Ich habe schon öfters mit ihr zu tun gehabt. Ist ein typischer chinesischer Großfamilienbetrieb. Gehört einem gewissen Liang Jin."

"Oh", murmelte Lian nur, dann war sie für den Rest meiner Badebehandlung stumm.

Dies kurze Gespräch in der Badewanne sollte für den Rest meines Lebens weitreichende Konsequenzen haben. Lian und Chen, die anscheinend umgehend von meinem Besuch in der Gießerei informiert worden war, waren an den beiden darauffolgenden Abenden besonders liebevoll und forderten mich bis an den Rand meiner männlichen Leistungsfähigkeit. Am darauffolgenden Morgen bat mich Lian nach dem Frühstück, mich noch einmal kurz unter vier Augen sprechen zu können. "Du warst vor drei Tagen zu Besuch in der Gießerei von Liang Jin", begann sie vorsichtig.

"Ja. Ich hatte Dir davon erzählt. Die Firma arbeitet regelmäßig für uns."

Lian machte eine kurze Pause. Dann holte sie aus einer Tasche ihres Kleides einen Brief hervor. "Liang Jin, der Besitzer, ist mein Vater. Und zugleich der Onkel von Chen. Du warst in der Firma unserer Familie, die wir beide seit fast zwei Jahren nicht mehr gesehen haben. Es war während unserer Zeit im japanischen Haus der Komfortfrauen strengstens untersagt, mit unseren Familien in Kontakt zu treten. Meine Eltern und Geschwister als auch Chens Familie wissen nicht, wie es uns geht und wo wir sind." Sie reichte mir den Brief. "Dies ist unser erstes Lebenszeichen für unsere Familie. Wir haben geschrieben, dass es uns gut geht und dass wir dank Dir dieser Sklavenhölle entkommen sind. Wirst Du unseren Brief zu unserer Familie bringen? Mit der Post können wir einen solchen Brief nicht schicken, das wäre wegen der Zensur viel zu gefährlich."

Ich war geschockt, richtig erschüttert. Ich nahm Lians Brief entgegen, steckte ihn in die Innentasche meines Uniformhemdes und umarmte meine Geliebte. "Ich werde das noch heute erledigen. Versprochen."

Lian weinte leise. "Ich bin mir sicher, dass sie sich darüber freuen werden."

Lians Einschätzung zur Reaktion ihrer Familie über ihren Brief war stark untertrieben. Ihr Vater, dem ich den Brief übergeben hatte, starrte mich eine Weile stumm an, nachdem er ihn geöffnet und gelesen hatte. Dann stand er auf, schüttelte mir die Hand und umarmte mich dann in einer ungewöhnlichen Gemütsaufwallung stumm. "Bleiben Sie bitte hier sitzen", bat er mich. "Ich möchte den Brief meiner Frau und meiner Schwägerin zum Lesen geben." Dann verschwand er in Richtung seiner Privatwohnung und ließ mich für sicherlich eine Viertelstunde allein in seinem winzigen Werksbüro zurück. Als er zurück kam, hatte er die beiden Mütter und einige von Lians Geschwistern im Schlepptau. Jedenfalls waren es so viele, dass sie nicht alle im Büro Platz hatten.

Die beiden Mütter hatten erkennbar rotgeweinte Augen und ließen es sich nicht nehmen, mich auf ganz unasiatische Weise zu umarmen. "Lieber Oberfähnrich", sprach mich Liang Jin betont freundlich und mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht an, "Sie haben heute sehr großes Glück in unser Haus gebracht. Wir wissen nicht, wie wir Ihnen für diesen Brief von unseren Töchtern danken sollen. Aber wir wissen jetzt, dass es beiden gut geht und es ist uns eine sehr große Freude, dass Lian und Chen unter Ihrer persönlichen Aufsicht stehen und in Ihrem Haushalt leben. Sie sind der Hölle lebend entronnen." Er schüttelte mir noch einmal die Hand. "Danke."

Lians Mutter hielt mir ein zusammengefaltetes Stück Papier hin. "Wir haben auf die Schnelle ein paar Zeilen als Antwort an Lian und Chen geschrieben. Würden Sie unseren Brief bitte mitnehmen und den beiden Mädchen übergeben?"

Ich nahm den Brief entgegen. "Selbstverständlich." Dann machte ich mich unter dem Applaus der versammelten Familie, der mit vielen Grüßen verbal ergänzt wurde, auf den Heimweg.

Zuhause angekommen, übergab ich den Antwortbrief der beiden Mütter bereits vor dem Abendessen an Lian und Chen, was bei beiden im diskreten Versteck meines Schlafzimmers einen wahren Emotionssturm auslöste. Als ich die beiden Frauen nach dem Abendessen mit meinen beiden Kameraden wiedersah, hatten sie rotgeweinte Augen, aber strahlten mit dem fröhlichsten und glücklichsten Gesicht, dass ich bei beiden je gesehen hatte.

Später am Abend belohnten mich Lian und Chen mit dem sicherlich heißesten Liebesakt, den wir bis dahin miteinander genossen hatten. Die beiden jungen Frauen positionierten sich in 69 und forderten mich auf, die sich jeweils auf Händen und Knien abstützende Frau wechselweise im Vorder- und Hintereingang zu bedienen, während die unten liegende Frau selbst von ihrer Freundin oral bedient wurde und ihrerseits mit Mund und Händen uns bei unserem Akt unterstützte und stimulierte. Dann wechselten sie einfach ihre Positionen in Ober- und Unterlage und ich durfte meine wechselweisen Vorstöße fortsetzen. Ich weiß nicht, wie lange wir dies Spiel durchhielten, aber irgendwann gab es kein Halten mehr und wir trieben uns laut stöhnend über die Orgasmusklippe. Wir waren über und über schweißnass von der athletischen Ausdauerübung in einer tropisch-warmen Frühlingsnacht und brauchten lange, bis wir wieder zu normalem Atem kamen und dann langsam in einen tiefen Schlaf hinüberglitten.

Am 21. März lief endlich das erste deutsche U-Boot wieder in Penang ein. Es war unser 'eigenes' U-183, das 6 Wochen zuvor in sein Einsatzgebiet im Indischen Ozean ausgelaufen war. Mit Ausnahme der gesunden Rückkehr des Bootes und seiner Besatzung brachte es aber sehr gemischte Nachrichten mit. Zwei erfolgreiche Versenkungen von britischen Frachtern hatten bewiesen, dass unsere improvisierten Überholungen der lang gelagerten Torpedos erfolgreich gewesen waren. Hingegen brachte Kapitänleutnant Schneewind auch die Mitteilung mit, dass der letzte deutsche Versorgungstanker im Indischen Ozean, die 'Brake', während der Betankungsmanöver der vier in Penang stationierten Monsun-U-Boote von alliierten Aufklärungsflugzeugen entdeckt worden und anschließend in einem kurzen Seegefecht mit amerikanischen Kriegsschiffen versenkt worden war. Hiermit besaß die deutsche Kriegsmarine östlich des Kap der Guten Hoffnung kein Versorgungsschiff mehr.

Während wir damit begannen, unser einziges im Hafen liegendes U-Boot für die nächste Fahrt wieder fit zu machen, kam am 5. April tatsächlich mit U-510 das erste Boot aus einem französischen Hafen bei uns an. Vierzehn Tage später folgte mit U-1062 das zweite Boot aus der Heimat. Die Boote wurden von den anwesenden deutschen Soldaten mit einem riesigen Hallo begrüßt, brachten sie doch lange vermisste Ersatzteile und Versorgungsgüter mit sich, insbesondere 39 nagelneue Torpedos. Die militärischen und politischen Informationen, die die Boote mitbrachten, welche am 3. November 1943 in Frankreich beziehungsweise am 3.Januar 1944 in Norwegen ausgelaufen waren, hörten sich, wenn man zwischen den propagandistisch getönten Äußerungen und Zeilen las und zuhörte, nicht so aufmunternd an. Der Duce war im Sommer entmachtet worden und erst nach seiner Befreiung durch SS-Truppen wieder im Amt. In Mittelitalien tobten schwere Kämpfe zwischen vorrückenden amerikanischen und alliierten Truppen auf der einen und vornehmlich deutschen Einheiten auf der anderen Seite. Und in Russland ging es augenscheinlich nach zweijährigen Vormärschen rückwärts.

Das beste und für uns Stammbesatzung wichtigste Versorgungsgut, dass U-510 an Bord hatte, waren Feldpostbriefe aus der Heimat. Ich gehörte zu den Glücklichen, denn die Post enthielt einen Brief meiner Eltern, der auf merkwürdige Weise aufmunternd neutral gehalten war. Meine Mutter notierte in einem Nebensatz, dass mein Vater alle Hände voll zu tun hatte, unsere auf Import und Export spezialisierte Handelsfirma am Laufen zu halten. Ich hatte klar verstanden; das Hauptgeschäft des Handelshauses Nordmann & Cie. war durch die Kriegseinwirkungen stark zurückgegangen,

Da mit U-532 ein zweites Boot unserer 'eigenen' Flottille zeitgleich mit U-1062 in Penang einlief, brach für uns Stammbesatzung des Marinestützpunktes eine hektische Arbeitsphase mit mehr oder weniger geregelten zwölf- bis vierzehnstündigen Arbeitstagen an, die nur noch wenig Gelegenheiten für Privatleben ließen. So fiel ich an den meisten Abenden todmüde ins Bett, kuschelte mich in die Arme meiner beiden Mitschläferinnen, und schlief einen tiefen Erschöpfungsschlaf, ohne auch nur auf irgendwelche sexuellen Ideen zu kommen. Lian und Chen nahmen mir dies nicht übel und pflegten und umsorgten mich um so liebevoller. Ich hatte den Eindruck, dass sie erleichtert waren, den Ansturm von mehr als einhundertfünfzig sexhungrigen Marinesoldaten nicht mehr miterleben zu müssen.

U-510 hatte noch ein weiteres wichtiges Versorgungsgut an Bord: formale Beförderungsurkunden. Und so machte sich unser Standortkommandant daran, ein Reihe von eigentlich überfälligen Beförderungen unter der Stammbesatzung vorzunehmen. Ich wurde rückwirkend zum1. April zum Leutnant zur See ernannt. Neben neuen Schulterstücken und einer kleinen Gehaltserhöhung hatte diese Beförderung jedoch keine weitere Auswirkung sowohl auf unsere Arbeitsaufgaben als auch unsere Lebensbedingungen. Wir lebten ohnehin gut genug.

Unsere Hoffnung auf weiteren Nachschub aus der Heimat wurde jedoch enttäuscht. Dafür waren die Anforderungen und Wunschzettel der vier jetzt in unserem Hafenteil liegenden Boote unendlich lang und forderten unser gesamtes Netzwerk an japanischen Unterstützern sowie chinesischen und malaiischen Zulieferern zum Äußersten.

Um die Lebens- und Familienverhältnisse von Lian, Chen und ihren Familien ein klein wenig zu normalisieren, hatte ich den beiden Müttern einen Lieferantenpassierschein der deutschen Standortverwaltung ausgestellt, der sie auf dem Weg zu ihren Besuchen in unserer Villa vor aufdringlichen Überprüfungen der allgegenwärtigen japanischen Militärpolizei schützte. Auf diese Weise ergab sich nun die Möglichkeit zu einem wöchentlichen Familienbesuch, den alle vier Frauen mit Freude tagsüber wahrnahmen, wenn wir Offiziere unseren täglichen Aufgaben nachgingen. Lian und Chen wurden von den anderen Chinesinnen in unserem Haushalt ein wenig beneidet, waren diese doch nicht aus George Town, sondern irgendwo auf dem Festland beheimatet. Aber die beiden Mütter hatten ein feines Gespür für die emotionale Notlage der anderen Frauen und etablierten sich sehr schnell als die Mütter aller Frauen. Jedenfalls stellten wir drei Hausoffiziere jedes Mal bei unserer Rückkehr vom Dienst fest, dass die Stimmung aller Frauen spürbar fröhlicher und aufgeweckter war, wenn es tagsüber einen Besuch der Mütter gegeben hatte.

Ende Mai war weitgehend Ruhe auf unserem Marinestützpunkt eingekehrt. Die drei operativen U-Boote hatten erneut mit unterschiedlichen Einsatzgebieten und Zielen Penang verlassen, lediglich das Transport-U-Boot U-1062, dass uns die neuen Torpedos gebracht hatte, wurde von uns zum Transporter für kriegswichtige Rohmaterialien umgerüstet und sollte baldmöglichst wieder Richtung Heimat auslaufen. In dieser ruhigen Arbeitsatmosphäre, die nur einmal von einem kleinen britischen Bomberangriff auf den Hafen unterbrochen wurde, den die japanische Flugabwehr aber schnell unter Kontrolle brachte, sorgte dann die von unseren Alliierten weitergeleitete Meldung über die alliierte Landung in der Normandie für viel Gesprächsstoff unter den wenigen deutschen Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften an unserem Standort.

"Sieht so aus, als ob wir noch mehr auf uns und unsere japanischen Alliierten angewiesen sind", kommentierte Kapitänleutnant Grützmacher die Lage in unserer Dienstbesprechung Mitte Juni. "Jedenfalls haben der BdU und der deutsche Marineattaché in Tokio entschieden, dass mit Korvettenkapitän Wilhelm Dommes als 'Chef im Südraum' ein neuer Oberkommandierender für alle deutschen Standorte in Südostasien seinen Dienst antreten wird. Er kommt in der nächsten Tagen nach Penang und wird hier sein Hauptquartier aufschlagen." Grützmacher zuckte mit seinen Schultern. "Immerhin ist der Fregattenkapitän vom Fach. Er hat damals als Kommandant das geschenkte U-Boot an die Japaner überführt."

"Heißt das, dass wir keinen Nachschub aus der Heimat mehr erwarten und nur noch auf uns selbst angewiesen sind?" Martin Haacks Frage war exakt auf den Punkt und sprach uns allen aus der Seele.

"Vorerst denke ich nein", antwortete Grützmacher. "Es sollen mehr als ein Dutzend Boote auf dem Weg zu uns sein, die alle im Frühjahr ausgelaufen sind. Wenn wir die üblichen 100 bis 120 Tage Reisezeit dazu rechnen, müssten diese Boote spätestens im Juli und August hier oder in Singapur und Batavia eintreffen. Dann könnten wir wieder unsere Läger mit Munition, Ersatzteilen und anderen Versorgungsgütern auffüllen und hätten eine stattliche Flottille zum Feindeinsatz."

"Wie sieht das eigentlich mit dem Kriegsverlauf im Pazifik aus?" fragte plötzlich der frischgebackene Oberleutnant Hageboom in die Runde. "Gibt es hierüber offizielle Informationen von japanischer Seite?"

"Wenig, die japanische Kommandantur hier hält sich sehr bedeckt. Aber ich nehme an, dass Fregattenkapitän Dommes eine Menge aktueller Informationen aus Tokio mitbringt. Das wird uns ein besseres Bild über unsere Lage vermitteln."

Genauso kam es. Der neu eingesetzte Chef der deutschen Streitkräfte in Südostasien erreichte Penang Ende Juni und stillte unseren Informationshunger mit einigen aktuellen Lagebeschreibungen. "Im Pazifik kämpfen Amerikaner und Japaner um jede Menge kleiner Inseln, ohne das dies einen wesentlichen Fortschritt für die feindlichen Einheiten erbringt. Japan konsolidiert seine Positionen, unsere Region auf dem südostasiatischen Festland als auch in der Inselwelt von Niederländisch-Indien und den Philippinen ist ungefährdet", lautete seine Lagebeschreibung."

"Haben Sie irgendwelche Informationen über die Situation in den U-Boot-Häfen in Frankreich?"

"Bisher haben die Landungsstreitkräfte in der Normandie einen Brückenkopf gebildet und werden von unseren Einheiten unter schweres Feuer genommen. Ich sehe derzeit keine Bedrohung für Lorient, St. Nazaire oder Bordeaux."

Dommes Aussagen wirkend überzeugend und beruhigend. Aber in unseren Tischgesprächen beim Abendessen war die Diskussion offener und skeptischer.

"Die Entwicklung in Europa macht mir echt Sorgen", fasste Martin Haack seine Eindrücke zusammen. "Bei allem, was man hört, befindet sich die Wehrmacht seit einem Jahr mehr oder weniger auf einem hart umkämpften Rückzug an praktisch allen Fronten."

"Den Eindruck habe ich auch", musste ich ihm zustimmen. "Aber in Italien sind die Amerikaner und ihre Verbündeten an der Gustav-Linie seit Monaten nicht voran gekommen. Da steht praktisch die Front. Dasselbe kann jetzt auch in Frankreich passieren, ohne dass es unsere U-Boot-Standorte bedroht." Ich war wirklich zuversichtlich, ohne zu ahnen, dass die Realität bereits dabei war, meine Einschätzung bereits zu überholen.

Ein merkwürdige Stimmung umgab das gesamte deutsche Offizierskorps in Penang. Praktisch unberührt von direkten Kriegseinwirkungen gingen wir unserem Dienst und unserem Privatleben fast wie in Friedenzeiten nach, während um uns herum die Welt und unsere Heimat in einem immer tödlicher werdenden Krieg versank. Aber wir waren uns unserer besonderen Situation kaum bewusst.

U-1062 war Mitte Juli endlich bis an den äußersten Rand der Ladefähigkeit mit kriegswichtigen Rohstoffen beladen und machte sich am 15.Juli mit nur einer Handvoll Torpedos als Bewaffnung auf den langen Heimweg nach Europa. "Mal sehen, was uns in Lorient erwartet", scherzte Oberleutnant Albrecht noch beim letzten gemeinsamen Offiziersfrühstück vor dem Auslaufen seines Bootes. Seine Skepsis sollte sich leider bewahrheiten. U-1062 kam nur bis zu den Kapverdischen Inseln, bevor es von einem amerikanischen Geleitzerstörer versenkt wurde. Damit ging auch mein einziger Feldpostbrief an meine Familie in Bremen verloren, so dass sie auch weiterhin nicht das geringste Lebenszeichen von mir bekamen.

Zunächst schlug die merkwürdige Stimmung unter uns Deutschen in Penang fast in Euphorie um als ab Mitte August in kurzen Abständen gleich vier U-Boote aus Frankreich, Kiel und Norwegen kommend in Penang eintrafen. Die beiden mit unseren japanischen Alliierten gemeinsam organisierten Begrüßungsfeiern arteten in jeglicher Hinsicht in Freudenorgien aus, gegen die unsere Begrüßungserfahrungen ein knappes Jahr zuvor noch geradezu gesittet gewesen waren. Immerhin waren die Boote teilweise fünf Monate unterwegs gewesen und waren mehrfach sowohl aus der Luft als auch zu See angegriffen worden.

Unsere euphorische Stimmung schlug aber wenige Tage später ins Gegenteil um. Der neue Chef aller deutschen Marineverbände in Südostasien rief Anfang September alle in Penang anwesenden Offiziere sowohl der Stammbesatzung als auch der im Hafen liegenden U-Boote zu einer Sonderdienstbesprechung zusammen. "Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass unsere so mühsam aufgebauten Flottenstützpunkte entlang der Biskaya-Küste für unsere Boote nicht mehr anlaufbar sind", waren seine ersten Worte. "Der Feind hat die Standorte wie Bordeaux entweder bereits erobert oder wie Lorient und St. Nazaire von Land und See her eingeschlossen." Korvettenkapitän Dommes bewertete diese Fakten zunächst nicht, machte dann aber zwei sehr klare Aussagen. "Dies bedeutet erstens, dass mögliche Nachschubwege für unsere Einheiten hier erheblich länger und schwieriger geworden sind. Und zweitens eine eigentlich wünschenswerte Rückkehr von Booten aus unseren Regionen, die dringend benötigte, kriegswichtige Rohstoffe in die Heimat schaffen sollen, ebenfalls deutlich komplizierter geworden sind." Er schaute stumm mit durchdringendem Blick in die kleine Runde der versammelten Offiziere, so als ob er bei jedem Einzelnen die Reaktion auf seine bedrückenden Mitteilungen überprüfen wollte. Dann ging ein sichtbarer Ruck durch ihn. "Wir haben einen klaren Auftrag und wir haben hierfür acht kampffähige Boote modernster Bauart. Wir führen in enger Abstimmung mit unsern japanischen Verbündeten den Seekrieg gegen Briten und Amerikaner in eigener Verantwortung fort."

Trotz seiner Motivationsbemühungen zur Hebung unserer Kampfmoral löste diese Dienstbesprechung bei jedem von uns nachhaltige Gedanken aus. "Wir haben jetzt keine Nabelschnur mehr", brachte Martin Haack seine Sichtweise auf den Punkt. "Wir können nur hoffen, dass unsere japanischen Alliierten uns als gleichwertigen Teil Ihrer Kriegsmarine akzeptieren und eingliedern. Ansonsten gehen wir schweren Zeiten entgegen."

Ich konnte mich seiner Sichtweise nur anschließen, war jedoch zuversichtlich, dass unsere unverändert überlegene U-Boot-Technik für die Japaner eine besondere Attraktion darstellte. Als ich aber abends mit meinen beiden Geliebten in unserem Bett lag, brachen meine Sorgen doch aus mir heraus und ich erzählte beiden von den Informationen des Tages. Lian und Chen hörten stumm zu, aber dann stellte Lian leise, aber mit deutlich hörbarer Besorgnis eine ganz entscheidende Frage:

"Was machst Du, was machen wir, wenn Deutschland seinen Krieg verliert, aber Japan unverändert über unsere Heimat herrscht? Hast Du darüber schon einmal nachgedacht?"

Ich blieb für einige Minuten stumm, während wir uns langsam streichelten; ganz unerotisch, eher mütterlich, fast wie uns gegenseitig zu beruhigen.

"Ich habe darüber, ehrlich gesagt, noch nicht nachgedacht. Bis zu der Besprechung heute Nachmittag schien mir ein Gedanke darüber überflüssig."

"Dann solltest Du jetzt anfangen, darüber nachzudenken", forderte mich Lian leise, aber sehr bestimmt auf. "Und wir denken mit Dir gemeinsam darüber nach. Es ist unser aller Leben und unsere gemeinsame Zukunft."

Die Nacht schlief ich zum ersten Mal seit langem sehr unruhig. Unser friedliches Idyll mitten im Krieg ging dem Ende zu. Lian und Chen wollten unter keinen Umständen in den Sklavendienst als Komfortdamen zurück. Und ich wollte unter genauso keinen Umständen in Kriegsgefangenschaft.

Auch in den nächsten Tagen war ich nur tagsüber mit viel Arbeit abgelenkt, hingegen abends und nachts sehr unruhig. Die Frage nach meines persönlichen Zukunftsaussichten wurde immer größer. Auch die Diskussionen mit meinen beiden Offizierskameraden trugen nicht zur Beruhigung bei, Oberleutnant Hageboom hatte bereits seinen Marschbefehl nach Singapur und wahrscheinlich anschließend nach Batavia bekommen, um sich dort um weitere Heimattransporte von kriegswichtigen Rohstoffen zu kümmern. "Die Japaner geben mir sogar eine freie Reise über Land nach Singapur", berichtete er, "Korvettenkapitän Dommes will nicht warten, bis unser nächstes U-Boot dorthin ausläuft." Es ging in der Tat sehr schnell. Mitte September verabschiedeten wir uns voneinander, dann ließ er seine chinesische Geliebte in der Obhut unseres Haushaltes zurück und verschwand auf Nimmerwiedersehen.

In der Tat beschlich mich Woche für Woche mehr das Gefühl, wir würden an unserem Marinestandort in Penang eine Art militärisches 'Zehn kleine Negerlein' spielen. Zunächst verließen mit U-861 und U-862 Anfang November die letzten zwei in Penang beheimateten deutschen U-Boote den Hafen und verlegten ihren Standort nach Singapur und Batavia im vormaligen Niederländisch-Indien. Beide Boote nahmen zudem auf der kurzen Strecke einen Teil der deutschen Stammbesatzung zu den beiden anderen Einsatzstandorten mit, die gegenüber Penang den Vorteil hatten, Werft- und Trockendockkapazitäten zu besitzen. Kapitänleutnant Jürgen Oesten von U-861, mit dem ich mich während seiner Liegezeit in Penang näher angefreundet hatte, ging davon aus, dass er nach einer Werftüberholung voll beladen mit kriegswichtiger Ladung auf die Heimreise nach Europa gehen würde. So gab ich ihm überaus optimistisch zwei Tage vor seinem Auslaufen einen persönlichen Brief an meine Eltern mit.

"Ich hoffe, dass Sie meinen Eltern in Bremen dieses Lebenszeichen von mir übersenden können", kommentierte ich meinen Wunsch, als ich ihm den Brief übergab. "Ich vermute, dass ich als Hafenstandortoffizier mit meinen Sprachkenntnissen noch lange in Asien bleiben werde."

"Das sehe ich auch so", bestätigte der erfahrene U-Boot-Kommandant meine Einschätzung. "Unsere japanischen Alliierten haben hier in Südostasien eine sehr gefestigten Position, ich denke nicht, dass Sie in absehbarer Zeit es mit britischen oder amerikanischen Besuchern in Penang zu tun bekommen." Diese Einschätzung teilten wir alle. Zwar hatten wir wenige Tage zuvor gehört, dass es erste amerikanische Versuche zur Landung auf den Philippinen gab, aber das japanische Einflussgebiet in Ost- und Südostasien schien immer noch sehr gefestigt.

Mitte November war im deutschen Marinestützpunkt Penang eine ungeheure Ruhe eingekehrt. Korvettenkapitän Dommes hatte als Chef im Südraum neben mir und Martin Haack nur noch zwei weitere Offiziere in seinem Stab; diese aber bereiteten ebenfalls ihre Versetzung nach Singapur vor. Danach waren wir beide die ranghöchsten Offiziere in Penang und hatten noch vier Maate beziehungsweise Matrosen zu unserer Verfügung.

"Sie müssen den Standort in seiner Gesamtheit betriebsbereit halten", hatte Korvettenkapitän Dommes in seiner letzten Dienstbesprechung angeordnet. "Wir sind derzeit auf uns allein gestellt, aber ich bin zuversichtlich, dass wir neue Verstärkung aus der Heimat erhalten werden. Unsere japanischen Alliierten kämpfen vorbildlich und es ist unsere Pflicht, sie dabei mit allen Kräften zu unterstützen."

Dann ließ er uns mit unseren geringen Alltagsaufgaben und großer Langeweile zurück.

Weihnachten 1944 war das diametrale Gegenteil des Weihnachtsfestes ein Jahr zuvor. Martin und ich hatten unsere vier verbliebenen deutschen Soldaten zum Weihnachtsessen in unsere Villa eingeladen, des letzten noch bewohnten deutschen Offiziershauses in Penang. Unsere Köchin hatte mit unserer Organisations- und Beschaffungshilfe Peking-Ente mit reichhaltigen Zutaten zubereitet, ein Weihnachtsmenü, dass wir für viele Jahre in Erinnerung behalten sollten und dessen Qualität und Reichhaltigkeit sich für mehr als zehn Jahre nicht wiederholen sollte. Auch wenn die zahlreichen Chinesinnen in unserem Haushalt nichts mit dem Weihnachtsfest anfangen konnten, freuten sie sich in der Küche und ihren Räumen genauso an den reichhaltigen Gaumenfreuden.

Unser Tischgespräch kreiste recht freimütig um unsere Eindrücke von unserer derzeitigen Lage und den ungewissen Zukunftsaussichten für das kommende Jahr.

"Ich bin mir eigentlich nur über eine Tatsache sicher", philosophierte Martin Haack, "ich bin jetzt seit fast drei Jahren aus Deutschland fort und werde mit Sicherheit in den kommenden zwölf Monaten nicht in die Heimat zurückkehren."

Er hatte von uns sechs Marinesoldaten die längste Zeit in Penang verbracht, aber auch wir anderen fünf mussten uns seiner Einschätzung anschließen.

"Mit den spärlichen Informationen, die wir über die Lage in Europa haben, ist es vielleicht sogar ganz gut, dass wir hier unter japanischem Schutz fern der Heimat sind", sinnierte Obermaat Hinrichsen laut. Er kam aus Hamburg und hatte von irgendwoher aufgeschnappt, dass seine Heimatstadt nahezu vollständig von Bombenangriffen zerstört worden war. "Jedenfalls erzählte mir die zuletzt einlaufende Besatzung eine Menge Gruselgeschichten von einem Feuersturm und ähnlichen Ereignissen."

"Nur in Hamburg?" Ich merkte, dass ich von der Ereignissen in der Heimat sehr wenig wusste.

"Nein. Soll in vielen Großstädten so sein. Ein Maat von U-861 erzählte mir von einem Angriff auf Köln mit mehr als eintausend Bombern."

So trug am Weihnachtsessenstisch jeder ein wenig von seinen Informationsbrocken vor, die er in den letzten Monaten aufgeschnappt hatte. Aber diese Informationen waren teilweise ein halbes Jahr alt. Unsere Stimmung wurde deshalb nicht anheimelnder oder gemütlicher, im Gegenteil. Wir sprachen alle den reichhaltigen Bier- und Cognacvorräten zu, über die wir nun nahezu uneingeschränkt verfügen konnten, was eine allgemein melancholische Stimmung aufkommen ließ.

Spät am Abend traf ich mich dann mit Lian und Chen in unserem Schlafzimmer. Immerhin war ich noch nicht so volltrunken, dass ich ihnen beiden ein kleines, persönliches Weihnachtsgeschenk überreichte, was beide mit etwas ratlosen Gesichtern entgegennahmen. Die Halsketten mit den goldenen Anhängern hatte ich mühsam im Chinesenviertel von George Town anfertigen lassen, wobei ich im Tauschhandel mit Essensvorräten aus unserem Lager tatsächlich echte Goldschmiedearbeiten erwerben konnte.

Lian und Chen bedankten sich mit aller Liebe und Hingabe, ich war aber an diesem Abend zu keinen männlichen Leistungen mehr fähig.

"Was wird aus uns?" fragte plötzlich Lian, als wir aneinander gekuschelt in unserem Bett lagen. "Überlassen Martin und Du uns genauso unserem Schicksal wie Eure Kameraden mit deren Chinesinnen?"

"Müssen wir dann auch wieder den Japanern zu Diensten sein?" setzte Chen nach und holte tief Luft. "Eher bringe ich mich um als mich wieder dieser Sklavenhurerei auszusetzen."

Ich war mit einem Mal glockenwach. Hier in der merkwürdig friedlichen Ruhe der Weihnachtsnacht waren entscheidende Zukunftssorgen auf den Punkt gebracht worden.

"Nein!" antwortete ich entschlossen. "Ich bin mir sicher, das Martin und ich für Euch alle eine sichere Zukunft sichern können. Wir sind ja weiterhin hier", ich lachte leise auf, "ist ja noch nicht einmal mehr ein Boot da, mit dem wir auslaufen könnten."

Meine beiden Mädchen gaben sich mit meinem Statement vorerst zufrieden und schliefen in meinen Armen ein. Ich hingegen war noch stundenlang wach, in meinem Kopf drehte sich wirklich alles.

Drei Monate später war immer noch nichts Entscheidendes geschehen. Wir kleine deutsche Standortbesatzung gingen in bester 08/15-Manier unserem inhaltlich ziemlich nutzlosem Dienst nach, seit Weihnachten hatte sich kein einziges deutsches Boot in unserem Hafen sehen lassen. Der Kontakt zum Chef im Südraum bestand aus einem wöchentlichen Anruf, bei dem wir kurz über unsere Lage berichteten und einige, wenige Informationen erhielten. Immerhin erfuhren wir auf diesem Weg, dass die Amerikaner die Philippinen zurückerobert hatten und nun eine erste japanische Insel attackierten. Der Name 'Iwo Jima' sagte uns aber nichts. In Südostasien herrschte eine gespenstige Ruhe, die nur von gelegentlichen britischen Bomberangriffen gestört wurde, die angesichts der japanischen Luftabwehr vergleichsweise wenig Schaden anrichteten. Nachrichten aus der Heimat waren noch spärlicher, wir wussten nur von einem japanischen Nachrichtenoffizier, dass die Wehrmacht an allen Fronten auf dem Rückzug war.

"Wir haben an Eurem Weihnachtsfest von unserer Zukunft gesprochen", griff Lian unsere Weihnachtsdiskussion kurz vor dem Osterfest auf, ein Datum, dass ich bis dahin nur beiläufig registriert hatte. "Ich denke, jetzt wird es Zeit zu handeln! Hast Du die letzten Monate genutzt, um einen Plan für unsere gemeinsame Zukunft zu schmieden?"

Ich stotterte als Antwort ziemlich unbeholfen, womit ihr und Chen klar wurde, dass ich unverändert keinen Plan besaß.

"Das haben wir uns gedacht", setzte Lian spöttisch-provokativ ihre Ansprache fort. "Und deshalb haben wir einen Plan."

Ich setzte mich auf die Bettkante und schaute zu den beiden Frauen, die halbnackt vor mir standen, hoch. "Und?"

"Chens Familie hat nach Aussagen ihrer Mutter ein Versteck für sie aufgebaut, in dem sie notfalls für viele Monate unentdeckt untertauchen kann und vor Japanern sicher ist, wenn ihr uns nicht mehr schützen könnt."

"Und warum soll ich Euch nicht mehr schützen können? Hat doch bisher auch funktioniert."

"Weil die Japaner davon reden, dass sie Euch internieren werden, wenn Euer Deutschland den Krieg verliert und sie allein weiterkämpfen."

Ich war wie vom Donner gerührt. Natürlich hatten Martin, ich und unsere vier verbliebenen Soldaten darüber spekuliert, in Kriegsgefangenschaft zu geraten. Zumindest gab es für uns keinen Rückweg in die Heimat. Aber das uns unsere Alliierten festsetzen würden, hatte bisher keiner von uns erwartet. "Woher wisst Ihr das?"

"Weil die japanischen Offiziere in ihrem Freudenhaus ganz offen darüber reden, was sie mit Euch 'Versagern' und 'Feiglingen' machen, wenn Deutschland kapituliert. Und das soll ziemlich bald passieren."

"Oh." Meine Überraschung war echt und verwandelte sich in echtes Entsetzen. In japanische Kriegsgefangenschaft wollte ich unter keinen Umständen. In meinem Kopf tanzten tausend Gedanken, vollkommen unsortiert. Lian hatte Recht. Ich hatte monatelang meinen Kopf in den Sand gesteckt und nicht nachgedacht. "Und nun?" stellte ich nach einer längeren Pause eine ziemlich dämliche und zugleich hilflose Frage.

"Wie gesagt, für Chen hat die Familie eine Lösung, bei der Du aber mitwirken musst."

"Was soll ich tun?" Ich schaute jetzt wechselweise zwischen den beiden Frauen hin und her.

"Du fährst mich übermorgen ganz offiziell in Deinem Dienstwagen zur Gießerei", antwortete Chen direkt. "Damit vermeide ich, von der japanischen Militärpolizei kontrolliert und erneut verschleppt zu werden. Und dann verschwinde ich. Aber ich habe vorher einen Wunsch an Dich, den ich Dir nachher erzählen werde."

Ich nickte verwirrt und schaute wieder Lian an. "Und Du?"

"Das hängt ausschließlich von Dir ab. Ich gehe entweder zusammen mit Chen, was bedeutet, dass Du uns beide nie wiedersehen wirst." Sie holte tief Luft, ging vor mir auf die Knie und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. "Oder wir fliehen gemeinsam in ein absolut sicheres Versteck, in dem wir so lange zusammen leben können, bis Frieden herrscht und wir frei sind."

"Hm." Meine im Kopf herumtobenden Gedanken bekamen nun Ordnung und Struktur. "Würden wir zusammen mit Chen fliehen?"

"Nein. Nacheinander ist sicherer. Insbesondere, wenn Du mich begleitest, weil Chen und wir dann unterschiedliche Ziele haben."

Ich dachte nach, während sich Chen neben mich auf die Bettkante setzte und mir über den Rücken strich. "Bei uns heißt so ein Absetzen von der Truppe 'Fahnenflucht' und wird mit dem Tode bestraft", sprach ich die Tatsache aus, um die jetzt meine Gedanken kreisten.

"Dazu müssten sie Dich erst einmal kriegen. Und das ist sowohl für die Deutschen, die sich ohnehin nicht mehr für Euch verlorenen Haufen interessieren, oder für die Japaner unmöglich."

"Wenn ich Dich begleite, bedeutet dies, dass ich meine Kameraden hier im Stich lasse."

"Und von den Japanern gefangengesetzt wirst. Chen und ich lassen uns von diesen widerlichen Menschen kein zweites Mal festsetzen und wie ein Stück Lustvieh benutzen. Du hast die Wahl. Und zwar jetzt!" Lian wirkte extrem entschlossen.

Schließlich klatschte ich mit beiden Händen auf meine Oberschenkel, wobei ich auch auf Lians Hand schlug, was sie mit einem kleinen Aufschrei quittierte. "Wir machen das. Wann soll ich Chen fortbringen?"

"Am Sonntag. Ist alles vorbereitet." Lian beugte sich vor und umarmte mich, während Chen dasselbe von der Seite machte. Für einen Moment verharrten wir drei in dieser intimen Position.

Dann drehte ich mich zu Chen hin. "Du hast von einem Wunsch gesprochen?"

"Ja", lächelte sie mich an. "Ich gehe allein, aber will etwas von Dir mitnehmen."

Ich schaute sie ziemlich verständnislos an. "Und was?"

"Ganz einfach. Wir machen jetzt gleich ganz intensiv Liebe und Du spritzt Deine Sahne ganz tief in mich hinein. Am besten zwei Mal. Und morgen früh noch einmal. Und das nehme ich mit, weil ich davon vermutlich schwanger werde." Sie nahm meinen Kopf in ihre Hände und küsste mich. "Lian hilft heute nur, ich bin die Hauptperson."

Folgsam und zugleich erregt erfüllte ich Chens Wunsch. Und um möglichst effektiv zu sein, arbeiteten wir uns zuerst mit einem Cowgirl-Ritt über unsere Orgasmusklippe hinaus. Dann gaben mir die beiden Frauen kuschlige Minuten zur Erholung bevor Lian mich mit einer liebevollen Mund- und Kehlenbehandlung ein zweites Mal zur Hochform brachte und mich Doggy-Style hinter ihre Kusine und Freundin platzierte. Diesmal wurde es richtig heftig. Die erste Entspannung hatte eine deutliche Erhöhung meines Stehvermögens zur Folge und ich fickte Chen dreimal zu einem laut herausgeschrienen Orgasmus bis ich sie erneut bis an den Rand flutete. Kaum hatten wir total durchgeschwitzt unser Endziel erreicht, rollte sich Chen in einer Art Embryohaltung zusammen und drückte mit ihren Oberschenkeln ihre Pussy zusammen. "Heute verliere ich keinen Tropfen von Deinem wertvollen Geschenk", murmelte sie leise. "Morgen früh noch einmal, dann war das unsere letzte Chance." Lian und ich kuschelten uns an sie und so schliefen wir zu dritt ein.

Der nächste Morgen verlief wie verabredet. Später am Vormittag fuhr ich mit meinem mittlerweile deutlich strapazierten Dienstwagen japanischer Bauart wie so oft zur Gießerei Liang, Chen hatte sich auf der Rücksitzbank zusammengekauert, um möglichst wenig gesehen zu werden. Dort übergab ich sie nach einer schnellen Verabschiedung ihrer Mutter, dann war sie in der Tiefe des Gebäudekomplexes, der die Privatwohnungen der Großfamilien Liang und Cheng samt der Gießerei und den Werkstätten beherbergte, verschwunden.

Zurück in unserer Villa beobachtete ich, wie Lian bereits diskret Vorbereitungen für unsere Flucht traf. "Jetzt erzähle mir bitte im Detail, wie das mit uns beiden vor sich gehen soll", nahm ich sie in unserem Schlafzimmer an die Hand. Dies war der einzige Raum im Haus, in dem wir gefahrlos und ungestört miteinander reden konnten. Bis dahin hatte ich nur eine ungefähre Ahnung von Lian Plänen für uns beide.

Lian hatte ein sehr ernstes Gesicht aufgesetzt und schaute mich mit ihren wunderbaren Mandelaugen durchdringend an. "Du hast gesagt, dass Du mir und meiner Familie vertraust. Und wir haben sehr intensiv an dieser Möglichkeit für eine gemeinsame Zukunft gearbeitet." Sie machte eine lange Pause, behielt aber den direkten Augenkontakt. "Du hast mich aus dem japanischen Bordell, in das ich hineingezwungen wurde, befreit. Ich liebe Dich und will nie mehr von Dir getrennt werden."

"Mir geht es genauso", bestätigte ich ihr. Aber meine Annäherungsversuche wehrte Lian zunächst ab.

"Wenn Du von George Town aus in Richtung der Berge schaust, ragt aus dem Wald eine stattliche Pagode in die Höhe." Ich nickte, denn ich hatte die Pagode oft auf meinen Fahrten durch die Stadt gesehen. Ich war aber nie dorthin marschiert. "Die Pagode gehört zum Kek Lok Si Tempel, einer chinesisch-buddhistischen Tempelanlage, die auch ein großes Kloster beherbergt. Diese Anlage wurde in den letzten 60 Jahren errichtet und immer mehr erweitert. Die hohe Pagode selbst ist weniger als zehn Jahre alt."

Ich schaute meine Geliebte ratlos an. "Und was hat ein buddhistischer Tempel mit uns zu tun?"

"Das ist unser Fluchtziel", nickte Lian. "Unsere Familie hat diese Tempelanlage und das dazugehörige Kloster vom ersten Tag an mit vielen Spenden finanziell unterstützt. Und nicht nur das, mein Onkel Kim, der Bruder meines Vaters, ist in jungen Jahren als Mönch in das Kloster eingetreten und dort quasi die rechte Hand des Venerable Yuan Ying, der der höchste Priester dort oben ist. Dies Kloster wird unser neues Zuhause, zumindest bis der Krieg vorüber ist und wir uns wieder ohne japanische Militärpolizei und in Freiheit bewegen können."

"Und wie kommen wir in das Kloster hinein? Ich bin kein Buddhist."

"Das haben meine Eltern bereits arrangiert. Es gibt aber eine Reihe von entscheidenden Voraussetzungen, die wir für die Mönche erfüllen müssen, damit sie uns ihren Schutz gewähren."

"Und das wäre?"

"Zuerst müssen wir ein richtiges Ehepaar werden. Das bedeutet, dass wir zuerst nach buddhistischen Regeln offiziell Mann und Frau werden."

Sie holte ein paar Mal tief Luft und schaute mich herausfordernd an. Dann setzte sie ihr schönstes Lächeln auf, bei dem ich regelmäßig hinschmolz. "Nach unseren Traditionen musst Du Deine zukünftige Frau fragen. Umgekehrt geht nicht."

Jetzt hatte ich endgültig verstanden. Lian wollte mich heiraten beziehungsweise von mir geheiratet werden. Und ich wollte das auch. Ganz klassisch rutschte ich von der Bettkante auf mein Knie, nahm Lians Hand und schaute sie an. "Liebe Liang Lian, willst Du meine Ehefrau werden und mit mir gemeinsam einen uns unbekannten Weg in eine gemeinsame Zukunft gehen?"

Lian beugte sich vor, umarmte mich, zog mich zu sich hoch und küsste mich. "Ja! Ich habe keinen größeren Wunsch, als den Weg des Lebens mit Dir gemeinsam zu gehen."

"Gut. Und dann?"

"Werden wir ins Kloster eingelassen, beziehen gemeinsam in einem separaten Teil, der nicht von Mönchen bewohnt wird, eine Zelle und nehmen unsere Arbeit in der Klostergemeinschaft auf. Ich soll die Schneiderei übernehmen, hat mir meine Mutter bereits berichtet. Und Du wirst bis auf Weiteres als ein Mönch getarnt und arbeitest in der Gemeinschaft mit. Was immer anliegt, ob im Bau oder in den Gärten. So sind wird sicher."

Ich nickte nachdenklich. Ich, Leutnant zur See der Deutschen Kriegsmarine, tauschte mein Offiziersdasein gegen ein buddhistisches Mönchsleben ein. Teilweise zu mindestens, denn ich hatte eine liebende Ehefrau an meiner Seite. Die Alternative würde Kriegsgefangenschaft bedeuten, ohne Lian und mit sehr ungewissem Ausgang. Ich nickte noch einmal und erwiderte dann Lians Kuss. "Dann lass uns ins Kloster gehen."

Vier Wochen später trug ich als Zivilkleidung ein orangefarbenes Mönchsgewand, hatte meinen Kopf kahlrasiert und meinen seemännischen Vollbart abgenommen. Ich besaß praktisch nichts mehr, meine persönliche Habe inklusive meinen Papieren hatte bei unserer frühmorgendlichen Flucht in eine kleine Reisetasche gepasst. Aber ich musste mir bereits nach einigen Tagen eingestehen, dass ich nichts vermisste. Ich hatte Lian, die wie ich begonnen hatte, sich in den arbeitsreichen Klosteralltag einzufügen. Und ich hatte eine extreme freundliche, zutiefst menschliche Umgebung, die uns beiden das Gefühl von Sicherheit in sehr unsicheren Zeiten gab.

Auf der anderen Seite waren wir nun nahezu vollständig von jeglichen Nachrichten über das Weltgeschehen abgeschnitten. Die Kapitulation Deutschlands erfuhren wir erst Monate später, die japanische Kapitulation nach den beiden Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki registrierten wir dadurch, dass am 2. und 3. September plötzlich britische Kriegsschiffe unter Führung der HMS Nelson im Hafen von Penang auftauchten und britische Marines Stellung in George Town bezogen. Die Insel Penang war damit nach knapp vier Jahren wieder unter britischer Herrschaft, was mir wenig weiterhalf.

"Ich will genauso wenig in britische Gefangenschaft wie ich in japanische wollte", erklärte ich Lian und ihrem Onkel Kim. "Ich fühle mich nach unseren fünf Monaten als Teil der Gemeinschaft hier und bin begierig, jeden Tag mehr über diesen Glauben und seine Wurzeln zu lernen." Mein Alltags-Chinesisch war mittlerweile so gut geworden, dass ich wirklich alle Lektionen und Unterrichte voll umfänglich verstand und viele Gespräche mit den Priestern und Mönchen führen konnte. Ich begann langsam, in Chinesisch zu träumen, ein sicheres Zeichen, dass in meinem Kopf grundlegende Veränderungen vor sich gingen.

Der Venerable akzeptierte die Fortsetzung unseres Aufenthaltes im Kloster, hatten sich Lian und ich sich doch als tatkräftige und mit der Fabrikantenfamilie im Hintergrund trotz Hyperinflation und fortgesetzter Repressionen als spendenfreudige Helfer erwiesen. In einem Punkt hatte ich mich im Kloster als wertvoller Helfer erwiesen. Mit der Disziplin einer deutschen Offiziersausbildung war es mir gelungen, viele Arbeitsabläufe im Kloster umzuorganisieren, zu straffen und damit effektiver und ertragsreicher zu machen.

Zum Jahreswechsel 1945/46 - zumindest nach europäischer Zeitrechnung, denn im Kek Lok Si Tempel galt der chinesische Kalender - registrierten Lian und ich, dass wir ein neues Problem bekamen. "Ich glaube, ich bin schwanger", überraschte mich Lian am Abend in unserer kargen Zelle, als wir uns zur Nachtruhe betteten.

Ich war schlagartig glockenwach. "Schwanger? Wie das?"

Lian lachte leise. "Du weißt schon wie. Wir haben ja auch genügend geübt. Und jetzt hat es geklappt."

"Ganz sicher?"

"Ja." Lian strahlte mich in unserer aus nur einer Lampe schwach erleuchteten Zelle an. "Und wenn ich ehrlich bin, freue ich mich unbändig. Du wirst zum zweiten Mal Vater."

Jetzt wurde ich noch mehr verwirrt. "Wie? Was? Warum zum zweiten Mal? Ist doch Dein erstes Kind."

"Richtig, mein Lieber. Aber die gute Chen war mir dank Deines Abschiedsgeschenks viele Monate voraus. Und wie ich von Onkel Kim übermittelt bekommen habe, hat Chen letzte Woche einen gesunden, properen Jungen zur Welt gebracht."

"Oh", konnte ich auf die doppelte Offenbarung nur noch antworten. Dann blieb ich stumm und dachte nach. Die Monate in einem buddhistischen Kloster hatten mich nachhaltig verändert. Ich war ruhiger, bescheidener, ja, wie mir meine Ehefrau bestätigte, liebenswerter geworden. Und jetzt dies: zwei Kinder von zwei Frauen, die zudem derselben Großfamilie angehörten. Damit stand für mich fest, dass ich diese chinesische Gemeinde in Südostasien nie wieder verlassen wollte. Meine Zukunft und die meiner Familie sollte hier auf der malaiischen Halbinsel, vielleicht sogar auf der vorgelagerten Insel Penang liegen.

"Aber wie stellen wir das an, dass wir als Familie in Frieden und in Freiheit leben und arbeiten können, ohne dass die britische Kolonialverwaltung einen späten deutschen Kriegsgefangenen interniert und irgendwann allein nach Deutschland zurückführt?" Um diese Schlüsselfrage drehte sich in den kommenden Wochen unsere gesamte Abendunterhaltung. Lian hatte beschlossen, zu ihrer Familie zurückzukehren, sobald sich ihre Schwangerschaft nicht mehr vor den Mönchen geheimhalten ließ. Aber ich?

"Wir finden eine Lösung", war Lian optimistisch. "Meine Eltern standen vor dem Krieg auf gutem Fuß mit der britischen Verwaltung in George Town und Penang. Wir sind wieder Teil der Strait Settlements und damit eine direkte Kronkolonie. Ich würde vorschlagen, dass meine Eltern Deinen Fall in ihre Hand nehmen und ohne Angabe Deines Aufenthaltsortes eine Lösung für Dich aushandeln." Sie lachte mich an. "Chinesen lösen solche Probleme meist mit Geld. Und Engländer nehmen gerne Geld. Verstanden?"

Ich hatte verstanden.

Lian verließ das Kloster im Frühjahr als ihr Bauch für jedermann sichtbar rund geworden war und kehrte in ihre Großfamilie zurück. Ich war nun für einige Wochen allein. Wir hatten verabredet, dass mich zur Aufrechterhaltung meiner Tarnung kein Familienmitglied besuchen sollte, solange Familie Liang mit den Behörden über meine Zukunft verhandelte. Immerhin bestand weiterhin das Risiko, dass man mich als deutschen Soldaten und damit als potenziellen Kriegsgefangenen identifizieren würde.

Sechs Wochen später kam plötzlich Lians Mutter ins Kloster, um zuerst mit ihrem Schwager und dann mit mir zu sprechen. "Wenn Du willst, kannst Du morgen zu uns umziehen und wieder mit Deiner Ehefrau unter einem Dach leben", sprach sie mich ganz direkt an und überreichte mir zwei in chinesischer Sprache verfasste Dokumente. Das erste war ein nationalchinesischer Reisepass, in dem sogar ganz korrekt ein Passbild von mir montiert war - ich war total irritiert, wie die Familie daran gekommen war - und in dem mein korrekter Name mit richtigem Geburtsdatum und Geburtsort aufgeführt waren. "Shanghai ist wieder eine freie chinesische Stadt", erläuterte mir Liang Jinjin, Lians Mutter. "Und wir hatten vor dem Krieg sehr gute Geschäfts- und Familienbeziehungen dorthin. Da wohl alle behördlichen Unterlagen die japanische Besetzung unbeschadet überstanden haben, konnte man Deine Geburtsurkunde ausfindig machen. Der Rest war ganz einfach und hat nur eine kleine Gebühr gekostet", sie lächelte hintergründig, so dass ich die Einstufung 'kleine Gebühr' richtig interpretierte. Damit besah ich mir das zweite Dokument: basierend auf meinem 'neuen' chinesischen Pass war dies eine Aufenthaltsgenehmigung der Kolonialbehörde der Kronkolonie mit eingetragenem Wohnsitz an der Adresse der Familie Liang. "Du bist ein freier Mann, KaWe", lachte mich Jinjin an. "Ich heiße unseren Schwiegersohn, der mir meine Tochter zurückgebracht hat, herzlich in unserer Familie willkommen."

Zwei Tage später hatte ich meine geringe Habe zusammengepackt, eine normale chinesische Zivilkleidung angelegt und mich vom Venerable Yuang Ying, Onkel Kim und den zahlreichen Mönchen, die mir im Laufe des einjährigen Aufenthaltes im Kloster gute Freunde geworden waren, verabschiedet. Dann machte ich mich auf den Fußweg den Berg hinunter und erreichte nach eineinhalb Stunden, in denen mich ein kräftiger Frühjahrschauer gut durchnässt hatte, mein zukünftiges Zuhause. Lian war außer sich vor Freude, mich in ihrem Elternhaus begrüßen zu können und stellte mich umgehend allen Großfamilienmitgliedern vor. Hierunter waren auch Chens Eltern und Geschwister.

Chen und unser gemeinsamer Sohn, dessen tatsächliche Vaterschaft niemandem bekannt war, waren jedoch nicht anwesend. "Unsere Tochter, die Sie so gut umsorgt haben", berichtete mir ihre Mutter, "ist mit einem Cousin auf die andere Uferseite übergewechselt. Sie hat ihren Cousin, der im Krieg seine Frau verloren hat, noch vor der Geburt ihres Sohnes geheiratet. Jetzt ist alles gut." Natürlich wusste die Mutter, dass ihre Tochter ihre Schwangerschaft aus ihrer Zeit in unserer Offiziersvilla mitgebracht hatte. Aber sie hatte schnell und mit Geschick verstanden, hier eine neue, nach chinesischen Maßstäben ordentliche Familie entstehen zu lassen.

Schon in der ersten Woche meines neuen Zivilistenlebens setzte ich mich hin und schrieb einen Brief an meine Eltern in Bremen. Ich formulierte diesen Brief ausgesprochen sorgfältig, damit er keine unangenehmen Nachfragen auslöste. Ich ging davon aus, dass jeder Brief aus dem britischen Kolonialreich ins eroberte Deutsche Reich unverändert durch Zensoren gelesen wurde, vermutlich sogar zweimal, zunächst hier im Absendeland und dann noch einmal in Deutschland.

Ich hatte nicht die geringste Vorstellung, ob und wie meine Familie diesen Krieg überstanden hatte. Ich wusste nicht, wie Bremen aussehen würde. Und ich wusste nicht, ob unsere Handelsfirma noch existierte. Dann fiel mir ein, dass ich meinen letzten Brief Richtung Heimat eineinhalb Jahre zuvor Kapitänleutnant Oesten mit auf den Weg gegeben hatte.

"Ob dieser Brief wohl je meine Eltern erreicht hat?", fragte ich Lian, nachdem ich meinen Brief beendet und auf dem Postamt in George Town aufgegeben hatte.

"Ich wünsche es Dir", antwortete sie mit verständnisvollem Lächeln. "Ich fände es jedenfalls furchtbar, wenn unser Baby in zwanzig, fünfundzwanzig Jahren um die halbe Welt reist und ich nichts mehr von ihm hören würde. Das muss einer Mutter doch ihr Herz zerreißen." Lian hatte wie immer den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich bewunderte sie mit jedem Tag mehr, sie hatte für ihr Alter eine unglaubliche Weisheit an sich.

Es sollte mehr als vier Monate dauern, bis ich tatsächlich einen Antwortbrief erhielt. Zu meiner Überraschung hatte er eine englische Briefmarke und war in London abgestempelt.

"Mein lieber KaWe", schrieb mein Vater, "das Schicksal hat gewollt, dass Deine beiden Briefe vom Spätherbst 1944 und von vor zwei Monaten im Abstand von drei Tagen hier in Bremen eintrafen. Wir sind unendlich glücklich, das Du gesund Deiner eigenen Familie in Malaysia lebst. Wir können Dir berichten, dass Mutter und ich den Krieg überlebt haben und uns nun mühsam durch die Wirren der Nachkriegszeit durchschlagen. Unser Kontorhaus an der Contrescarpe hat 1944 einen Volltreffer erhalten und ist vollständig ausgebrannt, aber unser Familienhaus steht noch. Wir teilen es zwar derzeit mit einigen zwangsweisen Einquartierungen, aber es ist immer noch unser eigenes Zuhause.

Derzeit bemühe ich mich mit Hilfe einiger alter Geschäftskontakte aus den glücklichen Vorkriegsjahren, unsere Firma wieder aufzubauen. Mal sehen, wie lange wir dafür brauchen. Aber Handel gab es immer und wird es immer geben. Und wir Hanseaten gehören zu den besten Händlern der Welt.

Ich habe diesen Brief über einen alten Londoner Geschäftsfreund, der auch Dich noch aus unseren gemeinsamen Zeiten in Shanghai kennt, abschicken lassen. Ich hoffe, dass der Brief auf diesem Weg keinen Zensurauflagen mehr genügen muss.

Bitte lasse so schnell wie möglich wieder von Dir hören. Schicke alle Post an Malcolm Winterbottom in London, dessen Adresse ich im Postskript noch einmal aufführe. Malcolm belieferte die britischen Besatzungstruppen hier und kommt deshalb regelmäßig nach Norddeutschland."

Ich las den Brief meines Vaters sicherlich zehn Mal, bis ich ihn auswendig konnte. Angeregt durch die Bemerkung meines Vaters, dass er die Firma Nordmann & Cie als internationales Handelsunternehmen wieder aufbauen wollte, begann ich über meine eigene berufliche Zukunft nachzudenken. Ich hatte das Abitur gemacht und eine Seeoffiziersausbildung erfahren. Und dann hatte ich eineinhalb Jahre Berufserfahrung in der Organisation eines Marinestützpunktes und der Beschaffung von allem und jedem. Nicht mehr und nicht weniger.

"Was soll ich denn jetzt tun?" fragte ich meine geliebte Ehefrau. "Im Moment helfe ich Deinem Vater und Deiner Familie in ihrem Betrieb und unterstütze sie dabei, die Werft wiederzurückzubekommen und zu ertüchtigen. Aber ich könnte viel mehr machen."

"Und was?" Sie stillte gerade unseren jetzt zwei Monate alten Sohn, was den hübschen Nebeneffekt hatte, dass sie zum ersten Mal einen richtig prallen, sehr verführerischen Busen bekommen hatte.

"Auf der einen Seite denke ich, dass Euer Familienbetrieb für mehr und bessere Aufträge einen professionellen Vertrieb aufbauen müsste. Und auf der anderen Seite denke ich, dass wir hier in der Kronkolonie hervorragend platziert sind, um ein neues Handelsgeschäft mit Europa aufzubauen."

Lian lachte mich an. "Dann rede mit Vater und meinen Brüdern. Da ist kein einziger richtiger Kaufmann bei. Das ist etwas, was unserer Familie immer gefehlt hat."

Nachwort:

KaWe und Lian hatten auch weiterhin viel Freude am Leben und am Sex miteinander und freuten sich über ihre zügig wachsende Familie. Innerhalb von neun Jahren brachte Lian zwei weitere Söhne und zwei weitere Töchter zur Welt. Auch ohne formale kaufmännische Ausbildung oder Studium wurde KaWe ein erfolgreicher Händler und Kaufmann und baute mit dem nach Singapur entsandten Sohn von Malcolm Winterbottom ein in Penang und Singapur ansässiges, gemeinsames Handelsunternehmen auf, welches nach der Unabhängigkeit Malaysias und der wenige Jahre später erfolgten Abspaltung eines unabhängigen Singapurs zu einer ersten europäisch-südostasiatischen Handelsadresse wurde. Parallel entwickelte sich aus der Gießerei und den Werkstätten der Familie Liang ein an mehreren Standorten Südostasiens ansässiges Werft- und Stahlbauunternehmen.

KaWe Nordmann und Martin Haack trafen sich vollkommen überraschend zwanzig Jahre nach Kriegsende wieder. Am 31. August 1957 erhielt Malaysia durch den formalen Rückzug Großbritanniens die Unabhängigkeit. Hierzu kamen zusammen mit tausenden von geladenen Gästen zehntausende Menschen auf dem Merdeka-Platz in Kuala Lumpur zusammen, um dies Ereignis zu feiern. Plötzlich und vollkommen unvorbereitet standen die beiden Offizierskameraden zufällig nebeneinander, schauten sich verblüfft an und fielen sich dann in die Arme. Martin Haack hatte sich zwei Tage nach KaWe ebenfalls mit seiner chinesischen Geliebten zu deren Familie abgesetzt, musste hierzu jedoch in einer abenteuerlichen Überfahrt aufs Festland übersetzen. Er hatte dann mehrere Jahre als Offizier in der chinesischen Guerillaarmee in Malaysia verbracht, die die Kolonialherren bekämpfte und die endgültige Unabhängigkeit des Landes anstrebte. Diese hatte sich jetzt in großen Teilen in eine politische Partei umgewandelt. Mit dem Unabhängigkeitstag war er als Commodore in die Marine Malaysias eingetreten und befehligte einen großen Marinestützpunkt an der Ostküste des Landes.

Persönliches Nachwort:

Diese Krieg und Liebe-Geschichte erforderte sehr weitreichende Recherchearbeiten, die mich wochenlang beschäftigt gehalten haben. Die Geschichte eines fernöstlichen Marinestützpunktes für deutsche U-Boote ist eigentlich nur mit den Begriffen 'Hybris' und 'Irre' zu überschreiben. Die gesamt Operation "Monsun" war hinsichtlich ihres militärischen Erfolgs ein glatter Fehlschlag. Die Kriegsmarine verlor zwischen Juli 1943 und dem Kriegsende 22 U-Boote und ihre zwei Versorgungsschiffe, die weitestgehend mit allen Mann an Bord versenkt wurden.

Wie immer freue ich mich über Bewertungen meiner Geschichte und zahlreiche Kommentare. Sie sind mein Lohn für meine Arbeit.



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