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Veröffentlicht: Jan 18 2013 Gesehen / Gelesen: 25529 / 18003 [71%] Bewertung Teil: 8.82 (85 Stimmen)
Rechte und Pflichten – Es gibt kein schlechtes Wetter

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Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung

Rechte und Pflichten

Der überhasteter Aufbruch wurmte und beeindruckte mich zugleich, sie setzte mich hinter eine Pflicht zurück, aber bewies damit Verlässlichkeit. Während meines Heimwegs ließ ich Revue passieren, was ich seit gestern nachmittag erlebt hatte: Ein "alter Sack" wird von einem "jungen Huhn" becirct, verführt und vernascht, was mindestens schmeichelhaft ist, für gute Laune und dieses lang vermisste Kribbeln im Bauch sorgte. Aber konnte es ihr mit der Frage nach einer Freundin ernst sein, war es ein Testballon oder war ich wie eine Flasche alten Weins zwischen Federweißen? Und wenn ich an die Scharen giggelnder Hühner in Bus und Bahn denke -wenn sie nicht gerade alleinsitzend in ihre Handys kriechen-, oder die Rudel quietschender Discomiezen, die ich früher im Taxi chauffierte; wollte ich mir das anlachen? Könnte ich aus den Eindrücken von Kasse und Strand auf eine tragfähige Beziehung hoffen? Oder sollte ich mich über eine Affäre freuen und einen bald anderen Supermarkt oder andere Zeiten bevorzugen? Wollte ich jemanden an mich heranlassen, der auch noch soviel jünger war? Merkwürdig genug, dass ich die Fragen zuließ und nicht in Bausch und Bogen ablehnte, wie es sonst meine Art war.

Der überhasteter Aufbruch wurmte mich, denn ich musste ihn zugunsten einer Pflicht vernachlässigen. Ich hoffte auf sein Alter und seine Einsicht, dass es sich nicht gegen ihn richtet. Auf dem Arbeitsweg dachte ich über meine Handlungen des letzten Tags nach: Ich hatte einen älteren Mann verführt und mit ihm wunderbar gevögelt, ich hatte Schmetterlinge im Bauch und gegen ziemlich alle meiner Prinzipien verstoßen. Welcher Teufel hatte mich geritten, ihnnach einer Freundin zu fragen und sein Nein mit Genugtuung zu quittieren. Was fand er an mir? Was lag mir an ihm? Wohin sollen Schnacks an der Kasse und Sex am Strand führen? Dann kamen mir wieder die dummem Jungs vom Kiosk in den Sinn, denen die Geilheit aus dem Mundwinkel trof, und seine ruhiges Mitgehen bei einem unglaublichen Angebot. Aber wenn er ein passiver Langweiler ist, dann habe ich auch nichts erstrebenswertes gewonnen. Und wie sollte ich ihn in meiner Wocheneinteilung unterbringen, zwei Jobs fressen mich schon fast auf, Hausarbeit verlangt ihren Teil und Schmetterlinge wollen wenigstens zu gepflegt werden wie das böde Ziepen im Bauch, das sich wieder breitmacht. Neben meine Pflichten habe ich doch auch ein Recht auf etwas Glück, oder? Ich war am Supermarkt angekommen und wischte die Gedanken beiseite.

Es fühlte sich wie ein Kater an und mir verging die Lust, etwas zu kochen, dafür einzukaufen, dann aufzuräumen und abzuwaschen. Also besuchte ich den Döner-Mann, bestellte "extra viel, 'mit alles' und scharf", nahm dazu Ayran mit und aß zuhause auf dem Balkon, schaute in das Gewusel auf dem Markt. Auffällig waren die krakeelenden Vorglüher. Auf den Glockenschlag schaltete ich die Nachrichten ein, aber war nicht recht bei der Sache, bis die Wettervorhersage kam: "Es gibt bis zum Morgen im Westen verbreitet Gewitter, mit starken Böen und Hagelschlag ist zu rechnen. Im Laufe des Tages nähert sich von Westen ein schnell ziehendes Tief mit einer Kaltfront" Das würde einen ungemütlichen Aufenthalt am See versprechen. Ich ging ins Bett, denn mit meiner Laune war ich nicht mehr gesellschaftstauglich.

Es fühlte sich merkwürdig zäh an, wie die Arbeitszeit verstrich. Die Kunden waren zahlreich wie jeden Freitag Abend und kurz angebunden. Keiner hatte ein freundliches Wort oder einen Scherz auf den Lippen, nur Standardfloskeln für den Schein wurden ausgetauscht. Fürs Abendessen wollte ich Nudeln, Pesto, gebratenes Hühnchen und Salat haben, denn ich war ausgehungert. Es gab noch Mairübchen, die mein Kunde so oft kaufte, aus einem sentimetalen Impuls nahm ich sie mit. Mal sehen, was ihm so gefällt. Zum Essen sah ich die betrüblcihe Wettervorhersage. Behiye und Ferda waren nicht zu erreichen, also zog ich mich in meine Kuschelecke zurück, Zeit für 'Harry und Sally'.

In der Nacht tobte ein Gewitter, wie ich am Rande mitbekam. Samstagmorgen weckte mich die Sonne, als ich aus der Dusche kam, war sie weg. Da braute sich noch etwas zusammen, wie sich auf dem Weg zum Bäcker am Himmel deutlich abzeichnete, eine Gewitterzelle nördlich vorbei, aber südwestlich war fern ein graues Band hinter einigen oben ausgefransten Cumuli zu sehen. Die Wetterfee hatte recht, ein Badetag würde das nicht. Bei Kaffee und Croissant überlegte ich, wie dennoch

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