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Frausein (fm:Lesbisch, 7314 Wörter)

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Veröffentlicht: Jun 21 2025 Gesehen / Gelesen: 668 / 429 [64%] Bewertung Geschichte: 9.20 (5 Stimmen)
Eine reife Frau beginnt ihr inneres Leben neu zu ordnen

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© Marion deSanters Dieser Text darf nur zum Eigengebrauch kopiert und nicht ohne die schriftliche Einwilligung des Autors anderweitig veröffentlicht werden. Zuwiderhandlungen ziehen strafrechtliche Verfolgung nach sich.

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Sehen. Nur: Staunen. Und ich, alt genug, um mein Begehren in Schubladen sortiert zu haben, finde mich selbst darin nicht mehr wieder.

War es nur Léa? Ihre Art? Ihr Körper? Oder ist es das Weibliche selbst, das mich lockt, das mich erkennt, wie ich bin - nicht wie ich scheinen soll? Ich weiß es nicht. Noch nicht. Aber ich weiß, dass etwas erwacht ist, das nie ganz geschlafen hat.

Es ist keine Umkehr. Kein neues Etikett, das ich mir aufklebe. Ich will nicht sagen: Ich bin nun dies oder das. Ich bin. Ich bin Frau. Und gestern Nacht... wurde ich es neu.

Vielleicht geht es nicht um das Geschlecht. Vielleicht geht es um Berührung. Um den Ton. Um das Wissen, wie man sich verliert, ohne verletzt zu werden. Und das habe ich mit Léa erfahren. In ihrer Art, mich zu küssen, zwischen den Beinen, ohne Hast, ohne Ziel - da war das erste Mal das Gefühl, nicht benutzt zu werden, sondern bewohnt.

Und das, ja, das werde ich nie vergessen.

Clara. Der Name klingt in mir nach - weich, mit einem Nachhall wie warmer Wind über alte Dachziegel. Ich spreche ihn selten laut aus. Heute vielleicht das erste Mal wieder, seit Léa verschwunden ist. Seit jener Nacht, die wie ein geöffneter Vorhang in meinem Inneren zurückblieb.

Dreiundsechzig Jahre, flüsterte der Spiegel gestern Morgen, nicht mitleidig, nicht streng. Einfach nur: wahr. Eine Frau mit Linien, mit Tiefe. Eine, die nicht mehr sucht, sondern sich eingerichtet hat in ihrer Stille. Dachte ich.

Bis Léa kam. Oder besser gesagt: erschien. Wie Nebel, der sich zwischen den Dingen sammelt, zuerst kaum spürbar - dann nicht mehr wegzudenken. Ich erinnere mich nicht an ihr Ankommen. Nur daran, wie sie plötzlich im Antiquitätenladen stand, barfuß, die Haut leicht gebräunt, ein zerlesenes Taschenbuch in der Hand. Und wie sie mir nicht zulächelte, sondern sah. Mich. Nicht meine Figur, nicht mein Alter, sondern irgendetwas Tieferes, das längst verstummt war.

"Alte Dinge tragen Erinnerungen in sich, aber auch Möglichkeiten", meinte sie, und ich weiß bis heute nicht, ob sie den Jugendstilspiegel meinte - oder mich.

Ich hätte mich nicht gesucht. Und doch hat sie mich gefunden.

Seit sie gegangen ist - wortlos, ohne Spur - trägt mein Körper diese Erinnerung wie ein leises Glühen. Ihre Erinnerung. Leas Erinnerung! Auf dem Kissen der Geruch von Lavendel und warmer Haut, in den Falten des Laken ein geisterhaftes Echo ihrer Finger. Und mit jeder Stunde wächst nicht die Sehnsucht allein, sondern der Drang, zu begreifen: Wer war sie? Was war das?

Heute war Markt im Nachbardorf. Stimmen, Stoffe, zerdrückter Rosmarin unter Schuhsohlen. Und dann - ein Blick. Ein Mann. Breite Schultern, nachlässig offenes Hemd, zu selbstsicheres Lächeln. Ich kannte ihn nicht. Und doch war er mir vertraut - wie ein Lied aus einem alten Radio oder gar eine Schallplatte, deren Rillen gerne hängenbleiben und sich dann stets wiederholen. Er sprach in runden Sätzen, schmeichelte, roch nach Tabak und Rotwein. Die altbekannte Manier, die alte Leier - manchmal interessant, manchmal peinlich, sehr oft einfach nur deswegen, um eben DAS zu erreichen. Und JA - ich kannte das, natürlich. Seine Hand - beiläufig - an meinem Rücken, zu tief, zu schnell. Ich wich nicht aus. Ich wollte wissen.

Wollte wissen, ob mein Körper auf das Alte noch antwortete, ob das, was Léa in mir wachgeküsst hatte, nur sie war - oder Weiblichkeit selbst. Vielleicht auch: Ich wollte mich prüfen. Hatte ich Lust? Echte Lust, echte Geilheit? Ich dachte nicht nach, aber wohl ... egal ... vermutlich wollte ich Léa vergessen in dem Sinn, weil das ja nicht "normal" war für eine wie ich bin. Über sechzig und dann so was?

Sein Haus war hell. Kalkstein, Feigenbaum im Innenhof, ein Glas zu viel in meiner Hand. Und dann: Küsse, Finger, Gier, Ziel. Kein Spiel. Kein Fragen. Kein Warten. Es ging mir zu schnell, aber - ich ließ es eben zu.

Er küsste, als wäre ich eine Öffnung, kein Wesen. Drückte mich an die Wand, hob den Rock, tastete sich seinen Weg, schob das Höschen nach unten, das keinen nassen Streifen aufwies. Aber er hätte den Unterschied auch nicht bemerkt. Er drehte mich um, hin zur Wand - was mir auch lieber war, sonst hätte ich ihn gesehen oder gar küssen müssen. Nicht dass mich vor ihm ekelte, aber ... egal. Ich ließ es zu - hastig, viel zu hastig und es brannte. Nein, es tat nicht wirklich weh, ein hartes Reiben, ein scharfes Brennen - das Gefühl für ihn, wie eng ich doch war und wie geil für ihn. Dabei war ich nur nicht bereit genug - Trockenheit im Alter, dachte er sich wohl, ganz typisch für Frauen in meiner Konstellation. Aber ... egal.

Ich ließ ihn agieren, ahnte ja, dass es nicht lang währen konnte. Somit duldete ich das, was mir letztlich nicht gefiel, mechanisch erregend wie es ablief.

Für eine Weile. Für einen Gedanken lang. Doch mein Körper, so bereit bei Léa, blieb stumm. Mein Innerstes verschloss sich, wie eine Blüte, die den falschen Wind spürt.

Danach, als er sich in mir verloren hatte, erbat ich mir ein Glas Wasser. Ich trank. Ich ging. Kein Drama. Kein Streit. Nur: eine Grenze.

Das Höschen zog ich hoch, seine nasse Lust noch in mir pochend, die ich erst später zu entfernen gedachte. Nicht auch noch bei ihm duschen, war meine Devise - ihm vielleicht die Gelegenheit einräumend für eine zweite Runde, die er sich erhoffte, wenn er ... egal ... ich gab eben wo in der ersten Runde.

Und nun - gehe ich wieder. Über heiße Pflastersteine, den Himmel voller Licht. Léa, wo bist du? Wer bist du wirklich? Und warum klingt deine Abwesenheit lauter als jede Berührung eines Mannes je klang?

Ich suche nicht nach einer Frau. Ich suche nach ihr. Nach dem, was sie in mir berührte. Nicht nur Haut, nicht nur Lust - sondern Erkennen. Wärme. Dieses tiefe Wissen: Du darfst sein.

Und so gehe ich weiter. Nicht um zu vergessen, sondern um zu erinnern. Nicht, um gefunden zu werden. Sondern um zu finden. Vielleicht sie. Vielleicht mich.

Am Abend, in meinem Schlafzimmer, das Fenster weit geöffnet, der Wind streichelt den Vorhang, liege ich nackt auf der Baumwolldecke. Mein Körper ist müde vom Tag, aber nicht still. Etwas regt sich in mir, ein Leuchten unter der Haut, das sich langsam zu dehnen beginnt. Ich greife nach der kleinen Schachtel aus der Schublade, cremefarben, altmodisch, darin ein Gerät - diskret, funktional, kalt.

Warum sind sie alle so geformt, denke ich, während meine Finger sich an die glatte Oberfläche schmiegen. Fast jeder dieser Helfer hat etwas Phallisches, eine Nachahmung des Männlichen. Als wäre Lust nur dann gültig, wenn sie durchdrungen wird. Als müsste das Weibliche durch etwas Festes gefüllt, geöffnet, eingenommen werden. Aber ist das wirklich meine Art von Verlangen?

Ich schalte das Gerät ein, leise, kaum hörbar. Und doch - mein Körper antwortet. Aber nicht wegen der Form. Sondern weil ich mich erinnere. An sie. An Léa. An den Moment, als ihre Lippen zwischen meinen Schenkeln verweilten, nicht fordernd, sondern forschend. Ihre Zunge kein Pfeil, sondern ein Gedicht.

Ich bewege mich langsam. Nicht hinein, sondern darüber. Kreise. Gleite. Nicht nach innen - sondern um das Zentrum herum, wie sie es getan hat. Kein Stoßen. Kein Drücken. Nur fließende Wärme. Ich schließe die Augen.

Der Mann von heute - er wollte in mich. Léa wollte mit mir. Welch ein Unterschied. Und während mein Atem kürzer wird, mein Rücken sich leicht wölbt, flüstert mein Körper: So. Genau so. Kein Abbild eines Penis. Keine Nachbildung von Härte. Sondern Nähe. Präsenz. Duft.

Ich komme nicht mit einem Aufschrei. Ich komme in mich zurück. Wie Wasser, das sich in eine Schale legt. Langsam. Still. Und doch vibrierend und sie ausfüllend, zur Gänze sogar, wenn man langsamer und sachte vorgeht und nicht mit einem raschen Schwall alles überschwappen lässt - mit dem Effekt, dass die Schale leerbleibt, egal wie viel man in sie pumpt. Und soviel, lächle ich schal in mich hinein - hat er in mich gar nicht ... egal!

Als ich das Gerät ausschalte, liegt mein Körper entspannt wie nie. Und ich denke: Vielleicht braucht das Weibliche nicht Nachbildungen. Sondern Spiegel. Hände, Münder, Gedanken - die nicht wollen, sondern wissen.

Léa wusste. Und ich - lerne es gerade erst.

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Es war nicht immer so gewesen. Am Anfang, ja - da war zwischen uns etwas Echtes. Wärme, Nähe, Neugier. Jakob, mein Mann, hatte einen ruhigen Humor, einen Blick für Details, den ich liebte. Seine Finger konnten leise über meine Haut wandern, und ich glaubte damals, das sei alles, was man vom Leben verlangen darf. Ich war zwanzig, er war dreißig. Und doch: Unsere Körper verstanden sich. Und wir blieben zusammen - vierzig Jahre lang, 43 ganz genau, wenn man es so sehen will. Aber ...

Aber dann kam dieses langsame Verschwinden. Nicht abrupt, nicht laut. Wie ein Teppich, der sich Zentimeter für Zentimeter unter den Füßen wegzieht. Erst kamen die Ausreden. Die Müdigkeit. Die langen Abende am Bildschirm. Und dann, ganz allmählich, dieses neue Ritual: Der Fernseher blieb an. Spät. Leise. Irgendwann waren es keine Nachrichten mehr, kein Film.

Sondern - dann waren es Pornos. Anfangs war ich irritiert, dann verletzt, dann still. Gefallen? Nein, ich bin nicht prüde, aber sie waren einfach schlecht. Vielleicht waren die gefühlten hundert Schulmädchenreports und sonstige Filme von Oswald Kolle (ich glaub, so hieß er) sogar besser - aber ich tat es mir nicht an, diese aus der Erinnerung auszugraben. Schreckhaft fand ich in jedem Fall immer diese riesigen Brüste, viel zu groß, viel zu aufgeblasen, viel zu ... Männerphantasie? Amerikanisch in jedem Fall ... egal ...

Er sagte, es helfe ihm. Dass er sich konzentrieren müsse. Dass die Bilder ihn... lenken würden ... erektile Dys usw ... Echt? Ich verstand es nicht. Aber ich ließ es zu. Ich lag da, neben ihm, während auf dem Bildschirm Körper zuckten, stöhnten, gefügig waren. Ich, daneben, ein Körper aus Fleisch - aber kein Bild. Kein Fokus.

Und dann der Moment, in dem ich begriff: Er konnte mich nur noch begehren, wenn ich eine Szene begleitete. Nicht als Ich. Als Projektion. Als Staffage.

Er drehte mich, wie sie sich drehten. Legte meine Beine, wie sie gelegt wurden. Stieß, wie dort gestoßen wurde. Ich spielte mit, anfangs widerwillig, dann resigniert, schließlich wie in Trance. Ich war nicht mehr Frau. Ich war eine Figur. Erschaffen, gefaltet, benutzt.

Ich frage mich oft, ob er sich schämte. Ob er es wusste. Oder ob er einfach glaubte, so sei das eben. So gehe Ehe. Sex. Alter. Gewohnheit.

Fünf Jahre ist es her, dass er ging. Und ja - das Wort passt nicht. Er ging nicht. Er verschwand. Ganz plötzlich. Ohne Ankündigung, ohne Abschied. Nur ein Telefonanruf der Polizei, ein später Abend, ein Herzrasen, das nicht mehr endete.

Sein Auto - gefunden unterhalb einer Brücke. Nicht auf der Straße. Nicht auf dem Weg zur Arbeit. Einfach... dort. Die Lenkung unberührt. Kein Zeichen eines Ausweichmanövers. Kein Fremdeinfluss. Die Türen intakt, der Aufprall heftig. Er war tot. Sofort. So sagten sie.

Ich fragte nicht viel. Vielleicht aus Schock. Vielleicht, weil ich es irgendwie wusste. Dass da etwas war, das sich schon lange in ihm zusammenzog. Vielleicht hatte er nie über mich gestöhnt, sondern über sein Verschwinden. Vielleicht war ich nicht nur Zuschauerin seiner Lust - sondern seiner letzten Ohnmacht.

Und doch: Ich vermisse ihn. Nicht den Mann der letzten Jahre. Aber jenen aus den frühen Tagen. Der mir morgens die Haare aus dem Gesicht strich. Der mir unter dem Esstisch mit dem Fuß über den Knöchel fuhr. Der mich auf der Wiese nahm, während rundherum der Sommer summte.

Ich liege manchmal wach und frage mich, ob sein Tod ein Unfall war. Oder ein Entschluss. Ob er sprang. Oder nur nicht mehr bremste. Und dann sehe ich mich selbst - wie ich neben ihm lag, halb entkleidet, der Bildschirm flackernd, mein Blick zur Decke. Und ich begreife: Auch ich habe nicht mehr gebremst.

Es ist seltsam, wie Erinnerung sich mischt mit Begehren. Wie ich heute, beim Streichen über meinen Unterleib, plötzlich an seine Hand denke. Und dann - sofort - an Léa. Wie unterschiedlich sie mich berührten. Jakob fest, gezielt, im Rhythmus der Bilder. Léa dagegen wie mit geschlossenen Augen. Suchend, nicht führend. Als würde sie horchen auf mein Sehnen, nicht auf ihre Vorstellung davon.

Jakob brauchte Reize. Léa: Resonanz.

Vielleicht war sein Tod der letzte Akt eines Lebens, das schon zu laut geworden war. Zu voll von Bildern, zu leer an echtem Kontakt. Vielleicht war er müde von seinem eigenen Spiegelbild. Von mir. Von sich selbst.

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: Ich bin noch da. Und mein Körper, gezeichnet von Jahren, gefüllt mit Geschichten, beginnt gerade erst, wieder zu hören. Auf das, was zart ist. Nicht laut. Nicht fordernd.

Vielleicht ist der Tod eines Mannes nicht das Ende eines Begehrens. Sondern der Anfang eines anderen.

Ich streichle mich leise. Ohne Ziel. Ohne Bilder. Nur mit Atem. Und der leisen Hoffnung, dass Erinnerung nicht bindet - sondern befreit.

Es ist wieder Sommer. Der Abend warm und satt, mit einer Luft, die wie reife Pfirsiche schmeckt - weich, duftend, ein wenig überreif. Ich stehe auf dem Bahnsteig eines kleinen provenzalischen Orts, den Koffer in der Hand, den Blick weit. Und da ist sie. Léa. Ohne Vorankündigung, ohne Erklärung, einfach da. Ihre Haare etwas kürzer, aber ihr Gang - noch immer dieses leichte Schweben, wie Wasser, das keinen Widerstand kennt.

"Clara", sagt sie. Nur das. Und mein Name klingt in ihrem Mund wie eine Einladung. Ich muss lächeln, obwohl mein Herz pocht wie damals, als ich das erste Mal von ihr berührt wurde - nicht nur mit den Fingern, sondern mit der Aufmerksamkeit, mit der Geduld, mit dieser stillen Leidenschaft, die mich mehr veränderte als alles zuvor.

Wir gehen durch schmale Gassen, ihre Hand streift meine, berührt nicht, aber fragt. Und ich antworte - mit einer Wendung meines Handgelenks, einer Öffnung meiner Handfläche. Eine Frau meines Alters fragt nicht mehr lange. Sie entscheidet. Und ich will sie. Nicht zaghaft. Nicht versteckt. Ganz.

In ihrem kleinen Apartment ist alles hell und offen. Weiß getünchte Wände, ein Bett mit weicher Decke, ein Vorhang aus Leinen, der im Wind tanzt. Wir stehen voreinander, ein kurzer Moment Stille. Und dann geht alles wie von selbst. Ich ziehe mein Kleid über den Kopf - langsam, nicht schüchtern - und sie sieht mich, wie man einen Baum betrachtet, der blüht.

"Du bist schön", sagt sie.

Ich lache, heiser. "Ich bin echt."

Und sie antwortet nicht mit Worten, sondern mit einem Kuss - zuerst auf meine Schulter, dann auf die Stelle zwischen meinen Brüsten, dort, wo mein Herz schlägt. Ihre Zunge ist warm, neugierig, liebend. Ich sinke auf das Bett, sie folgt mir, zieht mich auseinander wie ein Buch, das sie kennt und doch neu entdecken will.

Ihre Finger sind langsam. Zart, aber nicht zögernd. Sie streichen über meinen Bauch, über die Innenfläche meiner Oberschenkel, verweilen, fragen, flüstern. Ich öffne mich. Nicht nur körperlich - ganz. Ich lasse sie in mich, ohne dass sie eindringt. Sie ist schon da. Mit jeder Bewegung. Mit jedem Atemzug.

Meine Hände gleiten über ihren Rücken, über ihre Schultern, ihre festen Brüste, ihre flache Linie zum Schoß. Ich entdecke sie, wie ich mich selbst entdecke. Mit Hunger, aber auch mit Achtung. Wir lachen leise, stöhnen tiefer, verschmelzen nicht - wir kreisen umeinander, wir singen mit unseren Körpern.

Ich küsse ihre Brustwarzen, fest, dann sachte, dann wieder fest. Sie antwortet mit einem leisen Aufbäumen, mit einem Griff in mein Haar. Ich liebe das. Die Mischung aus Wildheit und Hingabe. Zwischen ihren Beinen ist sie warm, feucht, offen - und ich bin durstig. Ich küsse sie dort, wie ich geträumt habe, es zu tun. Nicht als Technik. Als Gebet.

Ihre Hüften kreisen, ihr Atem wird schneller, ihr ganzer Körper vibriert wie eine gespannte Saite. Und ich - ich sauge, ich schmecke, ich halte sie, bis sie sich löst. Ihre Finger in meinen Schultern, ihre Stimme in meinem Nacken.

"Clara", flüstert sie wieder. Und diesmal ist mein Name ein Ruf.

Wir liegen nebeneinander, verschwitzt, offen, verbunden. Ich streiche mit der Hand über ihre Flanke, spüre das Nachzittern. Und dann - kehre ich zurück in mich. In mein Becken, in meine Brust, in mein Alter. Und es ist gut. Es ist richtig.

Später in der Nacht, als wir uns erneut berühren, schneller, wilder, mit Lust, die nicht mehr tastet, sondern weiß, lasse ich meine Gedanken los. Kein Mann. Kein Damals. Nur diese Frau, dieser Duft, dieses Seufzen. Und ich liebe sie. Nicht nur als Gegenüber. Sondern als Möglichkeit.

Möglichkeit, neu zu beginnen. Ohne Scham. Ohne Schema. Nur mit Haut. Und Mut.

Und ich - Clara, dreiundsechzig, verwitwet, oft verwundert - lebe in dieser Nacht das erste Mal ganz. Nicht als Rolle. Nicht als Gattin. Als Frau. Als Liebende.

Und Léa? Léa schläft an meiner Seite, eine Hand auf meinem Oberschenkel, ein Bein über meinem. Und ihr Atem sagt: Ich bin noch da.

Der Morgen kam nicht leise. Er stach. Durch das Licht, das sich schamlos über die zerwühlten Laken legte, das nichts verbarg, nichts schönredete. Kein weiches Gold, kein leiser Duft von Kaffee oder Vogelgesang. Nur diese grelle Wahrheit: dass sie neben mir lag. Noch. Und dass ich nicht wusste, ob ich das wollte.

Léa schlief. Auf der Seite, ein Bein angewinkelt, ein Arm ausgestreckt, als hätte sie im Traum nach mir gegriffen. Ihr Rücken - glatt, jung, mit feinen Linien von getrocknetem Schweiß und der Spur meiner Nägel. Ihr Atem: regelmäßig, unbeteiligt. Als wüsste ihr Körper nichts von dem, was ihrer Stimme gleich entgleiten würde.

Ich lag da, wie gefangen in der Wärme ihres Körpers, in der Erinnerung der Nacht. Und spürte gleichzeitig, wie ich mich selbst verließ. Eine Frau, die etwas erlebt hat, das größer ist als das, was sie glauben wollte. Eine Frau, die nicht mehr weiß, ob das, was sie fühlt, Befreiung ist - oder eine neue Art von Gefangenschaft.

Ich betrachtete ihre Schulter, den kleinen Leberfleck, die zarte Bewegung der Muskeln unter der Haut. Ich kannte sie nicht. Nicht wirklich. Ich kannte nur ihren Geschmack. Ihre Art, meine Brust zu küssen, ohne Hast. Ihre Stimme, wenn sie meinen Namen sagte, als wäre er ein Gedicht. Ich kannte sie, wie man ein Feuer kennt: durch das Brennen.

Und dann wachte sie auf.

Langsam. Mit einem Seufzen. Ihre Lider schwer, ihre Lippen trocken. Sie streckte sich, drehte sich zu mir, legte ihre Hand auf meinen Bauch. Und ich zuckte kaum merklich zusammen. Es war zu viel. Zu nah. Und doch zu schön, um es sofort zu verlieren.

"Guten Morgen, du Schöne", flüsterte sie. Ihre Stimme klang noch träumend, verwischt.

Ich lächelte nicht. Ich nickte nur.

Ein Moment der Stille. Und dann - das Zucken in ihrem Mundwinkel. Der Schatten, der sich in ihre Pupillen schlich. Sie wusste, dass ich wusste. Und ich wusste, dass sie nicht anders konnte.

"Ich muss dir etwas sagen", sagte sie.

Ich schloss die Augen. Als könnte ich damit verhindern, dass es gesagt wurde. Als könnte ich einen Moment länger in der Illusion bleiben, dass alles leicht war, neu, möglich.

"Ich bin verheiratet."

Ich atmete. Tief. Langsam. Es war nicht der Schock, der mich traf. Es war die Bestätigung. Das leise Einrasten einer Ahnung, die sich schon in der Art angekündigt hatte, wie sie mich küsste: mit Schuld. Mit Gier. Mit dem Wissen um Endlichkeit.

"Und?" fragte ich. Es war mehr Trotz als Neugier in meiner Stimme.

"Wir haben ein Kind. Einen kleinen Jungen. Vier Jahre alt."

Vier Jahre. Während ich meinen Mann beerdigte, wickelte sie Windeln. Während ich lernte, allein zu schlafen, schlief sie neben jemandem. Während ich mich neu erfand, hatte sie sich vervielfacht.

Und doch: Diese Nacht... sie war echt. Oder?

"Du hast das geplant?" fragte ich. "Mich?"

Sie schüttelte sofort den Kopf. "Nein. Nein, Clara. Du bist einfach... du bist einfach passiert. Ich wollte das nicht. Und ich konnte nicht anders. Ich habe mich in dich gelegt wie in warmes Wasser. Ich konnte... ich kann... bei dir sein. Ohne Maske."

Ich spürte Tränen in mir, aber sie kamen nicht. Mein Körper war zu aufgewühlt. Zu voll. Und zugleich: leer.

"Warum hast du es mir nicht vorher gesagt?"

"Weil ich es dann nicht getan hätte. Weil ich mich nicht getraut hätte, dich zu spüren. Und ich wollte dich spüren, Clara. Ich wollte dich essen, trinken, riechen, hören. Ich wollte alles an dir."

Und ja - sie hatte es getan. Hatte mich verzehrt. Und ich sie. Wir waren ineinander versunken wie zwei Ufer, die plötzlich zu einem See wurden. Und jetzt? Jetzt stand ich am Rand dieses Sees und wusste nicht, ob ich erneut hineinspringen konnte. Oder ob ich ertrinken würde.

"Und was jetzt?" fragte ich.

Sie schwieg. Schaute auf das zerwühlte Bett. Auf meinen Körper, der noch immer ein wenig bebte von der Lust, von der Nähe. Sie strich mit dem Finger über meine Taille. Eine Geste, die mir das Herz zuwarf - und wieder sinken ließ.

"Ich kann nicht gehen", sagte sie. "Nicht wirklich. Nicht aus diesem Leben. Aber ich kann kommen. Immer wieder. Wenn du mich willst."

Wenn ich sie will. Was für eine Frage.

Ich schaute sie an. Diese Frau mit dem Lächeln einer Sünderin und dem Herzen einer Suchenden. Ich wollte sie. Ja. Ich wollte ihre Lippen auf meiner Haut, ihre Zunge in mir, ihre Finger in meinem Haar. Ich wollte alles.

Aber konnte ich das? Warten? Teilen? Mich verschwinden sehen, wenn ihr Mann sie rief, wenn ihr Kind nach ihr schrie? Konnte ich wieder zu der Anderen werden - nicht wie bei Jakob, in Pornos und Pflichtritualen - sondern im realen, gelebten Versteckspiel?

"Ich weiß nicht, ob ich das kann", flüsterte ich. "Ich habe zu lange auf mich verzichtet. Ich habe zu lange stumm geliebt. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal... Zweite sein kann."

Sie senkte den Blick. Ihre Wimpern zitterten. Und ich wusste: Auch sie kämpfte. Auch sie war zerrissen.

"Vielleicht ist das, was wir hatten, nur für eine Nacht gedacht", sagte ich. "Oder für einen Sommer. Für diesen einen Morgen. Vielleicht ist das alles. Und vielleicht... reicht es."

Aber während ich es sagte, zitterten meine Finger. Denn nein - es reichte nicht. Ich wollte mehr. Ich wollte sie am Morgen neben mir. Nicht mit Lüge im Haar. Nicht mit Abschied im Blick. Ich wollte sie ganz. Und doch wusste ich, dass ich sie nicht bekommen würde.

"Ich kann dich nicht nicht lieben", sagte sie.

"Aber du wirst gehen."

"Ja."

Wir lagen noch lange so. Im Licht. Im Schmerz. In der Wärme.

Dann: ein letzter Kuss. Ein letzter Blick. Ihre Tasche in der Hand. Ihre Schritte auf dem Flur.

Und ich, allein im Bett, spürte sie noch überall. Und fragte mich: War das Liebe? Oder war das nur das Echo meiner eigenen Einsamkeit?

Ich weiß es nicht. Noch nicht. Aber ich weiß: Ich werde sie nie vergessen. Und vielleicht... werde ich ihr verzeihen.

Vielleicht werde ich mich eines Tages sogar wieder öffnen. Für sie. Für eine andere. Für mich.

Denn eines ist gewiss: Ich bin wieder erwacht. Und ich bin bereit, zu fühlen. Auch wenn es weh tut.

Das mit dem Mann, nach Léa - es war anders. Anders als alles davor, anders als alles, was ich mir je eingestanden hätte. Und vor allem: anders, als ich es zugelassen hätte, bevor ich von Léa berührt wurde. Denn etwas in mir war offen. Nicht nur die Haut. Die ganze Struktur. Die innere Mauer war weich geworden, durchlässig. Und ich - Clara, dreiundsechzig, mit Falten, Geschichte und einer Lust, die ich lange als abgeklungen geglaubt hatte - ich war bereit.

Nicht verliebt. Nicht töricht. Aber bereit. Dachte ich.

Er war älter als Léa, jünger als mein Mann. Vielleicht fünfzig. Kein Schönling. Aber seine Hände waren grob, und das mochte ich - in der Vorstellung. Seine Stimme tief, sein Blick fordernd. Wir begegneten uns auf dem Markt. Erst Lächeln. Dann Worte. Dann Wein. Und dann: diese unausgesprochene Übereinkunft, dass ich verwitwet war, allein - also verfügbar. Frei. Freiwild.

Es war in seiner Küche. Schlicht, warm, Zitronengeruch in der Luft. Die Fenster weit offen, ein warmer Luftzug, der über meine Arme strich, während ich dort stand - vor ihm, am Tisch, das Kleid noch an, aber nicht mehr ganz geschlossen. Ich sagte kein Wort. Ich sah ihn an. Und drehte mich um.

Er verstand. Sofort. Oder glaubte es zu verstehen.

Seine Hände an meiner Taille. Groß, fordernd. Kein Streicheln. Ein Zug. Ein Zugriff. Er schob den Rock nach oben - das Geräusch, wie Stoff über Haut gleitet, ließ mich frösteln. Ich hielt den Atem an. Kein Widerstand. Kein Zögern. Ich stand da, über den Holztisch gelehnt, meine Hände an der Tischkante, mein Blick auf das Obst in der Schale vor mir. Und dann: seine Finger am Slip. Ein Rucken. Die Seide rutschte über meine Schenkel. Und ich war nackt. Offen. Bereit?

Nein. Nicht ganz.

Denn da war nichts, was in mir pulsierte. Keine Glut. Kein Flattern. Nur der Gedanke: Jetzt glaubt er, dass er mich haben darf. Weil ich alleine bin. Weil ich willig wirke. Weil ich ja sagte - zu einem Glas Wein.

Er beugte sich nicht zu mir. Kein Kuss. Kein Wort. Nur sein Körper - der sich hinter mir spannte. Sein Atem schwer, mechanisch. Seine Hände an meinen Hüften, zu fest. Er hielt mich, als müsste er mich festnageln, damit er selbst nicht erschlafft. Und ich - ich spürte es. Die angespannte Härte, die er sich abtrotzte. Nur weil ich da war. Weil eine Frau da war. Eine Witwe, noch warm.

Er drang in mich ein. Mit einem Stoß, der mich nach vorn trieb, gegen die Tischplatte. Ich stöhnte - nicht vor Lust. Sondern weil ich wusste, dass ich es tun musste. Damit er glauben konnte, ich wäre dabei. Damit er bei sich bleiben konnte. Steif. Funktionsfähig.

Ich dachte an Léa. An ihre Lippen. An ihren Blick. Und während sein Körper in mir arbeitete, rhythmisch, brutal, sinnlos, stellte ich mir vor, dass es ihre Hände wären. Ihre Zunge. Ihre Stimme, die mich fragte, nicht zwang.

Er stieß weiter. Schneller. Härter. Ein Pochen, das nichts traf. Ich war feucht, ja - aber nur an der Oberfläche. In mir war alles still. Leer. Wie eine geöffnete Tür in einem verlassenen Haus.

Ich kam nicht. Ich atmete flach. Ich machte Geräusche. Für ihn. Damit er kam. Und er kam. Mit einem Laut, der wie Erleichterung klang, nicht wie Ekstase.

Als er sich zurückzog, blieb ich noch stehen. Über den Tisch gelehnt. Mein Körper offen, aber nicht berührt. Ich fühlte seine Samen in mir - nicht wie eine Gabe, sondern wie eine Last.

Ich richtete mich auf. Glättete das Kleid. Drehte mich zu ihm.

"Das war gut", sagte ich. Und in mir schrie etwas. Nicht weil es stimmte. Sondern weil ich mich retten wollte. Weil ich schneller wegmusste, als er glauben durfte.

Er schwieg. Sah mich an. Stolz. Zufrieden. Ich zog meinen Slip hoch, band mir die Haare zusammen, nahm mein Glas Wein.

"Ich gehe jetzt."

Und auf dem Heimweg, der Schritt wund, das Herz still, dachte ich: So fühlt es sich also an, wenn man die Rolle spielt, die die Welt einem zugedacht hat. Die der einsamen Witwe, die gefickt werden will, weil niemand sie mehr sieht.

Aber ich sehe mich.

Und ich schwöre mir: Nie wieder so. Nie wieder für ihn. Nur für mich.

Vielleicht. Irgendwann. Für Léa.

Es begann mit einer Nachricht. Ein Satz, kurz, wie ein Messer. Und doch hatte ich ihn immer irgendwie erwartet.

"Clara - er weiß es."

Ich las ihn immer wieder. Immer leiser, immer eindringlicher.

Er weiß es. Er - ihr Mann. Der Mann, mit dem sie das Bett teilt. Den sie nicht verlässt. Der Vater ihres Kindes. Der Mann, der sie abends küsst, wenn sie nach Lavendel riecht und nach mir.

Ich saß am Fenster. Der Himmel war grau. Nicht vor Regen, sondern vor Erwartung. Meine Brust war eng, meine Haut kribbelte. Nicht nur aus Angst. Auch aus einer tiefen, schmutzigen, unbegreiflich lebendigen Gier.

Ein zweiter Satz kam.

"Ich darf nicht mehr kommen. Außer..."

Da stockte ich. Außer. Das Wort stand da wie ein offenes Fenster. Ich wusste, was danach kommen würde. Noch bevor ich es las. Noch bevor sie es ausschreiben konnte. Ich spürte es in meinem Bauch, in meinem Becken. In diesem schmerzhaft schönen Ziehen, das sich nicht zuordnen ließ - Lust oder Furcht. Hoffnung oder Warnung.

Am Abend dann der Anruf. Ihre Stimme, leise, fast fremd.

"Clara... er will dich kennenlernen. Er sagt, wenn es schon so ist, dann will er es... verstehen. Oder sehen. Oder... er hat nicht gesagt, was er meint. Aber er..."

Ein langes Schweigen.

"Er ist neugierig. Er ist verletzt. Aber... er ist auch auf eine absurde Weise offen. Er stellt sich Dinge vor. Szenen. Und ich weiß nicht, ob ich das ablehnen soll - oder wollen."

Ich saß stumm. Mein Herz raste. Meine Gedanken liefen in Kreisen. Ich stellte mir vor, wie er mich mustert. Wie seine Augen meine Haut durchdringen, weil sie schon in seiner Fantasie von ihr berührt wurde. Ich stellte mir vor, wie ich dort stehe - in ihrem Wohnzimmer. Wie sie mich begrüßt. Wie ihre Hand meine berührt. Und wie er zusieht.

Oder mehr als das?

Will er mitspielen? Will er sehen, wie seine Frau sich mir hingibt - um dann mit uns zu sein? Oder bin ich nur Mittel zum Zweck? Eine Dritte, die durch ihre Existenz den Kick bringt, den die Ehe verloren hat? Bin ich Katalysator, Projektionsfläche, Spielzeug?

Ich stelle mir vor, wie er später von hinten kommt, während Léa mich küsst. Seine Hände an meinen Hüften, sein Blick gierig, sein Körper fordernd. Will ich das? Oder will ich nur Léa - und lasse mich auf ihn ein, weil ich denke, es sei der Preis?

Ich spüre meine Lippen trocken werden. Nicht vor Ekel. Sondern vor innerer Hitze. Denn alles in mir bebt. Vor Frage. Vor Begehren. Vor der Unmöglichkeit, das Eine vom Anderen zu trennen.

Und doch - ich kenne Männer. Ich weiß, wie schnell ihre Lust Besitz wird. Wie schnell eine Frau, die liebt, zur Darstellerin wird. Zur Gezeigten. Zur Benutzten. Wird er Léa ansehen, oder mich? Wird er sich zurückhalten können? Wird er ihr vertrauen? Oder wird er sie nehmen, um zu zeigen, dass sie ihm gehört?

Und ich? Will ich das? Will ich dabei sein? Will ich sie streicheln, während er zusieht? Will ich mich öffnen, dort, wo ich gerade erst begonnen habe, mich zu spüren? Oder verliere ich mich in einem Spiel, das ich nicht beherrsche?

Oder... könnte es anders sein? Könnte es ein Raum sein, wo alles sein darf - zärtlich, neugierig, weiblich? Wo meine Lust nicht gebraucht, sondern geachtet wird? Wo sie mich hält, während er mich sieht? Wo ich mich öffne, nicht weil ich muss, sondern weil ich darf?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mein Körper zittert. Dass meine Brust gespannt ist, meine Haut empfänglich. Ich liege auf dem Bett, die Beine leicht gespreizt, ein dünnes Nachthemd auf der Haut. Kein Mann hier. Kein Druck. Nur meine Finger. Nur meine Erinnerung.

Ich denke an Léa. An ihre Lippen. Ihre Zunge. Ihre leise Stimme, wenn sie mir zwischen die Beine flüstert. Ich spüre, wie mein Unterleib sich hebt. Wie ich feucht werde. Nicht für ihn. Für sie. Nicht wegen der Vorstellung, benutzt zu werden - sondern wegen der Erinnerung, begehrt worden zu sein.

Meine Finger kreisen. Ich atme flach. Ich stelle mir vor, wie sie zwischen meinen Beinen kniet. Wie sie mich mit Blicken öffnet. Wie ihre Hand an meiner Brust ruht, während ihre Zunge tiefer wandert. Ich stöhne leise. Meine Hüften heben sich. Und ich weiß: Das ist kein Mann in mir. Kein Schwanz. Kein Besitz.

Es ist sie. Es ist Léa. Und ich.

Und als ich komme - nicht laut, nicht wild, sondern wie eine Welle in mir - flüstere ich ihren Namen. Und nicht den seinen.

Ob ich hingehe? Ob ich Ja sage? Ich weiß es nicht.

Aber ich weiß, dass ich nicht schweige. Nicht mehr. Ich werde wählen. Nicht für sie. Nicht für ihn. Für mich.

Ich liege auf dem Rücken, die Decke über den Knien, das Fenster einen Spalt geöffnet, und der Abend trägt den Duft von Jasmin und etwas Erdigerem herein - vielleicht der Erde nach einem ersten Sommerregen. Meine Gedanken treiben. Ich hatte nicht vor, mich wieder dorthin zu verlieren. Und doch geschieht es, weil ich kaum an etwas anderes denken kann, seit ich diese Nachricht von Léa erhalten habe. Léa und ihr Mann - ist das normal, versöhnlich, verrückt oder eine Falle gar, was da drinnen zu lesen ist oder angedeutet wurde. Hat sie das aus freien Stücken geschrieben oder hat er sie gezwungen? Hat er sie geschlagen oder aber ... ich bin verwirrt und Szenen und Bilder laufen in mir ab, als wäre ich der Filmriss meiner eigenen Gedanken, von Gefühlen durchstrahlt und mit verlassenen Hoffnungen im zerrissenen Drehbuch.

Was sieht er, wenn er an mich denkt? Was stellt er sich vor, dieser Mann, der mich nie berührt hat und doch über mich nachdenkt, wie ich seine Frau berühre? Ich glaube nicht, dass er ein Bild von mir hat - kein physisches, denn Léa hat nie eines gemacht. So wie ich ja von ihr nie eines geschossen habe, außer dem, was in meinem Herzen verbleiben wird. Ein Bild vom Handy, von der Kamera - nein ... das wäre für beide wie ein Sakrileg gewesen. Also ... welches magische Bild hat er dann von mir. Eine Idee, wie alt ich bin - hat Léa das ihm gesagt, gestehen müssen. Hat es ihn dann geschockt, entsetzt oder aber mit einem Lächeln auf die Lippen versehen. So eines, von dem ich schon kenne, was sich dann in den Gedanken abspielt.

Was, über sechzig. Und Witwe auch. Das heißt dann ganz klar - untervögelt, wohl schon lange nicht mehr was richtiges gespürt zwischen den Schenkeln. Da hört man doch die Gedanken traben ... die braucht es in Wirklichkeit ja endlich wieder mal besorgt. Von einem Mann, so richtig.

Ich versuche, aber ganz anderes zu sehen mit seinen Augen - ja: Mit seinen und nicht mit meinen. Was sieht er wohl am ehesten und wo blickt er hin - wenn es so wäre, dass ich doch zu ihnen komme, weil ich ohne Léa innerlich verglühe?

Léa liegt vor mir. Ihre Beine geöffnet, das Becken leicht angehoben, ein Seufzen auf den Lippen, Bereitschaft in jeder Faser ihres lustvollen Körpers signalisierend. Mein Gesicht versenkt sich zwischen ihren Schenkeln. Meine Zunge - langsam, zärtlich, tastend, meine Lippen suchen und forschend, sie umschließend an ihrer gar so empfindlichen Stelle, die ich an ihr und mir gleichermaßen kenne. Ihr Atem wird schneller, ihre Hände umklammern die Laken oder vielleicht mein Haar. Und irgendwo in diesem Bild - sein Blick.

Worauf richtet er ihn? Auf meine Schultern, die sich bewegen? Auf meinen Rücken, der sich bei jedem feuchten Kreis meiner Zunge leicht spannt, sanfte Schlangenbewegungen auf ihrem Körper, sodass meine harten Nippel auf ihrer Haut entlang schleifen wie eine permanente Lustbarkeit, die er nicht so bieten kann? Oder auf das, was sich unter mir wölbt? Die zarte Öffnung, mein eigenes Becken, das wie ausgestellt daliegt, wenn ich in sie eintauche, mich in ihr verlieren. Bin ich dann das eigentliche Schauspiel? Bin ich der Grund seiner Erregung, weil ich doch neu bin für seinen Blick, seinen Körper und seine Lustbarkeit. Also bin ich nur der Spiegel seiner Besitzfantasie und seiner nächsten erotischen Schritte, die er setzen will, wo er sich vielleicht auch dafür den Freibrief von seiner Frau geholt hat. Hat Léa dem zugestimmt, was er sich vorstellt? Was er an mir, mit mir machen will? Weiß sie es, Frau, wie sie ist?

Wird er hinter mir stehen? Die Hand schon längst an sich gelegt? Oder vielleicht näher, zu nah? Ich spüre die Vorstellung - seine Wärme, seine Gegenwart. Sein Blick, sein Atem, seine Lust und seine Vorstellung, seine Geilheit. Und dann die Frage: Will er mehr? Will er, dass ich ihr Lust schenke, damit er es sich nehmen kann? Bin ich nur der Anfang für ihn? Das Vorspiel zu seiner Vorstellung von Kontrolle?

Ich stelle mir vor, wie er nähertritt. Ich stelle es mir vor, weil ich in dieser Vorstellung ER bin, nicht ich. Weil ich fast denken kann, wie ein Mann das sehen mag: Nicht die zahlreiche Erfahrung von vielen Männern in meinem Leben macht das aus (so viele sind das nun gar nicht), sondern die Art, gesehen zu haben, wie sie sehen und wohin sie blicken. Wie sein Blick tiefer wird. Wie seine Finger mich berühren, zuerst beiläufig, dann fordernder. Ich lasse es zu - in Gedanken. Noch. Denn ich will wissen, wie weit er geht. Und ich will von Léa nicht ablassen - nicht jetzt, wo ich sie so wunderbar zu ihrem sanften Orgasmus hin lecken werde und mit ihr dieses sanfte Leiden mitfühlen will.

Und dann: der Gedanke, dass er mich nehmen will. Von hinten. Während ich noch an Léa bin. Während sie unter mir zittert, mich ruft, in sanften Wellen zu kommen beginnt und sich auf meiner Zunge auflöst. Will er in diesem Moment in mich eindringen? Mich festhalten, dort, wo ich am verletzlichsten bin? Und wo? Zwischen den Schenkeln? Oder weiter? Noch tiefer, noch hintergründiger, an der Stelle, die ich nicht jedem gebe? Dort, wo ich selbst lange gezögert habe, mich selber zu erforschen.

Ist es das, was er denkt? Ist das der Preis, den ich zahlen muss, mit Léa beisammen sein zu können - unter seiner Patronanz. Dass ich, weil ich eine Frau begehre, mich auch ihm unterwerfe? Dass ich, um Léa zu lieben, ihn dulden muss? Ist das sein Kompromiss? Dass ich von ihm genommen werde, um bei ihr bleiben zu dürfen? Auch dort - wo es ihn mit Sicherheit sogar am meisten aufgeilt. Und JA - in dieser Vorstellung kenne ich seinen Blick, sein Begehren, seine Lust in Kombination mit Dominanz und ... JA: er will es mir zeigen und ihr auch, Léa seiner Frau. Wir haben nie darüber geredet, auch nicht andeutungsweise, wie sie es mit ihrem Mann macht - oder wie er es mit ihr treibt. Das war kein Thema, kein Interesse. Darf er das bei ihr? Ich glaube, es zu sehen und erkennen, dass sie dafür nicht zu haben ist. Aber ICH, ich wäre es in seinen Augen sehr wohl - den Freibrief, den er sich selbst ausgestellt hat.

Ein Schauer läuft mir über die Haut. Nicht nur aus Angst. Auch aus dieser dunklen, verbotenen Spannung, die sich genau dort einnistet, wo Lust und Widerstand sich berühren. Würde ich es zulassen? Mich ihm anbieten, um Léa zu behalten? Oder würde ich mich verweigern, gerade deswegen? Und was, wenn meine Weigerung ihre Tür schließt? Wenn mein Nein zu ihm, ein Nein zu ihr bedeutet?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur: Mein Körper antwortet. Mit Hitze. Mit einem Ziehen. Mit einer Gier, die ich kaum zu benennen wage.

Ich streiche mir langsam über die Innenseite des Oberschenkels, tastend, wie eine, die sich selbst fragt, was sie will. Und noch keine Antwort geben kann. Nicht jetzt. Nicht heute.

Aber ich stelle mir vor: Ich knie über Léa. Meine Brüste schwellen, mein Atem geht schneller. Sie stöhnt, bebt, will nur mich. Und er steht da. Draußen. Davor. Beobachtend. Und er weiß - das hier ist unsere Welt. Die von "seiner" Frau und mir - nein, gar nicht "seiner" Frau, sondern ganz einfach Léa. Nicht seine Welt und seine Frau und ... ich atme tief durch, ein innerer Kampf zwischen Traurigkeit, Erleichterung, Hoffnung und Resignation in mir.

Vielleicht ist das mein Kompromiss: Dass ich sie liebe, so, wie nur eine Frau eine Frau lieben kann. Dass ich mich nicht nehme - sondern schenke. Dass ich die Grenze ziehe, wo mein Begehren beginnt.

Vielleicht will ich ihn nicht.

Vielleicht will ich nur gesehen werden - wie ich sie liebe.

Vielleicht reicht das. Für mich. Für jetzt.

Vielleicht auch nicht.

Aber ich weiß: Noch gehört mein Körper mir. Und ich werde entscheiden.

Mit allem, was ich bin.



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